Also so wie ich es bisher verstanden habe, kann man sagen dass insbesondere die unbemerkt mitgebrachten Krankheiten die Indianer dahin rafften. Doch auch Waffenüberlegenheit spielten eine Rolle. Eigentlich ist doch da schon recht einfach bewiesen, dass Indianer die Opfer der Europäer aufgrund der Land- und Goldgier waren? Gibt es denn Thesen die dieses widerlegen?
Damit ist gar nichts bewiesen, außer man begibt sich eher so auf das Niveau eines weit verbreiteten Käseblatts mit vier Buchstaben.
Ach ja. Und nach einer nochmaligen kurzen Rücksprache mit meinem Geschichtslehrer, meinte er ich kann mich auf einen Indianerstamm spezialisieren.
Nun sind mir unter anderem die Comanchen eingefallen, da sie ja in Nordamerika gelebt haben. Allerdings bezweifel ich momentan ob ich da genügend Stoff zu diesem Stamm finde und kann man an diesem Stamm gut die These beweisen/widerlegen?
Nein. Die Comanche leben zwar in Nordamerika (es gibt sie übrigens auch heute), sie haben aber eine weniger typische Entwicklung genommen. Ursprünglich waren die Comanche ein Teil der Shoshone und lebten im selben Kulturareal mit derselben Wirtschaftsweise. Nach Erwerb von Pferden in ausreichender Anzahl wanderte ein Teil der Ethnie in die südlichen Plains ab und stellte sich ökonomisch um auf Büffeljagd. Diese Gruppe 'verselbständigte' sich im Laufe der Zeit als Comanche. Dh dies war eine zeitlich sehr begrenzte Kultur und daher nicht wirklich typisch für indigene Kulturen in Nordamerika.
Wenn du Beispiele für typischere Wirtschaftsformen und Kulturen haben möchtest:
- zb die Cherokee, die Ackerbau betrieben (Stichwort: Fünf Zivilisierte Nationen bzw englisch: Five Civilized Nations); Kulturareal: südliche Ostküste.
Hier kam es zb auch zu Erscheinungen, die unter "Landhunger" gefaßt werden könnten (die von den Cherokee in Georgia bewohnten und bewirtschafteten Gebiete waren für den Ackerbau bereits erschlossen, es existierten auch Betriebe, die sich in der Wirtschaftsweise an "weißen" Gepflogenheiten orientierten, so daß dies bei ihrer weißen Nachbarschaft durchaus Begehrlichkeiten weckte).
- Ein weiteres Beispiel wären die Lakota, da es über sie zahlreiche Literatur gibt. Okay, für eine 10-Minuten-Präsentation andererseits vielleicht schon wieder viel zu viel.
Andererseits sind auch die Lakota eine Plainskultur, die eben erst nach dem Erwerb von Pferden ausgeprägt wurde. Die Lakota lebten ursprünglich im Gebiet südlich der Großen Seen, wurden von dort aber Richtung Westen verdrängt - insofern sind auch sie kein Beispiel für 'typischere' Kultur/Wirtschaftsweise.
Gold wurde dort auch erst in den 1870ern entdeckt. "Landhunger" war doch eher ideologisch zu sehen. Daß die propagierten endlosen, fruchtbaren Ländereien nur Augenwischerei waren und sind, ist seit einigen Jahrzehnten klar: die Plains eignen sich langfristig nicht für den Ackerbau. Die gepflügten Flächen unterliegen sehr stark der Erosion (zb schon durch den unablässigen Wind) und gerade im Mittleren Westen ist ein erhebliches Farmensterben zu verzeichnen. Die entsprechenden Staaten haben seit Jahren kontinuierliche Verluste an weißer Bevölkerung.
- California. Der Gold Rush dort kommt bereits deutlich früher in Gang (1840er). Die indigene Bevölkerung war zuvor nicht nur Epidemien ausgesetzt, sondern auch dem gezielten Einsatz als Zwangsarbeiter für diverse spanische Missionen, in denen ihnen einerseits Arbeit und andererseits das Christentum beigebracht werden sollten. Nach Einsetzen des Gold Rush kommt es zur vermehrten Einwanderung von Anglos, die ebenfalls Indianer als Zwangsarbeiter im Goldabbau einsetzen und auf die anderen teils organisiert Jagd machen.
Dabei war California zuvor relativ dicht besiedelt. Es wurde kein Ackerbau betrieben, sondern die Wirtschaftsweise war Jagen, Sammeln, Fischfang. Die Umgebung und das Nahrungsangebot waren aber derart günstig, daß hiermit eine recht große Bevölkerung problemlos ernährt werden konnte.
Bin regelrecht überwältigt von eurem Wissen, davon könnte ich nur träumen
Naja, im Thread ist leider sehr viel Halbwissen und so verbreitet worden.
Für meinen Teil möchte ich eher sagen: ich weiß, daß ich noch viel zu wenig weiß.