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So kam für das römische Militär in der Spätantike zum ohnehin schwierigen Problem mehrerer Krisenherde (Rheingrenze, Donaugrenze, Euphrat) entlang der riesigen Grenze noch das Problem der gesteigerten Beweglichkeit der Angreifer.
Ja, da hast Du völlig recht. Wahrscheinlich hätte das römische Militär effizienter eingesetzt werden können ohne diese "innenpolitischen Sachzwänge" - was nützt die beste Armee, wenn man sie verzettelt... Allerdings zofften sich verstrittene Angreifer auch gelegentlich, ja hin und wieder hetzte die röm. Außenpolitik potenzielle Gegner gegeneinander auf.Ein drittes wesentliches Element für die Rekonstruktion der Zustände im 3. bis 5. Jahrhundert fehlt noch: die ständigen Bürgerkriege, welche die Substanz des Heeres viel stärker geschädigt haben dürften, als die Angriffe der äußeren Feinde. (...)
Ergänzung zu meinem #33:Man kann m.E. nicht sagen, dass eine Legion unter Cäsar oder Augustus kampfkräftiger gewesen ist als in der späten Kaiserzeit. Das Hauptproblem war, dass der Gegner taktisch und waffentechnisch aufgeholt hatte, von Rom gelernt. Überspitzt formuliert: Die Goten unter Fritigern waren eben nicht (mehr) halbnackte tumbe knüppelschwingende und disziplinlose Barbaren aus dem Urwald.
Das habe ich so nicht behauptet, ich ging auf einen Beitrag von balticbirdy ein.Ravenik inwieweit muss mangelnde Ausrüstung denn auf technologische Rückständigkeit zurückzuführen sein?
.... Eine mögliche Erklärung wäre meiner Meinung nach, dass die Heruler aus Prinzip ohne ausreichenden Schutz kämpften, sie es also gar nicht anders wollten.
Interessant finde ich das vor dem Hintergrund, dass in der Spätantike die Bedeutung der Bogenschützen massiv zunahm. Schlachten wurden mitunter eröffnet, indem sich die beiden Heere erstmal eine Weile gegenseitig beschossen. Prokopios (Kriegsgeschichte 1,1) betont daher, dass zu seiner Zeit sogar die Bogenschützen recht gut gepanzert gewesen seien.Die Heruler waren für ihre herausragende leichte Infanterie seit längerem berühmt. Kennzeichnend für leichte Infanterie war ihre erhöhte Beweglichkeit auf Kosten der (schweren) Ausrüstung.
Ein drittes wesentliches Element für die Rekonstruktion der Zustände im 3. bis 5. Jahrhundert fehlt noch: die ständigen Bürgerkriege, welche die Substanz des Heeres viel stärker geschädigt haben dürften, als die Angriffe der äußeren Feinde. Gerade an der germanischen Grenze nutzten die diversen Stämme häufig die Phasen nach Bürgerkriegen für Einfälle. Dies war schon im Vierkaiserjahr 70 der Fall, wo ja der Zug des Vitellius aus militärischer Sicht den Weg ebnete für den Bataver- und Trevereraufstand einerseits, Einfälle der Chatten andererseits.
Wahrscheinlich hätte das römische Militär effizienter eingesetzt werden können ohne diese "innenpolitischen Sachzwänge" - was nützt die beste Armee, wenn man sie verzettelt...
Nochmal zurück zum Bereich, warum die eigentlich gewachsene römische Militärmacht teils rückblickend so hilflos wirkt und quasi "unter den Fingern zu verrinnen" scheint. Dazu möchte ich zwei große Punkte einmal näher beleuchten. Dazu habe ich nochmal die meiner Ansicht nach wichtigsten Punkte dafür "ge-Guttembergt".^^
Rom: Einerseits lange Grenzen die gesichert werden mussten. Einiges an Zeit um die Armeen gegen Angreifer so zu konzentrieren, dass der Sieg quasi sicher war, die große Mobilität der Eindringlinge. All das machte die Konzentration „siegverheißender Truppenmassen“ so schwierig. Im Zweifel also keine Schlacht riskieren scheint das Motto in der Masse der Fälle gewesen zu sein.
Ganz im Gegensatz dazu stand der Einsatz des Militärs bei innerrömischen Auseinandersetzungen: Hier wurde nicht gezögert, sondern gehandelt! Die eigenen Kräfte wurden ohne Rücksichten konzentriert und bedingungslos eingesetzt. Die Kämpfe waren besonders blutig, was die Römer sehr nachhaltig schwächte durch kaum zu ersetzende Verluste. Nicht nur viele Soldaten kamen ums Leben, sondern es waren auch gut ausgebildete, „teure“ Berufssoldaten die adäquat zu ersetzen einige Zeit dauern musste!
Das relative „Missverhältnis“ in der Einsatzhaltung bei äußeren und inneren Bedrohungen des Reiches ist einfach eklatant und in einfacher Rückschau auch kaum zu verstehen. Wenn man natürlich bedenkt um welchen Einsatz es für die Bürgerkriegsparteien ging...
Innerrömische Kämpfe schwächten das römische Militärpotential also anscheinend eher stärker und vor allem Nachhaltiger als Auseinandersetzungen mit äußeren Gegnern! Wobei eindringende „Germanenvölker“ grundsätzlich ja ohnehin bereit waren, einen Platz innerhalb des römischen Systems einzunehmen. Weiterhin trugen alle „Bürgerkriege“ den Keim weiterer Usurpationen/Bürgerkriege in sich. Für die innerrömischen Kämpfe wurde mobilisiert was irgend möglich war, ohne größere Rücksichten auf die Erfordernisse der Reichsverteidigung. Dies bedeutete, dass gefährdete Provinzen, von ihrem militärischen Schutz entblößt zur Selbsthilfe greifen mussten, was nicht selten (wie von mir weiter oben geschildert) zu Usurpationen führte. Kamen die Truppen nach beendetem Bürgerkrieg in ihre Garnisonen zurück, konnte sich die Lage rasch entspannen, wenn die nun siegreiche Clique ihre Macht mit Augenmaß anwendete. Ich denke damit den Kern der Probleme und Abwärtsspirale nun fester umrissen zu haben. Es lohnt sich derartige Wechselwirkungen eigentlich schon über die gesamte Kaiserzeit hinweg zu beobachten.
Das war hilfreich, aber nicht einmal "notwendig". So mancher der Soldatenkaiser verfügte nicht einmal über eine Legion. Was in den Köpfen von Usurpatoren wie Eugenius (303, war bloß Kommandant einer Kohorte) oder Calocaerus (334-335, war Aufseher der kaiserlichen Kamelherden auf Zypern) vorgegangen ist, kann man wohl nicht wirklich verstehen.Ich denke, das Grundmoment lag in der starken Machtstellung kaiserlicher Statthalter. Sie konnten grundsätzlich über eine oder mehrere Legionen verfügen und hatten damit schon mal die Kontrolle der eigenen Provinz sicher.
Welche politischen Schaltstellen? Letztlich beruhte die Macht des Kaisers auf seiner Armee. Die tradtionellen Magistrate waren doch irrelevant.Dann lässt sich feststellen, dass viele Usurpatoren sofort nach Italien zogen, wo (besonders in Norditalien) auch viele Entscheidungskämpfe stattfanden. Ich denke, dass das Ziel - wie bei einem modernen Putsch - war, die politischen Schaltstellen zu besetzen, ehe der amtierende Kaiser ein größeres Heer sammeln konnte.
Die konnte völlig unterschiedlich sein, keineswegs musste es immer Machtgier sein. Manchmal war es schlicht und einfach Angst: Der angehende Usurpator hatte bei einer Aufgabe versagt und fürchtete Strafe. Siehe z. B. Bonosus: Er war Kommandant der Rheinflotte, als sie von den Germanen verbrannt wurde, und rief sich daraufhin 281 zum Kaiser aus. Noch banaler war es bei Firmus (372-374): Der hatte in einem Erbschaftsstreit seinen Bruder ermordet.Trotzdem bleiben viele Fragen offen; zum einen nach der Motivation der Usurpatoren
Ich tippe auf zwei Gründe:Zum anderen fragt man sich, warum es seltener zu regionalen Sezessionen kam, wie im Falle des "gallischen Sonderreiches", dem Reich des Carausius oder den häufigeren kleinen Sezessionen im späten 5. Jahrhundert.
Da tippe ich auf den Selbsterhaltungstrieb: Man konnte nie sicher sein, wie ein Bürgerkrieg ausgehen würde. Ein Statthalter, der aktiv Partei ergriff, ging ein hohes persönliches Risiko ein. Falls seine Partei verlor, war er erledigt.Und schließlich bleibt auch die Frage, wie es sein konnte, dass es auch während solcher Bürgerkriege in weiten Teilen des Reiches ruhig blieb - wurden andere Statthalter vielleicht mit Bestechungen abgefunden?
Erstens wollten die meisten Kaiser wohl einfach alles haben und nicht nur einen Teil.
Zweitens war jeder Kaiser gefährdet, solange es neben ihm noch andere Kaiser gab. Diese auszuschalten und das ganze Reich zu kontrollieren war also eine Notwendigkeit, um dauerhaft überleben zu können. Gallien und Britannien waren ja auch ständig bedroht.
Gerade die Soldatenkaiserzeit zeigte ja deutlich, wo die Schwäche des Römischen Kaisersystems lag. Das Kaistertum war ein System, dass auf der Akzeptanz verschiedener Schichten beruhte, u. a. auch dem Militär.
Ashigaru schrieb:Trotzdem bleiben viele Fragen offen; zum einen nach der Motivation … und besonders der Soldaten, nachdem die einzelnen Legionen meines Erachtens eine recht autonome Stellung im politischen System des Reiches einnahmen.
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