Das Thema ist einen eigenen Faden wert. Für meine
Kernaussage, daß die Schwarzafrikaner eine Mitschuld am Sklavenhandel und damit an ihrer eigenen Unterentwicklung tragen, bin ich noch den Nachweis schuldig:
Ending the Slavery Blame-Game in der New York Times von
Henry Louis Gates:
Im Grunde spricht Gates nur eine simple Wahrheit aus, auf die jeder, der sich mal Gedanken darüber gemacht, wie es den Europäer gelingen konnte, ohne größeren Militäreinsatz in nur 350 Jahren über 10 Mio. Menschen zu verschleppen, auch gekommen ist. Aber die Selbstbezichtigungsroutine der linken Geschichtsschreibung hat den Blick für die Komplizenschaft der Afrikaner lange verstellt. Man hat sich einfach nicht intensiv genug gefragt, wie eigentlich überhaupt die ganzen Menschen in Afrika in die Sklaverei und auf die Schiffe gerieten.
Der Beitrag ist zwar schon über 10 Jahre alt und sein Verfasser längst gesperrt- ich finde ihn heute noch zum verschärften übelwerden, auch dass 2 Forianer solche "simplen Wahrheiten" goutieren.
In der Optik mancher Zeitgenossen ist Afrika südlich der Sahara zwar "von lauter Negern" bevölkert, "Schwarzafrika" ist natürlich deswegen noch lange kein monolithischer Block, und die zahlreichen Ethnien unterscheiden sich sprachlich und kulturell ähnlich wie Norweger und Italiener, Iren und Russen sich unterscheiden.
Darauf weiter einzugehen, wäre sinnlos- Die "These", die da zur Diskussion gestellt wird, ist aber schon eine große Provokation! Es ist im Grunde die altbewährte Masche, Opfer zu Täter machen zu wollen, mit der Motivation Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu relativieren. Das Ganze dann noch mit einem Rundumschlag abgeschlossen gegen die "Selbstbezichtigungsroutine" der "linken Geschichtsschreibung". Gedanklich wäre hinzuzufügen "links-grünversiffte Selbsthasser und Vaterlandsverräter, denn die sind natürlich gemeint.
Natürlich gab es Sklaverei in Afrika bereits vor Ankunft der Europäer, und die Europäer sind nicht persönlich auf Sklavenfang gegangen, sondern haben Sklaven von afrikanischen Häuptlingen oder arabischen Zwischenhändlern eingetauscht. Die Europäer haben von lokalen Konflikten zwischen traditionell verfeindeten Ethnien profitiert, und natürlich haben Stämme wie die Ashanti von Bündnissen mit Europäern und deren überlegener Waffentechnologie profitiert.
In jedem System gibt es Leute, denen die eigene Haut am nächsten ist, die ihren eigenen Vorteil auf Kosten anderer suchen, die nach dem Prinzip "Der-Feind-meines-Feindes-ist-mein-Freund" handeln. Das System des transatlantischen Sklavenhandels war aber doch wohl eine eine europäische Erfindung oder nicht? Es war europäisches Kapital mit dem das finanziert wurde. Es waren europäische Reeder, die den Handel organisierten und europäische Denker, Kaufleute, Politiker und Kirchenmänner, die das legitimierten und ethisch rechtfertigten, die "Slave Codes", "Code Noirs" verfassten. Es waren Europäer und Nachfahren von Europäern in den USA und Lateinamerika, die eine rassistisch motivierte Form der Sklaverei entwickelten, wie es sie in Europa zu dieser Zeit in solcher Form gar nicht mehr gab.
Diese Greuel im Kongofreistaat, dieses abhacken und räuchern und konservieren von abgeschlagenen Händen- das war kein grotesker, barbarischer, afrikanischer Brauch, sondern ein europäischer Kulturimport. Das war auch ein schreiender Kontrast zu den Werten der Aufklärung, zu Menschenrechten, die Ende des 18. Jahrhunderts formuliert wurden und die prinzipiell für alle Menschen gültig seien. Werte, auf die Europa zu Recht stolz ist!
Über das Stadium der "Geschichtsschreibung" ist die Geschichtswissenschaft schon längst hinaus, es handelt sich um eine Sozialwissenschaft, die als Wissenschaft genau so überprüfbar ist wie eine der Naturwissenschaften. Geschichte wird nicht von "großen Männern" gemacht und nicht nach dem Willen der Sieger aufgeschrieben. Sie wird erforscht von Historikern, die mit wissenschaftlicher Methodik Quellen auswerten nach empirischen Methoden. Ich unterscheide nicht zwischen linken und rechten Historikern, sondern zwischen seriösen und unseriösen Wissenschaftlern und Pseudo-Wissenschaftlern.
In der Frage des Werturteils mögen Konservative und Linke zu unterschiedlichen Wertungen kommen, wenn sie die gleichen Quellen benutzen, werden sie, vorausgesetzt sie arbeiten seriös, zu gleichen oder ähnlichen Ergebnissen kommen.
Die "Patrioten", die über angebliche Siegerjustiz und -Geschichtsschreibung schwadronieren, zeigen nur, dass sie von wissenschaftlicher Methodik keine Ahnung haben.
Quellen und Fakten interessieren aber Geschichtsrevisionisten nicht wirklich. Wozu auch? Das Urteil steht eh fest. Denen geht es nur um die eigene Ideologie und das eigene chauvinistische Weltbild. Jeder der dem widerspricht, jeder auch der sich der "Wir"-Vereinnahmung entzieht, sich nicht in die fiktive nationale Volksgemeinschaft der Biodeutschen einreiht, ist ein links-grün Versiffter Volksverräter.
Die Kernaussage dieses Beitrags läßt sich so zusammenfassen: "Die Neger-pardon "die" Schwarzafrikaner haben da irgendwie auch mitgemacht und sind selber schuld (auch an ihrer heutigen Unterentwicklung) mindestens aber mitschuldig.
Das ist so schlicht, dass man zu einer Richtigstellung eigentlich gar keine Lust hat. Das ist ähnlich, als wollte man ernsthaft darüber diskutieren, dass es auch Weiße gibt, die gut Basketball spielen, Musik machen oder tanzen können. Das nicht "die Schwarzafrikaner" alle lange Schwänze haben, dass auch Weiße manchmal gut bestückt sind, dass das gut tanzen, Basketball spielen und Musik machen können, eher mit Begabungen, Interessen und nicht zuletzt auch mit dem Zugang zu Medien, Schulen und Trainingsmöglichkeiten zusammenhängt, als mit irgendwelchen genetischen Eigenschaften oder gar einem "Nationalcharakter."
Ich bin der Meinung die "Kernaussage" dass "die Schwarzafrikaner am Sklavenhandel auch mitgemacht haben und daher eine Mitschuld am transatlantischen Sklavenhandel tragen, ist nicht nur äußerst zynisch und latent rassistisch, sondern genauso absurd und perfide, als würde man behaupten, dass "die Juden" mitschuldig an der Shoah sind, da nachgewiesenermaßen Judenräte gezwungen wurden, an der Organisation von Deportationen mitzuwirken.
Hannah Arendt hat in ihrer Reportage über Eichmann in Jerusalem die Rolle der Judenräte angesprochen und kritisiert. Man kann die Arbeit der Judenräte kritisieren, so wie die Kollaboration der Ashanti am Sklavenhandel kritisiert werden kann.
Es ist aber natürlich zu bedenken, dass Judenräte zur Mitarbeit gezwungen wurden, dass sie aus Zwang, oft unter Todesgefahr an Deportationslisten mitgewirkt haben. Eugen Kogon schrieb in "Der SS-Staat" vom Krieg der Häftlinge untereinander. Das war aber doch künstlich erzeugt. Verantwortlich dafür sind doch wohl die, die sich das System ausgedacht haben und nicht die Opfer, die gegenüber anderen Opfern zu Tätern wurden. Natürlich gab es auch
einige jüdische Blockälteste, Kapos etc., etc. Einer der von Oskar Schindler geretteten Juden, Marcel Goldberg wurde nach dem Krieg in Israel gesucht, weil er seinen eigenen Vorteil suchte und gegen Entgelt Leute auf die Liste setzte oder auch wieder strich.
Das GF hat einen guten Ruf, und es hat sich in den letzten Jahren auch immer dadurch ausgezeichnet, dass geschichtsrevisionistischen Positionen widersprochen wurde, dass Antisemitismus und jede Form von Extremismus, sei es von rechts oder links hier keine Chance haben, dass die Regeln der Nettiquette eingehalten werden und dass Thesen zu belegen sind mit Quellen- und Literaturangaben.
In der rechten Szene ist das GF vielen ein Dorn im Auge, und es hat in den letzten Jahren immer wieder Versuche gegeben, es zu infiltrieren oder auch um es als Podium zu benutzen, geschichtsrevisionistische Positionen zu posten, Tabubruch zu betreiben, zu provozieren und auch, um auszuloten, wie weit sie gehen können, was auf welchen Widerspruch stößt, welchen Widerstand es gibt, ob es überhaupt Widerstand, Widerspruch gibt.
In der letzten Zeit hat es häufiger Beiträge gegeben, die sich durch ein extrem eindimensionales, stark simplifizierendes Geschichts- und Menschenbild auszeichneten, wenig bis keinen Bezug zu historischen Fakten oder Fachliteratur hatten, dafür aber von einem großen Sendungsbewusstsein durchdrungen und mit unverhohlener Sympathie für ultranationalistisches und latent rassistisch-fremdenfeindliches "Gedankengut".
Ich habe hier zu diesem Uralt-Beitrag viel mehr geschrieben, als ich wollte. Ich finde, der Titel des Threads verunziert das Board. Da fragt man sich: "Soll ich dazu jetzt allen Ernstes etwas sagen?" Andererseits denkt man sich: "Unwidersprochen kannst du das aber auch nicht stehen lassen.
De facto aber füttert man einen Troll und lässt sich eine Diskussion aufzwängen, begegnet mit Quellen und Argumenten und tralala einer Stammtischparole in der Güte-Klasse:
"Warum schnackselt der Neger so gerne? Liegt das daran, dass Schwarze längere Schwänze haben
Würde mich das jemand nachts am Bahnhof fragen, würde ich ihm raten, seinen Rausch auszuschlafen, aber ich würde nicht mit ihm diskutieren.