Der Erste Weltkrieg und seine Bedeutung in der heutigen Zeit.

Kleine Ergänzung:

Fisher bezeichnete die gesamt Kampagne gegen die Hochseeflotte als innenpolitisch motiviert.

Die Invasionsdebatte kam für die Grey wie gerufen. Sie war dabei sehr behilflich, die antirussischen Ressentiments gegen Russland, man befand sich mit Russland in Verhandlung bezüglich der Reibungsflächen in Asien, gegen Deutschland umzulenken und gab darüber hinaus dem Kaiserreich die Schuld dafür, das England nicht mehr zugunsten sozialer Reformen abrüsten konnte und sich Russland und Frankreich annähern musste. Der Konservative Balfour war durchaus bemüht zu beruhigen, die Liberalen allerdings ließen die nationale Panikmache freien Lauf. Das sich diese ab 1906 dann ausbreitete, wird in Verbindung mit den deutschen Übergang zum Bau der Dreadnought begründet. Obwohl Kriegsminister Richard Haldane und Außenminister Sir Edward Grey um die tatsächlichen Verhältnisse wußten, denn der neue Sicherheitsauschuss C.I.D., seit 1904, hatte bestätigt, das von Deutschland keine Gefahr ausgehe, wurde dies nicht nach außen kommuniziert.
Grey meinte nun, das angesichts "der Gefahr einer Invasion" neue Rüstungen erforderlich seien. Was Grey nicht wollte, war die Entente mit Frankreich belasten oder die Verhandlungen mit Russland stören. Als Ziel galt es also gemäß Nicholson den eigenen Bündniswert angesichts der deutschen Gefahr zu steigern.

Rose, Zwischen Empire und Kontinent
 
Frankreich hätte sich auch, wenn es nur gewollt hätte, mit Deutschland einigen können, siehe 1905, es gab ja auch schon vorher unter Bismarck punktuelle Zusammenarbeit in Afrika, die gegen England gerichtet war. Der Dauerkonflikt hätte von Paris in Bedarfsfall abgestellt werden können.

Du weißt doch so gut wie ich, dass dass diser Konflikt sowohl in der deutschen, als auch in der französischen Öffentlichkeit nachgerade mythisch aufgeladen war.
Unter die "Erbfeindschaft", mit der man nebenbei beiderseits jahrelang enorme Militärbudgest gerechtfertigt hatte, konnte man nicht so einfach einen Schlusstrich ziehen, da wäre die Öffentlichkeit sofort dagegen Sturmgelaufen, und die Opposition hätte der Regierung Ausverkauf der eigenen Interessen und Einknicken vor auswärtiger Agression vorgeworfen.

Bismarck hat seinerzeit mit Ferry zusammengearbeitet mit der Kalkulation Frankreichs Energien durch die Kolonialexpansion von Europa weg zu lengen und Reibungsflächen zwischen Frankreich und Großbritannien in Afrika aufzubauen.
1905 kam man zu einem modus vivendi in Afrika, aber das eigentliche Problem Elsass-Lothringen und das französische Sicherheitsdilemma durch das demographisch und wirtschaftlich immer stärker werdende Deutschland, das da Wien sich bündnispolitisch an Deutschland gebunden hatte Paris zu einer Zusammenarbeit mit Russsland nötigte, waren doch durch punktuelle Einigungen und episodisches Zusammenarbeiten in Afrika nicht vom Tisch.

Aus dieser Konstellation konnte Frankreich nicht mal eben einseitig ausssteigen.


Wenn es einen Lösungsweg aus der festgefahrenen Blockpolitik vor dem ersten Weltkrieg heraus gab, dann hätte dieser in einem Agreement zwischen Berlin und Petersburg bestanden.

Diese beiden Akteure waren stark genug für ihre eigene Sicherheit nicht unbedingt auf einen Bündnispartner angewiesen zu sein, wenn die jeweils andere Seite ihre Außenpolitik änderte und da man wegen des polnischen Teilungskonsens eigentlich beidseitig ein Interesse daran hatte die Grenzziehung in Polen so zu erhalten, wie sie war und das auch sehr gut wusste, bestand auch kkein Grund die Gegenseite irgendwelcher Eroberungsabsichten zu bezichtigen.

Eine Auflösung der erstarrten Machtblöcke wäre wahrscheinlich machbar gewesen, wenn man zwischen Berlin und St. Petersburg ein Abkommen dahingend getroffen hätte, dass Berlin den Zweibund auflöst und sich sich verpflichtet keine Österreichischen Balkaninteressen zu unterstützen, wenn Russland dafür seine militärische Zusammenarbeit mit Frannkreich beendete, bei gleichzeitiger Abmachung sowohl die territoriale Integrität Frankreichs, als auch der Donaumonarchie zu garantieren.

Das hätte möglicherweise funktionieren können und dann möglicherweise auch eine Umorientierung der französischen Politik nach sich ziehend erzwungen.
Aber weder Frankreich noch Deutschland konnten einfach einseitig aus dem deutsch-französischen Konflikt aussteigen, dafür gab es zu viele ungelöste Sachprobleme und die Stimmung in der Bevölkerung hätte das auf beiden Seiten nicht zugelassen.

Abhängigkeit ist sicher übertrieben, aber London konnte auf die Großmacht Frankreich auf dem europäischen Kontinent nicht verzichten.

Frankreich als kontinentale Großmacht für nicht verzichtbar zu halten, hieß allerdings nur einen deutschen Angriff auf Frankreich nicht unbeantwortet zu lassen, keineswegs aber die Notwenndigkeit sich wegen französsischer Interessen von Paris in einen absichtsvoll provozierten Krieg hineinziehen zu lassen.

Es gab eben schon Gründe, weshalb sich die britische und französische Flotte für den atlantische Küste Frankreichs und dem Mittelmeer sich auf eine Arbeitsteilung geeinigt hatten.

Natürlich gab es den.
Großbritannien brauchte wegen der deutschen Flottenrüstung einen größeren Teil seiner Seestreitkräfte in der Nordsee um Gegenpräsenz aufzubauen, Frannkreich hatte ein Interesse daran, dass wegen der deutschen Marinerüstungen GB die Sicherung des Kanals übernahm um wenigstens dort für die deutschen Kräfte nicht angreifbar zu sein und aus britischer Sicht machte es Sinn auf Frankreich und die französischen Hafenstädte am Mittelmeer für die Sicherung der eigenen Handelsrouten einzuspannen, weil das billiger war, als die eigenen Mittelmeerstützpunkte den laufend neuen Anforderungen anzupassen, denn immer größere Schlachtschiffe, setzte ja auch die Vergrößerung von Hafenanlagen, Reperaturdocks etc. voraus und das alles kostete natürlich.

Wie gesagt, ich bin ja durchaus bei dir, dass das Flottenwettrüsten als Faktor für die Belastungen der Beziehungen zwischen London und Berlin insgesamt überschätzt wird, da musst du mich nicht überzeugen, aber strategisch folgenlos war es natürlich nicht und wie ich das sehe, war die französisch-britische Marinekonvention durchaus eine daruf zurückzuführende Entwicklung, auf die Berlin durchaus Einfluss hatte.
Eine Verkleinerung der deutschen Flotte und eine geringere Notwendigkeit einer Machtkonzentration in der Nordsee für GB hätte London durchaus Spielraum eingeräumt sich von diesem Modus mit Frankreich bei Bedarf wieder zu verabschieden.
Das war keine unprovoziert einseitige Angelegenheit, die sich einzig gegen Deutschland richtete, sondern da hatte Berlin Aktien drann und Einfluss darauf.

Wie sollte Deutschland denn ernsthaft Frankreich von seinen Kolonien und Versorgungswegen abschneiden können?
Die deutsche Flotte war von Tirpitz für eine Entscheidungsschlacht in der Nordsee konzipiert worden. Nicht für einen Kaperkrieg, für den es entsprechende Kreuzer bedurft hätte.

Ganz abschneiden konnte Deutschland Frankreich sicherlich nicht, weil die Briten sich im Konfliktfall sicherlich dagegen gsperrt hätten deutsche Seestreitkräfte ins Mittelmeer einlaufen zu lassen, aber eine Blockade der französischen Atlantikhäfen, wäre mit dieser Flotte sicherlich machbar gewesen, mindestens aber eine empfindliche Störung des Seeverkehrs von/nach Brest, Lorient, St. Nazaire, Nantes, La Rochelle, Bordeaux etc. wäre sicherlich machbar gewesen und das hätte Frankreich im Kriegsfall durchaus gespührt.

Also Großbritannien fühlte sich durch die Invasionshysterie durchaus von Deutschland sehr gefährdet.
Du weißt selbst, dass das für die britische Öffentlichkeit vielleicht zutraf, für die Riege der politischen Entscheidungsträger allerdings nicht in dem Maße.
Du hast selbst darauf verwiesen, dass man die Flottenpanik trotz besseren Wissens wegen der Rechtfertigung des Militärbudgets nutzte.

Paris hatte erhebliches finanzielles Druckpotenzial gegenüber Petersburg und das ließ und wurde auch zielgerichtet ausgenutzt.

Welches? Russland war in keiner Weise Bedroht, weil wegen den polnische teilungskonsens davon auszugehen war, dass Deutschland an russischem Gebiet nicht interessiert war.

Frankreich hingegen war demographisch und wirtschaftlich gegenüber Deutschland ins Hintertreffen geraten und kam aus seinem Dauerkonflikt mit Berlin nicht heraus.

Wäre Frankreich für Russland als Partner ausgeschieden, hätte das für Russland den Verlust der Möglichkeit bedeutet seine Balkaninteressen nötigenfalls mit Gewalt durchzuboxen und es hätte St. Petersburg gezwungen sich, in diesen Fragen mit Berlin und Wien, mindestens aber mit Berlin ins Benehmen zu setzen.
Das wäre aus russischer Sicht unerfreulich gewesen, hätte aber keine an und für sich hochsensiblen Sicherheitsinteressen Russlands betroffen.

Wäre hingegen Russland für Frankreich als partner ausgefallen, wäre Frankreich in sicherheitspolitischen Fragen gegenüber einem zunehmend überlegenen Deutschland, dem man interesse an Longwy-Briey und an der einen oder anderen Kolonie unterstellen konnte, aufgeschmissen gewesen.

Das macht, meine ich, denke ich schon wesentlich deutlicher, wer da wen nötiger hatte und auf welcher Seite die Druckpotentiale lagen, nämlich auf der Russischen.

Ganz schön riskant so eine Politik. Das hätte auch ins Auge gehen können.

Naja, war es von deutscher Seite her geschickt unmittelbar ausgerechnet in dem Moment, als Russsland als Machtfaktor ausgefallen war, sich mit Frankreich wegen der wirklich eher unbedeutenden Marokko-Frage zu überwerfen und ausgerechnet in diesem Moment, in dem man in Frankreich und London ohnehin wegen des Kräftegleichgewichts besorgt sein musste ein Säbelgerassel zu beginnen?

Wie sollte das denn in London und anderswo aufgefasst werden, wenn nicht als Versuch aus der Schwäche Russlands für Deutschland Kapital zu schlagen?
Und wenn es dass in den Kolonien versuchte, warum sollte es das nicht auch in Europa versuchen.

Es wäre durchaus nicht abwegig gewesen in London genau so zu denken und der Meinung zu sein, dam duch Gegenhandeln vorbauen zu müssen.
 
Der Konservative Balfour war durchaus bemüht zu beruhigen, die Liberalen allerdings ließen die nationale Panikmache freien Lauf. Das sich diese ab 1906 dann ausbreitete, wird in Verbindung mit den deutschen Übergang zum Bau der Dreadnought begründet.

Das greift für mein Verständnis zu kurz, weil wir da genau in dem hochsensiblen zeitfenster von 1905- ca. 1910 vielleicht etwas später sind.
Der Dreadnaught-Sprung war sicher an und für sich durchaus kein besonders Problem für GB, allenfalls eine finanzielle Hürde, was hingegen ein durchaus reales Problem war, war der Umstand, dass Deutschland in diesem Zeitfenster die Möglichkeit gehabt hätte das europäische Machtsystem zu kippen.

Das man hier auf britischer Seite die Panik in der eigenen Bevölkerung nutzte um Abkommen mit Frankreich und Russland auf den Weg zu bringen um diese Gefahr abzuschwächen, nimmt nicht Wunder.

Ich würde das durchaus nicht als feindlichen Akt gegenüber Berlin oder eine grundsätzlich negative Einstellung gegenüber Deutschland betrachten, eher als eine Vorsichtsmaßnahme um niemanden in Berlin auf dumme Ideen kommen zu lassen.

Ich sehe eher ein Problem darin, dass sich GB anschließend sehr schwer tat, aus diesem Modus wieder heraus zu kommen, aber das betrachte ich als sekundäres Problem, weil ich nach wie vor der Meinung bin, der einfachste und Erfolgversprechendste Weg aus der Block-Misere heraus wäre eine Einigung zwischen Berlin und St. Petersburg gewesen, wofür Londons Haltung zunächst mal nicht so wichtig gewesen wäre.
 
Aus dieser Konstellation konnte Frankreich nicht mal eben einseitig ausssteigen.

Die Chance, die Möglichkeit, die ich meinte war Björkö. Das wäre kein so schlechter Zeitpunkt gewesen.

Natürlich konnten die Leidenschaften nicht auf Knopfdruck abbestellt werden, aber was man konnte war, endlich die eigene Niederlage zu akzeptieren, für einen Krieg, den man selbst erklärt hatte. Das soll im Umkehrschluss jetzt nicht heißen, das Deutschland ganz und gar unschuldig an dem Krieg war, aber Frankreich hatte eben die Büchse de Pandora geöffnet.


Eine Auflösung der erstarrten Machtblöcke wäre wahrscheinlich machbar gewesen, wenn man zwischen Berlin und St. Petersburg ein Abkommen dahingend getroffen hätte, dass Berlin den Zweibund auflöst und sich sich verpflichtet keine Österreichischen Balkaninteressen zu unterstützen, wenn Russland dafür seine militärische Zusammenarbeit mit Frannkreich beendete, bei gleichzeitiger Abmachung sowohl die territoriale Integrität Frankreichs, als auch der Donaumonarchie zu garantieren.

Das hätte in der Praxis bedeutet, das Österreich-Ungarn seinen letzten "Spielplatz" als Großmacht verloren hätte; das war nicht realistisch. Die Lösung hätte lauten können, Bismarck hatte sie mehr als einmal ins Spiel gebracht, das die beiden Hauptinteressenten am Balkan, eben Wien und Petersburg, ihre Interessensphären abstecken und sich dann auch daran halten. Und Frankreich hätte damit aufhören müssen, die Gegner der Monarchie aufzurüsten.

Frankreich als kontinentale Großmacht für nicht verzichtbar zu halten, hieß allerdings nur einen deutschen Angriff auf Frankreich nicht unbeantwortet zu lassen, keineswegs aber die Notwenndigkeit sich wegen französsischer Interessen von Paris in einen absichtsvoll provozierten Krieg hineinziehen zu lassen.

Wie erklärst du dir Marokko Teil 1 und Teil 2? Sicher, die deutsche Diplomatie war eben nicht sehr geschickt vorgegangen, aber in der Sache, und war doch eigentlich die Hauptsache, lag das Recht bei beiden schweren Krisen auf ihrer Seite. Paris hatte beides Mal wissentlich das Recht gebrochen und wurde in beiden Fällen von Großbritannien hierbei massiv unterstützt. Ich unterstelle Paris jetzt nicht, das man in diesen Krisen einen Krieg von Zaun brechen wollte, aber das französische Vorgehen war ja nun glatter Rechtsbruch; dann wären, ja waren völkerrechtliche Verträge ja nun nichts mehr wert gewesen. In Algeciras vermochte es Paris sich mühelos durchzusetzten; trotz des eklatanten Vertragsbruchs des Vertrages von Madrid. Auch in der nächsten Marokkokrise setzte Paris sich in der Summe durch, auch wenn Deutschland eine territoriale Entschädigung erhielt.

Großbritannien brauchte wegen der deutschen Flottenrüstung einen größeren Teil seiner Seestreitkräfte in der Nordsee um Gegenpräsenz aufzubauen, Frannkreich hatte ein Interesse daran, dass wegen der deutschen Marinerüstungen GB die Sicherung des Kanals übernahm um wenigstens dort für die deutschen Kräfte nicht angreifbar zu sein und aus britischer Sicht machte es Sinn auf Frankreich und die französischen Hafenstädte am Mittelmeer für die Sicherung der eigenen Handelsrouten einzuspannen, weil das billiger war, als die eigenen Mittelmeerstützpunkte den laufend neuen Anforderungen anzupassen, denn immer größere Schlachtschiffe, setzte ja auch die Vergrößerung von Hafenanlagen, Reperaturdocks etc. voraus und das alles kostete natürlich.

Ganz genau.

Wie gesagt, ich bin ja durchaus bei dir, dass das Flottenwettrüsten als Faktor für die Belastungen der Beziehungen zwischen London und Berlin insgesamt überschätzt wird, da musst du mich nicht überzeugen, aber strategisch folgenlos war es natürlich nicht und wie ich das sehe, war die französisch-britische Marinekonvention durchaus eine daruf zurückzuführende Entwicklung, auf die Berlin durchaus Einfluss hatte.
Eine Verkleinerung der deutschen Flotte und eine geringere Notwendigkeit einer Machtkonzentration in der Nordsee für GB hätte London durchaus Spielraum eingeräumt sich von diesem Modus mit Frankreich bei Bedarf wieder zu verabschieden.
Das war keine unprovoziert einseitige Angelegenheit, die sich einzig gegen Deutschland richtete, sondern da hatte Berlin Aktien drann und Einfluss darauf.

Die Möglichkeit die Berlin besaß, wäre schlicht gewesen nachzugeben, ohne etwas dafür oder vergleichbar wertvolles dafür zu erhalten. London war ja definitiv nicht bereit, ich erwähnte es schon weiter oben, sich aus einen eventuellen Krieg Deutschlands mit Frankreich und Russland, der im Übrigen nicht anvisiert wurde, herauszuhalten und neutral zu bleiben.
Das war mit dem eigenen Prestige, das Berlins, im Zeitalter des Imperialismus nicht zu vereinbaren gewesen.

Ganz abschneiden konnte Deutschland Frankreich sicherlich nicht, weil die Briten sich im Konfliktfall sicherlich dagegen gsperrt hätten deutsche Seestreitkräfte ins Mittelmeer einlaufen zu lassen, aber eine Blockade der französischen Atlantikhäfen, wäre mit dieser Flotte sicherlich machbar gewesen, mindestens aber eine empfindliche Störung des Seeverkehrs von/nach Brest, Lorient, St. Nazaire, Nantes, La Rochelle, Bordeaux etc. wäre sicherlich machbar gewesen und das hätte Frankreich im Kriegsfall durchaus gespührt.

Über die von mir genannten Punkte stimme ich durchaus zu. Aber die Royal Navy hätte eine Blockade nicht lange zugeschaut und dann wäre die Blockade gebrochen gewesen. Frankreich hatte die stärkste Seemacht der Welt an seiner Seite.

Welches? Russland war in keiner Weise Bedroht, weil wegen den polnische teilungskonsens davon auszugehen war, dass Deutschland an russischem Gebiet nicht interessiert war.

Vollkommen zutreffend! Aber trotzdem rüstete Russland "wie verrückt" auf und zwar mit französischem Kapital. Die Bahnlinien zur ostpreußischen Grenze wurden mehrspurig ausgebaut, es wurde reichhaltig Waggonmaterial angeschafft, die Artillerie wurde aufgerüstet und so weiter und sofort. Russland Feind Nr.1 war nicht Deutschland, sondern Österreich-Ungarn und Deutschland stand "bei einer Abrechnung" im Wege, da Berlin gegenüber Wien bei einem russischen Angriff in der Pflicht stand. Diese ungeheuerliche Aufrüstung die damit verbundenen Gefahren, wurde nur durch Frankreich ermöglicht. Die Franzosen gaben den Russen ja sogar vor, wo sie beispielsweise ihre Eisenbahnlinien zu legen hätten oder mit wie vielen Streitkräften sie Deutschland anzugreifen hätten. Sehr ärgerlich für Paris war es dann im August 1914, das die Russen sich nicht an die Absprachen gehalten hatten und mit den Großteil ihrer Landstreitkräfte Österreich-Ungarn angriffen und nicht wie abgemacht Deutschland .
Das Druckmittel war die französischen Kredite.

Frankreich hingegen war demographisch und wirtschaftlich gegenüber Deutschland ins Hintertreffen geraten und kam aus seinem Dauerkonflikt mit Berlin nicht heraus.

Aber nur weil man nicht herauswollte. Paris war doch nur bereit zur Normalität zurückzukehren, wenn Deutschland Elsass und Lothringen an Frankreich zurückgegeben hätte. Selbst dann stellt noch sich die Frage, ob man die "Schmach" von Sedan je vergessen würde. Zwischen 1866 und 1870 gab es in Paris immer den Ruf "Rache für Sadowa".
Im Zeitalter des Imperialismus war es eben nichts ungewöhnliches, das ein verlorener Krieg mit eigenen Territorium bezahlt wurde. Im vorliegenden Fall waren es auch nur militär-strategischen Überlegungen, die zu diesem Schritt führten.

Naja, war es von deutscher Seite her geschickt unmittelbar ausgerechnet in dem Moment, als Russsland als Machtfaktor ausgefallen war, sich mit Frankreich wegen der wirklich eher unbedeutenden Marokko-Frage zu überwerfen und ausgerechnet in diesem Moment, in dem man in Frankreich und London ohnehin wegen des Kräftegleichgewichts besorgt sein musste ein Säbelgerassel zu beginnen?

Huch. Wer hat denn hier das Völkerrecht gebrochen? Das war doch ganz eindeutig Paris. Delcassé hatte es ja nicht einmal für nötig befunden, Berlin bei seinem "Streich" mit ins Boot zu holen. Er meinte wohl, da Marokko 1904 von England Frankreich zugesprochen worden war, sei das ausreichend. Nur es gab bei Madrider Vertrag ja noch ein paar andere Signatarmächte.
Natürlich hätte die deutsche Diplomatie sich nicht wie ein Elefant in Porzellanladen aufführen müssen, in der Sache allerdings war das Recht auf ihrer Seite.

Wie sollte das denn in London und anderswo aufgefasst werden, wenn nicht als Versuch aus der Schwäche Russlands für Deutschland Kapital zu schlagen?

London hätte die Sache als das nehmen können was sie tatsächlich war. Ein Bruch des Völkerrechts durch Frankreich. Aber stattdessen wurde Berlin gleich wieder aggressive, negative Intensionen untergeschoben und man müsse den neuen Freund gegen den bösen Aggressor beistehen.
Lansdowne war sich schon beim Abschluß der Entente sehr bewußt, das die Überlassung Marokkos aufgrund des Madrider Vertrages Rechtsbruch war und das war ihm nicht sonderlich angenehm; hinderte ihm aber auch nicht den Vertrag abzuschließen. Die Engländer waren entschlossen Paris bis zum Äußersten beizustehen, weil diese aufgrund der Entente Cordiale im Marokko aktiv geworden waren und man sich deshalb verpflichtet fühlte. Das steht so in den Akten; das werde ich aber jetzt nicht mühsam rauskramen.
 
Ich würde das durchaus nicht als feindlichen Akt gegenüber Berlin oder eine grundsätzlich negative Einstellung gegenüber Deutschland betrachten, eher als eine Vorsichtsmaßnahme um niemanden in Berlin auf dumme Ideen kommen zu lassen.

So wie sich die deutsche Flottenrüstung gegen England richtete richtete sich die britische gegen Deutschland. Das waren beidseitig keine freundlichen Akte.

Zumal die deutschen Begründungen, die offiziellen, für die Flottenrüstung vollkommen an den Haaren herbeigezogen waren und schlicht dummes Zeug waren. Der deutsche Handelsverkehr hatte auch ohne große deutsche Flotte in Übersee funktioniert. Die deutschen Handelsschiffe konnten problemlos die britischen Stützpunkte anlaufen und ich meine auch den Schutz, bis zu einen bestimmten Zeitpunkt, in Anspruch nehmen.

Hätten seinerzeit die Konservativen in London die Regierung gestellt, würde ich deinen letzten Ausführungen wohl zustimmen; aber die liberalen Imperialisten um Grey waren einfach viel zu stark antideutsch eingestellt.
 
Ich habe hier ein paar Stimmen in Großbritannien zu Deutschland. Die können natürlich nicht repräsentativ sein.
Deutschland wurde ab Mitte der 1890er Jahre als starke Wirtschaftsmacht wahrgenommen und als solche gefürchtet. Der bekannte Publizist Ernest Edwin Wiliams schrieb das Buch „Made in Germany“. Das Buch konzentrierte sich darauf, die angebliche deutsche übermächtige Konkurrenz als das Grundproblem der britischen Wirtschaft darzustellen.

Die Saturday Review schürte mit ihren aufsehenerregenden Artikeln „ Germanny esse delendam“ 1897 das Konkurrenzdenken. Der alte Cato hatte sich schon in diesem Sinne schon in der Antike im römischen Senat über Karthago geäußert gehabt. Die Saturday Review schrieb, dass jeder Engländer reicher wäre, wenn das Deutsche Reich ausgelöscht werden würde. Wirtschaftlich ist das glatter Unsinn und doch ist es bemerkenswert das solche Artikel in einer großen britischen Tageszeitung veröffentlich worden waren.

Der Nineteenth Century war der skurillen Meinung, das bereits Bismarck die Notwendigkeit territorialer und wirtschaftlicher Expansion für Deutschland erkannt habe, um gegen die Weltreiche, Großbritannien, USA und Russland in Zukunft bestehen zu können. Erkenntnis und Umsetzung seien in Deutschland aber zu spät gekommen.

Cecil Spring Rice, seit 1898 in der britischen Botschaft in Berlin tätig, konnte solchen Gedanken nich folgen. Bei ihm tauchte zu dieser Zeit der Gedanke auf das Russland und Deutschland sich den Kontinent unter sich aufteilen würden. Nach den Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges zweifelte er nicht daran, das diese beiden Länder zukünftig zusammenarbeiten würden. Deutschland werde für seine Unterstützung freie Hand in Europa bekommen und zweifellos Holland und Dänemark in seinem direkten Einflussbereich ziehen. Da England mit Russland verfeindet sei, könne es nichts dagegen unternehmen.

Die Contemporary Review schrieb 1902, das an Deutschlands Ziel sich im 20.Jahrhunder als Weltmacht zu etablieren nicht gezweifelt werden könnte. Die kontinentalen Riesenstaaten USA und Russland seien unangreifbar. Nicht so das Empire, das durch die vielen, weit auseinanderliegenden Besitzungen instabil sei und geradezu zum Angriff einlade.

Eyre Crowe, Senior Clerk im Foreign Office, stellte 1906 zu diesem Thema fest, das die alldeutschen Ambitionen von offizieller Seite gewiss nicht offen unterstützt werden würden. Sobald sich aber eine günstige Gelegenheit ergebe, werde man diese mit aller Kraft ausnutzen.

Neitzel, Weltmacht oder Untergang
 
Natürlich konnten die Leidenschaften nicht auf Knopfdruck abbestellt werden, aber was man konnte war, endlich die eigene Niederlage zu akzeptieren, für einen Krieg, den man selbst erklärt hatte. Das soll im Umkehrschluss jetzt nicht heißen, das Deutschland ganz und gar unschuldig an dem Krieg war, aber Frankreich hatte eben die Büchse de Pandora geöffnet.

Die Niederlage von 1871 zu akzeptiren, hätte allerdings das französische Sicherheitsproblem einem mittlerweile wesentlich stärkeren Deutschland gegenüber zu stehen nicht gelöst, in dessen Öffentlichkeit man von "Erbfeindschaft" fabulierte und dessen Regierunge man in Frankreich verdächtigen konnte auf Longwy-Briey und bestimmte Teile des französischen Kolonialreiches zu schielen.

Frankreich als die militärisch klar schwächere Macht konnte nicht einfach einseitig aus diesem Konflikt aussteigen, jedenfalls nicht ohne umfassende Sicherheitsgarantien von deutscher Seite.


Das hätte in der Praxis bedeutet, das Österreich-Ungarn seinen letzten "Spielplatz" als Großmacht verloren hätte

Hätte es nicht, weil die Interessenlage auf dem balkan ohnehin viel zu heterogen war, als Russland als Ordnungsmacht die Interessen aller Balkanakteure hätte ausgleichen können.
Die divergierenden Interessenn in Mazedonien und Ostthhrakien waren aber nicht auszugleichen, so dass Österreich in der Lage geblieben wäre Seniorpartner für denjenigen Balkanstaat oder diejenigen Balkanstaaten zu bleiben, den oder die Russland notwendigerweise verprellen musste und zwar völlig ohne dort zu expansiven Mitteln greifen zu müssen.
Alternativ hätte man, wenn man der Meinung gewesen wäre, Österreich unbedingt einen Ersatzspielplatz verschaffen zu müssen Sondierungen anstellen können, ob sich irgendwo in Übersee etwas erübrigen ließ.

Möglicherweise hätte man Österreich behilflich sein können Territorien von den kleineren Kolonialmächten, die finannziell und kräftetechnisch ohnehin sukzessive überfordert waren gegen finanzielle Kompensation zu übernehmen.
Teile von Spanisch-Sahara, Guinea-Bissau, Niederländisch-Neuguinea......... irgendwas in die Richtung.
Sich von wenig rentablen Teilen des Kolonialreichs zu trennen, hätte den kleineren Kolonialmächten sicherlich nicht übermäßig weh getan, zumal wenn man sich finanziell großzügig gezeigt hätte und wenn es nur darum gegangen wäre Wien eine Möglichkeit zu geben sich wichtig zu fühlen wäre so etwas alle Male besser gewesen, als eine hochriskante Wiener Balkanpolitik zu stützen.

Wie erklärst du dir Marokko Teil 1 und Teil 2? Sicher, die deutsche Diplomatie war eben nicht sehr geschickt vorgegangen, aber in der Sache, und war doch eigentlich die Hauptsache, lag das Recht bei beiden schweren Krisen auf ihrer Seite.

Sage ich doch, mit dem Umstand der russischen Handlungsunfähigkeit und deren Rückwirkung auf Europa.

Für London dürfte weniger entscheidend gewesen sein, dass Frankreich sich hier übeer Abmachungen hinweg setzte, als dass es in dieser Sitution, in der es sich auf russsische Unterstützung nicht verlassen konnte, nicht nachgab, denn wenn es nachgegeben hätte, wäre das eine Einladung an Berlin gewesen vor diesem Hintergrund weitere Kriesen mit Frankreich zu provozieren und sich Zugeständnisse zu erpressen, die das Machtverhältnis zwischen Berlin und Paris weiter in Richtung Berlin verschoben hätten.

Hätte Frankreich in Marokko nachgegeben, weil es sich wegen des Ausfalls Russlands keinesfalls einen Krieg mit Deutschland leisten konnte, wäre das eine Einladung an Berlin gewsen eine "Einkaufsliste" zu basteln, was man an Zugeständnissen von Frankreich sonst noch gerne hätte und das Paris versehen mit entsprechender Kriegsdrohung zu präsentieren.
Das hätte möglicherweise nicht nur das Kräfteverhältnis zwischen Frankreich und Deutschland verschoben, sondern ggf. auch koloniale Absprachen mit Frankreich obsolet gemacht.

Berlin wäre hier wahrscheinlich besser gefahren, wenn es eine Position bezogen hätte, die von Anfang an bereit gewesen wäre die französischen Wünsche in Marokko gegen eine entsprechende Kompensation anderswo zu akzeptieren, dass hätte London sicherlich akzeptieren können, aber keine Kraftprobe zwischen Berlin und Paris vor dem Hintergrund des Ausfalls Russlands in Europa, die mit französischem Nachgeben endet.

Die Möglichkeit die Berlin besaß, wäre schlicht gewesen nachzugeben, ohne etwas dafür oder vergleichbar wertvolles dafür zu erhalten. London war ja definitiv nicht bereit, ich erwähnte es schon weiter oben, sich aus einen eventuellen Krieg Deutschlands mit Frankreich und Russland, der im Übrigen nicht anvisiert wurde, herauszuhalten und neutral zu bleiben.

London war nicht bereit sich aus einem Krieg heraus zu halten, den die Zentralmächte provozierten. Das heißt nicht, dass London Frankreich oder Russland einen Freifahrtsschein zum Krieg ausgestellt hätte.

Im Hinblick auf die britisch-französische Marinekonvention hätte ein Ende der Flottenrüstung und Abwracken einiger älteter Schiffe sicherlich für Beruhigung in GB gesorgt und dafür dieses Abkommen für nett, aber grundsätzlich verzichtbar zu halten.

Über die von mir genannten Punkte stimme ich durchaus zu. Aber die Royal Navy hätte eine Blockade nicht lange zugeschaut
Das hätte maßgeblich von der Gesamtkonstellation abgehangen.
Das im Falle einer französischen Agression GB auch nur einen Finger gerührt hätte, so lange die deutsche Flotte nicht versucht hätte i britische Hoheitsgewässer oder den Kanal einzulaufen, halte ich für unwahrscheinlich.

Aber trotzdem rüstete Russland "wie verrückt" auf und zwar mit französischem Kapital.
Ja, aber doch nicht, weil es unbedingt Krieg führen wollte, sondern weil es zunächst mal an Handlungsfreiheit zurückgewinnen wollte und weil die zunehmende Festlegung Berlins auf Österreich als Partner Russland eine Balkanpolitik nur noch mit der Brechstange ermöglichte.
Hätte man von von Seiten Berlins sich bereit erklärt das Bündnis mit Wien gegebenenfalls zur Disposition zu stellen, wäre St. Petersburg auf Frankreich zur Verfolgung seiner Interessen nicht mehr angewiesen gewsen und sicherlich bereit gewesen von der militärischen Zusammenarbeit mit Frankreich Abstand zu nehmen, weil die Russland dann nichts mehr gebracht hätte.
Interesse an einem Krieg mit Deutschland hatte man nicht und mit Österreich-Ungarn allein als Gegenmacht am Balkan wäre man fertig gworden, also warum sich ohne eigenen Vorteil für französische Sicherheitsinteressen istrumentalisiern lassen?
Das einzige, was das französisch-russische Militärbündnis zusammenhielt, war der Umstand, dass Russland darauf als machtpolitisschen Hebel angewiesen war, so lange Berlin potentiell bereit war Österreichs Balkaninteressen zu stützen.
Viel das weg, so wäre dieses Bündnis aus russischer Sicht von einem nützlichen Instrument zu einem unsinnigen Kostenfaktor geworden, der obendrein unnötiger Weise das Verhältnis mit Berlin belastet hätte.
Das wäre nicht aufrecht erhalten worden.

Aber nur weil man nicht herauswollte.
Nein, weil man als die Deutschland mittlerweile klar unterlegene Macht ohne Sicherheitsgarantien nicht konnte.
Und das gilt in ähnlichem Maße auch für Österreich.

Die Beiden Akteure, die anders gekonnt hätten, weil sie nämlich zu stark waren, als dass ihre Kontrahenten sie im Allingang hätten angreifen können und die deswegen keine Sicherheitsgarantien brauchten, dass waren Russland und Deutschland.
Und genau deswegen hätten auch diese beiden Akteure die Situation auflösen können.

Hätten sich Russland und Deutschland darauf geeinigt ihre militärischen Partnerschaften mit Frankreich und Österreich einzustellen und wechselseitig als vertrauensbildende Maßnahme deren territoriale Integrität stand 1908 oder was in der Richtung zu garantieren, dann wären die beiden schwächeren Mächte, denen damit die Unterstützung entzogen gewesen wäre dazu gezwungen gewesen ihre Politik zu ändern.
Freiwillig hätten das weder Paris noch Wien gekonnt, weil sie beide gegenüber einer jeweils überlegenen Macht ein Sicherheitsproblem hatten, was ihnen bestimmtes Handelnd aufdiktierte.

Huch. Wer hat denn hier das Völkerrecht gebrochen?
Also erstmal, nimmt das bitte nicht persönlich, ich für meinen Teil lehne es ab die kolonialen Praktiken mit dem Begriff "Völkerrecht" in Verbindung zu bringen, das war allenfalls "Völkerunrecht".

Und dazu nochmal, wäre Frankreich vor dem Hintergrund der nicht vorhandenen Handlungsfähigkeit Russlands vor deutschen Drohungen eingeknickt, wäre das eine Einladung an Deutschland gewesen sich das französische Kolonialreich durch Erpressung anzueignen oder Krieg zu führen.

London hätte die Sache als das nehmen können was sie tatsächlich war.
Hat es doch, als Machtprobe zwischen Berlin und Paris, die Frankreich völlig der Genade Deutschlands aufgeliefert hätte, wäre Prais eingeknickt, weil Frankreich für den Moment ohne adäquaten Partner zu lande darstand und Berlin damit eine "carte blanche" gehabt hätte jedes Ansinninnen, was man gerade hatte gegen Frankreich durchzusetzen.
Wäre Frankreich vor der deutschen Drohung eingeknickt und hätte sich zur allem, was Berlin in Marokko recht war bereit erklärt, wenn es nur keinen Krieg gäbe, wäre das eine Einladung an Berlin gewesen die eigenenn Ansprüche in die Höhe zu schrauben und sich zu holen, was ging, so lange Rusland nicht handlungsfähig war.
 
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Die Niederlage von 1871 zu akzeptiren, hätte allerdings das französische Sicherheitsproblem einem mittlerweile wesentlich stärkeren Deutschland gegenüber zu stehen nicht gelöst, in dessen Öffentlichkeit man von "Erbfeindschaft" fabulierte und dessen Regierunge man in Frankreich verdächtigen konnte auf Longwy-Briey und bestimmte Teile des französischen Kolonialreiches zu schielen.

Frankreich als die militärisch klar schwächere Macht konnte nicht einfach einseitig aus diesem Konflikt aussteigen, jedenfalls nicht ohne umfassende Sicherheitsgarantien von deutscher Seite.

Worin bestand das französische Sicherheitsproblem denn eigentlich? Deutschland hatte zu keiner Zeit, selbst als der Augenblick günstig gewesen war, die Absicht Frankreich anzugreifen. Björkö wäre eine gute Möglichkeit gewesen; wollte man aber nicht.
Und wieso einseitig? Es war doch das französische Bedürfnis die Provinzen zurückzubekommen. Deutschland stellte an Frankreich keine Ansprüche. Und wir wissen, das es auch Strömungen nach einer Revanche in Paris gegeben hatte.

Hätte es nicht, weil die Interessenlage auf dem balkan ohnehin viel zu heterogen war, als Russland als Ordnungsmacht die Interessen aller Balkanakteure hätte ausgleichen können.
Die divergierenden Interessenn in Mazedonien und Ostthhrakien waren aber nicht auszugleichen, so dass Österreich in der Lage geblieben wäre Seniorpartner für denjenigen Balkanstaat oder diejenigen Balkanstaaten zu bleiben, den oder die Russland notwendigerweise verprellen musste und zwar völlig ohne dort zu expansiven Mitteln greifen zu müssen.
Alternativ hätte man, wenn man der Meinung gewesen wäre, Österreich unbedingt einen Ersatzspielplatz verschaffen zu müssen Sondierungen anstellen können, ob sich irgendwo in Übersee etwas erübrigen ließ.

Da habe ich Zweifel. Die Lösung musste schon auf dem Balkan gefunden werden. Italien wäre vielleicht ein Ersatz gewesen, kam aber nicht in Frage. Interessensphären wäre schon der richtige Weg gewesen, doch das wollte die Russen nicht mehr wie einst zu Zeiten Bismarcks. Jetzt wollte man mehr.

Sage ich doch, mit dem Umstand der russischen Handlungsunfähigkeit und deren Rückwirkung auf Europa.

Nein. Denn hätte Paris die Krise nicht verursachen dürfen, denn auch die Franzosen waren sich darüber im Klaren, das mit russischer Unterstützung, militärischer Art, die nächsten Jahre nicht zu rechnen war.
Du blendest die Ursache der Krisen, eben die Rechtsbrüche Frankreichs, von London unterstützt, zu sehr aus. Das war die Ursache, die anschließende Kraftprobe, wie du das Tauziehen zwischen Paris und Berlin bezeichnest, war letzten Endes nur die Wirkung des genannten Rechtsbruches. Und der lässt sich auch nicht weg oder schön reden. Es war reichlich naiv von Delcassé, das er der Meinung war, damit durchzukommen.

Hätte Frankreich in Marokko nachgegeben, weil es sich wegen des Ausfalls Russlands keinesfalls einen Krieg mit Deutschland leisten konnte, wäre das eine Einladung an Berlin gewsen eine "Einkaufsliste" zu basteln, was man an Zugeständnissen von Frankreich sonst noch gerne hätte und das Paris versehen mit entsprechender Kriegsdrohung zu präsentieren.

Komisch, das daran niemand dachte. Im Endeffekt bot sich die Krise für Holstein und Bülow den Versuch zu machen, die Entente auseinanderzudividieren und später Frankreich auf seine Seite zu ziehen. Wenn Frankreich so ein, wie von dir unterstelltes Denken und Handeln Berlins, unterbinden wollte, wäre das ja sehr einfach gewesen. Man hätte Berlin einfach mit ins Boot holen sollen; das wurde aber absichtsvoll nicht getan. Aber mit Spanien wurde gesprochen.
Und Holstein und Bülow wollten mit ihrem Hochkochen der Krise am Ende des Tages die Entente sprengen und Frankreich auf die Seite Deutschlands bringen. Dann wäre man auch in Marokko entgegenkommend. So weit die unsinnige Theorie der beiden verantwortlichen Männer im deutschen Auswärtigen Amt.

Das hätte maßgeblich von der Gesamtkonstellation abgehangen.
Das im Falle einer französischen Agression GB auch nur einen Finger gerührt hätte, so lange die deutsche Flotte nicht versucht hätte i britische Hoheitsgewässer oder den Kanal einzulaufen, halte ich für unwahrscheinlich.

Es wäre darauf angekommen, wie es der britischen Öffentlich verkauft worden wäre. Die Presse wäre sicherlich hilfreich gewesen und Liberalen hätten Paris, so meine ich, nicht im Regen stehen lassen. Sie hätten eingegriffen.

Nein, weil man als die Deutschland mittlerweile klar unterlegene Macht ohne Sicherheitsgarantien nicht konnte.

Die wären ereichbar gewesen, wenn Paris deutlich auf den künftigen den Verzicht auf die beiden Provinzen amtlich erklärt hätte. In Berlin wäre man erleichtert gewesen, dieses leidige Problem von der Backe zu haben.

Hätten sich Russland und Deutschland darauf geeinigt ihre militärischen Partnerschaften mit Frankreich und Österreich einzustellen und wechselseitig als vertrauensbildende Maßnahme deren territoriale Integrität stand 1908 oder was in der Richtung zu garantieren, dann wären die beiden schwächeren Mächte, denen damit die Unterstützung entzogen gewesen wäre dazu gezwungen gewesen ihre Politik zu ändern.
Freiwillig hätten das weder Paris noch Wien gekonnt, weil sie beide gegenüber einer jeweils überlegenen Macht ein Sicherheitsproblem hatten, was ihnen bestimmtes Handelnd aufdiktierte.

Interessantes Gedankenspiel aber zu jener Zeit sicher nicht realistisch. Österreich wäre auf einmal allein auf weiter Flur, das Bündnis war in Deutschland auch tief verankert, aber Paris hätte immerhin noch London gehabt.

Also erstmal, nimmt das bitte nicht persönlich, ich für meinen Teil lehne es ab die kolonialen Praktiken mit dem Begriff "Völkerrecht" in Verbindung zu bringen, das war allenfalls "Völkerunrecht".

Keine Sorge.:) Ja, sicher, die Sitten waren im Zeitalter des Imperialismus brutal. Aber unter dem Strich bleibt nun einmal, das Frankreich in beiden Krisen bestehende Verträge gebrochen hatte.

Und dazu nochmal, wäre Frankreich vor dem Hintergrund der nicht vorhandenen Handlungsfähigkeit Russlands vor deutschen Drohungen eingeknickt, wäre das eine Einladung an Deutschland gewesen sich das französische Kolonialreich durch Erpressung anzueignen oder Krieg zu führen.

Niemand hatte Frankreich gezwungen oder veranlasst die Verträge zu brechen. Wer hatte Frankreich daran gehindert, Deutschland mit ins Boot zu holen?
 
Die französische Flotte bereitete Lord Fisher viele Jahre lang erheblich mehr Kopfzerbrechen als die deutsche Hochseeflotte, denn sie war technisch moderner als die britische. Da liegt auch der Grund für den sogenannten Dreadnoughtspung Großbritannien, eben um technisch nicht nur auf die Höhe de Zeit zu liegen, sondern sich an deren Spitze zu setzen. Die Hochseeflotte war hier nicht der Anlaß, sondern lediglich Mittel zum Zweck, denn die Royal Navy war mindestens immer noch dreimal so stark wie die deutsche Flotte. Nur das konnte man natürlich nicht hinausposaunen, denn dann hätte es sicher Schwierigkeiten im Parlament für die Bewilligung der Gelder gegeben.

Auch die Umgruppierung der Seestreitkräfte Englands, ich meine die Arbeitsteilung mit Frankreich, hatte ihren Ursprung in dem sogenannten Doggerbankzwischenfall, als britische Fischerboote von den Russen zu Klump geschossen worden waren. Die englische Presse bezeichnete zunächst die Russen als Piraten und Barbaren; später waren dann plötzlich wieder einmal die Deutschen der Grund allen Übels. Jedenfalls verfolgte die Royal Navy die russische Flotte bis nach Vigo und sperrte sie dort ein; bis zu dem Zeitpunkt, wo sie Petersburg bereit erklärt hatte, 65.000 Pfund zur Entschädigung der britischen Fischer bereitzustellen.

Lord Selborne, der erste Lord der Admiralität, kündigte am 06.Dezember 1904 in einem Memorandum eine neue Diskolation aller britischen Flotteneinheiten zwischen dem Fernen Osten und Europa an. Die Zusammenlegung der Geschwader sei effizienter und kostengünstiger, so seine Begründung. Ebenfalls würde so die Flexibilität und Schlagkraft erhöht. Aus Fernost wurden fast alle Einheiten abgezogen, was man sich problemlos leisten konnte, da die russische nicht mehr existent war und mit der japanischen war man verbündet. Die Zahl der Schlachtschiffe im Mittelmeer wurde um ein Drittel reduziert, in Gibraltar wurde eine Art von schneller Eingreiftruppe gebildet und schließlich nahm man auch die Errichtung eines Kriegshafens im schottischen Firth of Forth in Angriff. Diese Maßnahmen waren nicht der deutschen Flottenpolitik geschuldet und Fisher hielt von neuen Hafen nichts und wollte dafür keinen einzigen Penny lockergemacht sehen. Trotzdem setzte die Regierung ihre Absicht um, um der notleidenden schottischen Industrie auf die Beine zu helfen.

Noch vor der Umgruppierung der britischen Kriegsschiffe, sprach Lord Selborne von einem überwältigenden Sicherheitsvorsprung der Royal Navy vor der deutschen Kriegsmarine. (1) Lord Selborne betonte auch, die deutsche Flotte sei durchaus effizient, nicht mehr, nicht weniger. Ausdrücklich betonte er Deutschland Mangel an Basen und Reichweite, welches zwangsläufig eine defensive Ausrichtung bedeutete. Dadurch werde allein Englands Offensivkraft gegen die deutschen Küsten beeinträchtigt, aber die Britischen Inseln und das Empire seien durch die deutsche Flotte keineswegs gefährdert.

Als Erster Seelord wußte Lord Selborne sicher wovon er redete.


Schmidt, Kaiserdämmerung
Rose, Zwischen Empire und Kontinent, S.224
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Annexionskrise brachte allerdings auch weder nennenswerte territoriale Veränderungen, noch führte sie in einen Kriag am Balkan zwischen Österreich und Serbien. Außerdem war der Hauptverbündete Russlands auf dem Balkan damals noch Bulgarien und Serbien Nebensache.

Das Serbien Nebensache gewesen sein soll, das kann nach Lektüre der russischen Dokumente jener Zeit nicht bestätigt werden. Die Sängerbrücke hat sich doch stark für Serbien engagiert und wäre man militärisch in einen besseren Zustand gewesen, dann wäre es schon 1908 zu einer Krise wie denn 1914 gekommen.
Das Serbien Kompensation verlangte, war schlicht unverschämt. Belgrad hatte überhaupt gar keinen rechtlichen Anspruch auf das Territorium; die hauseigenen Träumereien von einem Großserbien können als Wunschdenken bezeichnet werden, aber nicht als einen völkerrechtliche Grundlage, um einen Ausgleich von Wien zu verlangen. Die Russen haben den Serben sogar die Zirkularnote diktiert, die Belgrad an die Großmächte zu schicken hatte und in der es nach Monaten endlich einsah, das es nicht zu holen gibt. Belgrad verspielte noch seine letzten Sympathien, in dem es sich nicht an den von Petersburg vorgegeben Text gehalten hatte und für erneuten Ärger sorgte.

Die Russen nahmen diese Niederlage außerordentlich übel. Der russische Botschafter Nelidow in Paris berichtet unter dem Datum 01.April 1909: "[...] Hier hat man die Größe unseres Opfers vollkommen verstanden und ie Öffentlichkeit dankt Ihnen für den tapferen Entschluss, mit diesem hohen Preise die Erhaltung des europäischen Friedens zu erkaufen. im hiesigen Auswärtigen Amte ist man jedoch unangenehm berührt, dass die russische Regierung, die bisher im Einvernehmen mit Paris und London gehandelt hatte, ihre Zustimmung nicht auch von derjenigen der anderen Mächte abhängig machte, und das die Anerkennung der Annexion Bosniens nicht durch die Zustimmung Österreichs zu den Serbien betreffenden Vorschlägen der drei Mächte bedingt wurde. Auf diese Weise bestand die gefahr eines Zusammenstoßes, und nur infolge der Hartnäckigkeit der englischen Regierung , hat das Wiener Kabinett die vorhergehende Lösung des austro-serbischen Konfliktes zugestanden.

Alle diese Umstände, welche in der Presse einen lebhaften Widerhall gefunden haben, mussten das allgemeine Urteil über unsere Handlungsweise ungünstig beeinflussen. Im Zusammenhang damit haben deutsche und österreichische Zeitungen den Erfolg der österreichischen Diplomatie und die vorherrschende Stellung auf dem Balkan betont.

Infolgedessen verlangt die öffentlich Meinung in Frankreich wie auch in England, immer mehr eine größere Annäherung zwischen Russland, Frankreich und England, wie sie bereits im österreichischen-serbischen Konflikt gemeinsam gehandelt haben.

Die weitere Entwicklung der europäischen Lage voraussehend, konnten viele Zeitungsorgane zu dem Schlusse, das ähnlich wie Deutschland und Österreich jetzt einen glänzenden Sieg davon getragen hätten, auch die beiden Weltmächte, zusammen mit Russland darauf bedacht sein müssten, ihre Kräfte planmäßig zu entwickeln, um, wenn sie in der Lage sein werden, eine Herausforderung des Dreibundes nicht zu fürchten - und in diesem Fall wird sich Italien sich vom Dreibund absondern -, ihrerseits Forderungen aufzustellen, welche das politische Gleichgewicht wiederherstellen würden, nachdem es jetzt zu Gunsten Österreichs und Deutschland verschoben worden ist.

Die Erfahrung der letzten fünf Jahre hat gezeigt, dass eine derartige Politik nicht notwendigerweise zum Kriege führen muss. Während der Marokkokrise das das enge Zusammenstehen des Zweibundes mit England die deutschen Versuche zum stehen gebracht. Auch jetzt ist die Verschiebung des Gleichgewichts ohne Blutvergießen erreicht worden.

Dies ist die Richtung, welche sowohl das Pariser als auch das Londoner Kabinett ihrer Politik geben wollen, in der festen Überzeugung, dass auch die russische Politik dieses Ziel erstrebt, da die Verschiebung des europäischen Gleichgewichts Russland am nächsten berührt. [...]."

Es stellt sich schon die Frage, welches große Opfer Nelidow eigentlich meint? Serbien hatte nichts zu fordern und das Russland Serbien unterstützte, ohne dazu irgendwie verpflichtet gewesen zu sein, ist schon eigenartig.
Iswolski hatte mit Aehrenthal einen Handel vereinbart, aber laienhaft verabsäumt seine Partner mit ins Boot zu holen. Ganz anders Aehrenthal. Darüber hinaus hatte Aehenthal Iswolski auch darauf hingewiesen, das man sehr zügig zur Annexion schreiten würde. Iswolski war also genau im Bilde und hat dann, als vorallem Lodnon Bedenken, zumindest temopärer Natur, geltend gemacht hatte, die gesamte Weltöffentlichkeit schlicht belogen.

Und wo ist das Gleichgewicht verschoben worden? Serbien und Montenegro und auch Bulgarien standen Petersburg sicher näher als Wien. Bukarest hatte schon im Verlauf der Krise die Russen wissen lassen, das es im Falles eines Krieges nicht auf Seiten Österreichs eintreten würde. Die Griechen waren nun auch nicht unbedingt Freunde der Monarchie.

Aber wie die Ausführungen Nelidows verdeutlichen, das der sogenannte "diplomatische Erfolg" bestenfalls ein Pyrrhussieg. gewesen war. Die Triple Entente war nicht gewillt solche "Niederlagen" zu schlucken.
 
Nelidow telegraphiere ebenfalls unter dem Datum des 01.April 1905 an Iswolski. Er machte sich Gedanken, das die europäischen Mächte, er meinte tatsächlich Deutschland, zum Mittelmeer streben, was er mit dem Hinweis, das Berlin dort eine Insel von Spanien erwerben wollte, um eine Kohlestation zu errichte. Das war natürlich nicht im Sinne Frankreichs, dem es nicht gefallen konnte, einen deutschen Stützpunkt vor der Haustür zu haben, England stellte den Schutz des Seewegs von Indien durch den Suezkanal in der Mittelpunkt seiner Betrachtung und Entscheidung und die Russen hatte auch etwas dagegen, wohl wegen der Meerengen. Jedenfalls fabulierte Nelidow weiter munter über die Gefahr eines Krieges, wenn die Triple Entente „fest und entschlossen“ gegenüber Deutschland und Österreich auftrete.

„[…] Ein solcher Widerstand wird nicht unter allem Umständen zu einem bewaffneten Zusammenstoß mit dem Dreibund führen müssen. Ebenso wie Österreich, von Deutschland unterstützt, seine Streitkräfte zusammengezogen und Serbien bedroht hat, ohne auf die berechtigten Forderungen Europas zu hören, könnten auch wir, nachdem unsere militärische Macht wiederhergestellt ist, im Einvernehmen mit Frankreich und England, Österreich-Ungarn im günstigen Augenblicke zwingen seinen Balkanplänen zu entsagen und den jetzt unterworfenen Serben die Handlungsfreiheit wiederzugeben.

Hervorhebung durch mich.
 
Ein paar Worte zum Thema Beachtung der Neutralität Griechenlands durch die Triple Entente.

Am 18.September 1915 telegraphierte der russische Botschafter Benckendorff an seinem Chef Sasonow folgenden Text:

"Grey teilte mir in Anwesenheit Cambons (französischer Botschafter in London; Anmerkung von mir), der dies bestätigte, mit, das die Vorbereitungen in Saloniki begonnen hätten und die Truppen bereit seien, daß die Minenleger im Erkundungsdienst gegen die deutschen U-Boote Verwendung finden müssten.
Als Antwort auf meine Frage, ob die Ausschiffung der Truppen ungeachtet der Proteste Griechenlands fortgesetzt würde, erwiderte Grey, daß diese Frage noch nicht genügend geklärt sei."

Am gleichen Tag erreichte Sasnow ein Telegramm vom russischen Botschafter Giers in Rom.
"Der Außenminister (Sonnino; Anmerkung von mir) ist nach wie vor der Ansicht, daß es ein anderes , als eine sofortige Ausschiffung der Alliiertentruppen in Saloniki nicht geben könne, um auf die Lage im Balkan einen Druck auszuüben. Jedes andere Vorgehen würde die Vorgänge, da die Mächte nicht vorbereitet seien und nicht imstande sein würden, rechtzeitig Truppen in Saloniki zu sammeln, nur beschleunigen. Er ist der Ansicht, das die Beschleunigung der Ausschiffung zuerst alle Bemühungen gelten müssen."

Am 21.September 1915 informierte Benckendorff Sasonow per Telegramm:
"[...] Er (Sir Edward Grey , britischer Staatssekretär des Äußeren; Anmerkung von mir) hält es für unnütz, Griechenland eine Garantie der Unversehrtheit seiner Gebiete anzubieten. Eine solche müsste gegeben werden, wenn sie Venizelos verlange. Was jedoch das Versprechen Smyrnas und des Hinterlandes betreffe, hält Gey es wünschenswert, diese Frage von der Teilnahme Griechenland am Kriege der Mächte gegen die Türkei abhängig zu machen."

Am 19.September 1915 schrieb der russischen Botschafter in Athen an Sasonow:

"Der Minister des Äußeren berief am 18.September meinen französischen und englischen Kollegen zu sich. Sie fanden ihn im Hinblick auf die Notwendigkeit einer sofortigen Ausschiffung der Alliiertentruppen in äußerst erregter Verfassung vor. Auf ihn hatten wahrscheinlich die während der Nacht erhaltenen Erklärung Greys und die mit ihr zusammenhängenden Zweifel in Bezug auf die Bestimmungen der Landungsstreitkräfte Eindruck gemacht. [...] Der Außenminister bittet sehr darum, vorläufig die Entsendung von Truppen nach Saloniki aufzuhalten oder sie in Mudros zurückzuhalten. [...] Die Geringschätzung der griechischen Neutralität wird in der Presse ungünstig beurteilt und hat zu einer Erneuerung der Angriffe auf England geführt. Angesichts der Erklärung Greys und infolge der Nachrichten über die äußerste Notwendigkeit, immer noch die Verhandlungen mit Bulgarien aufrechtzuerhalten, wünscht der Außenminister heute unzweideutige Erklärungen, dass die Truppen für den Schutz Serbiens und nicht für die Okkupation Mazedoniens zwecks einer Übergabe an Bulgarien unter den bekannten Bedingungen. [...]."
 
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Griechenland hätte einem solchen Vordringen durch ordentliche Entwaffnung und Internierung von Kriegsteilnehmern anderer Länder, die seine Grenzen passierten, einer solchen Verfolgung vorbeugen können.
Das wäre auch vollständig mit der neutralen Position des Landes vereinbar gewesen.

Ja, das wäre mit der Neutralität Griechenlands vereinbar gewesen. Und genau das wollte König Konstantin auch.

Nur wurde Griechenland praktische mit militärischen Maßnahmen bedroht, insbesondere durch Frankreich, unterstützt von Italien und Russland, England hatte gezögert.
Die genannten vier Großmächte gingen gegenüber Griechenland äußerst rabiat vor. So wurde verlangt, das die Griechen Saloniki zu räumen hätten, den Alliierten die Eisenbahnlinien zu überlassen, damit die serbischen und alliierten Truppen fliehen konnten. Für den Falle der Nichterfüllung würden die Seewege blockiert werden. Die Neutralität Griechenlands wurde von der Triple Entente überhaupt nicht geachtet.

Und darüber hinaus, hätten dann deutsche und österreichische Truppen die Verfolgung auf griechischen Boden fortsetzten können und so wäre Griechenland, ohne es zu wollen, in den Krieg hineingezogen worden.
 
Hier einmal ein Text, der den Griechen übergeben würde. Demidow, der russischer Botschafter in Athen, hat diesen am 13.11.1915 an Sasonow gesendet.

"Text der Denkschrift, die vom französischen Gesandten in Namen der vier Alliierten übergeben wurde.
1.Entfernung der griechischen Truppen aus Saloniki und Umgebung.
2. Freie und vollkommene Verfügung über Eisenbahn und die anderen Weg bis zur Grenze, besonders in Richtung Krivolak und Monastir, die gnügt um uns zu ermöglichen, alle Maßnahmen zu ergreifen, die für unsere Verteidigung bei Saloniki und vor der Chalkidischen Halbinsel die allererste Notwendigkeit für die Sicherung der Sicherheit der Alliierten darstellt.
3. Die Durchführung von Maßnahmen zur See, wie das Recht der Besichtigung von Schiffen und Booten in den territorialen Gewässern. Bei der schweren und drohenden Lage, die die sich die Alliiertentruppen in folge des Rückzuges der Serben in Albanien und Montenegro versetzt sehen, erwächst die äußerste Notwendigkeit, daß die Erfüllung dieser Forderungen nicht nur durch mündlichen Versicherungen gegeben werde, sondern auch durch reale Maßnahmen, und zwar Räumung des Salonikigebietes durch griechische Truppen, die zurückgezogen werden, um nicht die Möglichkeit zu haben, unsere Bewegungsfreiheit und Verteidigung zu stören."

Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie man mit Griechenland umgegangen ist.
 
Ende 1915 hatten die Franzosen die Insel Mytilini besetzt. Kurz danach kam die Insel Katelorizo dran.

Die Alliierten kontrollierten die Einfuhr nach Griechenland durch die Alliierteneinschränkungskommission. Die Erlaubnis der Einfuhr " verbotener Waren" , die keine militärische Bedeutung hatten, musste von dieser Kommission genehmigt werden.

Die Alliierten waren entschlossen ihre Kontrolle über die griechische Einfuhr auszuüben. Den Griechen wurde es keinesfalls gestattet, Vorräte, vor allem an Kohle und Lebensmitteln anzulegen. So war es denn sehr leicht den König und seine Regierung zu erpressen. So wurden dann auch entsprechend Schiffe, beispielsweise in Italien, zurückgehalten.

Es ist wirklich merkwürdig, das über diese Vorgänge so wenig berichtet wird, das sie fast gar keine Aufmerksamkeit erhalten.
 
Der Vorsitzend der griechischen Deputiertenkammer hatte am 27.Januar 1916 eine Regierungserklärung abgegeben, die in scharfen Ausdrücken die Politik der Ententemächte hinsichtlich Griechenlands brandmarkte.
Er wies auf dem Druck hin, den sie von außen durch die Abänderung des griechischen politischen Kurses , den er in Namen nationaler Interessen und im Einverständnis mit dem Wünschen des Volkes aufgenommen hatte, ausübte.
Der Vorsitzende des Ministerrates vermerkte unter zahlreichen Anschlägen auf die Souveränität Griechenlands die Zerstörung der ewigen Neutralität Kretas und die Drohungen und Vergewaltigungen begleitete Besetzung Karaburnus. Der Minister befürchtet mit der Entwicklung der Ereignisse weitere Verwicklungen. [...] Die Deputiertenkammer erteilte der Regierung mit 266 von 267 Stimmen das Vertrauen.

Dies stamme aus dem Telegramm des russischen Gesandten Demidow in Athen an Sasonow.

Im Februar 1916 besetzten die englische Truppen die Insel Chios.

Anfang Februar 1916 beschwerte sich der Vorsitzende des Ministerrates bei dem französischen Gesandten über die soeben stattgefundenen Verletzungen der griechischen Neutralität.
1.Die Ausschiffung der englischen Truppen auf Chios und die Sistierung von sechs Personen, darunter der deutsche und österreichische Vizekonsul und auch griechischen und italienische Untertanen.
2.Die Sistierung des deutschen und österreichischen Konsularagenten durch eine französische Truppenabteilung in Candia.
3. Die Besetzung der Insel Othoni in der Nähe von Korfu durch die Alliierten und die Sistierung einer bedeutenden Zahl bulgarischer und griechischer Untertanen auf See. [...].

Dies berichtete Demidow am 06.02.1916 an Sasonow.
 
Dies berichtete Demidow am 06.02.1916 an Sasonow.
Aus welchem Buch ist das zitiert?

Du ignorierst in deinen gesamten Auslassungen den Konflikt zwischen dem deutschfreundlichen König Konstantin und dem gewählten Ministerpräsidenten Venizelos, der den serbisch-griechischen Beistandspakt erfüllen und auf Seite der Entente in den Krieg eintreten wollte. Er hat am 4.Oktober 1915 im griechischen Parlament die Mobilisierung griechischer Truppen durchgesetzt. Am nächsten Tag hat ihn der König kurzer Hand abgesetzt. Spätestens ab Herbst 1916 gab es zwei griechische Regierungen eine "königstreue" und eine "republikanische" unter Venizelos. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bulgarien bereits große Teile der griechischen Provinz Makedonien besetzt. Dieser Konflikt zwischen "Royalisten" und "Venizelisten" zieht sich auch noch nach dem Ende des 1.Weltkrieges durch die griechische Geschichte und spaltete Familien. Im Endeffekt hat sich die Republik durchgesetzt. Der Athener Flughafen ist nach Venizelos benannt. Die 50-Lepta (cent) Münze ziert sein Konterfei.
 
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Du ignorierst in deinen gesamten Auslassungen den Konflikt zwischen dem deutschfreundlichen König Konstantin und dem gewählten Ministerpräsidenten Venizelos, der den serbisch-griechischen Beistandspakt erfüllen und auf Seite der Entente in den Krieg eintreten wollte. Er hat am 4.Oktober 1915 im griechischen Parlament die Mobilisierung griechischer Truppen durchgesetzt. Am nächsten Tag hat ihn der König kurzer Hand abgesetzt.
Du ignorierst, dass die griechische Verfassung einen durch Wahl bestimmten Ministerpräsidenten überhaupt nicht vorsah, sondern dem König das Recht zu dessen Ernennung und Entlassung vorbehielt, wie in konstititionellen Monarchien üblich.

In Griechenland hatte sich seit 1874 das Prinzip heraugebildet, dass die im Parlament stärkste Partei einen Anspruch darauf anmelden konnte als erste vom König mit der Bildung einer Regierung beauftragt zu werden.
Nichts desto weniger, mussten diese Regierung und ihre Mitglieder nach wie vor vom König bestellt und ernannt werden und aus der Verpflichtung des Königs zunächst die im Parlament stärkste Pareiung mit der Regierungbildung zu beauftragen, leitete sich durchaus keine Pflicht ab, deren Personalvorschläge für die Besetzung der Regierung in allen Einzelheiten zu akzeptieren.

Heißt, daraus, dass Venizelos im Parlament die stärkste Unterstützergruppe hinter sich hatte, konnte er keinen Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten ableiten, lediglich konnte seine Partei einen Anspruch auf den ersten Auftrag einer Regierungsbildung ableiten.


Die monarchische Prärogative, im Hinblick auf die Entlassung der Regierung berührte das, so weit ich das überblicke nicht und damit hatte Konstantin I. als Monarch durchaus das Recht Venizelos abzusetzen und durchaus nicht die Pflicht ihn erneut zu ernennen, das mal ganz unabhängig von der Frage ob Venizelos Handeln bis zu seiner Absetzung legal war.

Ob das Parlament in Griechenland verfassungsmäßig überhaupt das Recht hatte ohne vorherige Konsulatition des Königs und dessen Einverständnis eine Mobilmachung des Heeres anzuordnen, da wäre ich überfragt, dass müsste man sich genauer ansehen (werde ich bis Ende März aus privaten Gründen nicht zu kommen, danach kann man das gerne diskutieren).
Falls nicht, hätte bereits der Akt dies zu versuchen einen Bruch mit der Verfassung und einen Staatsstreich dargestellt und neben der monarchischen Prärogative noch eine wesentlich stärkere Rechtfertigung für die Absetzung Venizelos geschaffen, denn dass der Souverän und zwar gleich ob es sich bei diesem Souverän um einen Monarchen oder um das Volk handelt, das Recht hat, den Chef einer Regierung, der sich in zentralen Fragen über die Verfassung des Staates hinwegsetzt, die seiner persönlichen Machtfülle und Amtsgewalt Schranken setzt, abzusetzen versteht sich von selbst.
An dieser Stelle griffe dann das Widerstandsrecht des Souveräns gegen einen Usurpator.

Definitiv Verfassungsbruch beging Venizelos, als er sich selbst zum Ministerpräsidenten ausrufen ließ, ohne von Konstantin I. erneut dazu bestellt worden zu sein (und zwar vollkommen egal ob er dazu Unterstützung im Parlament hatte oder nicht) und anfing ohne den König noch näher mit einzubeziehen eigenmächtig über Krieg und Frieden mit der Entente zu verhandeln.

Über diesen letzten Punkt braucht man sich gar nicht weiter zu unterhalten.


Spätestens ab Herbst 1916 gab es zwei griechische Regierungen eine "königstreue" und eine "republikanische" unter Venizelos.
Nein, es gab eine verfassungsgemäße Regierung und es gab die Putschisten um Venizelos.

Die legitime von Konstantin berufene Regierung einfach als "königstreu" und "royalistisch" abkanzeln zu wollen, greift wesentlich zu kurz.

Verfassungen sind keine unnötigen Spaßveranstaltungen, über die sich jeder mal eben willkührlich hinwegsetzen darf nur weil er über eine Parlamentsmehrheit verfügt.
Verfassungen haben den Sinn die Macht, vor allem der Exekutive in Grenzen und die staatliche Gewaltenteilung aufrecht zu erhalten und es hat durchaus seinen Sinn, dass an ihre Abänderung in der Regel hohe Anforderungen gestellt werden, die über eine einfache parlamentarische Mehrheit hinausgehen.

Man kann den konkreten Inhalt von Verfassungen ja persönlich scheiße finden und der Meinung sein, dass dies oder das geändert oder abgeschafft werden müsste, völlig legitim (zumindest wenn es nicht gerade um den Wunsch zur Abschaffung grundsätzlicher Rechte, der Verfassung selbst o.ä. geht).
Aber das gibt niemandem das Recht, auch niemandem mit parlamentarischer Mehrheit im Rücken die Verfassung, abseits aller gesetzlichen Möglichkeiten Änderungswünsche einzubringen und Änderungen anzustreben, mal eben in die Tonne zu treten und eigentlich sollte die jüngere politische Entwicklung (diesen Ausflug in die Tagespolitik erlaube ich mir hier), etwa in den Vereinigten Staaten oder auch anderswo doch klar aufgezeigt haben, warum eine Begrenzung der Machtfülle der Regierung, auch wenn sie von parlamentarischer Mehrheit getragen ist, absolut Sinn ergibt und nicht leichtfertig für überflüssig erklärt werden sollte.

In Griechenland gab es eine Verfassung, die Venzielos spätestens als er sich ohne dazu bestellt zu werden selbst zum Ministerpräsidenten ausrufen ließ und eigenmächtig über Krieg und Frieden verhandelte mit Füßen trat.
Und die vorherige Geschichte Griechenlands zeigt, dass es im Rahmen dieses politischen Systems durchaus möglich war auch Verfassungsänderungen auf dem Weg des parlamentarischen und politischen Prozesses durchzusetzen, wie etwa 1874 de Grundsatz, dass die stärkste Partei im Parlament künftig das Recht hatte, als erstes mit dem Versuch der Bildung einer Regierung beauftragt zu werden.


Mit deiner Ereiferung über angeblich "royalistische Positionen", versuchst du bei diesem Thema die Lage so darzustellen, als wäre Konstantin I. ein de facto absolutistischer Tyrann gewesen und ein Staatsstreich schon deswegen legitim gewesen, weil dass die einzige Möglichkeit gewesen wäre dem Willen des Volkes oder wenigstens des Parlaments Audruck zu verleihen.
Diese Darstellung widerspricht den Fakten (Entwicklung des politischen Systems in Griechenland) und dient letztendlich dazu einen offensichtlichen Verfassungsbruch mit der Absicht einen Eroberungskrieg gegen die Nachbarländer Bulgarien und Osmanisches Reich zu führen schönzureden, obwohl die Geschichte bewiesen hatte, dass es durchaus andere (und legale) Möglichkeiten gab, als rückständig und unangemessen betrachtete Bestandteile des politischen Systems anzuprangern und auf deren (erfolgreiche) Abschaffung oder Änderung hinzuarbeiten, als einen Staatsstreich.



Ich bin ja durchaus inhaltlich insofern bei dir, als dass ich mich damit diese Form des konstitutionellen Systems (das sah ja in Deutschland durchaus ähnlich aus), als rückständig, nicht hinreichend demokratisch etc. zu betrachten durchaus anschließen kann.

Aber dieser Umstand rechtfertigt nicht alles und einen Staatsstreich zu veranstalten um einen Eroberungskrieg führen zu können, gehört mal definitiv nicht dazu, im Besonderen, nachdem es politische und parlamentarische Möglichkeiten gab, die Verfassung weiterzuentwickeln.

Die monarchische Prärogative innerhalb der damaligen Griechischen Verfassung, auf die sich Konstantin I. Berief zu missbilligen ist kein Grund anstelle dessen dem Caesarenwahn das Wort zu reden.

Herrn Venizelos könnte man in seinem Handeln erst innenpolitisch die Verfassung an die Wand zu fahren um dadurch freie Hand für einen Eroberungskrieg zu gewinnen durchaus mit anderen historischen Persönlichkeiten vergleichen (oder zum Beispiel auch mit der des aktuellen Machthabers eines Landes, in dem traditionell viel Wodka getrunken wird und der sein eigenes Land offenbar auch nicht mehr groß genug ist).
Vielleicht nicht unbedingt im Hinblick auf innenpolitische Repression, aber im Hinblick auf den Umgang mit Verfassungen und der Souverainität der Nachbarländer könnte man da durchaus Parallelen sehen.
Muss man sicherlich nicht schönreden.
 
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Nichts desto weniger, mussten diese Regierung und ihre Mitglieder nach wie vor vom König bestellt und ernannt werden und aus der Verpflichtung des Königs zunächst die im Parlament stärkste Pareiung mit der Regierungbildung zu beauftragen, leitete sich durchaus keine Pflicht ab, deren Personalvorschläge für die Besetzung der Regierung in allen Einzelheiten zu akzeptieren.
Das ist das selbe Prinzip, wie es beispielsweise auch heutzutage in Dänemark usus ist. Die Ernennung und Entlassung durch den König ist eine pro forma Sache. Der deutschfreundliche Konstantin hingegen wollte sich wilhelminische Vollmachten anmaßen und ein persönliches Regiment führen.

Nein, es gab eine verfassungsgemäße Regierung und es gab die Putschisten um Venizelos.
Das wird der Komplexität der Situation von Griechenland im 1.Weltkrieg nicht gerecht. Wenn man Venizelos lediglich als Putschisten darstellt, vertritt man einseitig eine royalistische Position. Eine solche Position hat beispielsweise die deutsche Regierung in dieser Zeit vertreten.
Verfassungen sind keine unnötigen Spaßveranstaltungen, über die sich jeder mal eben willkührlich hinwegsetzen darf nur weil er über eine Parlamentsmehrheit verfügt.
Was meinst du, was heute in Dänemark los wäre, wenn der König mal eben die gewählte Regierung absetzt und das Parlament auflöst, obwohl er verfassungsgemäss das Recht dazu hat, weil die Regierung eine Position vertritt, die ihm nicht gefällt? Beschäftige dich einfach mal eingehender mit den Prinzipien von geschriebener Verfassung und Verfassungsrealität. Wir hatten dieselbe Diskussion schon mal und auch da hast du dich geweigert, dich damit auseinanderzusetzen.
 
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