Biturigos
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Hallo Wano, ich freue mich, dass dich das Thema zum Nachdenken inspiriert. Ich nehme an, dass du zu den Jüngeren Geschichtsinteressierten gehörst. Sich etwas Vorzustellen oder zu Antizipieren ist eine wichtige menschliche Eigenschaft, allerdings kann man völlig daneben liegen und sich verspekulieren. Dieter und El Quijote haben da schon das Wichtigste richtiggestellt.
Ich möchte auf die eisenzeitliche Landwirtschaft eingehen. Diese schließt an die bronzezeitliche Landwirtschaft an, allerdings gibt es tatsächlich eine kleine Revolution.
Wir müssen davon ausgehen, dass die bäuerliche Bevölkerung die Fachleute waren,
die eine gute Bodenkenntnis und Pflanzenkenntnis besessen haben. Es gibt Hinweise auf Fruchtfolgen und das brachfallen lassen (und beweiden der Brachen) von Ackerflächen,Düngung, um die Energiebilanz der Flächen wieder auszugleichen. Wir wissen letztlich wenig vom Stand der eisenzeitlichen Landwirtschaft in Mitteleuropa, weil die schriftlichen Quellen fehlen, zum Vergleich bietet sich De agri cultura von cato dem Älteren (234 bis 149 BC) an. Seit dem Neolithikum waren die Kerngebiete des Ackerbaus die Gunstlagen der Lössböden und Schwarzböden, auch bedingt durch fehlende technische Möglichkeiten des tiefer Pflügens. In der Eisenzeit beobachtet man in allen Pollendiagrammen ein breites Pflanzenspektrum, dass angebaut wird, einmal um das ganze Jahr gleichmäßig zu wirtschaften (z.B. Dinkel als Wintereinsaat und Gerste als Sommereinsaat), und Missernten zu vermeiden. So gibt es frostunempfindlichere Anbausorten wie die Rispenhirse oder den Leindotter, und Gerste mit ihrer kurzen Vegetationszeit. Abgelöst wird das neolithische Einkorn durch die ertragreicheren Emmer, Dinkel (Spelt) und Saatweizen. Technologische Innovationen im gesamten Produktionsprozess sind die Entwicklung der Sense (die die Grünlandwirtschaft ermöglichte) der eisernen Pfugschar (die das Tiefpflügen ermöglichte, und damit die Nutzung schlechterer Böden), aber auch die Handmühle mit Läuferstein, die den Mahlprozess beschleunigte (soweit ich mich erinnere um das sechsfache - wer sein Müsli schon einmal selbst gemahlen hat, weiß was das bedeutet). Die ersten genannten technischen Innovationen - ich möchte noch auf den hochentwickelten Wagenbau im Latene hinweisen, der den Ernteprozess sicher sehr erleichtert hat - haben tatsächlich die Landwirtschaft revolutioniert. Die Möglichkeit Heuernten durchzuführen (dank der Sense), ergänzte nicht nur die alte Winterfütterung mit Laubfutter), sondern erschloss neue Flächen (feuchte Wiesen, Steillagen z.B.) für die landwirtschaftliche Nutzung, auf denen früher höchstens Waldweide möglich war. Die Getreideernte erfolgte immer bodennäher, einmal durch Zuwachs der Bedeutung des Strohs (Aufstallung des Viehs, Pferdehaltung), aber auch weil die Ernte wesentlich schneller vor sich ging, als die Ährenernte mit Sicheln.
Plinius berichtet dann schon in der römischen Eisenzeit von einer gallischen Erfindung, dem ersten europäischen Räderpflug, die die Kraft des Zuggespanns noch effektiver für das Bodenaufbrechung nutzte. Durch die Nutzung weiterer siedlungsnaher Flächen für eine Grünlandwirtschaft veränderte sich auch die Viehwirtschaft - die Aufstallung wurde üblich, die regionale Wanderweidewirtschaft gab es jedoch weiterhin.Im wesentlichen bleiben diese Innovationen Grundlage (bis auf Innovationen in der Mühlentechnik - Wasserkraft, Einsatz von Tieren) der Landwirtschaft in der römischen Eisenzeit und im frühen Mittelalter.
Ich möchte auf die eisenzeitliche Landwirtschaft eingehen. Diese schließt an die bronzezeitliche Landwirtschaft an, allerdings gibt es tatsächlich eine kleine Revolution.
Wir müssen davon ausgehen, dass die bäuerliche Bevölkerung die Fachleute waren,
die eine gute Bodenkenntnis und Pflanzenkenntnis besessen haben. Es gibt Hinweise auf Fruchtfolgen und das brachfallen lassen (und beweiden der Brachen) von Ackerflächen,Düngung, um die Energiebilanz der Flächen wieder auszugleichen. Wir wissen letztlich wenig vom Stand der eisenzeitlichen Landwirtschaft in Mitteleuropa, weil die schriftlichen Quellen fehlen, zum Vergleich bietet sich De agri cultura von cato dem Älteren (234 bis 149 BC) an. Seit dem Neolithikum waren die Kerngebiete des Ackerbaus die Gunstlagen der Lössböden und Schwarzböden, auch bedingt durch fehlende technische Möglichkeiten des tiefer Pflügens. In der Eisenzeit beobachtet man in allen Pollendiagrammen ein breites Pflanzenspektrum, dass angebaut wird, einmal um das ganze Jahr gleichmäßig zu wirtschaften (z.B. Dinkel als Wintereinsaat und Gerste als Sommereinsaat), und Missernten zu vermeiden. So gibt es frostunempfindlichere Anbausorten wie die Rispenhirse oder den Leindotter, und Gerste mit ihrer kurzen Vegetationszeit. Abgelöst wird das neolithische Einkorn durch die ertragreicheren Emmer, Dinkel (Spelt) und Saatweizen. Technologische Innovationen im gesamten Produktionsprozess sind die Entwicklung der Sense (die die Grünlandwirtschaft ermöglichte) der eisernen Pfugschar (die das Tiefpflügen ermöglichte, und damit die Nutzung schlechterer Böden), aber auch die Handmühle mit Läuferstein, die den Mahlprozess beschleunigte (soweit ich mich erinnere um das sechsfache - wer sein Müsli schon einmal selbst gemahlen hat, weiß was das bedeutet). Die ersten genannten technischen Innovationen - ich möchte noch auf den hochentwickelten Wagenbau im Latene hinweisen, der den Ernteprozess sicher sehr erleichtert hat - haben tatsächlich die Landwirtschaft revolutioniert. Die Möglichkeit Heuernten durchzuführen (dank der Sense), ergänzte nicht nur die alte Winterfütterung mit Laubfutter), sondern erschloss neue Flächen (feuchte Wiesen, Steillagen z.B.) für die landwirtschaftliche Nutzung, auf denen früher höchstens Waldweide möglich war. Die Getreideernte erfolgte immer bodennäher, einmal durch Zuwachs der Bedeutung des Strohs (Aufstallung des Viehs, Pferdehaltung), aber auch weil die Ernte wesentlich schneller vor sich ging, als die Ährenernte mit Sicheln.
Plinius berichtet dann schon in der römischen Eisenzeit von einer gallischen Erfindung, dem ersten europäischen Räderpflug, die die Kraft des Zuggespanns noch effektiver für das Bodenaufbrechung nutzte. Durch die Nutzung weiterer siedlungsnaher Flächen für eine Grünlandwirtschaft veränderte sich auch die Viehwirtschaft - die Aufstallung wurde üblich, die regionale Wanderweidewirtschaft gab es jedoch weiterhin.Im wesentlichen bleiben diese Innovationen Grundlage (bis auf Innovationen in der Mühlentechnik - Wasserkraft, Einsatz von Tieren) der Landwirtschaft in der römischen Eisenzeit und im frühen Mittelalter.
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