Die Romanisierung - gescheitert ?

Es ist doch völig unbestritten, dass die Germanen des frühen Mittelalters das kulturelle und zivilisatorische Niveau der Römer nicht erreichten. (...)
Das alles erlernten sie allmählich und beherrschten diese Dinge dann teilweise ab dem Hohen Mittelalter, teilweise auch erst ab der Epoche der Renaissance.
oh ;):) gab es davon im Hohen Mittelalter und der Renaissance noch welche?
 
Nun mal eine ganz dämliche , direkte Frage:
Wozu hätten die Nichtrömer diese Fähigkeiten gebraucht???
Es ist natürlich eine tolle Vorstellung, mit einem Fuhrwerk von irgendwoher nach Rom fahren zu können, aber wer wollte das???

Das hohe Niveau römischen Straßenbaus erreichten die Europäer wenn überhaupt erst mit dem Bau der Autobahnen, und die sind von der Bauqualität und Haltbarkeit zum Teil noch ne ganze Ecke hinter den römischen Straßen.
 
Nun mal eine ganz dämliche , direkte Frage:
Wozu hätten die Nichtrömer diese Fähigkeiten gebraucht???
vielleicht so: die wollten diverse Fähigkeiten vielleicht nicht selbst haben*), aber die wollten gerne die Chefetage derer sein, die das alles hatten :D:D oder anders gesagt: die Integration in die römische Kulturwelt sollte direktemang in die Kreise der oberen Zehntausend hineinführen.
...ärgerlicherweise aber war das ein langwieriger, oftmals durch Streit und Prügelei erschwerter Prozess, bei dem vieles kaputt ging... und als dann die "feindliche Übernahme" der jeweilsbegehrten Provinz gelungen war, da erwies sich diese als teilweise insolvent...

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*) man kann sich mächtige Warlords wie Geiserich, Chlodwig oder Theoderich nicht unbedingt im Studierstübchen mit einem technisch-architektonischen Aquaeduktelehrbuch vorstellen ;):D
 
Ich sehe nicht den Integrationswillen, bei den Goten und Langobarden nicht und auch bei den Alamannen nicht. Und auch die Franken haben ja recht spät mit der Annahme des römischen Ritus usw ein Zusammenwachsen gefördert.
Den oberen Zehntausend alles wegnehemen, gut das ist ja germ. Lebensstil.
Das aber nicht alles Gold ist was glänzt, werden die dann ziemlich schnell festgestellt haben. Sklavenhaltergesellschaften waren beide, nur eine Gesellschaft, in der die eigenen Ehre am "guten Zustand" des "Viehs" hängt, ("Heil" hat, bei wem das "ordentlich" wächst und gedeiht, also Vieh und Menschen gesund und munter sind) klappt das mit dem Ausbeuten der menschlichen Arbeitskraft nicht so.
Und landarbeitende Servi, mehr schlecht als recht ernährt und germanische "Laten" "Pächter", ich denke, da gibts Unterschiede. Der "Ertrag" ist ein anderer.

Vom Ertrag der Servi kann man sich alle möglichen exotischen Dinge leisten, von dem der Laten kann man sich sehr gut ernähren und kleiden und mit ihrem Zustand bei den anderen Ehre einlegen. (wer seinen Betrieb so im Griff hat, dem kann man auch ein politisches Amt anvertrauen). Das ergibt dann allerdings einen "zivilisatorischen Niedergang ;-)"
 
Ich sehe nicht den Integrationswillen, bei den Goten und Langobarden nicht und auch bei den Alamannen nicht. Und auch die Franken haben ja recht spät mit der Annahme des römischen Ritus usw. ein Zusammenwachsen gefördert.

Ja, ist dem so? Hat nicht Theoderich der Große ein Bauprogramm auflegen lassen bzw. berichtet nicht zumindest seine Propaganda davon? Wozu, wenn er nicht römischer sein wollte? Haben nicht Westgoten und Langobarden ihr Recht kodifiziert? Auf Lateinisch? Warum überhaupt haben die Germanenvölker die lateinische Sprache ihrer Untertanen übernommen?
Haben nicht die Vandalen in Hippo Regius und Karthago in Palästen geölebt, die sich von denen der reichen Römer nicht unterschieden? Und war es nicht gerade der Gegensatz zwischen den Franken und den anderen foederati, dass sie im Gegensatz zu diesen den katholischen und nicht den arianischen Glauben (obwohl auch dieser christlich! war) angenommen haben?
 
Zu jedem Argument wird man ein Gegenargument finden. Was mir fehlt, ist ein ganzheitlicher wenn auch nicht monokaulsaler Erklärungsansatz für den Verlust der römischen, antiken Kultur. Vorab wäre auch zu klären, was macht denn "antike Kultur" aus? Kann man sowas wie einen 10 Punkte-Katalog aufstellen, an dem man sich in der weiteren Diskussion orientieren kann? Ein antiker Fokus auf Städte als Verwaltungszentren gehört sicher dazu.

Vielleicht sollten wir uns zur Beantwortung der Frage, warum die römische Kultur teilweise unterging das byzantinische Reich und seine Kultur anschauen und uns fragen, was dort auch unterging und was erhalten wurde an antiker Technologie und Gedankengut. Diese Frage könnte man sich auch für die arabischen Kalifate stellen.

Auf der Suche nach der Frage, warum das weströmische Reich politisch unterging, hat mir das Buch von Friell / Williams "The Rome that did not fall" sehr geholfen. In dem Sinne könnte ein Blick nach Byzanz auch helfen, zu klären, warum die römische Kultur teilweise unterging. Leider ist mein Wissen über Byzanz nach Herakleios, den ich persönlich als letzten Kaiser eines römischen Imperiums und gleichzeitig ersten "König von Anatolien" bezeichne, zu beschränkt, um hier allzuviel beitragen zu können. Die gesuchten kulturellen Veränderungen oder Kontinuitäten dürften sich vorwiegend im 7ten bis 12ten byzantinischen Jhdt., finden.
 
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Nachdem die Vandalen die Aquaedukte zerstört hatten und wohl Keiner mehr wusste, wie die zu reparieren waren, war der Bevölkerungsrückgang eine Notwendigkeit. Erschreckend ist, daß die nicht repariert wurden oder werden konnten, mitten im Italien des 5ten Jhdts.
so weit ich weiß, ließ Theoderich einige wiederherstellen, ja in Ravenna (?) sogar einen neuen bauen
Auch im Mittelalter wurden die Aquädukte, zumindest teilweise, immer wieder erneuert. Zumindest die Traiana scheint im 7. und 8. Jhdt. in Gebrauch gewesen zu sein. Papst Hadrian I. (772-795) ließ weitere Leitungen reparieren. Allerdings verfielen sie anscheinend wieder, jedenfalls ließ Papst Gregor IV. (827-844) die Traiana erneut reparieren. Papst Nikolaus I. (858-867) reparierte die Traiana und noch eine weitere erneut. Die nächsten Reparaturen, von denen wir wissen, erfolgten unter Papst Calixtus II. (1119-1124).
Anscheinend waren die Reparaturmaßnahmen also nie von übermäßig langem Erfolg gekrönt*, aber zumindest kümmerte man sich um die Wasserversorgung und erzielte mit den Reparaturen zumindest vorübergehend Erfolge.
*Wobei zwischen den einzelnen Reparaturen aber immerhin einige Jahrzehnte vergingen. Wenn man sich die Lebensdauer so mancher aufwändiger teurer von Stararchitekten errichteter moderner Gebäude ansieht, die mitunter nach wenigen Jahren bereits Sanierungsfälle sind, sollte man die mittelalterlichen Reparaturleistungen nicht zu gering achten.

Allerdings gelang es den germanischen Usurpatoren nicht oder nur notdürftig, eine funktionierende Verwaltung nach römischem Vorbild aufzubauen, da die Eroberer des Römischen Reiches außerstande waren, dessen Institutionen in der alten Form weiterfunktionieren zu lassen.

Die Zeugnisse einer hohen Zivilisation lösten sich auf: die Römerstädte verödeten, die geordnete Zivilverwaltung und mit ihr die für Verwaltungsakte nötwendige Schriftlichkeit verschwanden, die Infrastruktur und mit ihr Brücken, Aquädukte und Straßen zerfielen.

In Gallien kehrte man zur Naturalwirtschaft zurück und es entstanden riesige autarke Domänen mit hörigen Bauern, da die Verödung der Städte und der Rückgang - ja das teilweise Verschwinden - des Handels und des produzierenden Gewerbes diese Struktur hervorbrachten.
Allerdings war das ein überaus langer Prozess. Der von Dir geschilderte öde Zustand wurde erst im späteren 7. Jhdt. erreicht. Münzen wurden auch von den Merowingern geprägt (anfangs sogar Münzen mit den Porträts der römischen Kaiser), und auch das Steuersystem geriet erst Ende des 6. Jhdts. in eine echte Krise, wozu noch ein Einnahmenverlust wegen der diversen Steuerprivilegien kam. Mit den Referendarii an der Spitze gab es einen Verwaltungsapparat, und auch der Fernhandel war bis ins 7. Jhdt. hinein zumindest nicht ganz zum Erliegen gekommen. In Südgallien bestanden auch die Rhetorenschulen noch eine Zeitlang fort, und Gallien brachte im 6. Jhdt. auch noch Autoren wie Venantius Fortunatus oder Gregor von Tours hervor.
 
Ja, ist dem so? Hat nicht Theoderich der Große ein Bauprogramm auflegen lassen bzw. berichtet nicht zumindest seine Propaganda davon? Wozu, wenn er nicht römischer sein wollte? ...
Nicht nur die Propaganda berichtet davon, sondern auch Befehle und Funde von Ziegelstempeln mit Theoderichs Namen. Er ließ z. B. die Ziegeleien am Portus Licini wieder in Betrieb nehmen.

Im übrigen haben die Römer selbst munter verlassene Bauwerke demontiert und geplündert. Schon Kaiser Maioran war Mitte des 5. Jh. n. Chr. dagegen eingeschritten.
 
Was mir fehlt, ist ein ganzheitlicher wenn auch nicht monokaulsaler Erklärungsansatz für den Verlust der römischen, antiken Kultur.
Zu fragen wäre auch, wann der zivilisatorisch-kulturelle Niedergang überhaupt einsetzte: und da sieht es so aus, als habe das spätantike Imperium schon vor der Aufteilung in Ost- und Westhälfte infolge von Misswirtschaft seinen Teil zum Niedergang beigetragen. Die Bewirtschaftung, Instandhaltung etc. der großen öffentlichen Gebäude (Thermen etc.) funktionierte nicht mehr wie zur Blüte der Kaiserzeit (vgl. Demandt, Geschichte der Spätantike) Da gab es schon einiges an brach liegenden Ländereien, geringeren Erträgen, sozialen Spannungen (Bagauden) und auch Zerstörungen durch marodierende Barbarenzüge.

um noch einmal das Bild von der "feindlichen Übernahme" der gallischen, hispanischen und karthagischen Provinzen zu kommen: diese "Betriebe" waren schon ziemlich insolvent, als die neuen Herren sich in der Chefetage breit machten - anders sah es in Italien aus, wo Theoderich im Auftrag von Kaiser Zeno den als Usurpator bewerteten rex italiae Odovakar besiegte oder bei den sapaudischen Burgundern, deren König sich als Untergebenen und damit Teil des des oströmischen Reiches bezeichnete (z.B. in jenem Brief vester est populus meus an den oström.Kaiser)

spanische Westgoten, merowingische Franken, italische Ostgoten, karthagische Vandalen waren durchaus bestrebt, das zwar geringer gewordene aber noch (abgeschwächt) vorhandene zivilisatorisch-kulturelle Niveau in ihren Herrschaftsbereichen zu erhalten, worauf ElQ schon hingewiesen hat - aber diese Aufgabe zu realisieren, überstieg wohl auch deren Mittel.

Vielleicht sollten wir uns zur Beantwortung der Frage, warum die römische Kultur teilweise unterging das byzantinische Reich und seine Kultur anschauen und uns fragen, was dort auch unterging und was erhalten wurde an antiker Technologie und Gedankengut.
die gewaltige Bautätigkeit unter Kaiser Justinian scheint dafür zu sprechen, dass das oströmische Reich im 6. Jh. noch durchaus darum bemüht war, das Prestige früherer Jahrhunderte aufrecht zu halten - im Lauf der weiteren Jahrhunderte allerdings, ganz allgemein gesagt, beanspruchte der permanente militärische Druck von außen die Mittel dieses einzigen "antiken Staates" im Mittelalter.
 
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...im Lauf der weiteren Jahrhunderte allerdings, ganz allgemein gesagt, beanspruchte der permanente militärische Druck von außen die Mittel dieses einzigen "antiken Staates" im Mittelalter.

Das ist die spannende Frage: wie "antik" war denn Byzanz noch? Und zwar nachdem sie Syrien und Ägypten verloren hatten.
 
Das ist die spannende Frage: wie "antik" war denn Byzanz noch?
laut Tante Wiki:
In der modernen Forschung wird die Geschichte des Byzantinischen Reiches in drei Phasen unterteilt:

  • die spätantik-frühbyzantinische Zeit (spätes 3./frühes 4. Jahrhundert bis Mitte des 7. Jahrhunderts), in der das Reich noch deutlich antik-römisch geprägt war und als intakte Großmacht den gesamten östlichen Mittelmeerraum kontrollierte;
  • die mittelbyzantinische Zeit (ca. Mitte des 7. Jahrhunderts bis 1204/1261), in der sich das nun vollkommen gräzisierte Reich nach großen Gebietsverlusten wieder konsolidierte und immer noch ein wichtiger Machtfaktor war;
  • die spätbyzantinische Zeit (1204/1261 bis 1453), in der das Reich auf ein immer weiter zusammenschmelzendes Restreich schrumpfte und politisch keine Rolle mehr spielte.
Byzantinisches Reich ? Wikipedia

wobei ich anmerken würde, dass die dort genannte mittelbyzantinische Zeit nicht eben ein typischer mittelalterlicher Feudalstaat war
 
Das ist die spannende Frage: wie "antik" war denn Byzanz noch? Und zwar nachdem sie Syrien und Ägypten verloren hatten.
Diese Frage erscheint mir nicht wirklich zielführend. Denn was ist denn eigentlich "antik"? Die Antike war kein Einheitsbrei, sondern kannte verschiedene Kulturen, die sich obendrein natürlich veränderten. Nicht einmal innerhalb des mittelmeerumspannenden Römischen Reiches wurden alle Unterschiede nivelliert, und natürlich veränderte sich auch dieses Reich im Laufe der Jahrhunderte. Der alte Cato wäre mit dem Jammern, Wettern und Nörgeln gar nicht mehr nachgekommen, wenn er das Reich Diokletians gesehen hätte.
Dass uns das Oströmische Reich mitunter "anders" als das antike Römische Reich erscheint, hat u. a. damit zu tun, dass es Einflüsse z. B. aus dem Orient aufnahm, die zwar dem "klassischen" Rom eher fremd waren, selbst aber auch antike Wurzeln z. B. in Persien oder in den Steppengebieten, teilweise sogar in der griechischen Antike, hatten.
Jedenfalls wurde das Oströmische Reich, wie dekumatland schon angemerkt hat, kein typischer mittelalterlicher Staat wie in West- und Mitteleuropa. So gesehen blieb es immer "antik".
 
Diese Frage erscheint mir nicht wirklich zielführend.

Ich halte es schon für zielführend die kontinuierliche Entwicklung in Byzanz mit der Entwicklung der römischen Kultur in germanisch dominierten Gebieten, die eine gößeres Maß an Diskontinuität aufweisen, zu vergleichen. Was blieb in Byzanz an antiker Kultur erhalten, was die Germanen verwarfen?
 
Letztlich versuchten alle - Oströmer wie Germanen - aus ihren Situationen irgendwie das Beste zu machen. Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass beide "Welten" unterschiedliche Ausgangspositionen hatten. Die östliche Reichshälfte und der Westen waren schon in der Antike nicht gleichförmig. Z. B. war der Osten schon in der Antike griechischsprachig geprägt und obendrein stärker christianisiert, und auch die Wirtschaftskraft war teilweise eine andere. Der beste Wille, die "Antike" zu erhalten, nutzt nichts, wenn z. B. die Wirtschaft nicht die nötigen Mittel abwirft, um den Weiterbestand der "Antike" zu finanzieren. Das führt dann zu weiteren Folgen: Wenn man sich z. B. nicht mehr den Erhalt von Ausbildungsstätten leisten kann, fehlen zunehmend gebildete Fachkräfte, und wenn die fehlen, können Infrastruktur und Verwaltung nicht mehr im alten Umfang aufrecht erhalten werden, was wiederum zu einer weiteren Schwächung der Wirtschaft und des Steuersystems führt. Dann kann die germanische Führungsschicht entweder zusehen, wie alles den Bach hinuntergeht, oder nach anderen Lösungen suchen, z. B. die Vergabe von Land als Bezahlung. Die Möglichkeit einer "Quersubventionierung", bei der wirtschafts- und steuerstärkere Reichsteile schwächere mitfinanzieren, entfiel mit dem Zerfall des Reiches. Die Möglichkeit der Germanen, sich aktiv dafür zu entscheiden, die antike Kultur zu erhalten oder zu verwerfen, war also begrenzt.
 
Weiter oben wird das Erlassen von Gesetzeswerken als Teil der Romanisierung genannt.
In einem anderen Thread habe ich gelesen , das es in Westrom garkein/fast kein offiziell codifiziertes Recht gab, sondern nur private "Gesetzessammlungen".
Die germanischen "Gesetzessammlungen" hingegen (Langobarden/andere) sind von"Staatswegen" erlassene Gesetze, zwar Latein, aber germanisches Recht in Schriftform, allgemein gültig. Etwas, was die Römer garnicht kannten. Wulfilas Bibelübersetzung ist von den Lebensdaten her eine der ältesten Bibeln überhaupt. Denn die Christenverfolgungen im römischen Reich endeten wohl erst 313, und erst nach dem diese Bibel geschrieben wurde, wurde das Christentum im römischen Reich Staatsreligion. Jetzt nicht wegen Wulfla, aber es kann keine allgemeingültige Bibel vor dem nicicäanischen Konzil gegeben haben. noch 303 wurden Christen im römischen Reich verfolgt. Also sollte wohl doch "romanisierung" "codifizierung des Rechts" und "christianisierung" trennen. Auf jedenfall haben scheinbar Germanen vor Römern ihr Recht offiziell codifiziert. Also war da Rom nicht die "Quelle des Lichts". Auch wenn die Arianer später untergingen, also die "germanisierung" nicht erfolgreich war ;-). Unser BGB hat vom Inhalt her römische Grundsätze, das es von Staatswegen als gültiges Gesetzescompendium erlassen ist, ist eine germanische Wurzel.
 
Natürlich gab es in Rom seit Jahrhunderten Gesetze. Diese waren meist auf Marmor- oder Bronzeplatten kodifiziert, die an den Fora ausgestellt waren. Am bekanntesten dürfte das Zwölf-Tafel-Gesetz sein. Aber jedes Munizipium hatte sein eigenes Recht.
Die Kanonisierung des Neuen Testamentes war ein längerer Prozess, der spätestens im 2. Jahrhundert begann - seitdem ist er zumindest im christlichen Schrifttum belegbar. Er wurde aber auch erst durch das Auftauchen gewisser, die Lehre verfälschender Schriften, wirklich notwendig.
Was nun Wulfilas Bibel damit zu tun hat? Allenfalls, dass er die kanonischen Evangelien und Briefe schon kannte, denn auffälligerweise - es handelt sich ja nur um eine Übersetzung des Neuen Testamentes - übersetzte er die Texte, die auch heute noch zur Bibel gehören. Als das von dir erwähnte Konzil von Nikaia stattfand (warum das immer wieder im Zusammenhang mit der Kanonisierung der Bibel erwähnt wird erschließt sich mir allerdings nicht wirklich), war Wulfila gerade 14 Jahre alt. Dass er mal zum Übersetzer des NT ins Gotisch würde, war da wahrscheinlich auch noch nicht abzusehen.
 
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Es gab Gesetze, sicher. Aber man konnte die nicht mitnehmen, die waren fest installiert.
->Privatsammlung; es galt nicht überall das selbe Recht, auch eine Neuerung..
Wulfila hat als Germane als mit einer der ersten das neue Testament zusammengefaßt ..

Ich will hier die Germanen nicht als"Zivilisationsheroen " darstellen, aber wehre mich auch dagegen, das sie die "römische Zivilisation" zerstört hätten, verkommen lassen haben, die Welt ins Dunkle gestürzt hätten. die haben nur vieles als "nicht zeitgemäß/unnütz" nicht weitergenutzt, aber auch manches "eingeführt" , was wir so gemeinhin den Römern zu schreiben. (Gesetze to go, z.B.)
 
Es gab Gesetze, sicher. Aber man konnte die nicht mitnehmen, die waren fest installiert.

Du glaubst also, sie hätten nur auf den Tafeln existiert?!
Wie viele Germanen, glaubst du, hatten im Langobarden- oder Westgotenreich, das jeweils gerade gültige Gesetzbuch in der Tasche?

Wulfila hat als Germane als mit einer der ersten das neue Testament zusammengefaßt.

Nein. Er hat einen ihm vorliegenden Kanon übersetzt.
 
Es gab Gesetze, sicher. Aber man konnte die nicht mitnehmen, die waren fest installiert.
->Privatsammlung; es galt nicht überall das selbe Recht, auch eine Neuerung..

Es gab sehr wohl Gesetzessammlungen, die spätestens im 2ten Jhdt. im Auftrag des Kaisers von den großen Rechtsgelehrten der Zentralverwaltung (Ulpian, ...) erzeugt wurden. Später auch als Codex (Theodosian, Justinian, ....)
Ab der Kaiserzeit, waren die Akten einer Provinz, und damit auch Gesetzessammlungen, nicht mehr Privatbesitz der Statthalter, sondern blieben im Tabularium des Cornicularius.

Es galt im ganzen Reich das römische Recht, für römische Bürger. Lokales Recht der Städte trat in der Spätantike auch durch die Lex Antoniana in den Hintergrund. Jeder Praetor/Prokonsul veröffentlichte zu Beginn seiner Amtszeit eine "Liste von Anspruchsgrundlagen", die er verhandelt. Diese wurde meist vom Nachfolger abgeschrieben und nur sparsam im Sinne einer Rechtspflege ergänzt.

Durch das Kaisergericht und die Möglichkeit zur Petition fand wurde die Rechtssprechung weiter vereinheitlicht.

Also ich kann nicht sehen, daß die Germanen hier einen großen Fortschritt gebracht hätten.
 
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Letztlich versuchten alle - Oströmer wie Germanen - aus ihren Situationen irgendwie das Beste zu machen. Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass beide "Welten" unterschiedliche Ausgangspositionen hatten.

Natürlich war die Ausgangsposition eine andere. Und genau das ist der Punkt. Welche unterschiedlichen Ausgangspositionen führten zu unterschiedlichen Entscheidungen hinsichtlich Kultur und der weiteren kulturellen Entwicklung. Beispielsweise wurden beide Kulturen feudal. Warum?

Daß die westlichen Provinzen zu arm gewesen sein sollten, kann man so nicht sagen. Es gab bereits in vorrömischer Zeit eine ausgeprägte punisch und griechisch gepägte städtische Kultur in den küstennahen Gebieten Spaniens und Galliens.

Selbst das Zuschußgeschäft Britannien, wurde ausgerechnet in der Krise des 3ten Jhdts. doch noch zum Getreideexporteur und versorgte mit die Truppen am Rhein. Die Wirtschaftskraft war also da. Sie verfiel im 4ten Jhdt. In Provinzen wie Gallien, Spanien und Italien kam der Verfall später und in anderen wie Syrien, Ägypten nie. Warum? Was verhinderte, daß die Germanen die Wirtschaftskraft ihres Landes nutzen und damit auch einen höheren Zivilisationsgrad halten konnten. Etwas, was den Arabern gelang. Byzanz war trotz eines andauernden Zweifrontenkriegs lange das reichste Königreich des Mittelalters.

Ich denke es lohnt sehr wohl zu schauen, was genau die Byzantiner und Araber befähigte, antike Kultur zu ihrem Vortiel zu retten und die Germanen nicht.
 
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