Karantanien war slawisches Siedlungsgebiet. Es wurde auch nicht von Bayern kolonisiert, vielmehr unterwarf sich Borouth als Vasall Odilo, um Schutz vor der Awaren zu erhalten.
Natürlich wurde Karantanien, ab Tassilo III (also nach der Ära des Borouth!), von den Bajuwaren kolonialisiert (=besiedelt!) und die slawische Bevölkerung im Laufe der Jahrhunderte, weitestgehend assimiliert. Eine Assimilierung, ohne dass die dominierende (=bajuwarische) Kultur ein (personelles) Übergewicht hat, hätte kaum funktioniert. Wäre bloß die Oberschicht bajuwarisch gewesen, dann hätte das Ergebnis vielmehr so ausgesehen wie in England, nach der Eroberung durch normannische Ritter.
Dass Karantanien massiv bajuwarisch kolonialisiert wurde, erkennt man z.B.
durch Hilfe der Ortsnamenforschung --> soll heißen, es gibt etliche Orte mit "meiss" oder "greith" als Namensbestandteil, die auf bajuwarische Rodungen hinweisen - aber kaum slawische Ortsnamen, die ähnliches nahelegen würden
--> der Grund dafür: die Slawen siedelten in erster Linie nur auf dem bereits urbar gemachtem Land aus römischer Zeit (das wird auch durch die Bodenforschung untermauert) und sie ließen somit große Teile des Landes brach liegen (und dorthinein stießen später die Bajuwaren vor).
Nach der Niederschlagung des letzten großen Aufstandes der Slawen 822, wurden im großen Umfang bajuwarisch/fränkische Grafen eingesetzt, die mit zahlreichem Anhang anreisten und das Land, auch zwecks intensiverer landwirtschaftlicher Nutzung, mit bajuwarischen Bauern besiedelten. Im Gegensatz zu den Slawen, betrieben diese nämliche die effizientere 3-Felder-Wirtschaft (das guckten sich die Slawen erst später ab).
Abgeschlossen war die der Kolonialisierung folgende Assimilierung im frühen 11. Jahrhundert, wobei sich aber bis ins späte 12. Jh. kleine slawische Sprachinseln hielten (im Süden Kärntens sogar bis heute).
Das ist nur Spekulation, die Frage war vielmehr nach entsprechenden Quellen.
Entschuldige, aber bloß weil dir die Quellen nicht bekannt sind, ist das keine Spekulation. Siehe die bereits oben von mir angeführten Beispiele aus der Forschung.
Ansonsten empfehle ich das (Doppel-)Buch "Die Steiermark im Frühmittelalter", von Hermann Baltl und "Frühmittelalterliche Namen in der Steiermark", von Fritz Lochner. Da wird auf den Themenkomplex sehr umfassend eingegangen.
Nein, das ist eher ältere Forschung, die mittlerweile als überholt gilt. Die Bajuwaren sind schlicht eine bunte Mischung aus Alemannen, Goten, ja auch Markomannen, aber eben nicht nur, romanisierten Kelten, Slawen,...
Es gibt bisher keine These die mehr Substanz hätte, sondern nur ähnliche gelagerte Ratespiele. Wer eine exakte Wissenschaft vorzieht, der muss die Geschichtsforschung meiden, und in den Bereich der Technik und Naturwissenschaften wechseln
Grundsätzlich zwar richtig, bevor jetzt aber ein falscher Eindruck entsteht: Nein, es gibt keine entsprechenden Erbgutuntersuchungen im wissenschaftlihcen Sinne. Zur Zuordnung zu Volksgruppen mittels Genuntersuchung wurde hier an anderer Stelle bereits ausführlich geschrieben und eine entsprechende Aussagekraft im Sinne einer Interpretationsmöglichkeit des Untersuchungsergebnisses ist schlicht nicht gegeben.
Es ging mir auch nicht um Genuntersuchungen, also um "Erbgut" in diesem speziellen Sinn, sondern um die nachgewiesenen, vielfältigen und oft starken kulturellen Einflüsse auf die Bajuwaren, welche Bodenfunde nahelegen.