Aha. Na dann. Das Ende der Selbstverwaltung und das Ende eines eigenen Parlamentes und die damit einher gehende zentrale Verwaltung von Madrid aus ist für das Thema Unabhängigkeit also irrelevant.
Diese Ansicht dürftest du ziemlich exklusiv haben.
Sofern wir hier über den Spanischen Erbfolgekrieg und die Zeit unmittelbar danach sprechen, in der unter Bourbonischer Fuchtel die Zentralisierung forciert wurde, hat er diese Ansicht nicht exklusiv, da schließe ich mich für meinen Teil gern an.
Die Unterstützung des Habsburgischen Prätendenten und dessen Anerkennung als König in Aragon und Katalonien war kein Akt des Separatismus, sondern das Votum dieser beiden Teile des spanischen Herrschaftskomplexes, wen sie als Herrscher des Gesamtzusammenhangs zu unterstützen bereit waren (ob freiwillig oder eben weil er mit einer Armee im Land stand).
Wärend des gesamten spanischen Erbfolgekrieges auch in den Auseinandersetzungen um die Nachfolgeregelung Carlos II. zuvor und im auf den Krieg folgenden Friedensvertrag, der das Spanische Reich (eine besser Bezeichnung fällt mir für den europäischen Gesamtkomplex nicht ein), letztendlich aufteilte (Iberische Halbinsel und Kolonien an die Bourbonen, italienische Besitzungen und spanische Niederlande an die österreichischen Habsburger) spielte eine Teilung des iberischen Territorialkomplexes selbst, so weit mir bekannt auch nie eine Rolle und wurde auch von keiner Kriegspartei angestrebt.
Insofern der Zentralismus, der unter den Bourbonen gestärkt wurde nicht nur zu Lasten Kataloniens, sondern zu Lasten aller Regionen, die historisch ein gewisses Maß an Autonomie besaßen (definitiv auch Aragon und Valencia so wie das Baskenland, bei Galicien und Andalusien wäre ich überfragt, weil ich nicht weiß, wie viel Autonomie die vorher noch besaßen) ging, war das keine vom spanischen Staat betriebene antikatalanische Maßnahme, sondern folgte der allgemeinen politischen Entwicklung, nicht nur in Spanien, sondern der Epoche des 18. Jahrhunderts überhaupt.
Dem unter französischer Herrschaft stehenden Teil Kataloniens (im Pyrenäenfrieden Mitte des 17. Jahrhunderts war ja das Rousillion an Frankreich abgetreten worden), ging es da ähnlich und und in Paris regierten nun definitiv mal keine Spanier mit antikatalanischer Agenda.
Auch sollte man hier wirklich die Konfliktebenen auseinanderhalten.
Ein Konflikt um die Atonomie einer Provinz innerhalb des staatlichen Gesamtgebildes und der ist im Hinblick auf Katalonien tatsächlich sehr alt und immer wieder neu zum tragen gekommen, ist etwas anderes als ein Konflikt in dem es tatsächlich um Separatismus geht oder Erhalt oder eben nicht Erhalt einer kulturellen Identität oder regionalen Sprache.
Da vermischst du in meinen Augen zu viel.
Edit:
Im Übrigen weiß ich nicht, ob es angemessen ist, die Cortes, als "Parlament" zu bezeichnen, oder ob hier im Hinblick auf die traditionelle Einrichtung nicht eher "Ständeverammlung"/"Ständevertretung" der bessere Begriff wäre.
"Parlament" insinuiert für mich immer ein wenig Anklänge an eine moderne Demokratie, aber darum handelte es sich ja durchaus nicht.
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg verlor nicht das katalanische Volk seine Vertretung, sondern vor allem der katalanische Adel.
Dessen Interessen waren aber nicht zwangsläufig auch die Interessen des Volkes, dass selbst zuvor nie eine entsprechende Vertretung besessen hatte.