NB: Die Zeitungsartikel, die du eingestellt hast, sind ja auch Lachnummern für Magazine, die sich immerhin mit Wissenschaft befassen wollen, wenn auch allgemeinverständlich.... Das Spektrum der Wissenschaft füllt mit dem Artikelchen nicht mal ne halbe Seite und reiht Allgemeinplätze, dafür wird bezüglich der erwähnten Untersuchung weder Roß noch Reiter benannt.
Der Artikel aus dem Bild der Wissenschaft ist die Härte --- zum einen gelingt es der Autorin auch in einem längenmäßig gut überschaubaren Artikel nicht, diesen sprachlich unfallfrei über die Bühne zu bringen. Zum anderen führt sie einen Hamburger Prähistoriker Hans Ziegert an. Allerdings ist der kein Prähistoriker, heißt nicht Hans und das prähistorische Amerika ist auch nicht sein Fachgebiet. Der in Hamburg vorhandene Ziegert wird vermutlich angesichts des 'Allgemeinzustands' dieses Artikels keine Korrektur eingefordert haben...
Liebe Ingeborg, ich will mich hier nicht in Medienkritik üben. Der Umstand, dass die Texte aus dem Spiegel oder aus Bild der Wissenschaft journalistisch nicht gehobenen Ansprüchen genügen, sehe ich allerdings auch nicht als Beweis an, dass die in den Texten behaupteten archäologischen Daten sämtlich falsch sind oder auf Messfehlern oder Ungenauigkeiten oder Verunreinigungen beruhen. Journalistische Unsauberkeiten stellen sicher nicht den archäologischen Befund in Frage. Zum Beispiel der Wiki-Beitrag über Pedra Furada, den ich ebenfalls verlinkt hatte, geht unter anderem auch auf diese Kritik ein. Am Ende steht aber, dass die Funde trotzdem sehr viel älter sind als sie sein dürften, wenn die Einwanderung über die Beringbrücke erfolgt wäre – gleichgültig ob sie über Land oder durch küstennahe Seefahrt erfolgt wäre.
Damit sind wir wieder bei dem zentralen Punkt: Die Diskussion wird so geführt, weil es einfach ein Paradigma ist, dass Menschen damaliger Zeit unmöglich mehr als küstennahe Seefahrt zustandegebracht zu haben können. Ich habe jetzt mehrfach auf Kreta verwiesen, wo Quarz-Werkzeuge gefunden wurden, die möglicherweise älter als 100.000 Jahre sind. Ich habe auf Australien verwiesen, wo erste Besiedlungsspuren mindestens 30.000 Jahre alt sind. Und selbst wenn der Meeresspiegel in der Eiszeit 120 Meter tiefer gelegen hat: Weder Kreta noch Australien waren zu erreichen, indem man durch flaches Wasser watete. Wer Australien erreichen wollte, musste zum Beispiel den Timor-Graben überwinden. Und der ist über 3000 Meter tief und an die 100 Kilometer breit. Keine Eiszeit hat diesen Graben überbrückt und keine Eiszeit hat ihn für „küstennahe Seefahrt“ passierbar gemacht. Weder Kreta noch Australien waren je vom nächsten möglichen Siedlungsgebiet aus mit bloßem Ausge sichtbar.
Das Gegenargument, dass hier Messfehler oder Differenzen zwischen kalibrierten und unkalibrierten Messungen die Ursache sind, ist einfach zu dünn.
Noch zwei kurze Anmerkungen zu den Thesen, dass zwischen Solutreen und Clovis eine nachweisbare und deutliche Lücke klafft und dass die Ähnlichkeit zwischen beiden Kulturen nur in der Tatsache bestehe, dass beide Stein bearbeitet haben:
Es war ja wohl etwas mehr als nur die Tatsache, dass Steine bearbeitet wurden, die zu der Idee führten, Solutreener und Clovis-Leute könnten Kontakt gehabt haben. Und in dem folgenden Text wird auf Funde aus Amerika verwiesen, die angeblich deutlich älter sind als alles, was bislang zu „Clovis“ gerechnet wird. Da ist von 19.000 Jahren die Rede. Wenn die Zahlen stimmen, waren die Solutreen-Leute Zeitgenossen der Bewohner von Meadowcroft.
Meadowcroft ? Wikipedia
Ist alles natürlich kein Beweis für seefahrende Solutreener. Es legt nur den Verdacht nahe, dass Seefahrt bei den Leuten nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann.
MfG