Fangen wir mal mit der IJssel an: Der Fluss, der Ortelius und uns als IJssel bekannt ist, existierte vor 2000 Jahren nicht. Punktum: Ein Fehler in der ortelianischen Zuordnung (mal abgesehen von der Diskrepanz zur literarischen Überlieferung, die ja auch dir aufgefallen ist).
Ich weiß nicht woher dein Wissen über die Issel stammt, aber die zur Zeit aktuellste Studie zur zeitlichen Datierung dieses Flusses beweisst unzweifelhaft, dass die
Oude Ijssel, welches der niederländische Unterlauf der auf deutscher Seite
Issel genannten Flusses ist,
während der letzten 12000 Jahre aktiv und permanent durchflossen wurde. Hier noch einmal der hinweisende, und diesen Umstand beweisende,
Link aus der Studie von
Berendsen-Stouthamer (die Oude Ijssel steht unter Nummer 131):
http://www.geo.uu.nl/fg/palaeogeogr...channel_belts_Berendsen_&_Stouthamer_2001.pdf
Du verwechselst die
Oude Ijssel mit der
Geldersen Ijssel, die nach dieser Untersuchung seit etwa 1700 Jahren Wasser führte (Nummer 50 an gleichem Ort).
Die Issel (Deutsch) oder
Oude Ijssel (Niederländisch) existierte sozusagen seit Menschengedenken.
Die "korrekten Lokalisierungen" sind auch nicht so überraschend, ist es doch so, dass die meisten Ortsnamen bis heute überlebt haben. Z.B. Nijmegen ist eben von Noviomagus abgeleitet, Tongeren und Atuatuca Tungrorum sind auch nicht allzuweit voneinander entfernt. Ortelius' historisches Wissen lässt sich ganz zwanglos ohne irgendwelche Hypothesen über ihm zugängliches, heute verlorenes Wissen erklären.
Genau das ist es was ich mit meiner Ausführung aussagen wollte. Ortelius hat sich bei der Erstellung seiner Karte auch an Ortsbezeichnungen gehalten die hinweisend auf alte römische Plätze waren. Eventuell waren neben des Ortsnamens „Römerrast“ (oder Römerfeld in der Vergangenheit) an der Issel, der sicherlich auch zu seiner Zeit existierte, zusätzlich noch Bestandteile von Lagerresten oder Geländekonturen für seinen Lokalisierungsversuch ausschlaggebend. Dieses Wissen gibt es heute auch noch (in dieser Hinsicht habe ich mich nicht korrekt ausgedrückt), und wurde nur in der jüngeren Vergangenheit nicht angebracht beachtet. Hätte sich Ortelius ausschließlich an die literarische Überlieferung gehalten, hätte er sicherlich Aliso an der Lippe eingezeichnet.
Ich möchte die Karte des Ortelius nicht überbewerten und mir ist bewusst, dass sie nicht als Beweis für ein Lager Aliso an der Lippe taugt, aber sie gibt Hinweise die nicht einfach so vom Tisch gewischt werden sollten. Ich bin diesen Hinweisen nachgegangen und es haben sich verblüffende Anzeichen ergeben, die ein ehemaliges Römerlager an diesem Ort Wahrscheinlich machen könnten.
Zum einen ist es die Bezeichnung Römerrast (Römerfeld). Weiterhin gibt es an diesem Ort ein Geländeplateau oberhalb der Isselniederung, welches eine ähnliche Größe und Kontur besitzt wie das Lager Moers-Asberg. Zudem ist die strategische Lage so exponiert, dass sie das rechte Rheinvorland an einer ehemaligen Wegetrasse zwischen zwei damals staunassen Bruchgebieten abgesichert hätte. Karl der Große soll hier entlanggezogen sein, nachdem er den Rhein überquerte. Sogar General Montgomery wählte diesen Weg aus Gründen des sichern Vorrankommens auf festem Terrain, als er nach der Rheinüberquerung ins Münsterland vorstieß. Eine bisher als mittelalterlich gedeutete Grabenanlage die als befestigter Grenzübergang über die Issel (Tollberg) diente, ist in unmittelbarer Nähe dieses Plateaus mit diesem, durch einen Wegedamm verbunden. Direkt östlich des vermuteten Lagerstandortes führte ein mehr als 40 Kilometer langer Grenzwall vorbei, der im Zusammenhang mit der Aussage des Tacitus (
"Das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein wurde mit neuen Grenzwegen und Dämmen befestigt.") in Bezug gestellt werden könnte.
Es gibt eine Fülle von Argumenten die diesen Ort als ehemaliges Römerkastell oder gar als das Lager Aliso prädestinieren. Es wäre schön, wenn dieser von Ortelius als Aliso lokalisierte Platz einer genaueren archäologischen Untersuchung unterzogen würde.
Gruß maelo