Asgard, du irritierst mich ein wenig. Auf meine Nachfrage ob es valide Quellen für eine Auseinanderentwicklung der iranischen Sprachen gebe, antwortest du:
Natürlich gibt es da valide Quellen,
Auf meine Nachfrage
Verweigerst du gewissermaßen, wenn auch langatmig und wortreich, die Antwort:
Valide Quellen aus einer historisch neutralen Ebene auszulegen ist keine Sache der Erkenntnis.
Um Missverständnisse sicher auszuschließen noch mal meine Frage in etwas ausformulierterer Fassung:
Gibt es valide Quellen, die ausreichen um Corpora der unterschiedlichen iranischen Sprachen zu erstellen, die uns über die (Nicht-)Interkomprehension der iranischen Sprachen untereinander vor etwa 2500 Jahren Auskunft geben können? :fs:
So etwas habe ich auch nicht erwartet...
Meine Frage wäre eher, ob es Corpora der entsprechenden Sprachen gibt, die man miteinander vergleichen und auf dieser Basis die Interkomprehension untersuchen kann.
Genetisch (hier nicht biologisch gemeint) haben die beiden Sprachen nichts miteinander zu tun. Die Turksprache ist eine nichtindoeuropäische, die iranischen Sprachen bilden einen Zweig der indoeuropäischen Sprachen. Das heutige Aserbaidschanisch kann als Turksprache also keine Entwicklung aus einer iranischen Sprache sein.
Aber es ist im Bereich des möglichen, dass ein Volk (oder besser eine Bevölkerung) aus welchen Gründen auch immer, einen Sprachwechsel vollzieht. So behaupten z.B. Populationsgenetiker, dass nur 10 % der Ungarn von den Magyaren abstammen, die im Frühmittelalter nach Europa drängten, trotzdem sprechen heute 100 % der Ungarn die magyarische Sprache, meist als Erstsprache (kleinere slowakische oder ggf. auch rumänische Minderheiten mögen eine andere Erstsprache haben).
Solche Sprachwechsel hat es in historischer Zeit immer wieder gegeben, meist - aber nicht immer - in Verbindung mit kriegerischen Auseinandersetzungen, man denke an die Römer und die Verbreitung des Lateinischen, die islamische Expansion und die Verbreitung des Arabischen, die Etablierung des Rum-Seldschukischen Sultanats in Kleinasien und die Entwicklung des heutigen Türkei-Türkischen oder die spanische-portugiesische Conquista und die Verbreitung der iberoromanischen Sprachen.
In der heutigen westliche Welt will alles bewiesen werden, durch Schriftzeug oder etwas was materiellen Wert hat. Dabei kann aber niemals eine gesonderte Entwicklung einer Kultur oder Nation dargestellt werden, weil diese Zeugs sehr gut manipulierbar waren und sind.
Letztlich insinuierst du hiermit, dass vor 2.500 Jahren Leute die Methoden der Geschichtswissenschaften und der Historiolinguistik antizipiert haben und dementsprechend ihre Quellen manipuliert haben, um die Historiker des 19. bis 21. Jahrhunderts irrezuleiten?
Beispielsweise, warum wurde der "Kurosch Zylinder" in den 70er Jahren von Rza Pahlavi der Europa mit der angeblichen achämenidischen Geschichte geschenkt, ohne dass die westlichen Historiker diesen fundiert untersucht haben? Die Welt glaubt heute aber immer noch an diese "valide" Geschichte. Wäre es deshalb nicht süffisant und absurd meine valide Quellen zu haben und darüber zu diskutieren? Fangen wir doch eher mit dem Kurosch-Zylinder an, wenn es um die Validität eines Faktes gehen soll...
Meines Wissens stellt der Kuroš-Zylinder nicht die achaimidische Geschichte dar, aber das ist auch egal. Es geht bei der Fragestellung nicht um ereignishistorische Wahrheit, sondern um den sprachlichen Befund: Eben den Corpus mit seinen Lexemen, seiner Morphologie und seiner Phonetik.
Nun, die Frage ist aber, warum eine Kultur ihren Ursprung aufgeben sollte.
So etwas passiert andauernd, ich habe einige Beispiele genannt und könnte noch einige mehr nennen, Beispiele die zeitlich näher oder ferner liegen.
Militärische oder wirtschaftliche Faktoren könnten dabei keine Zwangsfunktion spielen, denn sonst müsste man in unserer heutigen Republik Amerikanisch, Französisch und Russisch sprechen.
Von
Zwang war überhaupt nicht die Rede. Und der Vergleich mit der Bundesrepublik (bzw. der DDR) geht fehl, denn es war nie die Absicht der Besatzungsmächte Deutschlands Menschen eine neue nationale Identität zu geben. Nicht einmal Stalin, dem man am ehesten solche verqueren Gedankengänge zutrauen könnte, hat in diese Richtung gedacht.
Was mich aber wundert ist eben der Knotenpunkt, den alle Historiker gehen. Man nimmt am Anfang eine These an, verknüpft diese aber sofort mit einer anderen um eine Art Ergänzung zu erhalten und sich auf der historischen Ebene zu befriedigen und einen schnellen Weg zu gehen; hier: Du hast bereits die Klassifizierung der aserbaidschanischen Sprache durchgeführt --> Die Grundlinie der Turksprachen. Warum verknüpfst du jetzt diese These mit einem völlig verschiedenen Zirkel der Sprache und Kultur (Parther/Perser). Wäre es nicht sinnvoll auf der Grundlinie der Turksprachen einfach zurück zu schreiten?
Was soll das heißen "Knotenpunkt den alle Historiker gehen"?
Was ist so schlimm daran, dass das Gebiet Aserbaidschans mal von den Medern besiedelt wurde und dass die Aserbaidschaner, auch wenn sie heute eine Turksprache sprechen in ihrer Mehrheit vermutlich auf einen ehemals persisch-sprachige Bevölkerung zurückgehen? Was daran ist für dich nicht akzeptabel und warum nicht?
(Ist dir eigentlich aufgefallen, dass der Landesname persisch ist? Oder der Name der Hauptstadt Baki - "Stadt der Winde"?)
1. Was ist aber mit den archäologischen, morphonlogischen Funden die den Weg der Expansion eben umgekehrt darstellen.
Was meinst du genau mit morphologischen Funden?
Turkstämme (wie Turuk, Kuman, Subar, Lulu, Gut, Az usw.) die bereits vor mehr als 3000 Jahren die anatolischen Gebiete bewohnten.
Bitte!?!? :nono:
2. Sprachentwicklung der VERSCHIEDENEN Kulturen, die uns dabei eine sehr große Hilfe ist (Bsp: etruskisch, die exakt dem türkischen Alphabet abstammt und völlig der Altai-Theorie entgegen wirkt - bei Bedarf kann auch darauf eingegangen werden) usw.
Eigentlich geht man von der Schrift-Filiation Aramäisch > Sogdisch > Orchon aus.
Da die etruskische Schrift ziemlich deutlich auf der griechischen Schrift basiert und diese wiederum auf der der Phönizier, dürften die Schriften (die Schriften -
nicht die Sprachen!) tatsächliche eine gemeinsame Wurzel haben. Allerdings eher als entfernte Verwandte (Ur-ur...großcousinen), denn als "Kernfamilie".
3. Burg und Städte-Entwicklungen
Ja?
4. Gottheiten wie "mag" oder "ana", die bis in die westliche Kulturen hineinreichen (vgl. Muttergott bei Kelten = Sonnengott/Muttergott bei den Türken usw.)
Was ist mit Inti, Ra etc.?
Sonnengötter gibt es so gut wie in jeder antiken Kultur - was nur allzu naheliegend ist. Für Mutter- und Vatergottheiten gilt nämliches. Da bedarf es keiner Konstruktionen einer Filiation.
Ich sage nicht, dass die Altai-Theorie oder die Wanderungen aus den heutigen Gebieten von Mongolei, Tengri-Bergen, Chakas und Tuva Regionen, turkmenischen Steppen nicht der Wahrheit entsprechen, nein auf gar keinen Fall. Es gibt nur bei der Betrachtung dieser Theorie mit der Entstehung und Entwicklung der Türken eine starke Diskrepanz, die nicht jedem auffällt und wie oben bereits erörtert durch das Unterbleiben der validen Untersuchungen, zum "schnellen" Weg führt. Und dieser Weg ist leider eben die breit vertretene Ansicht der Turkologie.
Ich befürchte die Diskrepanz besteht v.a. zwischen den Ergebnissen der Wissenschaften und der Etablierung nationaler Mythen, die immer gerne auf möglichst langen territorialen Traditionslinien aufbauen.