3. Varus, 3. Tag
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Außerdem kann ich es mir nicht wirklich erklären wie die Germanen die Römer am dritten Tag noch in diese Falle locken konnten. Durch die Reduzierung des Tross' nach dem zweiten Tag ist ja klar, dass den Römern bewusst ist dass es jetzt für sie nur noch ums Überleben und an den Rhein/die Lippe retten geht und die deshalb nicht mehr unbedingt den "Wegweisern" "Hier gehts zur Schlacht ->" gefolgt sind.
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2. Varus, 1. Tag
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Die Vorhut bildet daraufhin den Flankenschutz entlang der Engstelle (meines Wissens nach ist das in solchen Situationen üblich), dh die Germanen stellen sich vor dem (getarnten) Wall in einer Linie auf, evtl eine zweite Reihe auf Sumpfseite. Da zwischen durch werden dann die Legionen und der Tross geleitet. Kein Römer wird in dieser Situation den Wall wirklich bemerkt und als solches erkannt haben da ja die (noch) verbündeten Germanen davorgestanden sind. [...] Da diese hier postierten Germanen wussten dass dieses Angriffszeichen kommt waren sie im Gegensatz zu den durchmarschierenden Römern auch nicht überrascht. Während nun diese erste Reihe den Kampf eröffnete, hatten die hinter dem Wall verborgenen Germanen genügend Zeit um sich zur Ablösung fertigzumachen...
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1. Varus, 2. Tag
Es ist es nicht sehr wahrscheinlich dass die Römer nach dem zweiten Tag noch in diese Falle gegangen wären.
Ich denke, du übersiehst bei deinen Überlegungen etwas wichtiges. Es muss gar nicht so gewesen sein, dass die Römer den Wall
nicht bemerkt hätten und ich halte es nebenbei für unwahrscheinlich, dass ein 400 m langer Wall für drei einigermaßen intakte Legionen hätte ein Problem werden können. M.E. liegt das Problem viel eher darin, dass die bereits geschlagenen Römer keinen anderen Weg sahen, als durch die Engstelle durch. Und ich glaube, dass dies auch der Grund ist, warum die Germanen den Wall nicht als Sperre des Weges angelegt haben, sondern diesen begleitend. Das machte den Anreiz größer nicht gegen den Wall anzurennen sondern zu versuchen daran vorbei zu kommen, gerade weil man schon geschlagen war.
Es kann ja geregnet haben, das ist in dieser Jahreszeit in Deutschland wirklich nichts besonderes. Ein solcher Sturm wie er von Cassius Dio impliziert wird (den Römern fliegen die Baumwipfel um die Ohren) hat aber sicher nicht geherrscht, dann wären die Römer vermutlich in ihrem letzten Nachtlager geblieben und hätten gewartet bis das Sauwetter besser wird.
Wenn aber die Germanen vorher an den Berghängen mehrere Bäume so präpariert haben dass sie sie mit ein paar Axtschlägen fällen konnten und die dann ins Tal stürzen dann passt die Beschreibung von Cassius Dio eigentlich ganz gut.
Cassius Dio spricht explizit von
Sturm,
nicht von angesägten Bäumen. Du versuchst hier, entgegen dem Quellentext, die Quelle noch zu retten, indem du den unmöglichen Sachverhalt, den Cassius Dio schildert, nämlich dass die Römer von den Unbilden der Natur getroffen wurden während die Germanen auf den Naturgesetze trotzen, mit unserer erfahrbaren Wirklichkeit hamonisierst.
Cassius widerspricht den Naturgesetzen, etwa Schwerkraft (Ausrutschen der Römer vs. offenbaren über dem Boden Schweben der Germanen) und Körpermechanik (wo ein Körper ist (niederstürzende Baumkrone) kann kein anderer Körper sein (Römer/Germane), es sei denn, der weniger feste Körper wird durch den festeren deformiert, was den meisten Wirbeltieren (zu denen auch Römer und Germanen zu zählen sind) nicht gut bekommt). Laut Cassius hatten die Römer das Problem, die Germanen dagegen nicht.
Ganz abgesehen davon die Frage, warum man Cassius Dio 200 Jahre nach der Schlacht intimere Detailkenntnisse derselben zugestehen will, als allen früheren Quellen.
Als dann der traurige Rest der Römer am Abend des dritten Tages dabei war das aus Tacitus herleitbare dritte Lager zu bauen (wegen dem mache einen vierten Tag annehmen) wurden sie von den jetzt nun wirklich zahlenmäßig überlegenen Germanen überfallen.
Aus Tacitus lassen sich eigentlich nur zwei Lager herleiten. Der vierte Tag ergibt sich wörtlich aus Cassius Dio:
Τετάρτη τε ἡμέρα πορευομένοις σφίσιν ἐγένετο,...
Als der
vierte Tag zu werden begann...(in der ÜS von Otto Veh: Als der vierte Tag graute...)
Und hier passt dann auch der Lagerüberfall von Florus ins Bild in dem die Römer hinter halbhohen (da noch nicht fertigen) Wällen gekauert haben. Unter diesen Umständen blieb Varus dann nichts anderes mehr übrig als sich ins Schwert zu stürzen wenn er nicht abgeschlachtet oder gefangengenommen werden wollte.
Florus hat demnach das "finale Ende" beschrieben.
Varus hielt Gericht und plötzlich fielen die schon im Lager befindlichen Germanen über die Römer her. Das ist Florus. Florus lässt sich also nur dann mit Tacitus und Cassius Dio harmonisieren, wenn man wichtige Aspekte ignoriert.
Fazit:
Cassius Dio beschreibt den ersten Tag, Florus den dritten Tag, den letzten.
Keiner - außer Velleius der aber nicht so detailiert darauf eingeht - beschreibt den zweiten Tag.
Cassius Dio sagt nur dass danach der Tross reduziert wurde.
Weil keiner über den zweiten Tag der Schlacht geschrieben hat ist der kalkrieser Wall auch nirgends beschrieben.
Cassius Dio beschreibt die Schlacht in drei Abschnitten:
1. Tag - Überfall bis Lagerbau, ggf. auch Vernichtung eines Teils des Trosses (52, 19, 5 - 52, 21, 1)
2. und 3. Tag - ggf. Vernichtung eines Teils des Trosses bis römisches Slapstick-Durcheinandergeeiere (52, 21, 1 - 3)
4. Tag - "als der vierte Tag graute (52, 21, 4) - Massaker an den Überlebenden (52, 22, 2)
Sogar Cassius Dio und Florus passen trotz widersprüchlicher Schlachtbeschreibung ohne "Klimmzüge" zusammen...
Das Gegenteil ist der Fall. Siehe oben. Cassius Dio = viertägige Marschschlacht; Florus = Lagerschlacht unbestimmter Dauer. Einzige Gemeinsamkeit: Die als Freunde gewähnten Germanen greifen aus römischer Sicht urplötzlich zu den Waffen. (Wobei das urplötzlich einzuschränken ist, da Segestes ja angeblich noch gewarnt haben soll, wie Velleius, Florus und Tacitus übereinstimmend berichten, was bei Cassius Dio nicht konkretisiert wird, dort wird nur von anonymen Warnern und Unvorsichtigkeiten gesprochen).
Die Quellenanalysen auf dieser Seite finde ich z.T. grauselig. Aber das ist nichts neues, Kalkriese aufgrund der Quellen als Ort der Varusschlacht zu widerlegen. Man kann die Quellen halt so oder auch so interpretieren.
Vor allem sind die Angaben der Quellen derart vage, dass man keinerlei seriöse Lokalisierung des Gebietes vornehmen kann, außer dass der Ort der Schlacht
in der Nähe des Gebietes zwischen Ems und Lippe gelegen haben muss.
Ggf. auch östlich der Weser, worauf Cassius hindeuten
könnte, was aber nicht zwingend ist (die berühmten weit entfernten Gegenden, in die man Varus von der Weser aus gelockt haben soll, wenn man diese Angabe denn a) Ernst nimmt und b) ausschließen kann, dass die weit entfernten Gegenden keine andere Deutung zulassen, als dass man dies zwingend als "
sich Luftlinie weiter von der Rheingrenze entfernend" lesen muss).
Hufeisen, Blechdose und Zahnrad sind mit einiger Sicherheit keine römischen Erzeugnisse. Schlacken, Nägel etc. sind schwer zu identifizieren, wobei einige Nägel tatsächlich römischen Sandalennägeln ähnlich sehen.
Wenn man solche Fragen stellen muß: "Welche Gründe sprechen gegen die Glaubwürdigkeit des Cassius Dios?" dann sieht das für mich so aus dass man da wieder was verleugnen muß was überliefert ist weil es nicht zur Theorie passt.
Welche Gründe sprechen gegen Cassius Dio? Dass er 200 Jahre nach der Schlacht Dinge weiß, die von keinem seiner Vorgänger gewusst werden (Wetter) und - wie oben dargelegt - seine Schlachtdarstellungen in Konflikt mit den Gesetzen der Körpermechanik kommen.
Das ist doch alles sehr, sehr hypothetisch. Es geht um ein hypothetisches Lager, das auf einigen als römisch angenommenen Funden beruht. :grübel:
Zunächst einmal müßte geklärt werden, welche Funde das sind, und wie sie zu datieren sind.
Falls römische Funde dabei sein sollten, wäre noch die Frage der Interpretation. Lager? Handelslager? Germanische Siedlung mit römischen Handelswaren oder Beutestücken?
Ja, einiger Funde sehen mir z.B. bronzezeitlich aus: Die Dolche und das Beil. Aber ich bin kein UFGler und daher zu einer solchen Expertise nicht berufen.
Das Hufeisen ist aber frühestens mittelalterlich, wahrscheinlich sogar neuzeitlich. Und hinter vorgehaltener Hand: Die angeblichen Legions-Inschriften scheinen mir recht rezent zu sein. Sie sind beinahe zu klar und deutlich zu erkennen um alt zu sein. Also ein Fake, wie die terra sigillata, die man Wilhelm II. in Mainz unterjubelte?