Grundsätzlich waren alle großen Artillerieprojekte der Wehrmacht entwickelt worden um im Ernstfall etwas gegen die Maginot-Linie in der Hand zu haben. Den Job der (schweren) Artillerie machten die StuKas aber ansonsten fast besser, sie waren zielgenauer und flexibler.
Für den allgemeinen Gebrauch viellicht schon, m.W. hatte aber keine der Fliegerbomben der dt. Luftwaffe um 1941 dieselbe Durschlagskraft wie die Granaten dieser überschweren Geschütze. An der Maginotlinie kann man an verschiedenen Stellen die Einschläge von 1000 Kg-Bomben sehen, ohne dass sie einen Bunker richtig geknackt hätten.
Bei Hatten wurde ein Teil der Hülle weggesprengt (der schützende Überhang über dem Zugang und den MG-Scharten) ohne jedoch den Bunker ausser Gefecht zu setzen. Bei Marckolsheim ist noch heute ein Tiefer Krater neben dem Werk wobei dieser jedoch keinen Schaden erlitt. Eine Flanke wurde jedoch von einer Artillerie-Granate (15 oder 21 cm) durchschlagen.
Festungen ließen sich auch in Kommandounternehmen knacken. Das Musterbeispiel hierzu ist die Erstürmung der Festung Eben-Emael in Belgien durch deutsche Luftlandetruppen.
Dem Teil mit den Kommandounternehmen kann ich nur vorbehaltlos zustimmen. Die meisten schweren Befestigungsanlagen wurden im WK II eigentlich nicht zerstört, sondern umgangen oder schlicht überrannt. So wurde die Maginotlinie durch den Sichelschnitt quasi wertlos. Bei einem Besuch in der Maginotlinie berichtete der dortige Museumsführer, dass die Italiener wohl einige Festungswerke der Maginotlinie versucht hätten zu stürmen und dabei Verluste von bis zu 80% erlitten hätten. Leider kann ich das im Moment nicht verifizieren, der Besuch ist auch schon ne zeitlang her.
Im Handstreich wurden relativ wenig gut ausgebaute Panzerwerke eingenommen, und dann war zumeist der Überraschungsfaktor das wichtigste Element (Eben Emael, die Batterie von Merville). Es sind auch eine ganze Reihe von Handstreichen fehlgeschlagen, diese sind aber weniger bekannt als die erfolgreichen. Oft haben auch geringe Truppen lange Widerstand gegen weit überlegene Truppen geleistet, wie z.B. die alte Feste KW II im Elsass gegen die anrückenden Amerikaner.
Infanterieangriffe haben gelegentlich auch Erfolg gehabt, hauptsächlich durch spezialisierte Pioniertruppen (Flammenwerfer, Bangalore-Torpedos und Hohlladungen), zumeist aber unter inkaufnahme schwerer Verluste. leicht ging so etwas nur, wenn der Gegner schon demoralisiert war, und das wurde meistens durch schweres und überschweres Artilleriefeuer erzielt.
Die Wehrmacht nahm einige kleinere Werke der Maginot-Linie ein um zu beweisen dass dieses ging, in den man die Panzerkuppeln mit der Flak beschoss um ihnen die Sicht zu nehmen, sie mit Fliegerbomben und 21 cm Granaten eindeckte um die Besatzung zu erschüttern und sie dann mit Pionieren angriff. Die Verluste waren trotzdem hoch.
Von den mir bekannten Einnahmen ist übrigens die von Fort Drum vor Corregidor (der "Beton-Panzerkreuzer":
http://de.wikipedia.org/wiki/Fort_Drum_(El_Fraile)), wohl die brutalste. Nach dem die US-Artillerie und Flieger die Scharten durch gezieltes Feuer "geblendet" hatten, pumpten US-Pioniere die Festung mit Flugzeugbenzin voll und setzten sie in Brand.
Der einzige wirkliche Einsatz überschwerer Artillerie aus dem zweiten Weltkrieg, der mir einfällt ist die Belagerung von Sewastopol und die Beschießung der Festung mit dem Dora-Geschütz und zwei Karl-Mörsern im Jahr 1942:
Mörser dieses Typs wurden auch bei der Einnahme Brest-Litovsks und dem Durchbruch durch die Stalinlinie bei Lviv eingesetzt und später, diesmal jedoch ohne Erfolg, bei der Beschiessung des Brückenkopfes von Remagen.
Der eindeutig Vorteil dieser Geräte ist es, dass sie auch ohne Luftüberlegenheit operieren konnten. Der Effekt war gelegentlich auch mehr moralisch als physisch zu bewerten. Die Eisenbahngeschütze die gegen die Amerikaner bei Anzio eingesetzt wurden, haben diese sehr gestört und die Moral der deutschen Bodentruppen gehoben, zu einem Zeitpunkt, als die Luftwaffe zu einer effektiven Unterstützung nicht in der Lage war.
Übrigens, das Geschütz mit dem größten Kaliber überhaupt, hatte mit 91 cm (36 Zoll) die US-Army: Litte David (
Aberdeen US Army Ordinance Museum - Heavy Artillery - Little David 36 Inch Mortar)
Allerdings war die Wirkung auch hier eher Bescheiden. Dafür musste ein gewaltiger Aufwand getrieben werden um die schweren Geschütze zu beschützen. Vor allem Flugzeuge waren eine große Gefahr. Dazu brauchte man eigene Flugabwehrabteilungen. Alles in allem war der Einsatz überschwerer Artillerie nie von dem Erfolg gekrönt, den man sich von Seiten der Militärführung wünschte.
Dass dieser riesige Aufwand vermutlich sinnvoller woanders eingesetzt worden wäre, ist wohl eindeutig. Ich würde jedoch nicht behaupten, dass der Effekt von "Karl" und "Dora" bescheiden gewesen wäre.
Die Batterie Maxim Gorki wurde regelrecht platt gemacht: