Graves - Ich, Claudius

Immerhin gibt die aufgefundene Rede, die durch die Widerspiegelung seiner Gelehrsamkeit durchaus ihm selbst zuzuschreiben ist, einen Hinweis, dass die ihn beschreibenden Quellen maßlos übertrieben.
Als Gelehrter war Claudius anerkannt. Dass er in der Lage war, im Stübchen eine gut durchdachte und ausformulierte, obendrein wissenschaftlich fundierte, Rede auszuarbeiten, bezweifle ich nicht. Das ist aber etwas anderes als wenn jemand spontan reden soll. Dazu passt auch das von Galeotto in #21 gebrachte Zitat.

Und in Ansätzen zeigen ja schon die Gracchen, daß sie auf Probleme reagieren und Lösungen suchen. Selbst die Heeresreform des Marius ist ja nicht nur punktuell, sondern strukturell zu sehen, und auch Caesars Maßnahmen lassen sich so sehen, daß er durchaus schwerwiegende strukturelle Probleme lösen wollte. Natürlich ist jede Problemanalyse und Lösungsentwicklung zunächst immer im Rahmen der Interessen der aktiven Person zu sehen. Wenn dadurch Grenzen gesetzt werden, heißt das aber nicht, daß der jeweilige Akteur nicht auch hinter diese Grenzen blicken kann.
Viele dieser Lösungsversuche bekämpften aber eher die Symptome und setzten nicht wirklich bei den Ursachen an. Landverteilungen z. B. sind zwar gut und schön (mal abgesehen von der Frage, inwieweit ein Proletarier oder Veteran ohne Verbindung zur Landwirtschaft wirklich in der Lage war, sein neuerhaltenes Stückchen Land zu bewirtschaften), änderten aber nichts am grundlegenden Problem der fortschreitenden Zerstörung der kleinbäuerlichen Strukturen durch Großgrundbesitzer, die mit mehr oder minder legalen Methoden immer mehr Land an sich brachten und auch den ager publicus sich unter den Nagel zu reißen versuchten. Die Gracchen setzten noch nicht einmal wirklich beim Problem an, dass Bürgersoldaten aufgrund jahrelanger Abwesenheit oft nicht in der Lage waren, sich um ihr Land zu kümmern.
Dass viele Lösungsversuche eher populistisch motiviert waren als an einer echten Problemlösung interessiert, kommt noch hinzu. Ein popularer Politiker hat ohnehin mehr davon, wenn er den Massen in Rom einfach Land verspricht, als wenn er etwas dagegen tut, dass sie ihr angestammtes Land überhaupt erst verlieren, denn letzteren Falls würden sie erst gar nicht nach Rom strömen und zu seiner Anhängerschaft werden.

Das ist etwas zu plakativ gefragt. Wie kommen denn Menschen auf Ideen? Durch Überlegung! Und natürlich hätte auch die römische Gesellschaft anders strukturiert funktionieren können.
Es reicht nicht, auf Ideen zu kommen, man muss sie auch umsetzen (wollen). Und da stellt sich die Frage, wer denn in Rom überhaupt Interesse an einer grundlegenden Staatsreform hatte. Letztlich wollte doch jeder nur seine eigene Position stärken, aber nur ja keine Macht abgeben oder sich mehr kontrollieren lassen. Der Senat hatte sicher kein Interesse daran, in echten freien Wahlen - womöglich gar unter Beteiligung der Provinzialen - gewählt zu werden, er wollte nur die Magistrate und die Gerichtsbarkeit verstärkt kontrollieren und als eigentlicher Gesetzgeber fungieren, dessen Beschlüsse die Volksversammlungen nur noch formal absegnen durften. Die führenden Familien hatten sicher auch kein Interesse daran, dass am die Vornehmen begünstigenden Wahlmodus für die hohen Ämter etwas geändert würde. Aber auch das einfache Volk in Rom konnte kein echtes Interesse daran haben, seinen Status als alljährlich mit Spielen und Geschenken (die nur von wohlhabenden Kandidaten, nicht von irgendeinem armen Schlucker, finanziert werden konnten) umworbene Wählerschaft zu verlieren. Von der Machtlosigkeit der Provinzialen profitierten ohnehin alle.

Klug ist es natürlich, dies nur als ein Symptom zu begreifen, Zeichen eines viel größeren Problems: die Bindung der Soldaten an ihren Feldherren, das wiederum Problem eines Berufsheers.
Diese Bindung bestand in der Kaiserzeit in dieser Form allerdings nicht mehr.
Das große Problem der Republik - bei dem sich die Kurzsichtigkeit und Reformunfähigkeit des Senats ganz besonders krass zeigte - war, dass die Soldaten auf ihren Feldherrn angewiesen waren, wenn sie zu ihrem versprochenen Land kommen wollten. Der Senat selbst verweigerte die Landzuteilungen gerne - schon um den Feldherrn zu demütigen. Die Soldaten waren also darauf angewiesen, dass ihr Feldherr Druck machte, und hatten letztlich gar keine andere Wahl, als ihm auch gegen den Senat zu folgen, wenn sie nicht leer ausgehen wollten. Dieses Problem hätte sich ganz einfach lösen lassen, indem der Senat selbst die Zuteilung von Land an die Veteranen organisiert. Wenn jeder Soldat gewusst und darauf vertrauen können hätte, dass er vom Senat sein Land erhalten wird, hätte er keinen Grund mehr gehabt, seinem Feldherrn zu folgen. Aber so viel Weitsicht besaß der Senat nicht.
In der Kaiserzeit wurde dieses Problem gelöst, weil sich nunmehr der Kaiser als Oberfeldherr um die Veteranenversorgung kümmerte. Die Soldaten waren für ihre Altersversorgung also nicht mehr auf ihre Feldherrn angewiesen.

Das neue Problem war, dass den Soldaten bewusst wurde, wie sehr sich die Macht des Kaisers aufs Heer stützte und dass es somit in ihren Händen lag, Kaiser einzusetzen. Somit entstand die Versuchung, einen Feldherrn, der reiche Geschenke versprach, zum Kaiser zu proklamieren.

Föderale Strukturen gab es bereits im alten Griechenland, in Form von Bündnissen verschiedener Städte.
In Griechenland entstanden sie vor allem dort, wo sich mehrere Städte freiwillig zusammentaten. Das war etwas anderes als wenn eine Stadt (Rom) nach und nach andere Städte unterwarf. In ersterem Fall konnte eine Föderation nur zustandekommen, wenn die Städte darauf verzichteten, die Herrschaft über ihre Partner zu beanspruchen. In zweiterem Fall hätte eine Föderation einen freiwilligen Machtverzicht vorausgesetzt. Aber auch in Griechenland scheiterten Bünde mitunter daran, dass doch eine Stadt die Hegemonie im Bund beanspruchte, siehe die beiden Attischen Seebünde.
 
Er war wohl ein zerstreuter Schreibstubengelehrter.


Woher stammen eigentlich die Vorstellung eines "zerstreuten Professors"? Von Isaak Newton geht die Sage, dass er das Prinzip der Erdanziehung entdeckte, als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel. "Professorenwitze" muss es aber schon in der Antike gegeben haben. Wenn ich mich nicht täusche, war es Vitruv der eine Anekdote über Archimedes überlieferte: König Hieron von Syracus hatte ein Diadem bei einem Goldschmied bestellt, traute diesem aber nicht recht, bzw. zu, dass er den edelmetallgehalt manipuliert hatte, und betraute Archimedes mit der Lösung des Problems. Im Bad habe der Gelehrte das Archimedische Prinzip entdeckt, worauf er splitternakt auf die Straße rannte und "heureka! (Ich habs) rief. Ein Goldbarren vom gleichen Gewicht wie das Diadem verdrängte mehr Wasser, womit bewiesen war, der Goldschmied hatte Hieron I. gelinkt.

Bei Claudius Rolle als
"Aschenbrödel innerhalb des Clans der Julier-Claudier musste ich an Kakob Paul von Gundling denken, der als Hofhistoriograph im Tabakskollegium des Soldatenkönigs als "lustiger Rat" die Gesellschaft erheitern musste und dabei oft Opfer handgreiflicher Grobheiten der Junker wurde. Nach seinem Tod ließ Friedrich Wilhelm I. Gundling in einem Spirituosenfass konservieren.
Ich denke gerne an eine Fernsehproduktion der frühen 80er Jahre zurück "Der König und sein Narr" mit Götz George in der Rolle des Soldatenkönigs und dem unvergessenen Wolfgang Kieling als Gundling zurück. Was hatte damals das Fernsehen noch ein Niveau, verglichen mit dem, wofür heute jeder Bürger Zwangsgebühren bezahlen muss.
 
Ich denke gerne an eine Fernsehproduktion der frühen 80er Jahre zurück "Der König und sein Narr" mit Götz George in der Rolle des Soldatenkönigs und dem unvergessenen Wolfgang Kieling als Gundling zurück. Was hatte damals das Fernsehen noch ein Niveau, verglichen mit dem, wofür heute jeder Bürger Zwangsgebühren bezahlen muss.
Waren die frühen achziger Jahre nicht auch die Zeit in der Dallas, Denver Clan und Falcon Crest im öffentlich-rechtlichen Fernsehen liefen. Am Niveau der Lindenstraße, die 85 begann, kann man sich noch heute erfreuen=).
 
Woher stammen eigentlich die Vorstellung eines "zerstreuten Professors"? Von Isaak Newton geht die Sage, dass er das Prinzip der Erdanziehung entdeckte, als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel. "Professorenwitze" muss es aber schon in der Antike gegeben haben.

Gab es, eine beliebte Witzfigur der Antike war der Stubengelehrte. In der einzig erhaltenen antiken Witzesammlung "Philogelos" (Der Lachfreund) kommt er regelmäßig vor. Ein Beispiel: bei den Wettkämpfen zur Tausendjahrfeier Roms wird der Favorit zweiter. Ein Stubengelehrter kommt auf ihn zu und sagt: "Mach Dir nichts draus, bei der nächsten Tausendjahrfeier gewinnst DU!"
 
Es gibt ja auch den Begriff des Fachidioten, der so auf sein spezielles Gebiet konzentriert ist, dass für alles Andere um ihn herum kein Raum mehr vorhanden ist. Besonders reine Bücherwürmer werden manchmal, dadurch, dass sie ständig in ihren Gedankenblasen leben, unfähig, die sie umgebende Realität noch richtig wahrzunehmen. Die Folge ist, dass sie von ihrer Umgebung als etwas wunderlich wahrgenommen werden.
Bei Claudius kann das der Fall gewesen sein, da er von Kindheit an, von den Seinen ,wegen seiner körperlichen und sprachlichen Mängel abgelehnt wurde und sich vielleicht deshalb zu sehr in seine geschichtlichen Studien vergraben hat.
 
Woher stammen eigentlich die Vorstellung eines "zerstreuten Professors"?

Gleich der erste Philosoph, Thales von Milet, soll, als er die Sterne betrachtete, in einen Graben gestürzt sein.

Und die Anekdote mit der Anmietung der Ölpressen, beschäftigt sich auch gleich mit dem Problem mit Wissenschaft Geld zu verdienen.
 
Es gibt ja auch den Begriff des Fachidioten, der so auf sein spezielles Gebiet konzentriert ist, dass für alles Andere um ihn herum kein Raum mehr vorhanden ist. Besonders reine Bücherwürmer werden manchmal, dadurch, dass sie ständig in ihren Gedankenblasen leben, unfähig, die sie umgebende Realität noch richtig wahrzunehmen. Die Folge ist, dass sie von ihrer Umgebung als etwas wunderlich wahrgenommen werden.
Bei Claudius kann das der Fall gewesen sein, da er von Kindheit an, von den Seinen ,wegen seiner körperlichen und sprachlichen Mängel abgelehnt wurde und sich vielleicht deshalb zu sehr in seine geschichtlichen Studien vergraben hat.

IWobei wir uns eingestehen müssen, dass unsere eigene Wahrnehmung des "Fachidioten" eine subjektive ist.
In unserer eigenen Kultur gibt es den Begriff des "Behinderten" auch noch nicht sehr lange. Eine körperliche Behinderung galt als Makel, und ich muss in diesem Zusammenhang oft an Wilhelm II. und die teils absurd anmutenden Versuche mit der der der junge Prinz traktiert und auf Perfektion getrimmt wurde.

Ein junger Mann aus dem Hochadel, der hinkte und stotterte war schlimm genug, bei einer Familie aus der der Vater Drusus und der Bruder Germanicus als Lichtgestalten verehrt wurden, in der sich Familienangehörige durch physische Leistungen ausgezeichnet hatten- von Tiberius ist überliefert, dass er über Bärenkräfte verfügte-war es geradezu eine Katastrophe, wenn ein Familienmitglied durch körperliche Gebrechen dem Hohn und Spott der lästermäuligen Römer eine Zielscheibe bot. Es fällt auf, dass Claudius im Gegensatz zu seinen Cousins keine Ämter in der Verwaltung oder höhere Kommandos innerhalb der Armee übertragen wurden. Mit 50 Jahren gehörte er dem Ritterstand an und verfügte kaum über administrative und militärische Erfahrungen.

Für einen "Fachidioten" zeigte Claudius eine bemerkenswert breit gestreutes Spektrum verschiedener Interessen. neben der Historiographie, in die er durch Livius und Asinius Pollio eingeführt wurde, war er in der griechischen Sprache und Kultur bewandert und sprach und schrieb er perfekt griechisch. Dazu müssen ihn gemeinnützige Bauprojekte en detail interessiert haben. Neben seinem Lieblingskind dem den Ausbau des Hafens Ostia galt sein Interesse der Trinkwasserversorgung Roms, der Renovierung und dem Ausbau des Circus Maximus der unter Trajan weiter ausgebaut wurde und der geplanten Trockenlegung des Fuciner Sees. Ein weiteres Interesse galt dem Würfelspiel, das dem Backgammon ähnelte, und Claudius schrieb ein Traktat über die Kunst des Würfelspiels. im gegensatz zu seinem Onkel Tiberius sorgte Claudius dafür, dass dem römischen Volk an Volksbelustigung etwas geboten wurde. Neben der größten Naumachie, die er auf dem Fuciner See veranstaltete, führte Claudius Stierkämpfe ein, bei denen Reiter gegen thessalische Stiere antraten
 
Ritterstand? Als Claudier war er Patrizier. Natürlich war ein Patrizier auch Ritter, aber der Status als Patrizier ist höher anzusetzen.

Ein Patrizier musste auch nicht unbedingt den Cursus Honorum durchlaufen, um in den Senat aufgenommen zu werden, was es um so interessanter macht, dass dies bei Claudius unterblieb, ja Tiberius alles tat, sein Auftreten im Senat zu verhindern, indem er ihm bloß die Ehren eines Konsuls gewährte, aber kein Stimmrecht mit den Consularen und kein Rederecht im Senat. Formell war er so ab 14 n.Chr. (?) natürlich Mitglied des Senats, die Bezeichnung als Ritter somit eigentlich falsch.
 
Natürlich war ein Patrizier auch Ritter, aber der Status als Patrizier ist höher anzusetzen.

Ein Patrizier musste auch nicht unbedingt den Cursus Honorum durchlaufen, um in den Senat aufgenommen zu werden, ....

Vielleicht hast du dich nur etwas unglücklich ausgedrückt?

Patrizier hat nach meinem Kenntnisstand Nichts mit Ritter oder Senator zu tun. Jeder junge Adelige, egal ob patrizischer Adel oder nicht patrizisch war erst einmal von Geburt an Ritter.

Zum senatorischen Adel gehörte er erst, wenn er den Cursus Honorum soweit durchlaufen hatte, daß er in den Senat berufen wurde. Das galt grundsätzlich auch für jeden Patrizier. Gut, sie hatten gewisse Vorteile beim Sextemvirat und konnten wohl den Militärtribun überspringen. Was aber nicht gut gelitten war.

Du hast aber dahingehend recht, daß der Princeps sich das Recht nahm, Ritter direkt in den Senat zu berufen, manchmal sogar direkt als Praetorier oder Consular. Öfters kam das vor, um etwa einen nicht adeligen ritterlichen Tribun oder sonstigen Beamten zum Praetorier zu ernennen, womit er Legat einer Legion werden und die Karriere im senatorischen Ast fortsetzen konnte.

Bei Claudius hatte das natürlich andere Gründe.
 
Ritterstand? Als Claudier war er Patrizier. Natürlich war ein Patrizier auch Ritter, aber der Status als Patrizier ist höher anzusetzen.

Ein Patrizier musste auch nicht unbedingt den Cursus Honorum durchlaufen, um in den Senat aufgenommen zu werden, was es um so interessanter macht, dass dies bei Claudius unterblieb, ja Tiberius alles tat, sein Auftreten im Senat zu verhindern, indem er ihm bloß die Ehren eines Konsuls gewährte, aber kein Stimmrecht mit den Consularen und kein Rederecht im Senat. Formell war er so ab 14 n.Chr. (?) natürlich Mitglied des Senats, die Bezeichnung als Ritter somit eigentlich falsch.



Gleich zu Anfang der Regierungszeit seines Neffen Caligula hatte der gemeinsam mit Claudius das Konsulat bekleidet, Trotz der Ehre war Claudius weiterhin Gefahren ausgesetzt und diente nach wie vor als Zielscheibe grober und verletzender Scherze. Sueton schreibt, dass ihn seine Tischgenossen mit Datteln und Oliven bewarfen, wenn er einnickte. Als er vomn Senat nach Gallien geschickt wurde, um im Namen des Senats seine Gratulation zur Entdeckung einer Verschwörung geschickt wurde, geriet Caligula außer sich, und Claudius hätte beinahe sein Leben verwirkt.

Zu Claudius und dem Ordo Equester fand ich Folgendes. Die Ritter machten ihn zweimal zu ihrem Sprecher. Beim ersten Mal 14 n. Chr um sich vom Senat die Ehre zu erbitten, den Leichnam des Augustus auf ihren Schultern nach Rom tragen zu dürfen. (Sueton Claudius 6). Das zweite Mal war anlässlich des Sturzes von Seianus (31 n. Chr.) Auf sein Ersuchen um Ehrenstellen, Claudius war damals 23, gewährte Tiberius ihm nur die ornamenta consularis, die Ehrenzeichen, eines ehemaligen Konsuls, die praktisch bedeutungslos war und auch Senatoren zugestanden wurden, die nicht das Vermögen besaßen oder die von Augustus zum Rücktritt genötigt wurden.

Der Senat wollte Claudius erlauben, im Senat abzustimmen und finanzierte auch den Neubau seines Hause, das abgebrannt war.(Suet, Claudius 6). Tiberius legte dagegen aber ein Veto ein. (Suet. Claudius 6) In einer von Kröner herausgegebenen Übersetzung der Caesarenbiographien steht, dass Claudius da er kein Senator war, und von Ämtern bis zum Tode Tiberius ausgeschlossen blieb, formal dem Ritterstand angehörte.

Schon als Mitkonsul geriet Claudius aber in die Bredoullie und wäre beinah amtsenthoben worden, weil er Statuen der Brüder des Caligula nicht termingerecht liefern konnte. (Suet, Claudius 9). Als ihn der Senat nach
Gallien schickte, soll Caligula ihn in die Rhone geworfen haben Suet, Claudius 9) Danach durfte er im Senat nur noch als Letzter sprechen, und ihm wurde sogar ein Prozess wegen Testamentsfälschung angehängt. Für seine Mitgliedschaft im Priesterkollegium, das der Verehrung Caligulas gewidmet war musste Claudius 8 Millionen Sesterzen zahlen, so dass er seinen Verpflichtungen an die Staatskasse nicht nachkommen konnte und pro forma seine Güter zum Verkauf aushängen ließ.
 
Ich bin unentschlossen, was die Frage nach Claudius' Standeszugehörigkeit betrifft, tendiere aber auch eher dazu, dass er Senator war.

Dass ihn der Ritterstand zweimal zum Patron wählte, muss nichts bedeuten. Im Gegenteil war es doch generell so, dass sich Menschen jemanden als Patron suchten, der nicht zu ihnen gehörte.

Am deutlichsten spricht meiner Meinung nach folgender Umstand für Claudius' Senatorentum: Unter Tiberius stimmte der Senat (laut Sueton, Claudius 6) dafür, dass Claudius seine Stimme unter den Konsularen abgeben durfte. Das setzt doch eigentlich voraus, dass er bereits Senator war und bloß sein Status innerhalb des Senats verbessert werden sollte. Denn andernfalls hätte der Senat erst einmal dafür eintreten müssen, ihn überhaupt in den Senat aufzunehmen. Allerdings kann ich natürlich nicht ausschließen, dass Sueton unachtsam war und bloß vergessen hat zu erwähnen, dass Claudius in den Senat aufgenommen und bei der Stimmreihenfolge gleich unter die Konsularen eingereiht werden sollte.
 
Die Patrizier stellten den römischen Uradel dar. Dieser Status war durchaus höher als der Status als Senator. Da sie Militärdienst als Reiter leisteten, gehörten sie auch den Rittern an. Ursprünglich stellten nur die Patrizier die Reiter.
Und die Zensoren konnten auch jemanden in den Senat aufnehmen, den sie für würdig hielten, ohne, dass er den Cursus Honorum beschritten hatte. Nur kam das sehr selten vor. Aber die Patrizier hatten dabei aufgrund ihres Uradels schon einen gewissen Vorteil, ihre Abstammung gab ihnen schon einiges an 'dignitas' ('Würde'). Der durch Sulla eingeführte Automatismus der Senatsergänzung, hat einen Augustus so wenig behindert wie einen Cäsar. Dazu hatte er sich die censoria potestas, die Amtsgewalt des Zensoramtes übertragen lassen.
 
Für einen "Fachidioten" zeigte Claudius eine bemerkenswert breit gestreutes Spektrum verschiedener Interessen. neben der Historiographie, in die er durch Livius und Asinius Pollio eingeführt wurde, war er in der griechischen Sprache und Kultur bewandert und sprach und schrieb er perfekt griechisch. Dazu müssen ihn gemeinnützige Bauprojekte en detail interessiert haben. Neben seinem Lieblingskind dem den Ausbau des Hafens Ostia galt sein Interesse der Trinkwasserversorgung Roms, der Renovierung und dem Ausbau des Circus Maximus der unter Trajan weiter ausgebaut wurde und der geplanten Trockenlegung des Fuciner Sees. Ein weiteres Interesse galt dem Würfelspiel, das dem Backgammon ähnelte, und Claudius schrieb ein Traktat über die Kunst des Würfelspiels. im gegensatz zu seinem Onkel Tiberius sorgte Claudius dafür, dass dem römischen Volk an Volksbelustigung etwas geboten wurde. Neben der größten Naumachie, die er auf dem Fuciner See veranstaltete, führte Claudius Stierkämpfe ein, bei denen Reiter gegen thessalische Stiere antraten

Ob die nützlichen Bauten den Gedanken des Claudius entsprangen können wir doch gar nicht wissen. Üblicherweise wurde doch jeder öffentliche Bau, mit dem Namen des Kaisers versehen.
Von Claudius ist überliefert, dass er in völliger Abhängigkeit seiner Freigelassenen stand, die offenbar ziemlich fähige Leute waren und die wussten, dass ihre Machtposition und Wohlstand an die Regierung des Claudius gekettet waren. Schon aus purem Eigennutz, musste ein erfolgreiches Prinzipat, ihres Patrones im Interesse der Freigelassenen sein. Der Kaiser selbst muss kein Fachmann für Wasserwirtschaft, Hafenbau und Landgewinnung gewesen sein. Dafür gab es Fachleute. Wenn er auf diese hörte, war das wohl seine klügste Maßnahme. Die Aqua Claudia war bereits unter Caligula begonnen worden, der nicht in dem Verdacht steht ein fürsorglicher, um das Wohl des Volkes bemühter Landesvater gewesen zu sein. Der Ausbau des Hafens von Ostia war eine absolute Notwendigkeit geworden, wenn die Versorgung der Stadt, besonders mit Getreide nicht gefährdet werden sollte. Der alte Hafen versandete immer mehr, sodass die Getreidetransporter nur noch Puteoli anlaufen konnten, von wo der Weitertransport in die Hauptstadt umständlich und zeitaufwändig war.
Als es eine Missernte gab, musste Claudius von den Prätorianern vor einer hungrigen Menschenmenge, auf dem Forum geschützt werden, was ihn dazu zwang, die Versorgung zu verbessern. Schon unter Caesar war der Gedanke, den fuciner See, zwecks Landgewinnung abzuleiten entstanden, aber wegen des Aufwandes wieder verworfen worden. Laut Sueton ordnete Claudius die Trockenlegung an, weil sich Landspekulanten erboten hatten, die Kosten für die Arbeiten zu übernehmen. Die Trockenlegung dauerte 11 Jahre und 30 000 Männer arbeiteten daran. Ein Erfolg war das Projekt trotzdem nicht, da die gegrabenen Abflüsse immer wieder verstopften und der See sich wieder mit Wasser füllte. Auch Trajan scheiterte daran das Gewässer vollkommen abzulassen. Die Trockenlegung gelang erst im 19. Jh.
 
Ich gehe auch davon aus, dass ihr Recht habt. Insgesamt zeichnet Sueton in den ersten Kapiteln siner Claudiusbiographie ein recht differenziertes Bild von Claudius. Trotz der Kränkungen innerhalb des eigenen Familienkreises genoss Claudius anscheinend nicht nur innerhalb des Senats ein gewisses Ansehen, und Sueton betont, dass Claudius, obwohl er bei manchen nicht nur als geistesschwach galt und sich wegen seines Umgangs mit "unsauberen Subjekten" (Claudius verkehrte offen mit zwei Hetären) auch dem Vorwurf eines Schürzenjägers, Trinkers und Spielers aussetzte ihm bei öffentlichen Auftritten stets Respekt gezollt wurde. (Suet Claudius 9).
in der Bevölkerung und im Senat scheint er gerade zu Beginn seiner Regierungszeit recht beliebt gewesen sein, so dass auf das Gerücht von seiner Ermordung große Bestürzung in der Stadt herrschte (Suet, Claudius 11-13).

Das spricht eigentlich eher dagegen, dass Claudius lediglich eine lächerliche Gestalt und ein weltfremder "Fachidiot" war.
 
Ob die nützlichen Bauten den Gedanken des Claudius entsprangen können wir doch gar nicht wissen. Üblicherweise wurde doch jeder öffentliche Bau, mit dem Namen des Kaisers versehen.
Von Claudius ist überliefert, dass er in völliger Abhängigkeit seiner Freigelassenen stand, die offenbar ziemlich fähige Leute waren und die wussten, dass ihre Machtposition und Wohlstand an die Regierung des Claudius gekettet waren. Schon aus purem Eigennutz, musste ein erfolgreiches Prinzipat, ihres Patrones im Interesse der Freigelassenen sein. Der Kaiser selbst muss kein Fachmann für Wasserwirtschaft, Hafenbau und Landgewinnung gewesen sein. Dafür gab es Fachleute. Wenn er auf diese hörte, war das wohl seine klügste Maßnahme. Die Aqua Claudia war bereits unter Caligula begonnen worden, der nicht in dem Verdacht steht ein fürsorglicher, um das Wohl des Volkes bemühter Landesvater gewesen zu sein. Der Ausbau des Hafens von Ostia war eine absolute Notwendigkeit geworden, wenn die Versorgung der Stadt, besonders mit Getreide nicht gefährdet werden sollte. Der alte Hafen versandete immer mehr, sodass die Getreidetransporter nur noch Puteoli anlaufen konnten, von wo der Weitertransport in die Hauptstadt umständlich und zeitaufwändig war.
Als es eine Missernte gab, musste Claudius von den Prätorianern vor einer hungrigen Menschenmenge, auf dem Forum geschützt werden, was ihn dazu zwang, die Versorgung zu verbessern. Schon unter Caesar war der Gedanke, den fuciner See, zwecks Landgewinnung abzuleiten entstanden, aber wegen des Aufwandes wieder verworfen worden. Laut Sueton ordnete Claudius die Trockenlegung an, weil sich Landspekulanten erboten hatten, die Kosten für die Arbeiten zu übernehmen. Die Trockenlegung dauerte 11 Jahre und 30 000 Männer arbeiteten daran. Ein Erfolg war das Projekt trotzdem nicht, da die gegrabenen Abflüsse immer wieder verstopften und der See sich wieder mit Wasser füllte. Auch Trajan scheiterte daran das Gewässer vollkommen abzulassen. Die Trockenlegung gelang erst im 19. Jh.

Dass sich unter den letzten Regierungsjahren des Tiberius und der Regentschaft Caligulas ein Reformstau gebildet hatte, der Claudius zugute kam, mag ja sein. Claudius war jedenfalls der erste römische Kaiser, der einen Mitarbeiterstab berief und Fachministerien mit Freigelassenen besetzte. Dass er dazu nicht die nötigen technischen Detailkenntnisse besaß, dürfte wahrscheinlich sein. Für wichtige Posten und Positionen die richtigen Leute auszuwählen, sich deren Loyalität zu sichern und sie zu kontrollieren ist auch eine gewisse Leistung. Im Prinzipat bestand doch immer die Gefahr, dass ein mit großen Vollmachten ausgestatteter Amtsträger frondierte und sich zum Gegenkaiser ausrief wie Avidius Cassius auf die falsche Nachricht von Marc Aurels Tod. Bei Freigelassenen bestand diese Gefahr kaum, und mit der Besetzung wichtiger Staatsministerien mit Freigelassenen sicherte sich Claudius die Unabhängigkeit vom Senat und Ritterstand. Mit der Berufung von Freigelassenen als Fachminister für Ämter, die traditionell dem Senat zustanden, musste sich Claudius aber auch der Kritik des Senats und des Ritterstands aussetzen. Dass seine Freigelassenen loyal zu Claudius waren, sagtest du ja selbst. Wenn sie sich als illoyal erwiesen oder frondierten, hat Claudius aber auch nicht gezögert, sie zu exekutieren wie C. Julius Polybius, der neben Pallas und Narcissus ein Ministerium für besondere Aufgaben verwaltete und als Hofarchivar für den Briefverkehr zuständig war und dem die Ehre erwiesen wurde, in der Mitte zwischen den Konsularen gehen zu dürfen. (Suet, Claud, 28)
 
in der Bevölkerung und im Senat scheint er gerade zu Beginn seiner Regierungszeit recht beliebt gewesen sein, so dass auf das Gerücht von seiner Ermordung große Bestürzung in der Stadt herrschte (Suet, Claudius 11-13
.
Das sagt nur aus, dass der Beginn seines Prinzipats mit großen Hoffnungen, nach dem Terrorregime, seines Neffen verbunden war.
Zu Beginn seiner Regierungszeit war das Volk auch noch über die Erkrankung Caligulas bestürzt gewesen und hatte für seine Genesung geopfert. Nach der Zeit des Tiberius war auch er noch eine Lichtgestalt.
Dass Claudius nicht durchgehend respektvoll behandelt wurde zeigen die Beschimpfungen (alter Tropf), die ihm als Richter entgegengeschleudert wurden. Auch, dass ihm ein Beklagter seine Wachstafel ins Gesicht warf, zeugt nicht von großem Respekt.
Einen Herrscher, über dsen man Witze reißen kann, fürchtet man nicht. Im Gegenteil, man mag ihn auch ein bisschen. Seine absonderlichen Verordnungen, wie dem Verbot, bei Tische Blähungen zu unterdrücken, erzeugten sicher neben Kopfschütteln auch schallendes Gelächter.
Claudius besaß aber auch eine mörderische Seite, wenn er seine Sicherheit bedroht sah. Immerhin ließ er 35 Senatoren und über 300 Ritter, in seiner Regierungszeit hinrichten.

Ich halte für seine besten Eigenschaften, dass er Verantwortung an die richtigen Leute delegierte und er die ersten echten Fachministerien einrichtete.
 
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