Sepiola
Aktives Mitglied
Ja, das war und ist sicher wahr. Irgendwo habe ich dieser Tage gelesen, dass auch Mönche, die Texte kopierten, teilweise gar nicht lesen konnten, sondern Buchstaben einfach abmalten. Das war kein Nachteil, denn so hat man eine exaktere Kopie erhalten, als wenn jemand, der lesen und vielleicht das Gelesene auch verstehen konnte, den Text übertragen hatte.
Ähnliches wird hier behauptet:
Mit Federkiel und Schlehentinte | Bistum Hildesheim
Ich frage mich, wer sich diese These aus den Fingern gesogen hat.
Wir haben hier im Forum ja öfters Anfragen von Leuten, die Probleme mit handschriftlichen Dokumenten in deutscher Kurrentschrift haben. Wenn sie einen Scan in guter Auflösung liefern, kann ihnen meistens geholfen werden - von Forumsmitgliedern, die in dieser Schrift lesekundig sind.
Man muss sich nur mal fragen, was passieren würde, wenn die Leute die Dokumente nicht direkt scannen könnten, sondern gezwungen wären, sie abzumalen. Wahrscheinlich wäre das Ergebnis dann völlig unleserlich, wohl ähnlich wie das, was manche Maschine "liest" - kürzlich fand ich bei Google folgenden Satz:
quod proprz'um est z'psz'us, amph'us ez'us fierz'non polesl
Gemeint ist:quod proprium est ipsius, amplius eius fieri non potest
Gibt es denn irgendeine belastbare Quelle für die Behauptung, dass in den Skriptorien Texte von Analphabeten kopiert wurden?
Der einzige vorstellbare Vorteil: Analphabeten können keine bewussten Ver(schlimm)besserungen vornehmen. Dieser Vorteil wird aber durch alle anderen Nachteile sicherlich mehr als aufgewogen.