Japan beherrschte zum Zeitpunkt der Atombombenabwürfe und seiner Kapitulation noch immer die meisten Inseln im Pazifik, Korea, Taiwan und Teile Chinas (eigentlich den gesamten chinesischen Osten) sowie die ehemals europäischen Kolonien in Südostasien (heute Vietnam, Indonesien, Siam, Teile von Birma/Myanmar etc.). Richtig ist natürlich, dass Japan nicht in der Lage war, so schnell nachzurüsten, wie die Amerikaner und daher gegen Ende des Krieges die Frachtflotte nicht mehr sichern konnte, um die Versorgung Japans sicherzustellen.
Die Japaner beherrschten die Gebiete, in denen sie sich noch befanden, nicht mehr wirklich.
Auch brach die Guandong-Armee, trotz verzweifelter Gegenwehr, als die Rote Armee gegen sie antrat, förmlich in sich zusammen.
Zu den Inseln herrschte kaum noch Verbindung, da die japanische Handelsflotte schon vor Kriegsende nicht mehr existierte. Die Amerikaner begannen sofort bei Kriegsbeginn den uneingeschränkten U-Bootkrieg gegen Japan. Die Japaner selbst unterschätzten diesen und unternahmen keinerlei Gegenmaßnahmen, weshalb ihre Versorgungsschiffe zu schutzlosen Zielscheiben wurden.
Du verweigerst dich immer noch einer sachlichen Bewertung des Abwurfs ("Falken"). Ein Sachurteil muss aber einem Werturteil vorausgehen! Nimm einfach mal an, du hättest nur lupenreine Demokraten um dich rum (und red dich nicht damit raus, dass diese Annahme utopisch sei!), die das Beste für die Menschheit wollten, nun aber in einem, ihnen aufgezwungenen Krieg vor der Frage stünden: Atombombe oder unsere Soldaten?
Und bedenke: Jeder Tag, den der Krieg länger dauert, kostet deinen Soldaten das Leben (und nicht nur denen, aber die chinesischen, koreanischen etc. Opfer der japanischen Besatzungsmacht dürften in den Überlegungen Trumans und der amerikanischen Militäradministration allenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt haben).
Das die Atombomben den Krieg beendeten und dadurch vielen Soldaten, auch japanischen, das Leben rettete, wollte ich nicht in Abrede gestellt haben.
Mein Problem ist aber eher, dass weniger ein Tor geschlossen (Beendigung des Krieges) als ein neues Tor aufgestoßen (Atomkrieg) wurde. Sicher, das vorrangige Ziel war im August, den Krieg zu beenden und nicht noch mehr amerikanische Soldaten dafür zu opfern. Allerdings glaube ich schon, dass man dort bewusst auch etwas viel weitreichenderes tat, als einfach Japan zum Frieden zu zwingen. Der neue Gegner, die Sowjetunion war ja schon längst ausgemacht. Das diese irgendwann ebenfalls diese Bombe besitzen würde... ich denke mal, das wusste man. Das es dann, auch dank Spionage, so schnell geschah, sicher nicht unbedingt. Allerdings, man hatte eine Schwelle überschritten. Der Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen eine Zivilbevölkerung. Wenn man dann selbst den Einsatz dieser Waffe moralisch legalisiert, dann musste man im Umkehrsinn erwarten, dass der zukünftige Gegner diese Schwelle gar nicht mehr zu überschreiten braucht und ein Krieg zwischen den Großmächten nicht mehr mit Soldaten sondern mit Atombomben gegen die jeweilige Zivilbevölkerung ausgetragen würde.
Wegen des Vergleiches mit dem toten Mann: Die B-29 konnten völlig ungeschützt ihre Ziele anfliegen. Kein Flakfeuer, keine Abfangjäger. Für mich stellt sich da die Frage; wie gefährlich jemand sein kann, der seinen Luftraum nicht einmal gegen ein einzelnes Flugzeug zu schützen vermag. Die Frage ist aber rein rethorisch.
Das Japan nach diesen Abwürfen wirklich kapitulierte, war zudem nicht sicher, denn z.B. hätte der Staatsstreich am 15. August auch gelingen können. Es stand auf Messers Schneide.
Was ich eigentlich nur sagen möchte ist, es hätte sicher auch andere Wege als die für die Zukunft folgenreiche Atombombenabwürfe oder eine verlustreiche Invasion gegeben. Vorausgesetzt, man hätte gewollt.
Ich möchte auch Demokraten nicht von moralischen Bedenken befreit sehen.