Graves - Ich, Claudius

Ein idealer Kaiser? Sicher nicht. So schlimm, wie oft beschrieben? Sicher auch nicht. Das dürfte sich auch aus der Art der römischen Geschichtsschreibung und seiner im Ganzen gesehen erfolgreichen Regierung wahrscheinlich machen lassen.
Ich finde gar nicht, dass die Regierungszeit des Claudius von den antiken Biographen als wirklich schlimm beschrieben wurde. So betont Sueton an verschiedenen Stellen ,dass Claudius viele positive und manchmal auch verblüffende Eigenschaften besaß und unterschlägt auch die zahlreichen segensreichen Maßnahmen des Kaisers nicht. Es wäre aber auch heute noch peinlich, wenn ein Staatschef sich durch dumme Bemerkungen oder unpassendes Verhalten lächerlich macht.
Manche Psychologen glauben, nach den von Sueton beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten (Grimassenschneiden, unkontrollierter Speichelfluß und Zuckungen des Kopfes), dass Claudius unter dem Tourette-Syndrom litt. Menschen die darunter leiden, werden auch heute noch ,häufig als geisteskrank angesehen, obwohl sie intelligent sind.
Dass Claudius schon als Kind und als junger Mann nicht vorzeigbar war, zeigen Briefe von Augustus an seine Frau Livia. In einem dieser Briefe zeigt sich aber auch der Kaiser verblüfft, über eine Rede, die der sonst Verachtete gehalten hatte.: " Wie es möglich war, dass mir Dein Enkel, als er seinen rednerischen Vortrag hielt, hat gefallen können, darüber meine Livia, bin ich, so wahr ich lebe, noch heute erstaunt ! Denn ich begreife noch heute nicht, wie ein Mensch, der im gewöhnlichen Leben so blöde spricht, beim rednerischen Vortrag alles, was zu sagen ist, so blendend vorbringt. "
Sueton schreibt auch, dass Claudius dem Alkohol sehr zugetan war. Vielleicht waren manche Peinlichkeiten seiner Regierungszeit einfach der Besoffenheit geschuldet. Man denke nur an manch peinlichen Auftritt von Jelzin.
 
Mommsen etwa sagte, auf die Frage, was es denn zu Antoninus Pius und Trajan zu berichten gäbe, daß Pius eben gut war und Trajan tapfer. Mehr gäbe es über diese beiden Kaiser nicht zu sagen.

Claudius dagegen, hat aus Sicht des Staatstheoretikers Großes für das Römische Reich geleistet. Er hat die zentrale Administration des Reiches professionalisiert, die militärische Karriere von Rittern und Centurionen weiter standardisiert und konsolidiert, und mit der großzügigen Vergabe des Bürgerrechts an provinziale Städte massiv zur weiteren Integration und Entwicklung des Reiches beigetragen. Zwei Kernprozesse der römischen Geschichte wurden maßgeblich von Claudius damit gestaltet und beeinflußt. Die Eroberung Britanniens ist dagegen eher nebensächlich.

Alles nur eine Frage der historischen Perspektive. ;)
 
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Es scheint Ende des 19., Anfang des 20. Jh. Mode gewesen zu sein, römischen Kaisern eine republikanische Gesinnung zu unterstellen. Ich habe eine römische Geschichte von 1883 in der Tiberius zum" Republikaner im Herzen" erklärt wurde.
 
Es scheint Ende des 19., Anfang des 20. Jh. Mode gewesen zu sein, römischen Kaisern eine republikanische Gesinnung zu unterstellen. Ich habe eine römische Geschichte von 1883 in der Tiberius zum" Republikaner im Herzen" erklärt wurde.

Es heißt, der Vater des Tiberius war ein Republikaner, der seine Söhne Tiberius und Drusus in diesem Sinne erzogen habe. Aber Tiberius hat nun wirklich keine großen Anstalten gemacht, das Prinzipat republikanischer zu gestalten. Daß er dem Senat mehr Macht verlieh, indem er die Volkssverammlungen entmachtete wird unterschiedlich interpretiert. Und seine Änderungen zum consilium principis waren eher nicht geeignet, das Prinzipat republikanischer zu machen.
 
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Es heißt, der Vater des Tiberius war ein Republikaner, der seine Söhne Tiberius und Drusus in diesem Sinne erzogen habe. Aber Tiberius hat nun wirklich keine großen Anstalten gemacht, das Prinzipat republikanischer zu gestalten. Daß er dem Senat mehr Macht verlieh, indem er die Volkssverammlungen entmachtete wird unterschiedlich interpretiert. Und seine Änderungen zum consilium principis waren eher nicht geeignet, das Prinzipat republikanischer zu machen.

Das was Tiberius betrieben hat war Heuchelei. Erst tat er so, als würde er das Kaisertum ablehnen, und hat gewartet, bis er regelrecht bedrängt wurde, das Amt anzunehmen.
Hat Augustus doch auch ähnlich gemacht, als er erst beim zweiten Mal den Titel "Pater patriae"angenommen hat. Das wurden dann von seinen Nachfolgern übernommen. Auch hat Augustus 27 v. Chr. erst alle Befugnisse abgelegt, um sie dann drei Tage später gut inszeniert vom Senat in anderer Form zurückzuerhalten.

Zu Senat und Volksversammlung: Diese Übertragung war ja nur eine formale. Augustus führte ja selbst die nach seinen Enkeln benannten zehn Zenturien ein, welche im Vorraus die Kandidaten für die Wahl bestimmten. Unter Augustus war ihre Macht somit schon gebrochen, und Tiberius formalisierte das nur. Schließlich gibt es ja Hinweise dafür, dass die Komitien noch lange nach Tiberius einberufen wurden, um die Wahl des Senats zu "bestätigen".
 
Es heißt, der Vater des Tiberius war ein Republikaner, der seine Söhne Tiberius und Drusus in diesem Sinne erzogen habe.
Bei seinem Tod war Tiberius neun, Drusus etwa fünf. Ich bezweifle zumindest bei Drusus, dass er in diesem Alter schon so politisch erzogen wurde. Bei Tiberius wäre das denkbar, da er mit neun auch schon reif genug war, die Leichenrede für seinen Vater zu halten.
 
Man kann den Spieß ja auch mal umdrehen. Ein Kaiser, der wirklich die Republik in vollem Umfang wieder eingeführt hätte, wäre töricht gewesen, denn nicht eines der Probleme, welche die Republik seit den Gracchen in die Bürgerkriege getrieben haben, wäre gelöst gewesen. Das dürfte auch denen bewußt gewesen sein, die eine republikanische Gesinnung spazieren führten.
 
Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit es in der (frühen) Kaiserzeit überhaupt schon ein Bewusstsein für die Probleme der späten Republik gab, wie wir es heute im zweitausendjährigen Abstand und nach Jahrhunderten der Beschäftigung von Historikern damit haben. In der späten Republik selbst scheint dieses Bewusstsein allenfalls rudimentär existiert zu haben. Cicero, trotz all seiner Fehler sicher kein Dummkopf, hatte dieses Bewusstsein noch nicht wirklich. Er sah den Grund aller Übel in einigen Schlechtgesinnten, die sich einfach nicht an die überkommene Ordnung halten und dem Senat unterordnen wollten. Gäbe es diese Schlechtgesinnten nicht bzw. könnten sie ausgeschaltet werden, würde wieder alles prima funktionieren. Sallust war da schon etwas weiter, sah das Hauptproblem aber auch in der Verkommenheit des politischen Personals.
 
Und selbst wenn ein Kaiser die Republik hätte wiederherstellen wollen: Wie hätte man denn die Probleme der späten Republik lösen sollen, wenn nicht mit einem Monarchen? Gewaltenteilung einführen, foederale Strukturen und eine repräsentative Demokratie? Das war den Römern Alles vollkommen fremd. Wie hätten sie auf solche Ideen kommen sollen? Und warum hätte das in einer römischen Gesellschaft überhaupt funktionieren sollen?

Cicero hatte da schon ein paar gute Gedanken zu einer Reform der Republik. Er schlug eine Stärkung der Exekutive vor, über eine Neuordnung der niederen Magistrate und massive Stärkung der Censoren. Allerdings unter Regie des Senats, womit er zeigt, daß er nicht erkannte, daß der Senat Teil des Problems war. Auch forderte er einen Mediator, wenn ich mich Recht erinnere, eine Art senatorischen Gutmenschen, der Alles zusammenhält, ohne konkrete Macht zu haben oder eigennützig zu sein.

Ich befürchte Augustus hatte seine Werke gelesen und sie umgesetzt. Allerdings nicht so wirklich in Ciceros Sinne.
 
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Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit es in der (frühen) Kaiserzeit überhaupt schon ein Bewusstsein für die Probleme der späten Republik gab, wie wir es heute im zweitausendjährigen Abstand und nach Jahrhunderten der Beschäftigung von Historikern damit haben. In der späten Republik selbst scheint dieses Bewusstsein allenfalls rudimentär existiert zu haben.

Ich denke, die Antwort muß man aufspalten. Natürlich ist die Analyse mit einem großen historischen Abstand eine andere als die zeitgenössische, auf der anderen Seite - so spekulativ das auch sein mag - wieviel wissen wir denn von der politischen Publizistik im spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Rom? Kleinere Schriften, die nicht als große Werke konzipiert waren, tagespolitische Debatten, uns ist soviel verlorengegangen. Was wissen wir über die täglichen Gespräche von 600 (und mehr) Senatoren? Ich denke schon, daß die Epoche zwischen Cicero und Seneca durchaus intellektuell in der Lage war, auch Analysen durchzuführen. Wenn wir allein die Schriften von Varro hätten würde sich so manches auch in einem anderen Licht betrachte lassen.
Und in Ansätzen zeigen ja schon die Gracchen, daß sie auf Probleme reagieren und Lösungen suchen. Selbst die Heeresreform des Marius ist ja nicht nur punktuell, sondern strukturell zu sehen, und auch Caesars Maßnahmen lassen sich so sehen, daß er durchaus schwerwiegende strukturelle Probleme lösen wollte. Natürlich ist jede Problemanalyse und Lösungsentwicklung zunächst immer im Rahmen der Interessen der aktiven Person zu sehen. Wenn dadurch Grenzen gesetzt werden, heißt das aber nicht, daß der jeweilige Akteur nicht auch hinter diese Grenzen blicken kann.


Das war den Römern alles vollkommen fremd. Wie hätten sie auf solche Ideen kommen sollen? Und warum hätte das in einer römischen Gesellschaft überhaupt funktionieren sollen?

Das ist etwas zu plakativ gefragt. Wie kommen denn Menschen auf Ideen? Durch Überlegung! Und natürlich hätte auch die römische Gesellschaft anders strukturiert funktionieren können.
Gesellschaftliche Zustände sind ja keine alternativlosen Ergebnisse unabänderlicher Prozesse. Man darf halt nur nicht erwarten, daß sich bestimmte Elemente ad hoc einführen lassen, schon gar nicht, wenn man moderne Begriffe rückwärts durch die Zeit transportiert. Gewaltenteilung gab es auch in der römischen Republik, nur nicht die Gewaltenteilung westlicher Demokratien des 21. Jhs.
 
Gewaltenteilung gab es auch in der römischen Republik, nur nicht die Gewaltenteilung westlicher Demokratien des 21. Jhs.

Natürlich hat man auch in den antiken Republiken versucht, Gewalt zu teilen. Die moderne Gewaltenteilung (Executive, Legislative, Jurisdiktion), die ich hier explizit meinte, hat aber eine ganz andere strukturelle und politische Qualität und Wirkung.

Allerdings hat sich dieses System erst nach 500 Jahren von Kriegen, Aufständen, Revolutionen und endlosen Diskussionen unter den Philosophen Europas langsam herausgebildet und wurde begleitet von einem großen Umbruch in der sozialen Struktur und politischen Grundhaltung der gesamten Bevölkerung und ihrer intellektuellen Führer.

Von daher glaube ich nicht, daß sich moderne Konzepte schnell genug hätten entwickeln und auch implementieren lassen. Nochzudem man mehrere solcher Konzepte benötigt hätte, um die vielfältigen strukturellen Probleme der Republik zu lösen. Die Monarchie in Form des Prinzipats war da schon der naheliegendere und einfachere Weg. Vor Allem kompatibel zum römischen Mindset und der sozialen Struktur der römischen Gesellschaft. Und die Monarchie nutzte wie auch die Republik das vertraute Modell der sachlich ungeteilten königlichen Amtsgewalt.

Sicher hätten einige moderne Konzepte in Ansätzen umgesetzt helfen können. Aber hätte das ausgereicht, die Republik zu retten? War sie überhaupt zu retten oder wiederherstellbar in einem großflächigen Territorialstaat der Antike? Wir werden es leider nie erfahren, denn die Monarchie wurde de facto absolutistischer und nicht konstitutioneller.
 
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Das witzige bei der ganzen Diskussion ist ja, dass man dabei vergisst, dass das Hauptproblem der Republik, die Aufstände einzelner Generäle und ihre illegale Machtübernahme durch das Kaiserreich nie gelöst wurden. Marius, Sulla, Caesar und Marcus Antonius finden sich in Galba, Otho, Vitellius und Vespasianus, in all den Gegenkaisern, Kaisern und Soldatenkaisern wieder, was die Machtübernahme angeht.

Klug ist es natürlich, dies nur als ein Symptom zu begreifen, Zeichen eines viel größeren Problems: die Bindung der Soldaten an ihren Feldherren, das wiederum Problem eines Berufsheers. Das musste Rom aber bekanntlich einführe, weil das traditionelle Bürgerheer aufgrund der Verarmung der freien Bauern gescheitert war.

Hätte man, wann auch immer in der Römischen Geschichte, aufgrund irgendeines Wunders/etwas verrückten Kaisers/Aufstands versucht, die Republik wiederherzustellen, hätte man sich also dieser sozialen und wirtschaftlichen Problematik annehmen müssen.

Und selbst wenn ein Kaiser die Republik hätte wiederherstellen wollen: Wie hätte man denn die Probleme der späten Republik lösen sollen, wenn nicht mit einem Monarchen? Gewaltenteilung einführen, foederale Strukturen und eine repräsentative Demokratie? Das war den Römern Alles vollkommen fremd. Wie hätten sie auf solche Ideen kommen sollen? Und warum hätte das in einer römischen Gesellschaft überhaupt funktionieren sollen?

Föderale Strukturen gab es bereits im alten Griechenland, in Form von Bündnissen verschiedener Städte. Repräsentative Demokratie: Ansätze dieses Prinzips finden sich ja im den Institutionen des Iustinian:

Ein Senatsbeschluß ist, was der Senat verordnet und beschließt. Denn als das römische Volk so groß geworden war, daß es schwierig wurde, es zur Verabschiedung von Gesetzen an einen Ort zusammenzurufen, da erschien es angemessen, den Senat anstelle des Volkes damit zu befassen.


Das ist zwar Heuchelei (die Volksversammlungen wurden aus anderen Gründen ihrer Macht beraubt), aber es zeigt doch das Problem auf, dass man nicht alle Römischen Bürger des Reiches alle paar Tage versammeln konnte. Diese embryonalen Ansätze müssen natürlich wachsen und ausgearbeitet werden.


Ich befürchte Augustus hatte seine Werke gelesen und sie umgesetzt. Allerdings nicht so wirklich in Ciceros Sinne.

In gewisser Weise hat er die Macht des Senats erhalten, gegen die Volksführer und die Feldherren. Er hat den Bürgerkrieg beendet und ist zur legalen Regierung zurückgekehrt. Dass er in dieser Ordnung aber eine Rolle spielen wollte, und zwar die erste, ist für einen Machtmenschen nur zu verständlich.

Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit es in der (frühen) Kaiserzeit überhaupt schon ein Bewusstsein für die Probleme der späten Republik gab, wie wir es heute im zweitausendjährigen Abstand und nach Jahrhunderten der Beschäftigung von Historikern damit haben. In der späten Republik selbst scheint dieses Bewusstsein allenfalls rudimentär existiert zu haben. Cicero, trotz all seiner Fehler sicher kein Dummkopf, hatte dieses Bewusstsein noch nicht wirklich. Er sah den Grund aller Übel in einigen Schlechtgesinnten, die sich einfach nicht an die überkommene Ordnung halten und dem Senat unterordnen wollten. Gäbe es diese Schlechtgesinnten nicht bzw. könnten sie ausgeschaltet werden, würde wieder alles prima funktionieren. Sallust war da schon etwas weiter, sah das Hauptproblem aber auch in der Verkommenheit des politischen Personals.

Cicero war Vertreter der sozialen Schicht, deren Interesse es war, die Republik in ihrem Zustand ohne Veränderungen bestehen zu lassen. Somit ist seine Argumentation verständlich: kein Fußbreit den Volksführern, kein Fußbreit den Feldherren, kein Fußbreit denen, die sich zum König aufschwingen wollten.
 
Nach der Ermordung des Soldatenkaisers Aurelian wurde, laut Historia Augusta, dem Senat die Wahl eines Princeps, aus seinen Reihen übertragen. Dieser Kaiser Tacitus wurde auf Münzen als restitutor rei publicae gefeiert. Damit übertrieb aber der Senat, in seiner Euphorie wieder einmal eine Rolle im Reich spielen zu dürfen.Bereits nach einem Jahr Regierungszeit starb Tacitus, manche Quellen sagen er wäre, wie üblich ermordet worden. Danach wählten wieder die Legionen ihre Kaiser .
 
Nach der Ermordung des Soldatenkaisers Aurelian wurde, laut Historia Augusta, dem Senat die Wahl eines Princeps, aus seinen Reihen übertragen. Dieser Kaiser Tacitus wurde auf Münzen als restitutor rei publicae gefeiert. Damit übertrieb aber der Senat, in seiner Euphorie wieder einmal eine Rolle im Reich spielen zu dürfen.Bereits nach einem Jahr Regierungszeit starb Tacitus, manche Quellen sagen er wäre, wie üblich ermordet worden. Danach wählten wieder die Legionen ihre Kaiser .

"Wählten". Ist das hier ein Euphemismus? Wenn man es so darstellt, wäre eine Wahl durch die Legionen sogar ein demokratisches Element, da es viel mehr Legionäre als Senatoren gab...

Außerdem stimmen nicht alle Senatoren mit damit übrein, Kaiser Tacitus sein direkt vom Senat gewählt worden (ohne das vorher die Armee ihre Stimme abgegeben hätte).
 
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"Wählten". Ist das hier ein Euphemismus?
Ich habe die Anführungsstriche vergessen.

Ich schrieb extra laut Historia Augusta, weil es mehrere Versionen darüber gibt, wie Tacitus zur Macht gelangte. Dass der Senat aber daran glaubte, dass jetzt wieder seine Macht hergestellt würde, zeigt der Münztext, der Tacitus zum Wiederhersteller der Republik erklärte.
 
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Ich habe die Anführungsstriche vergessen.

Ich schrieb extra laut Historia Augusta, weil es mehrere Versionen darüber gibt, wie Tacitus zur Macht gelangte. Dass der Senat aber daran glaubte, dass jetzt wieder seine Macht hergestellt würde, zeigt der Münztext, der Tacitus zum Wiederhersteller der Republik erklärte.

Wobei Augustus ja auch nur die "Republik" wiederherstellte. "Res publica" meint im Lateinischen ja bekanntlich auch nur "Staat"; der Gegenkaiser Jovinus hat sich diesen Titel auch angeignet. Und der berühmte Kaiser Julian war auch "Restitutor libertatis" und "Liberator orbis romani", was ähnliche Titel sind.
 
Wobei Augustus ja auch nur die "Republik" wiederherstellte. "Res publica"......Und der berühmte Kaiser Julian war auch "Restitutor libertatis" und "Liberator orbis romani", was ähnliche Titel sind.
Augustus hatte ja offiziell auch gar keine Monarchie errichtet. Mit dem Titel Erster unter Gleichen hatte er den faktischen Sturz der Republik nur kaschiert und beließ es bei dieser Illusion.
Bei Julian Apostata wird wahrscheinlich mit " Wiederhersteller der Freiheit" oder" Befreier der römischen Welt" die Wiederherstellung der alten Religion gemeint sein.
 
Tacitus war eine Episode. Auch Nerva war ein ähnlicher Vorgang, der aber die Ausnahme blieb. Hätte der Senat tatsächlich die Macht gehabt, den Princeps zu ernennen und auch abzusetzen, dann könnten wir von einer Art konstitutioneller Monarchie oder Republik reden.

Ich weiß aber nicht, wie man das im ersten Jahrhundert wirksam hätte implementieren sollen. Und wie ein solcher Princeps mit weniger Macht, das Militär hätte kontrollieren sollen. Das einfach in eine Verfassung zu schreiben, die im modernen Sinne auch nicht existiert hat, hätte sicher nicht gereicht. Galba etwa wurde vom Senat ernannt. Aber dies endete in einem Bürgerkrieg.

PS: noch eine Anmerkung zur Bemerkung oben, die Kontrolle des Militärs hätte in der Kaiserzeit genau so versagt wie in der Republik. Von Augustus bis Severus Alexander haben wir über 250 Jahre eine recht wirksame Kontrolle des Militärs durch die Kaiser. Nur zwei mal, als die Dynastie ausstarb, kam es zu nennenswerten aber doch recht kurzen Bürgerkriegen. Das Prinzipat war also sehr lange in der Lage das Militär hinreichend zu kontrollieren.
 
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Tacitus war eine Episode. Auch Nerva war ein ähnlicher Vorgang, der aber die Ausnahme blieb. Hätte der Senat tatsächlich die Macht gehabt, den Princeps zu ernennen und auch abzusetzen, dann könnten wir von einer Art konstitutioneller Monarchie oder Republik reden.

Wenn man es nach den Gesetzen nimmt war es eine präsidentielle Demokratie. Der Erste Bürger war auf Lebenszeit Vorsitzender des Staates, "mediator" also, in gewisser Weise über den Parteien, während Magistrate, Senat und Volksversammlung ihre Macht behielten. Wir alle wissen aber, dass das nur Fiktion war. Ich glaube hier hat auch niemand ernsthaft behauptet, der Senat hätte die "Macht" gehabt, dauerhaft seine Kandidaten durchzusetzen (die "Befugniss" hatte er dagegen).

Ich weiß aber nicht, wie man das im ersten Jahrhundert wirksam hätte implementieren sollen. Und wie ein solcher Princeps mit weniger Macht, das Militär hätte kontrollieren sollen. Das einfach in eine Verfassung zu schreiben, die im modernen Sinne auch nicht existiert hat, hätte sicher nicht gereicht. Galba etwa wurde vom Senat ernannt. Aber dies endete in einem Bürgerkrieg.

Ich finde, dass ist viel zu viel Spekulation. Erstens einmal hätte die Macht eines Princeps gebrochen werden müssen (schon das scheiterte oft bzw. gelang wie bei Nero erst nach mehreren Anläufen). Zweitens hätte man einsehen müssen, dass das Principat (mit absoltuer Macht) eine Art "Sackgasse" ist.

Das ist alles schon sehr riskiert (es hätte ein hohes Bewusstsein in Senat und Bevölkerung geben müssen, und eine Mitarbeit der Magistrate und Statthalter). Schließlich aber hätte man sich drittens nicht dafür entscheiden müssen, die Republik wiedereinzuführen, sondern die Macht des Princeps ernsthaft zu begrenzen.

(Hier fange ich auch an zu spekulieren) Die Wahrscheinlichkeit, dass diese drei Vorraussetzungen erfüllt sind, ist doch sehr gering. Schließlich aber bleibt bei mir eine Frage: Warum hätte der Senat, statt die Republik wiedereinzuführen, nur die Macht des Princeps begrenzen sollen?

Das war eine Art Amt für einen Ausnahmezustand, dessen Macht sich auf das Militär und dessen Loyalität stützte. Will man wirklich eine Gesetzesherrschaft einführen, kann man solche Ämter nicht zulassen.

PS: noch eine Anmerkung zur Bemerkung oben, die Kontrolle des Militärs hätte in der Kaiserzeit genau so versagt wie in der Republik. Von Augustus bis Severus Alexander haben wir über 250 Jahre eine recht wirksame Kontrolle des Militärs durch die Kaiser. Nur zwei mal, als die Dynastie ausstarb, kam es zu nennenswerten aber doch recht kurzen Bürgerkriegen. Das Prinzipat war also sehr lange in der Lage das Militär hinreichend zu kontrollieren.

Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich sprach davon, dass soziale Probleme sich später in den Putschversuchen und Staatsstreichen des Militärs zeigen. Während der ersten 200 Jahre des Prinzipats gab es auch keine großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme.
 
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