Aber während zu paganer Zeit der Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung verhältnismäßig hoch war, ging es damit in der christlichen Zeit bergab. Eine der Gründe war es, dass Bischöfe den Nachwuchs nur noch für ihren eigenen, kirchlichen und staatlichen Bedarf förderten, für alle anderen gab es keine Lehrer und dementsprechend auch keine Schüler mehr – und weil Nichtkleriker bald nicht mehr lesen konnten, brauchte man für sie auch keine Bücher und natürlich auch keine Bibliotheken mehr.
Und ein wesentlich bedeutenderer Grund, den du allerdings, sicher vollkommen unabsichtlich unterschlägst, ist derjenige, dass sich das Leben insgesamt durch die Auflösung oder jedenfalls starke Verkleinerung der städtischen Zentren durch die Umbrüche in den wirtschaftlichen Grundlagen in den ländlichen Bereich verlagerte, sich das Verhältnis von Land- zu Stadtbevölkerung bedeutend in Richtung Landbevölkerung verschob und die Landbevölkerun im Gegensatz zur städtischen Bevölkerung in keiner Weise zentral durch Bildungseinrichtungen oder Bibliotheken erreichbar war, da vollkommen unrealistische Anreisewege oder extrem hoher Bedarf an Einrichtungen gegenüber einen sehr kleinen erreichbaren Publikum, der schlicht nicht leistbar war, weil die Ressourcen das nicht hergaben.
Ist vielleicht ein ganz kleines Bisschen bedeutender, als die teuflischen Machenschaften der pösen pösen christlichen Kleriker.
Im Übrigen auch im antiken Rom lief Bildung (vor allem höhere) selbstredend auf die Vorbereitung für irgendeine Laufbahn hinaus.
Es konnte niemand Lehrer werden/sein, der den beiden Kirchen (katholisch oder evangelisch) als politisch oder sittlich unwürdig für den Lehrerberuf erschien.
Überraschung: Wer als potentieller politischer Umstürzler gilt, wird auch heute nicht verbeamtet und als Lehrer angestellt.
Ganz ohne kirchliche Oberaufsicht.
Die Kriterien wann jemand als ungeeignet gilt, mögen in beim Staat etwas andere sein, als bei der Kirche, aber das Prinzip ist das gleiche.