Der Hinweis mit dem russischen Geld für Poincares Wahl zum Präsidenten entstammt aus Iswolskis Aufzeichungen.
Das jetzt auch McMeekin als fragwürdig dargestellt wird, war ja zu erwarten.
McMeekin ist ein Verschwörungstheoretiker, allerdings leugnet er nur den Genozid an den Armeniern, würde er weiter gehen, wären seine Schriften auf dem Index... davon abgesehen habe ich ja beschrieben wo genau er falsch lag, und es nicht nur dabei belassen ihn nicht als Quelle zu kritisieren.
Nichts darf die deutsche Hauptschuld in Frage stellen, an der ja schon Clark mächtig gerüttelt hat.
Clark hat an gar nichts gerüttelt, er hat lediglich ganz entscheidende Punkte weggelassen, um das Deutsche Reich (und Österreich-Ungarn) in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Warum er so bejubelt wird sowie der generelle Trend die Kriegsschuld bzw. -ursachen auf alle zu verteilen, hat tagespolitische Ursachen.
Germany intervenes in WW1 commemoration debate - Telegraph
MAX HASTINGS: Sucking up to the Germans is no way to remember our Great War heroes, Mr Cameron | Mail Online
Der Anlass war doch wohl dier Ermordung von Franz Ferdinand oder bekomme ich da jetzt etwas durcheinander.
Die Ermordung war der Vorwand und ein günstiger Zeitpunkt um eine deutsche Hegemonie über Europa zu erkämpfen. Gleichzeitig wollte Österreich-Ungarn seine Macht über den Balkan ausdehnen.
Aus Graf Bertholds Tagebuch, 5.Mai 1913:
"Alle letzten Kriege seien gewonnen worden von jenen, die sich Jahre darauf vorbereitet [...]. Wir [gemeint ist also Österreich-Ungarn] sollten uns auf einen Krieg vorbereiten, der uns Serbien und Monenegro und Nordalbanien, Italien Valona, Deutschland des Sieg über den Panslawismus zu bringen hätte"
(Zit nach: Hantsch, Hugo, Leopold Graf Berchtold, Wien 1963, S. 420.)
Die Ursachen reichen wesentlich weiter zurück und da sind alle Großmächte ganz gewiss keine Unschuldlämmer.
Die Ursachen sind die Bestrebungen deutschlands eien Hegemonie über Europa zu errichten, sowie das Bestreben Österreich-Ungarns, eine Hegemonie über den Balkanraum zu errichten.
Die anderen Großmächte waren an einem Status Quo interessiert.
"Der Krieg zwischen Ost und West sei auf die Dauer unvermeidlich und wenn dann Österreich-Ungarn in seiner Flanke der Invasion einer respektablen Militärmacht ausgesetzt sein, so könne dies für den Ausgang des Völkerringens verhängnisvoll werden. [...] Und wenn sie [also die Österreicher] glauben, daß ihr Heil von Belgrad zu erwarten sei, dann müsse ihnen dieser Glaube genommen werden. Mit Serbien könne es für Österreich-Ungarn kein anderes Verhältnis geben, als jenes der Abhängigkeit des Kleineren vom Größeren. [...] [Der Kaiser - Wilhelm II - könne sich keinerlei andere Ordnung vorstellen], als die Vormachtstellung der Monarchie gegenüber allen dortigen Staatswesen".
(Bittner, Ludwig, Übersberger, Hans (Hg), Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des Österreich-Ungarischen Ministeriums des Äußeren, Bd. 7, Leipzig 1930, Dok. 8934: Bericht Berchtolds nach Wien, 28.10.1913.).
Und die serbissche Regierung wußte von den Plänen der Mörder und hat aktiv nichts dagegen unternommen.
Das ist 1.) nicht bewiesen, und 2.) egal, da der Krieg ohnehin bereits geplant war.
Die Mobilmachung der Österreicher richtete sich weder gegen Russland noch gegen Frankreich, sondern gegen Serbien.
Russland hat aber klar gemacht, es werde keine Demütigung Serbiens akzeptieren. Daß ein Krieg gegen Serbien Krieg mit Russland bedeutet, war allen Beteiligten klar. Der britische Außenminister Grey fragte ja nicht umsonst am 29. Juli 1914 in Berlin an: "suggest any method by which the influence of the four Powers could be used together to prevent a war between Austria and Russia." Dieses wie alle anderen Vermittlungsangebote wurden deutscher- österreichischerseits abgelehnt. Weil man Krieg wollte.
Die versteckte russische Mobilmachung, die sehr frühzeitig begonnen hatte, richtete sich hingegen gegen österreich-Ungarn und damit griff formal der Vertrag von 1879.
Wie gesagt, Russland war nicht bereit Serbien zu opfern und reagierte auf die Bedrohung die von Österreich-Ungarn ausging.
Ohne Frage, die deutsche Schuld in Form des Blankoschecks und Berchtholds Forcierung der Krise ist gewiss nicht unerheblich. Aber die Russen wollten genau wie die Österreicher diesen Krieg un die Franzosen haben sie munter dabei unterstützt, genau wie die Deutschen die Österreicher.
Letzteres ist typisch linke Propaganda (welche ironischerweise von den nationalen Erzfeinden übernommen wurde) die jedem liberal-kapitalistischem Staat die gleiche Kriegslust zuschreibt...
"In Deutschland bestand die Befürchtung, daß wir nicht mitgehen würden, wenn uns der Anlaß des Krieges ferner liegen würde. In Algeciras waren wir noch Sekundanten, später nicht mehr, sondern in der Marakkokriese nicht standhaft zu Deutschland. Krieg mußte aber, wie die Dinge sich durch die Schuld der deutschen und österreichisch-ungarischen Diplomatie entwickelt hatten, kommen. Daher ergriff Deutschland nach dem Mord in Sarajewo die Gelegenheit beim Schopfe und benutzte den Anlaß, der sich auf österreichischen Seite ergeben hatte. Das ist die Geschichte des Krieges"
(ÖStA, HHS, Nachlaß Baernreither, K6: Tagebücher, Eintrag vom 2.12.1914.).
"Der Kampf zwischen Slawen und Germanen ist nicht mehr zu umgehen, er kommt sicher. Wann? Das findet sich"
(Lepsius, Johannes, u.a. (Hg), Die Große Politik der Europäischen Kabinette, 1871-1914. Sammlung der Diplomatischen Akten des Auswärtigen Amtes, Berlin 1922(ff), Bd. 34 II, S. 811: Schlussbemerkung Wilhelms II. zum Schreiben Pourtalès an Bethmann-Hollweg, 6.5.1913.).
"Unsere [also Deutschlands] Haltung denke ich mir, le cas échéant, so; Wir erklären in Petersburg, daß österreichisch-montenegrinische und österreichisch-serbische Konflikte Auseinandersetzungen lokaler Natur seien, in die die anderen Mächte keinen Grund einzugreifen hätten und deshalb ruhig bleiben müßten. Dieselbe Erklärung müßten wir auch in Paris und London abgeben mit Andeutung der unausbleibenden Folgen, die eintreten müßten, wenn Rußland Österreich angreift. Es ist für uns sehr wichtig, die Rolle des Provozierten zu haben [...]"
(BAB, AA, GW (Gesandtschaft Wien), Geh. III, Ganz geh. Sachen 1891-1921: Jagow an Tschirschky, 28.4.1913.)
„England könne es nicht dulden, daß Deutschland die Vormacht des Kontinents werde und d[ies]er unter seiner Führung sich vereinige!! Skrupellos, roh und englisch! […] Es ist eine moralische Kriegserklärung an uns. Meine Instanzen sind alle informiert und militärisch gilt für die Vorbereitungen [zum großen Krieg] England jetzt als unser Feind. […] Damit ist Marschalls Arbeit und Lichnowskys Mission à limine bereits erledigt. Denn beider Auftrag war, die Neutralität Englands uns jedenfalls für den Konfliktfall mit Rußland-Frankreich zu sichern […]. [Als Gegenmaßnahmen verordnete der Kaiser zudem] mehr Schiffe und Soldaten […], denn es geht um unsere Existenz […]: Hier geht England kaltblütig im Kampfe der Germanen gegen die Slavische [sic!] Überflutung gegen ihre eigene Rasse! Militärisch ziehen wir bereits die Kosequenzen und machen uns auf alles gefaßt“
(PA³, Nachlass Eisendecher, Nr 1/1-7: Wilhelm II. an Eisendecher, 12.12.1912.)
"Das [sic!] wir den Krieg auf die klipp und klare Äußerung sowohl Kaiser Wilhelms wie des deutschen Reichskanzlers beschlossen haben, daß sie den Moment für geeignet halten und es mit Freude begrüßen, wenn wir ernst machen."
(ÖStA, PA, Kr500, XXXXVII: Tisza an Berchtold, 11.9.1914.)
Lesenwert:
http://personal.lse.ac.uk/ritschl/pdf_files/pityofpeace.pdf
http://www.univ-orleans.fr/leo/images/espace_commun/seminaires/semmar2014/WP_218.pdf
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