Wenn ich dich falsch verstanden habe, dann entschuldige bitte. Aber mir ist einfach nicht klar, warum trotz der expliziten Bezüge zu den beiden genannten Flüssen Weichsel und Elbe der Berg Asciburgium so weit nach (Nord)-Westen verlegt wird.
Wir haben uns daran gewöhnt, die Germanienkarte des Ptolemaios von der Rhein/Donau Linie aus zu lesen. Wir suchen uns einen bekannten Ort/Fluss und suchen in seinem Umkreis nach uns bekannten Toponymen. Die Vorstellung, dass die Daten innerhalb Germaniens nur schlechter werden können bestärkt uns in diesem Vorgehen.
Es ist nur so, daß Ptolemaios in Alexandria weilte und wahrscheinlich Daten verwendete die auf diesen Ort bezogen waren. So sind die Längenangaben der bedeutenden Städte im 8. Buch der Geographie in Stundenwerten östlich/westlich von Alexandria angegeben.
Schaut man also nicht von der Rhein/Donau Linie auf Germanien sondern von Alexandria aus. dann ist der Rhein 10° nach Westen verschoben. Das Bernsteingebiet in der Ostsee (Chronos-Mündung) aber nur 0,95°. Die Insel Scandia identifiziert mit der Südspitze Schwedens etwa 1,2°. Die Nordspitze Jütlands 0,91° und selbst Schottland und die Orkaden sind nur 0,10°- 2,33°. Diese Toponyme, die größtenteils mit der Fahrt des Pytheas vereinbar sind, machen also die generelle Längenüberdehnung in den Karten
nicht mit. Paradoxerweise muß man also sagen, daß diese Pytheas-Toponyme die
genauesten Längenwerte in den Europakarten des Ptolemaios sind. Wenn wir also von der Rhein/Donaulinie ausgehend auf Germanien blicken, muß uns bewusst sein, daß wir dort bereits 10°(1111km) zuweit
westlich von Alexandria sind. Wir gehen wie selbstverständlich davon aus, daß alles Toponyme, die wir von unseren Fixpunkten aus innerhalb Germaniens suchen diesen 10° Längenfehler geerbt haben.
Diese Annahme kann/wird aber falsch sein, wenn Ptolemaios das Toponym nicht vom Rhein aus verortet hat, sondern von der Ostsee aus.
Wenn man nun die Längenentfernung der Endpunkte der Mittelgebirgszone
Wiehengebirge-Osning-Harz zwischen Ibbenbüren-Pregel-Mündung (12,3° Entfernung) und Halle(Saale)-Pregel-Mündung (8° Entfernung) mit den Längenentfernungen des Asciburgium-Gebirges bezogen auf die Chronos(Pregel)-Mündung vergleicht erhält man nur Abweichungen bis max. 2°. Das heisst, ein Asciburgium-Gebirge identifiziert mit
Wiehengebirge-Osning-Harz hätte von der Längenverzerrung Anschluss an die Präzision des Ostseebereichs(!) und nicht der Rhein/Donaulinie.
Die Quelle der Weichsel ist aber schon von der 10° Westverzerrung der Rhein/Donaulinie betroffen, so daß sich hier zwei unterschiedliche Kartenbereiche zu überlagern scheinen. Die Weichsel und einige Stammesnamen deuten auf eine Interpretation als Riesengebirge. Breitengrade und Name(Asciburgium) deuten eher auf die Mittelgebirgszone
Wiehengebirge-Osning-Harz.
Um das noch einmal deutlich zu sagen. Von der Rhein/Donaulinie gesehen ist weder eine Identifizierung mit dem Riesengebirge, noch mit dem Osning möglich ohne grössere Längen oder Breitenverzerrungen anzunehmen. Nur die Sichtweise von der Ostsee ausgehend kann einen Anschluss an einen Verzerrungsbereich liefern. Das heisst die hypothetische Identifizierung des Asciburgium-Gebirges mit der Mittelgebirgskette von Wiehengebirge-Osning-Harz unterstellt dem Ptolemaios die
wenigsten Fehler. Es ist also keine zurechtgebogene Spezialrechnung eines Varusforschers, obwohl ich mich gerne so nennen lasse, sondern die mit der grössten Wahrscheinlichkeit.
Ich erkläre die Verzerrungen der Germanienkarte quasi allein aus dem Konstruktionsprozess, was bisher in der Literatur noch niemand versucht hat, wie mir Prof. Pápay
mitteilte.
Bei dem Thema ist es wie beim Lottospiel. Zwei mal drei Richtige ergeben keinen Hauptgewinn. Man kann sicherlich für jedes Toponym eine Geschichte/Rechnung erfinden um eine gewünschte Identifizierung zu erhalten. Die Wahrscheinlichkeit das man dabei richtig liegt erhöht sich aber nur wenn man mit der selben Rechnung weitere Toponyme erklären kann.
Mit meiner Theorie des zweiten Grundspfeilers in der Ostsee kann ich zusätzlich auch die Verzerrung Schottlands und Jütlands erklären und letztlich auch den Hellweg sichtbar machen, in dem ich z.B. Luppia an der Lippe und Novaesium am Rhein verorten kann.
Einfacher kann ich dieses Thema leider nicht vermitteln.
Gruß
jchatt