Das katalanische Referendum 2017, Gründe und historisierende Narrative

Entscheidend für die Ereignisse heute sind jedenfalls die Vorgänge nach der Ablehnung des Autonomiestatutes 2006, wie oben beschrieben.
Bereits 2014 war es zu einer inoffiziellen "Befragung" der Bevölkerung gekommen (Wiki), welches ebenfalls mit einer überwältigenden Mehrheit für die Unabhängigkeit endete, ebenfalls mit weniger als 50% Teilnahme. 2017 sollte dann die "offizielle" Abstimmung folgen, die Spanien mit allen Mitteln unterdrückte.
 
Aber das war keine antikatalanische Politik, wie es heute von Seiten von Unabhängigkeitsbefürwortern verkauft wird, sondern die absolutistische Politik französischer Prägung. Das hatte nichts mit Katalonien zu tun oder auf welcher Seite Katalonien im Erbfolgekrieg gestanden hatte, sondern war bourbonische Politik.
Auch von mir ein nochmal: Es ist doch völlig irrelevant, ob das bourbonische Tradition war, für Katalonien war es der Verlust der Selbstverwaltung.
Da brauchst du nicht mit abwertenden Bemerkungen ("5 mal zusammengetreten") zu kommen.
Hier die Liste der Präsidenten der Generalitat mit der Lücke von 1714 bis 1931.
Pere Aragones ist übrigens der 132. Präsident.
 
Vor allem sind die Leute nicht hingegangen, weil sie von der spanischen Polizei mit brutalster Gewalt daran gehindert wurden.
Du wirst mich nicht dahin kriegen, die Befehle der Zentralregierung und das Verhalten der spanischen Polizei in irgendeiner Form zu rechtfertigen!

Aber schau dir doch mal Umfragen an und im Vergleich dazu die Zustimmungswerte bei dem Referendum. In Umfragen schwankten Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit immer zwischen 40 und 50 % der Befragten. Beim Referendum 90 % Zustimmung, 5 % dagegen, Rest ungültig. Das kommt daher, weil die Polizei die Leute an der Abstimmung gehindert hat? Nein, das kommt daher, das praktisch fast nur Leute hingegangen sind, welche für die Unabhängigkeit waren.

Nebenbei war das Referendum nicht verfassungskonform. Die katalanische Regierung hätte einen anderen - längeren - Weg gehen müssen. Sie hat sich für den Verfassungsbruch entschieden.
 
Auch von mir ein nochmal: Es ist doch völlig irrelevant, ob das bourbonische Tradition war, für Katalonien war es der Verlust der Selbstverwaltung.
Ja, das war es. Das hatte aber nichts mit Katalonien zu tun, war keine Strafe für die katalanische Parteinahme für Habsburg ab 1705.
Da brauchst du nicht mit abwertenden Bemerkungen ("5 mal zusammengetreten") zu kommen.
Das ist überhaupt nicht abwertend gemeint. Es dürfte kaum häufiger gewesen sein.
 
Ja, das war es. Das hatte aber nichts mit Katalonien zu tun, war keine Strafe für die katalanische Parteinahme für Habsburg ab 1705.

Das ist überhaupt nicht abwertend gemeint. Es dürfte kaum häufiger gewesen sein.

Achso. Der Verlust der Selbstverwaltung Kataloniens hat nichts mit Katalonien zu tun. Danke für die Aufklärung.
Und zumindest eigene Präsidenten hatten sie genug. Die dürften sogar einiges entschieden haben im Laufe der Jahrhunderte.
 
Du betets hier die spanische Version der katalanischen Geschichte herunter und wirfst mir Populismus vor?
Du hast behauptet, du hättest meine Beiträge gelesen. Wenn du meinst, dass ich hier die "spanische Version der katalanischen Geschichte herunterbete", dann hast du meine Beiträge offensichtlich nicht gelesen. Mir geht es - ganz unabhängig von eigenen Sym- und Antipathien - um den Missbrauch von Geschichte für politische Narrative. Und der geht eindeutig von den katalonischen Unabhängigkeitsbefürwortern aus. Damit ist aber NICHTS darüber gesagt, was ich von der katalonischen UNabhängigkeit an und für sich halte.
 
Aber schau dir doch mal Umfragen an und im Vergleich dazu die Zustimmungswerte bei dem Referendum. In Umfragen schwankten Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit immer zwischen 40 und 50 % der Befragten. Beim Referendum 90 % Zustimmung, 5 % dagegen, Rest ungültig. Das kommt daher, weil die Polizei die Leute an der Abstimmung gehindert hat? Nein, das kommt daher, das praktisch fast nur Leute hingegangen sind, welche für die Unabhängigkeit waren.
Warum nur hat dann Spanien solche Angst vor dem Referendum? Warum muss der spanische Staat Separatisten mit Hilfe von Pegasus abhören? Warum die drakonischen Strafen, wenn es doch ohnehin alles "irrelevant" ist?
 
Du hast behauptet, du hättest meine Beiträge gelesen. Wenn du meinst, dass ich hier die "spanische Version der katalanischen Geschichte herunterbete", dann hast du meine Beiträge offensichtlich nicht gelesen. Mir geht es - ganz unabhängig von eigenen Sym- und Antipathien - um den Missbrauch von Geschichte für politische Narrative. Und der geht eindeutig von den katalonischen Unabhängigkeitsbefürwortern aus. Damit ist aber NICHTS darüber gesagt, was ich von der katalonischen UNabhängigkeit an und für sich halte.

Und dieser Aussage, dass hier Geschichtsverfälschung von Seiten der Katalanen stattfände, widerspreche ich ganz entschieden.
Da kannst du noch so oft behaupten, es seien halt bourbonische Angewohnheiten, da kannst du noch so oft die mehrfache Ausrufung der Republik in Katalonien ignorieren, ebenso wie die jahrhundertealte Sebstverwaltung, es bleibt das Narrativ Madrids, welches du widergibst.
 
Aha. Na dann. Das Ende der Selbstverwaltung und das Ende eines eigenen Parlamentes und die damit einher gehende zentrale Verwaltung von Madrid aus ist für das Thema Unabhängigkeit also irrelevant.
Diese Ansicht dürftest du ziemlich exklusiv haben.
Sofern wir hier über den Spanischen Erbfolgekrieg und die Zeit unmittelbar danach sprechen, in der unter Bourbonischer Fuchtel die Zentralisierung forciert wurde, hat er diese Ansicht nicht exklusiv, da schließe ich mich für meinen Teil gern an.

Die Unterstützung des Habsburgischen Prätendenten und dessen Anerkennung als König in Aragon und Katalonien war kein Akt des Separatismus, sondern das Votum dieser beiden Teile des spanischen Herrschaftskomplexes, wen sie als Herrscher des Gesamtzusammenhangs zu unterstützen bereit waren (ob freiwillig oder eben weil er mit einer Armee im Land stand).
Wärend des gesamten spanischen Erbfolgekrieges auch in den Auseinandersetzungen um die Nachfolgeregelung Carlos II. zuvor und im auf den Krieg folgenden Friedensvertrag, der das Spanische Reich (eine besser Bezeichnung fällt mir für den europäischen Gesamtkomplex nicht ein), letztendlich aufteilte (Iberische Halbinsel und Kolonien an die Bourbonen, italienische Besitzungen und spanische Niederlande an die österreichischen Habsburger) spielte eine Teilung des iberischen Territorialkomplexes selbst, so weit mir bekannt auch nie eine Rolle und wurde auch von keiner Kriegspartei angestrebt.

Insofern der Zentralismus, der unter den Bourbonen gestärkt wurde nicht nur zu Lasten Kataloniens, sondern zu Lasten aller Regionen, die historisch ein gewisses Maß an Autonomie besaßen (definitiv auch Aragon und Valencia so wie das Baskenland, bei Galicien und Andalusien wäre ich überfragt, weil ich nicht weiß, wie viel Autonomie die vorher noch besaßen) ging, war das keine vom spanischen Staat betriebene antikatalanische Maßnahme, sondern folgte der allgemeinen politischen Entwicklung, nicht nur in Spanien, sondern der Epoche des 18. Jahrhunderts überhaupt.
Dem unter französischer Herrschaft stehenden Teil Kataloniens (im Pyrenäenfrieden Mitte des 17. Jahrhunderts war ja das Rousillion an Frankreich abgetreten worden), ging es da ähnlich und und in Paris regierten nun definitiv mal keine Spanier mit antikatalanischer Agenda.


Auch sollte man hier wirklich die Konfliktebenen auseinanderhalten.

Ein Konflikt um die Atonomie einer Provinz innerhalb des staatlichen Gesamtgebildes und der ist im Hinblick auf Katalonien tatsächlich sehr alt und immer wieder neu zum tragen gekommen, ist etwas anderes als ein Konflikt in dem es tatsächlich um Separatismus geht oder Erhalt oder eben nicht Erhalt einer kulturellen Identität oder regionalen Sprache.
Da vermischst du in meinen Augen zu viel.



Edit:


Im Übrigen weiß ich nicht, ob es angemessen ist, die Cortes, als "Parlament" zu bezeichnen, oder ob hier im Hinblick auf die traditionelle Einrichtung nicht eher "Ständeverammlung"/"Ständevertretung" der bessere Begriff wäre.
"Parlament" insinuiert für mich immer ein wenig Anklänge an eine moderne Demokratie, aber darum handelte es sich ja durchaus nicht.

Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg verlor nicht das katalanische Volk seine Vertretung, sondern vor allem der katalanische Adel.
Dessen Interessen waren aber nicht zwangsläufig auch die Interessen des Volkes, dass selbst zuvor nie eine entsprechende Vertretung besessen hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum nur hat dann Spanien solche Angst vor dem Referendum? Warum muss der spanische Staat Separatisten mit Hilfe von Pegasus abhören? Warum die drakonischen Strafen, wenn es doch ohnehin alles "irrelevant" ist?
Also bitte, warum soll ich denn jetzt den spanischen Staat verteidigen?! Hast du überhaupt ein Wort von dem verstanden, was ich geschrieben habe?
 
Und ich widerspreche der Aussage, dass @El Quijote eine solche Aussage getroffen hätte, er hatte eine Aussage zur Geschichtsdeutung der katalanischen Seperatisten, nicht der Katalanen per se getroffen.

der Diada, bezugnehmend auf 1714, ist seit 1888 Nationalfeiertag der Katalanen, nicht der Katalanischen Separatisten.
Nach Franco wird er seit 1980 wieder begangen.
Dann sind doch wohl alle Katalanen Geschichtsfälscher.
 
Du wirfst mir Dinge vor, die ich nie geschrieben habe, versuchst mich in einen politischen Winkel zu positionieren, in dem ich nicht stehe. Also ja:

???​
 
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