Auch aus einer anderen Sicht ähnelte dieser Krieg dem I. Weltkrieg (1914-1918). Es gab auch da verschiedene - und verquere! - Allianzen unter den damaligen europäischen Großmächten.
Verquer war daran eigentlich überhaupt nichts.
Großbritannien lag mit Frankreich wegen der Verhältnisse in Ohio über Kreuz, Frankreich brauchte Zugang zum Territorium des Heiligen Römischen Reiches, um Kurhannover ggf. als Faustpfand besetzen zu können, Großbritannien suchte eine Macht auf dem Festland, die ggf. in der Lage wäre Hannover zu verteidigen und das gannze verband sich mit den preußisch-österreichischen Konflikt um Schlesien.
Besonders frappierend ist für mich dieser Einmarsch in Sachsen, der angeblich einem Einmarsch der Sachsen nach Preußen und/oder Schlesien zuvorkommen sollte.
Nicht einem Einmarsch der Sachsen, sondern einem Krieg Österreichs im Bündnis mit Sachsen gegen Preußen.
Und angesichts der damaligen Situation der europäischen Kabinette war das damals nicht einmal weit hergeholt.
Habsburg hatte sich inzwischen einigermaßen vom Österreichischen Erbfolgekrieg erholt, Maria Theresia wollte sich Schlesien zurückholen, die sich ergebende Trippelallianz Wien-Paris-St.Petersburg schien dafür eine günstige Gelegenheit zu eröffnen und im Hinblick auf Sachsen, sollte man dabei nicht übersehen, dass zu Beginn des Siebenjährigen Krieges sich Sachsen noch immer in einer Personalunion mit Polen und Litauen befand, so dass man dem sächsichen Herzog mit einigem Recht ambitionen dahingehend unterstellen konnte über einen Zugewinn von Teilen Schlesiens oder der Mark Brandenburg eine Landverbindung Sachsens nach Polen zu sichern.
Interesse an der brandenburgischen Exklave Cottbus konnte man Sachsen ebenfalls mit einigem Recht unterstellen (die umgebende Lausitz gehörte damals zu Sachsen), wie auch im Allgemeinen eine Schwächung Brandenburgs, zumal von sächsicher Seite auch unterstellt werden konnte, dass man von preußischer Seite her auf eine Landverbindung zwischen Pommern und Ostpreußen schielen würde, was wiederrum gegen die polnischen Interessen des sächsichen Herzogs gehen musste.
Eine enge Anlehnung Sachsens an Friedrichs Erzfeindin Maria Theresia war damit gegeben und es bestand durchaus die Gefahr, dass Sachsen bei einem Österreichischen Versuch sich Schlesien zurück zu holen auf Seiten Österreichs mitgehen würde um selbst Beute machen zu können, was den Österreichern im Kriegsfall den Weg nach Berlin sehr weit bereitet hätte (wenn man sich den damaligen Grenzverlauf ansieht).
Mir scheint, als ob Schlieffen, auch ein Preuße, es mit seinem Plan dem Friedrich dem Zweiten gleichtun wollte.
Ich frage mich, was Schlieffen damit zu tun haben soll.
Wenn du das Moltke d.J. unterstellen wolltest, der im Juli 1914 dem Präveniere tatsächlich das Wort redete, könnte ich das noch einigermaßen nachvollziehen.
Schlieffen aber hatte lediglich als Chef des Generalstabs für den Eventualfall eines Krieges mit Frankreich einen Plan entworfen.
Der war seinerzeit einseitig gegen Westen gerichtet, da man mit Österreich-Ungarn verbündet war und Russland (der Plan entstand 1905) gerade seine Niederlage gegen Japan und die Revolution zu verdauen hatte, als handlungsfähige Macht also zunächst mal vernachlässigt werden konnte.
Der sah seinerzeit eine Operationsführung über die Niederlande (Provinz Limburg), Belgien und Luxemburg vor, weil das deutsch-französisches Grenzgebiet beideseitig schon dermaßen mit Festungen zugekleistert war, dass ausgreifende Opeerationsführung im Sinne eines Bewegungskrieges nicht möglich war.
So weit, so unspektakulär.
Schlieffen hat seinerzeit diesen Plan durchaus nicht als Präventivkriegsszenario entworfern und er hat, so weit mir bekannt auch anders als andere Generalstabsscheffs seiner Zeit, wie Waldersee, oder später Moltke d.J. oder Conrad von Hötzendorff in Österreich auch keine besonderen Anstrengungen unternommen seine Regierung davon zu überzeugen einen Krieg vom Zaun zu brechen.
Für seine Methode wurde Friedrich hinterher gefeiert – nicht zuletzt deswegen bekam er den Beinamen "der Große". Das hat sich wohl herumgesprochen, aber sowohl Schlieffen bzw. Moltke als auch Hitler sind damit gescheitert.
Ich frage nochmal, was hat Schlieffen damit zu tun?
Moltke d.J. wird man verhandeln können, aber Schlieffen hat nicht mehr getan, als ein Eventualszenario für einen Krieg gegen Frankreich zu entwerfen, was seine Aufgabe als Generalstabschef war.
Er plante aber mitnichten einen Angriffskrieg, sondern arbeitete sich an dem Problem ab, wie im Kriegsfall bei den geographischen Gegebenheiten Frankreich zu besiegen wäre.
Das er nicht an einen unmittelbaren Angriff dachte, sieht man schon daran, dass er für sein Szenario Truppen einplante, die noch gar nicht existierten und die erst noch aufgestellt hätten werden müssen.
Da alleine das Jahre dauern musste, war dieser Plan kurzfristig für irgendwelche Eroberungsphantiasien überhaupt nicht aktivierbar, sondern eben eine perspektivische Konzeption für den Enventualfall jenseits des Endes seiner eigenen Dienstzeit.
Mit der Vorstellung im Kriegsfall über Belgien zu gehen, war Schlieffen wiederrum in guter Gesellschaft, das plante auf der anderen Seite etwas weniger als 10 Jahre später auch Joffre (Plan XVII der zunächst französischen Vorstoß nach Luxemburg und Belgien hinein vorsah).
Die Überlegung über Belgien und Luxemburg zu gehen, hat nichts damit zu tun dem alten Fritz nacheifern zu wollen, sondern damit, dass das deutsch-französische Grenzgebiet durch die Vogesen und Sperrfestungenn auf beiden Seiten mehr oder minder unpassierbar war (was Verdun 1916 dann relativ eindrucksvoll belegt) und man sich aus technischen Gründen etwas anderes überlegen musste.
Weder bei Schlieffen noch bei Joffre hatte das allerdings mit besonderen Präventivkriegs-Phantasien zu tun.
Bei Moltke d.J. sieht das anders aus, der redete dem Präveniere durchaus das Wort.
Allerdings wahrscheinlich weniger auf Grund irgendwelcher Veruche Friedrich dem Großen nachzugreifen, sondern weil er schlicht keine Keine Möglichkeit sah, im Falle eines Zweifrontennkrieges mit den Entente-Mächten die deutschen Grenzen zu verteidigen, ohne Frankreich blitzartig auzuschalten, wenn die russischen Heeresvermehrungen und der Bau der strategischen Bahnen erstmal griffen.
Im Übrigen, wird man hier fairerweise Moltke durchaus zugestehen müssen, dass ihn die deutsche Außenpolitik vor eine zunehmend unmögliche Aufgabe stellte, insofern die sehr lange Grenze gegen Frankreich und Russland tatsächlich nicht zu verteidigen gewesen wäre.
Bereits 1914 mussten weite Teile Ostpreußens preisgegeben werden, v. Prittwitz, der in den ersten Tagen des Weltkriegs die 8. Armee führte, sah nach den Zusammenstößen bei Stallupönen und Gumbinnen keine andere Möglichkeit mhr als den Rückzug und wäre wohl am liebesten hinter die Weichsel zurückgegangen.
Hätte die russische Njemen-Armee nach Gumbinnen konsequent die Verfolgung aufgenommen, wäre Tannenberg sehr wahrscheinlich zum Desaster für die 8. Armee geworden, weil dann massive Gefahr bestanden hätte dass diese von den beiden russischen Armeen ihrerseits eingekreist und aufgerieben worden wäre.
Der Weg für die Russen Richtung Westen wäre dann frei gewesen.
Das war die durchaus brennnzliche Lage im Osten im August/September 1914.
Zwei Jahre später wennn die Russen durch den Ausbau der Eisenbahhn ihren Aufmarsch möglicherweise um mehrere Wochen hätten beschleunigen und noch 1-2 zusätzliche Armeen hätten aufbieten können, hätte es noch weit düstere ausgesehen.
Von dem her durchaus verständlich, dass Moltke Panik schob in absehbarer Zeit völlig matt gesetzt zu werden und die Landesverteidigung nicht mehr garantieren zu können und dswegen losschlagen wollte, auch wenn es die Sache natürlich nicht besser macht und es ein kapitaler Fehler der zivilen Reichsleitung war sich in so ein Szenario einzulassen.
Irgendwelche verqueren Wünsche dem alten Fritz nachzueifern sehe ich persönlich weder bei Schlieffen noch bei Moltke, wobei man das bei Moltke sicherlich zumindest theoretisch verhandeln kann.