Das
Was ist denn ein "ideologischer Gewinn"?
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Das ist eine gute Frage! Viele der Zeitgenossen hätten in Deutschland die These bejaht, dass eine "Weltmacht" Kolonien braucht, um "Weltgeltung", um wie Bülow es ausdrückte einen "Platz an der Sonne" beanspruchen zu können. In Wirklichkeit brauchte kein Mensch Kolonien, denn die waren im Großen und Ganzen Zuschussprojekte. Von den deutschen Kolonien gelang e bis 1914 nur Togo so etwas wie eine positive Handelsbilanz erwirtschaften. als 1885 in Berlin die europäischen Mächte Afrika aufteilten, war nicht ein einziger Afrikaner anwesend. Von den Konferenzteilnehmern hatte nur der Journalist und Afrikaforscher Henry Morton Stanley Afrika bereist. Stanley hatte als Journalist in den 1870er Jahren den verschollenen Afrikaforscher David Livingston ausfindig gemacht. Unterschiedlicher hätten die beiden Männer nicht sein können. Livingston war sicher nicht frei von eurozentrischen und rassistischen Vorurtelen seiner Zeit, aber er mochte Afrika und die Afrikaner und war davon überzeugt, dass die Kolonialisierung dauerhaft den Afrikanern zugute kommen könnte und die Sklavenrazzien arabischer Warlords beenden würden. Die Europäer kannten die Küstengebiete Afrikas, nachdem aber im 19. Jahrhundert die Sklaverei abgeschafft wurde, gab es in Afrika nicht viel zu holen. Wo die Quellen des Nils lagen, war um 1850 noch unbekannt, ebenso was es mit einem Strom, dem Lualaba auf sich hatte. Stanley durchquerte als erster Europäer im Auftrag des new York Herald und des Daily Telegraph Afrika von Ost nach West, kartographierte den Victoriasee und fand heraus, dass es sich bei dem Lualaba um den Oberlauf des Kongos handelte, der schließlich in den Atlantik mündete. Damit begann der sogenannte Scramble for Africa. Im Auftrag Leopold II. von Belgien eignete sich Stanley ein riesiges gebiet im Kongobecken an. diese Privatkolonie Leopolds wurde als Congo Free State in Berlin anerkannt, und bis Ende des Jahrhunderts glaubten viele den Artikeln Stanleys, der die Ausbeutung als philantropisches Projekt tarnte. Der Kautschukboom in den 1880er Jahren machte Leopold zu einem reichen Mann. Bismarck war eigentlich kein Freund von Kolonien, aber ein Teil der öffentlichen Meinung forderte den erwerb von Kolonien. deutsche Afrikaforscher wie Gerhard Rohlfs, Heinrich Barth, Georg Schweinfurt und Emin Pascha, der eigentlich jüdischer Deutscher war und Eduard Schnitzer hieß, hatten das innere Afrikas erforscht. Emin Pascha war im Auftrag des Khediven zum Islam konvertiert und hatte die Provinz Äquatoria erforscht und karthographiert, bis er durch den Mahdistenaufstand in den 1880er Jahren von der Außenwelt abgeschnitten war. Zu seiner Rettung wurde Stanley beauftragt, der zuvor im Auftrag Leopolds das Ruvenzori Gebirge erforschen sollte. Es war sehr fraglich, wer da wen gerettet hatte, als Stanley und Emin Pascha sich das erste begegneten empfing Emin Pascha Stanley im makellos weißen Tropendress und schenkte ihm ein paar neue Stiefel. Stanley hätte am liebsten gesehen, wenn ihn Emin Pascha in den Kongo begleitet hätte, doch der engagierte sich bei der Gründung der Kolonie Ostafrikas, wo er durch arabische Sklavenjäger ums Leben kam. In Deutsch-Ostafrika hatte inzwischen ein Mann von sich reden gemacht, der womöglich noch skrupelloser und brutaler, als Stanley war, dafür aber nicht so gut schreiben konnte, wie Stanley, den die Eingeborenen Bula Matari den Felsenbrecher nannten, die Rede ist von Carl Peters der mit ungefähr den gleichen Methoden wie Stanley "Verträge" abschloss, mit denen die Afrikaner alle Eigentumsrechte an Bodenschätzen, Rohstoffen und der Nutzung von Land und Gewässern abtraten. Die Methoden Peters, den die Nazis später wohl nicht zu unrecht als Bruder im Geiste vereinnahmten, hatten verheerende Folgen, die zu Aufständen wie dem Maji Maji Aufstand führten. Immerhin lernte die deutsche Kolonialverwaltung aus Fehlern Peters und das vernünftigste, was sie jemals taten, war Afrikanern den Landerwerb zu ermöglichen und Suaheli als Amtssprache einzuführen. Im heutigen Tansania ist bei allen Grausamkeiten das Verhältnis nicht so getrübt wie in Namibia wo die Herero äußerst brutal bekämpft wurden. im Gegensatz zu den anderen deutschen Kolonien konnte sich in Ostafrika Paul von Lettow-Vorbeck mit seinen Askari bis Kriegsende halten, und nach dem Verlust der Kolonien im Versailler Vertrag setzte eine Verklärung der deutschen Kolonialzeit ein, die die Behauptung aufstellte, dass die Deutschen doch eigentlich "gute Kolonialherren" waren. den Askaris wurden von der Weimarer Republik tatsächlich Renten ausbezahlt. Die ehemaligen deutschen Kolonien wurden als Mandatsgebiete nach dem 1. Weltkrieg von den alliierten verwaltet, die das damit begründeten, dass die Deutschen sich durch ihre Barbarei als unfähig zur Kolonialisierung gezeigt hätten. Das war natürlich eine Lüge wie die Behauptung mit den "guten deutschen Kolonialherren". die Deutschen waren nicht brutaler, als Briten, Franzosen und Portugiesen. Aber welches Recht hatten die eigentlich, Afrika zu kolonialisieren und den Afrikanern ungefragt die Zivilisation aufzuzwingen. welche Scheinheiligkeit, welcher rassistische Dünkel motivierte die Europäer dass sie allen Ernstes bei der Kongokonferenz debatierten, wie man die Afrikaner vor dem Alkohol schützen sollte. Als 1908 Leopold II. starb hinterließ er dem belgischen Staat seine Kolonie, und zu Ehren der Belgier sei erwähnt, dass sich die Verhältnisse ein wenig besserten. Da hatte aber der Kongo durch die sogenannten Kongogräuel fast die Hälfte seiner Bewohner und unzählige Kongolesen die Hände verloren. Weil sie angst vor Meutereien hatten, verlangten die Offiziere für hede verschossene Patrone eine Hand. Das war nicht etwa irgendein barbarischer einheimischer Brauch, sondern europäischer Kulturimport. Bis zur Unabhängigkeit wurde die Geschichte belgisch-Kongos verklärt. Als König Baudoin den Kongo bereiste, erging er sich in einer Laudatio zu Ehren Leopolds. Da widersprach ihm ein junger Mann, der später Ministerpräsident der repunlik Kongo wurde, Patrice Lumumba. Die Verwicklung des belgischen Königshauses in die Ermordung Lumumbas und die Kongogräuel war bis vor wenigen Jahren ein Tabuthema in Belgien. Spuren wurden beseitigt, kritische Forschung behindert. Erst vor wenigen Jahren schloss das von Leopold persönlich gegründete Museum für Mittelafrika und erarbeitete eine komplett neue museale Präsentation, da sich die Leitung der Meinung des Amerikanischen Forschers Adam Hochschild angeschlossen habe, dass es sich bei den Kongogräuel um Völkermord gehandelt habe. Die Beziehungen der Bundesrepublik mit Namibia sind bis heute dadurch belastet, dass die Bundesregierungen mit der Anerkennung der Hereromassaker als Völkermord mit möglichen Entschädigungsforderungen konfrontiert sehen würden und bisher ein solches Eingeständnis vermieden haben.