Zur Auflösung des Reichstags war ein Beschluss des Bundesrats erforderlich, zusätzlich die Zustimmung des Kaisers.
Die Auflösung des Reichstags war ein zweischneidiges Schwert. Ob ein Regieren via "Reichstag so lange auflösen, bis dieser gefügig würde" eine realistische Option gewesen wäre, darüber mag spekulieren, wer will.
Bedenkt man allerdings Preußens Gewicht im Bundesrat, das überkommene preußische Wahlrecht und den Einfluss der Monarchen der Einzelstaaten (die ja durchaus auch am Erhalt ihrer Rechte interessiert waren) auf die entsprechenden Landesregierungen, wäre so etwas möglicherweise nicht gänzlich unrealistisch gewesen, zumindest was den Versuch angeht.
Ob das sinnvoll gewesen und lange gut gegangen wäre, da möchte ich gar nicht herumfabulieren, ich sehe darin einfach eine Konstellation die es unter Umständen ermöglicht hätte Bismarcks "Lückentheorie" wieder aus der Mottenkiste zu holen, so lange das Recht zur Auflösung des Reichstags nicht überarbeitet wurde.
Das ist im Prinzip richtig. Allerdings muss man sich fragen (und hat man sich auch gefragt), wer Wilhelm II. hätte nachfolgen können. Der Kronprinz war bestenfalls aus demselben Holz geschnitzt bzw. galt als schlimmer als der Alte.
In Ungarn war es so, dass die Habsburger abgesetzt wurden und man dann eben keinen Monarchen mehr hatte. War nun die Monarchie abgeschafft oder nicht? Formell blieb Ungarn ein Königreich bis 1946!
Das Ungarn den etwas eigentümlichen Weg ging sich de facto zu "Monarchie mit vakantem Thron" zu erklären ist mir bekannt, allerdings erfand sich Ungarn mit Miklós Horthy ab 1920 auch einen "Reichsverweser" als Platzhalter.
Das der Kronprinz keine besonders gute Figur gemacht hatte und die Kinder von KW II., wie auch ein Großteil der anderen Fürsten durch den Krieg kompromittiert waren und als Kandidaten eher ausfielen, ist sicherlich richtig, man hätte die damit verbundene Personalfrage allerdings analog zu Ungarn mit einem entsprechenden Platzhalter aufschieben können, bis die durch den Krieg und andere Skandale nicht kompromittierten Enkel von KW II. alt genug gewesen wären die Rolle einnehmen zu können.
Genau so hätte man darauf abzielen zu können, den vakanten Thron zum Gegenstand und Verhandlungsobjekt für einen Friedensschluss oder die Verbesserung der Beziehungen danach zu machen und die Krone beispielsweise einem Mitglied des britischen Königshauses anzutragen, um die Beziehungen zu verbessern und etwas Vertrauen wieder herzustellen.
Sowas wäre in der europäischen Geschichte ja nicht ohne Beispiel gewesen, im Besonderen auch in der Englischen nicht.
Ist natürlich auch wieder reiner Spekulatius.
Darum geht es mir aber eigentlich auch gar nicht, ich hatte vor allem noch einmal Bezug darauf genommen, weil sich
@Turgot an anderer Stelle fürchterlich über Wilsons Noten an die Reichsregierung aufgeregt hatte, weil er den Inhalt dahingehend interpretierte, dass Wilson der deutschen Seite damit mehr oder weniger die Revolution und eine andere Staatsform aufdiktiert habe und das an entsprechender Stelle schon einmal Streitpunkt war.
Ich verstehe die Wilson'sche Formulierung eigentlich eher als Forderung nach der vollständigen Parlamentarisierung, ggf. der Abdankung des KWII., aber unbeschadet der Institution der Monarchie überhaupt und somit durchaus nicht als Versuch in die innerdeutschen Verhältnisse über Gebühr hinein zu regieren.
Ich verstehe sie ferner auch als die Forderung die politische Macht des Militärs zu beschneiden, denn spätestens mit dem Sturz Bethmann-Hollwegs musste eigentlich auch die Marginalisierung der zivilen Reichsleitung im Ausland offensichtlich sein.