Völlig OT, denn @"Militäradel als Bremse zur Heeresvermehrung"
.....Die Aufgabe des Heeres war nicht ausschließlich die Landesverteidigung. Es war auch das zentrale Instrument, das als Garant die monarchische Ordnung garantierte,weil es aufgrund seines aristokratischen Offizier-Korps politisch zuverlässig war,
Vor diesem Hintergrund war ein Ausbau des Heeres nicht erwünscht, da zwangsläufig der Anteil des Anteil am O-Korps hätte reduziert werden müssen.
Diese Vorstellung wurde durch Ideen der "Modernisierer" in der Armee, wie beispielsweise dem damaligen Oberst Ludendorff, in Frage gestellt. Aus diesem Umfeld wurden die Anforderungen an die externe Kriegsführung höher gewichtet wie die Einsatzfähigkeit der Armee ein internen Konflikten, sprich Bürgerkrieg. Und es erfolgte eine mehr oder minder deutliche Erweiterung des Friedensheeres.
Diese ideologische Schranke zur längst überfällig gewordenen Heeresvermehrung trieb die seltsamsten Blüten. Der oben genannte Ludendorff spielte bekanntlich während des 1. Weltkrieges eine sehr entscheidende Rolle im deutschen Militär und Politik, da er bald zusammen mit dem betagten von Hindenburg (dem späteren, letzten Reichspräsidenten der Weimarer Republik) die im Verlauf des Krieges militärisch – und zunehmend auch politisch - dominierende Oberste Heeresleitung des Kaiserreichs bilden sollte.
Erich Ludendorff ? Wikipedia
Nach dem Kriege versuchte sich Ludendorff als Politiker und kooperierte dabei auch mit dem damals noch eher unbedeutenden Adolf Hitler (eine eigene Geschichte)… Dabei vertrat er eine sehr nationalistisch- chauvinistische Politik in Gegnerschaft zur Republik.
Nun zurück zur „versprochenen Stilblüte“: Dieser Militär, der eigentlich über jeden „republikanischen Zweifel“ erhaben sein dürfte war im Vorfeld des 1. Weltkrieges ein Verfechter einer Heeresvermehrung und wollte dafür auch vermehrt bürgerliche Offiziere heranziehen. In Militärkreisen wurde ihm daher der Vorwurf gemacht ein
„Demokrat“ oder gar ein „Republikaner“ zu sein – eben vor dem Hintergrund, dass damit das Militär nicht mehr völlig unter der Dominanz adeliger Offiziere gestanden hätte. An sich ein Treppenwitz, der ob seiner Ungeheuerlichkeit aber eher sprachlos macht!
Dergleichen Ideen waren selbst nach dem Ende dieses Weltkrieges unter ehemals führenden Militärs noch lebendig. In einem unglaublich dicken Band über das „alte Heer“ (das kaiserliche des Krieges) für welches Hindenburg in den 20er Jahren im Vorwort schrieb wurde noch mit Blick auf die November-Revolution von 1918 die RICHTIGKEIT dieser Überlegung (bürgerliche nicht zu sehr in das Offizierskorps aufzunehmen) unterstrichen! Leider ist mir der Titel des „Bändchens“ entfallen. Erschreckend ist jedoch selbst im Rückblick der alten „Militäraristokratie“ nach dem verlorenen Krieg zu sehen, dass ihr Standesbewusstsein größer geblieben war, als ihre Einsicht über Versäumnisse vor- und während des Krieges! Und das, obwohl in anderen Abschnitten des Buches betont worden war, wie sehr sich die bürgerlichen Offiziere während des Krieges bewährt hätten… Ohne innenpolitische Überlegungen ist das nicht nur unverständlich, sondern könnte noch härter beurteilt werden…
Auch in früheren Kriegen war das preußische Militär oft genug genötigt gewesen, auf bürgerliche Offiziere zurückzugreifen. Nach den Kriegen hatte man in der Regel aber dafür gesorgt, dass diese Bürgerlichen möglichst abgeschoben oder entlassen worden waren. Verdiente Offiziere dagegen wurden einfach geadelt und somit in die eigenen Kreise aufgenommen. Mit der Verleihung diverser Kriegsauszeichnungen (Orden) war teils sogar der persönliche oder gar erbliche Adel verbunden. Unter den Männern mit Adelstitel, die später in der Wehrmacht des 2. Weltkrieges noch eine Rolle spielten, gab es einige hochrangige Vertreter dieser Spezies. Dazu gehörten etwa der Vater des Wehrmachtsmarschalls Günther von Kluge; Wilhelm von Leeb und Robert von Greim (beide persönlicher Adel durch „Militär Max Joseph Orden“). August von Mackensen wurde von Kaiser Wilhelm II. persönlich 1899 geadelt. Der Max Joseph Orden war eine bayerische Auszeichnung, während in Preußen seit 1848 mit der Verleihung des „Schwarzer Adlerordens“ ebenfalls der persönliche Adelsstand erworben wurde…
Man sieht also, dass bei allem Standesdünkel auch einige "Ventile" existierten, um in einem gewissen Rahmen auch den "Militäradel" bürgerlich zu ergänzen. Diese Ventile sind aber wohl (aus Sicht des "Militäradels") als nicht ausreichend angesehen worden, um eine entsprechende Heeresvermehrung stemmen zu können, ohne den Charakter des Offizierskorps zu verändern.