Riothamus
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Ja, so schön allgemeine Begriffe sein können, so unpassend sind sie auch. Bei Rom würde ich von Gentes als spezieller Ausformung reden, im Frühmittelalter von Sippen. Im deutschen ist als allg. Begriff Klan möglich ohne mit schottischen Clans in Konflikt zu geraten.
Das hat auch den Vorteil, dass besser sichtbar bleibt, was belegt ist und was vom Allgemeinen her oder von weit Verbreitetem her induziert wird. Dabei deutlich zu differenzieren hilft rein technokratisch-naive Argumentationen zu vermeiden.
Es hilft auch den Blick auf die konkreten Hintergründe zu behalten.
Erst einmal Rom:
Die sehr langen römischen 'Familien'geschichten verdanken sich mehreren Faktoren.
-- Seit dem Galliersturm gab es bis in die Zeit des Augustus keinen Bruch in der Tradition.
-- Die römische Frühgeschichte wurde immer mehr festgelegt und damit gab es eine Anlehnung für die verschiedenen Traditionen.
-- Die Geschichtsschreibung basiert in den älteren Teilen auf der Tradition der Gentes.
-- In den jüngeren Teilen ersetzen sie dann die Traditionen.
-- Deutliche Brüche in der Frühgeschichte weisen auf Usurpationen von Traditionen hin. Es gab also fiktive Traditionen, die die Tradition ausgestorbener Gentes fortsetzen konnte.
-- Gentes waren in verschiedene Linien und Familien unterteilt und nicht einfach eine neblige Wolke, die sich von jedem Angehörigen verschieden erstreckt.
-- Verdienste konnten und wurden auch im öffentlichen Raum ausgestellt.
-- Das Namenssystem verfestigte die Strukturen.
Wodurch und wann änderte sich das?
-- Das Namenssystem beginnt schon im 1. Jh. vor Christus sich zu verändern, ein Prozess, der bis in die Spätantike dauert. Das Christentum kann nicht die Ursache sein, profitiert eher davon.
-- Seit dem 3. Jahrhundert werden Verdienste, wie sie im öffentlichen Raum präsentiert wurden, nutzlos. Nur in kaiserlichem Dienst, in Kaisernähe werden Individuen gefördert, was politische und wirtschaftliche Gründe hat.
-- In den späten Bürgerkriegen und der frühen Kaiserzeit sterben viele gentes aus, deren Traditionen wegen der Geschichtsschreibung nicht mehr übernommen werden können. Dennoch wurde sicher oft der Eindruck eines Zusammenhangs erweckt.
-- Auch die vielen Bürgerrechtsverleihungen und Freilassungen in der Kaiserzeit lassen das System verblassen, da hier oft der passende Hintergrund fehlt.
-- Gentiler Zusammenhang wurde durch diese Punkte nebelig bis unglaubwürdig.
-- Die Geschichtsschreibung konzentrierte sich auf das Kaiserhaus, während es die Vergangenheitsreflektion der Gentes der mittleren Republik nicht mehr gab. Daher fehlen auch uns Informationen. Selten treten uns Behauptungen zu Vorfahren entgegen, die zeigen, dass es neue Traditionsmöglichkeiten auf Ebene der Familie gab. Dass das nur schlecht zu fassen ist, heißt nicht automatisch, dass das ungewöhnlich war.
Die Frage, die sich hier auch stellt, ist, was als normal hinsichtlich der Rückverfolgbarkeit der Lineage gelten soll, bzw. ob es einen Normalzustand gibt.
Das hat auch den Vorteil, dass besser sichtbar bleibt, was belegt ist und was vom Allgemeinen her oder von weit Verbreitetem her induziert wird. Dabei deutlich zu differenzieren hilft rein technokratisch-naive Argumentationen zu vermeiden.
Es hilft auch den Blick auf die konkreten Hintergründe zu behalten.
Erst einmal Rom:
Die sehr langen römischen 'Familien'geschichten verdanken sich mehreren Faktoren.
-- Seit dem Galliersturm gab es bis in die Zeit des Augustus keinen Bruch in der Tradition.
-- Die römische Frühgeschichte wurde immer mehr festgelegt und damit gab es eine Anlehnung für die verschiedenen Traditionen.
-- Die Geschichtsschreibung basiert in den älteren Teilen auf der Tradition der Gentes.
-- In den jüngeren Teilen ersetzen sie dann die Traditionen.
-- Deutliche Brüche in der Frühgeschichte weisen auf Usurpationen von Traditionen hin. Es gab also fiktive Traditionen, die die Tradition ausgestorbener Gentes fortsetzen konnte.
-- Gentes waren in verschiedene Linien und Familien unterteilt und nicht einfach eine neblige Wolke, die sich von jedem Angehörigen verschieden erstreckt.
-- Verdienste konnten und wurden auch im öffentlichen Raum ausgestellt.
-- Das Namenssystem verfestigte die Strukturen.
Wodurch und wann änderte sich das?
-- Das Namenssystem beginnt schon im 1. Jh. vor Christus sich zu verändern, ein Prozess, der bis in die Spätantike dauert. Das Christentum kann nicht die Ursache sein, profitiert eher davon.
-- Seit dem 3. Jahrhundert werden Verdienste, wie sie im öffentlichen Raum präsentiert wurden, nutzlos. Nur in kaiserlichem Dienst, in Kaisernähe werden Individuen gefördert, was politische und wirtschaftliche Gründe hat.
-- In den späten Bürgerkriegen und der frühen Kaiserzeit sterben viele gentes aus, deren Traditionen wegen der Geschichtsschreibung nicht mehr übernommen werden können. Dennoch wurde sicher oft der Eindruck eines Zusammenhangs erweckt.
-- Auch die vielen Bürgerrechtsverleihungen und Freilassungen in der Kaiserzeit lassen das System verblassen, da hier oft der passende Hintergrund fehlt.
-- Gentiler Zusammenhang wurde durch diese Punkte nebelig bis unglaubwürdig.
-- Die Geschichtsschreibung konzentrierte sich auf das Kaiserhaus, während es die Vergangenheitsreflektion der Gentes der mittleren Republik nicht mehr gab. Daher fehlen auch uns Informationen. Selten treten uns Behauptungen zu Vorfahren entgegen, die zeigen, dass es neue Traditionsmöglichkeiten auf Ebene der Familie gab. Dass das nur schlecht zu fassen ist, heißt nicht automatisch, dass das ungewöhnlich war.
Die Frage, die sich hier auch stellt, ist, was als normal hinsichtlich der Rückverfolgbarkeit der Lineage gelten soll, bzw. ob es einen Normalzustand gibt.