Was ist denn eigentlich am "Der Herr der Ringe" historisch? Tolkien hat sich doch m. W. an diversen Mythen bedient und die zu etwas neuem zusammengesetzt, aber da ist doch nichts historisches enthalten.
à propos zu diesen Werken: ich habe nie verstanden, wozu dieser komische Ring gut sein soll. Kann man sich oder andere damit verwandeln (wie in "Die Märchenbraut")? Immerhin ist die Titelmusik von Enya sehr schön.
Wie gesagt, wollte ich damit ausdrücken, dass viele Historienfilme eher in Richtung Fantasy gehen, nicht dass der Herr der Ringe historisch sei, auch wenn natürlich viel verwurstet ist.
Der Ring macht als kleines Nebengadget unsichtbar. Aber eigentlich sollte er seinem Schöpfer helfen, die Welt zu knechten ("Ein Ring, sie zu knechten ..."): Sauron hatte zuvor andere Ringe geschmiedet und an die Herrscher von Elfen, Zwerge und Menschen verteilt. Die Träger dieser Ringe sollten durch den Herrn der Ringe korrumpiert werden. Aber auch Nicht-Ring-Träger werden durch ihn angezogen.
Dabei muss man die Entstehungsgeschichte bedenken. Tolkien hatte einige künstliche Sprachen, die sich beeinflussten geschaffen und wollte nun sehen, wie sie Geschichte, Mythen und Literatur evt. beeinflussten. Also begann er Sagen und die Geschichte eines vergangenen Zeitalters zu erfinden. (Wie das hyperboräische Zeitalter in der Conan-Welt Howards.) Also eine Art Sagenzeit für die reale Erde. Die Küsten sind verändert, aber das Auenland ('the shire') liegt in etwa da, wo England liegt und Eressea im Atlantik, um dort untergehen zu können. Darum blieb ihm irgendwann für Sauron der Osten und Süden. (Ich hoffe, ich kriege das alles korrekt zusammen. So ein großer Ringologe bin ich auch nicht.)
Da er gerne Kindergeschichten schrieb ("Roverandom"), entstand auch eine vor dem Hintergrund seiner Mittelerde, "Der Hobbit", während seine Mythologie und seine Texte zur Geschichte in verschiedenen Stadien der Ausarbeitung vorliegen. Ein großer Teil wurde später zum "Silmarillion" zusammengefasst, um nach dem "Herrn der Ringe" mehr von Mittelerde veröffentlichen zu können. Es wird von Stil und Inhalt oft mit dem Alten Testament verglichen, da es wie Mythen und Sagen in einem entsprechend knappen Stil verfasst ist. Die 'originalen' Versionen, die sein Sohn zum Teil herausgab sind in verschiedenen Stilen gehalten.
Nun reizte es Tolkien, eine Geschichte für Erwachsene in Mittelerde spielen zu lassen. Als Mediävist drehte er für die Story den Ritterroman um. Statt einen Ritter einen Gegenstand oder die Liebe oder was auch sonst suchen zu lassen, ging es darum, einen gefährlichen Gegenstand zu vernichten und so eine als richtig empfundene Welt vor der Verwandlung in eine als falsch empfundene Welt zu bewahren.
So bekam nicht nur die Erzählung große Tiere, sondern wurde auch der Ring sehr schillernd, da er von allen seinen Funktionen etwas behielt: Der mythologische Gegenstand an der Grenze von realer Vorstellung und Bild, der einfache, unsichtbar machende magische Ring der Kindergeschichte und die real erscheinende Bedrohung des Romans. Das wird dadurch erhalten, dass die von ihm ausgehende Bedrohung nicht näher definiert wird und der Ring so erst durch die Beschäftigung mit Tolkiens Werk klarer wird. Du brauchst darüber, dass der namensgebende, zentrale Gegenstand nicht wirklich erklärt wird, nicht irritiert sein.
Inwieweit die Ringe des Gefolgschaften, die ja im Widsith und Beowulf eine Rolle spielen bei der Entstehung der Ringe bei Tolkien ebenfalls eine Rolle spielten, kann ich nicht sagen, da ich, wie gesagt, weder Ringologe noch Tolkienologe bin. Angesichts seiner Beschäftigung mit dem Beowulf, der Finnsburg-Sage und generell mit dem Altenglischem halte ich es aber für wahrscheinlich. Schließlich waren diese Ringe realer Ausdruck realer Macht.
Da es nicht so viele Grundstories gibt, wäre es literaturhistorisch interessant zu wissen, ob die Zerstörung eines Gegenstandes, statt der Suche nach ihm, schon vor Tolkien in der Literatur auftaucht.