Pardela_cenicienta

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Mit Hilfe von DeepL einen Artikel aus der spanischen Wochenzeitung
www.canarias-semanal.org
übersetzt:
NUEVOS HALLAZGOS REVELAN INFORMACIÓN INÉDITA SOBRE LOS PRIMEROS POBLADORES DE CANARIAS

Eine Reise durch Zeit und Genetik

Die bisher umfangreichste Studie über die DNA der kanarischen Ureinwohner ist durchgeführt worden und hat überraschende Ergebnisse erbracht.
In der Zeitschrift "Nature Communications" wurde am vergangenen Dienstag die bisher vollständigste Analyse der DNA der
früheren Bewohner der Kanarischen Inseln veröffentlicht, mit Daten von 40 Personen von sieben Inseln, die 1.300 Jahre der alten Geschichte des Archipels abdecken, von der Zeit der ersten Ankömmlinge (Überreste aus dem 3. Jahrhundert) bis zu den ersten Jahren unter der Krone von Kastilien (16. Jahrhundert).
Bei der genannten Studie handelt es sich um ein ehrgeiziges Projekt, das dank der gemeinsamen Anstrengungen führender Institutionen und Einrichtungen möglich wurde: von der Universität von La Laguna und der Universität von Las Palmas de Gran Canaria über internationale akademische Zentren wie Stanford und Kopenhagen bis hin zum renommierten Max-Planck-Institut und mit Unterstützung lokaler Museen wie dem Museo Canario und dem Museo Arqueológico de La Gomera.

Aufschlussreiche Befunde

Eine der bemerkenswertesten Entdeckungen ist, dass die Ureinwohner der Inseln Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura eine gemeinsame Abstammung mit den anderen Inseln des Archipels haben. Allerdings haben diese Populationen ein etwas anderes genetisches Erbe erhalten.
Aber woher kamen diese alten Kanarier? Ein Vergleich des Genoms der Ureinwohner mit Daten aus prähistorischen Stätten in Nordafrika ergab eine auffällige Ähnlichkeit.
Ein Vergleich des Genoms dieser Menschen mit Daten aus drei prähistorischen Stätten in Nordafrika bestätigt, dass die alten Kanarier den Menschen sehr ähnlich waren, die Marokko vor rund 5.000 Jahren, während der Jungsteinzeit, bewohnten.
Ihre DNA zeigt, dass alle diese Populationen etwa ein Jahrtausend lang auf ihren jeweiligen Inseln isoliert lebten und bis zur Ankunft der ersten Europäer im 14. Jahrhundert kaum Kontakt mit der Außenwelt hatten, was wiederum zu einer weiteren Schlussfolgerung führt, die für künftige Arbeiten von Bedeutung ist: Die prähispanischen Kanarischen Inseln bieten ein privilegiertes Fenster in die Vergangenheit Nordafrikas in der Zeit vor den arabischen Invasionen des 7. Jahrhunderts, das die Daten aus prähistorischen Fundstätten auf dem Nachbarkontinent ergänzen kann.
Das genetische Erbe der prähistorischen Völker des heutigen Marokkos ist wiederum eine Mischung aus zwei Hauptvorfahren: einheimische, nordafrikanische und europäische Bauern, die im Neolithikum vom Mittelmeer nach Süden wanderten.
Ihre DNA zeigt, dass alle diese Populationen etwa ein Jahrtausend lang auf ihren jeweiligen Inseln isoliert lebten und bis zur Ankunft der ersten Europäer im 14. Jahrhundert kaum Kontakt mit der Außenwelt hatten, was wiederum zu einer weiteren Schlussfolgerung führt, die für künftige Arbeiten von Bedeutung ist: Die prähispanischen Kanarischen Inseln bieten ein privilegiertes Fenster in die Vergangenheit Nordafrikas in der Zeit vor den arabischen Invasionen des 7. Jahrhunderts, das die Daten aus prähistorischen Fundstätten auf dem Nachbarkontinent ergänzen kann.
Das genetische Erbe der prähistorischen Völker des heutigen Marokkos ist wiederum eine Mischung aus zwei Hauptstämmen: einem lokalen, nordafrikanischen und einem europäischen, der im Neolithikum vom Mittelmeer nach Süden wanderte.
Aus der neuen Studie geht hervor, dass die Ureinwohner der drei dem Festland am nächsten gelegenen Inseln (Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura) einen größeren genetischen Anteil an der Komponente aufweisen, die mit prähistorischen Populationen aus Europa assoziiert wird, während die Ureinwohner der westlichen Inseln (El Hierro, La Palma, La Gomera und Teneriffa) einen größeren Anteil an der prähistorischen Komponente aus Nordafrika aufweisen.
Und dies, so fügen die Autoren hinzu, lässt "ein komplexeres Kolonisationsmodell vermuten, als bisher angenommen wurde".
"Angesichts der Tatsache, dass die Auswirkungen der neolithischen europäischen Migrationen in Nordafrika nicht homogen waren, kann dieses Ergebnis auf zwei Arten erklärt werden: Entweder waren die menschlichen Migrationen, die den Archipel betrafen, asymmetrisch, wobei einige Ankömmlinge nur ein Gebiet erreichten, oder die Populationen, die die östlichen und westlichen Inseln des Archipels besiedelten, kamen aus verschiedenen Regionen Nordafrikas", so die Autoren in einer Erklärung.
Fast ein Jahrtausend lang lebten die Urvölker der Kanarischen Inseln isoliert auf ihren Inseln und hatten kaum Kontakt zur Außenwelt. Erst im 14. Jahrhundert, mit der Ankunft der ersten Europäer, wurde diese Isolation durchbrochen.

Ein Fenster in Afrikas Vergangenheit

Die Geschichte der Kanarischen Inseln, ihre Besiedlung und ihre genetischen Verbindungen mit Nordafrika sind ein faszinierendes Puzzle, das die Forscher gerade erst beginnen, präzise zusammenzusetzen.
Diese vorspanische Geschichte des Archipels ist nicht nur entscheidend für das Verständnis der Vergangenheit des Archipels, sondern bietet auch eine einzigartige Perspektive auf Nordafrika vor den arabischen Invasionen. Die Kanarischen Inseln sind also ein stummes Zeugnis einer alten Epoche, und diese neuen genetischen Erkenntnisse bestätigen ihre Bedeutung für die Rekonstruktion der menschlichen Geschichte.
 
Nicht neu ist ja, dass die Einwander aus - grob gesagt - Marokko stammten.

Vorstellbar das die westlichen Inseln stärker aus südlicher Richtung angesteuert wurden, weil eben nach Süden hin Afrika weiter nach Westen vorspringt. Das würde vielleicht auch erklären, warum man auf den westlichen Inseln weniger dieses "europäischen" - nach dem Zeitungsartikel hört sich das an, als hätten wir es hier mit Vertretern der Impresso/Kardial-Kultur zu tun - Genoms hätten. Bis etwa Marrakesch bzw. bis zum Atlas ist die Region ja ganz angenehm, aber südlich davon, die Sahara dürfte ein Hindernis dargstellt haben, was die Diffusion dieser neolithischen Einwanderergruppe dorthin erheblich gebremst haben dürfte.
Oder aber, eine zweite, bereits mit "europäischen" Genen (dann wohl eben Impresso/Kardial) versetze Gruppe, welche nur die Afrika am nächsten gelegenen Inseln erreichte, verdrängte eine früher eingewanderte Gruppe.
Allerdings muss man natürlich sagen, dass die Datenbasis ziemlich schwach ist. 40 Seelen auf 7 Inseln, das sind keine sechs Seelen pro Insel.

Marokko-Sahara-Kanaren.png


Nach wie vor als problematisch empfinde ich es, dass die Altkanarier die Kenntnis der Seefahrt offensichtlich sofort nach ihrem Eintreffen auf den Inseln verloren, wie sonst ist es zu erklären, dass es offensichtlich auch zwischen den Inseln kaum Kontakt gab? Aber da sind wir wieder beim Problem der bloß 40 Individuen.
 
Sehr erstaunlich ist ja auch, dass die Römer, die rund um die Zeitwenden auf Los Lobos Murexvorkommen ausgebeutet haben sollen, auf keiner anderen Insel gewesen sein sollen, nicht einmal auf Fuerteventura und Lanzarote - oder sollen die etwa vor den Altkanariern die Inseln besucht haben? Es wird ja im Text als frühestes Datum das 3. Jhdt. n. Chr. angesprochen. Aber dann muss man sich fragen, wieso die Altkanarier so eg verwandt gewesen sein sollen mit den Leuten, die vor 5000 Jahren in Marokko lebten, der römische Impakt müsste doch viel höher sein. man war doch im römischen Reich hochmobil. Syrische und mauretanische Auxiliarverbände standen an Rhein und Donau, kaledonische und germanische Einheiten in der Sahara etc.
 
  • Isla de Los Lobos, vor Fuerteventura, die o.g. römische Manufaktur, vielleicht war es aber auch eine Manufaktur von Händlern aus Cádiz.
  • Funde mediterraner Keramik sind schon vor vielen Jahrzehnten u.a. auf der Isleta del Amor gemacht worden, einer vorgelagerten kleinen Insel am südlichen Stadtrand von Arrecife auf Lanzarote, die schon seit langem überbaut und verwüstet ist.
  • Am Nordrand des Hafens von Gran Canaria, im Nordosten der Insel, ist eine frühere, heute verlandete und völlig überbaute Insel, die von der Lage her passt, aber keine Funde mehr erhoffen lässt.
  • Im Meeressund El Rio zwischen der Insel La Graciosa und dem Norden der Insel Lanzarote wurden 1967 von Amateurtauchern Amphoren für Wein gefunden, möglicherweise Weihegeschenke für die Götter, als Danksagung für die glückliche Überfahrt im Meer versenkt.
  • Auf den östlichen Inseln gibt es Felszeichnungen mit Schiffsdarstellungen
Für die ersten vier o.g. Orte ist die Lage auf einer vorgelagerten Insel gemeinsam.

Andererseits auch ein Beobachtungsphänomen: nur dort hätte ich Ausschau gehalten, da diese Stellen vor Erdrutschen, Lavaströmen und moderner Besiedlung sicher waren.

Was es nicht gibt: Römische Schiffsanker, Wracks, Gebäudereste, Keramik, lateinische Inschriften auf den Inseln selbst.
Nur libysch-berberische Graffiti und Schriftzeichen auf Lanzarote, Fuerteventura und El Hierro. Und die sind auch noch zu römischer Zeit in Gebrauch gewesen.
 
Aber dann muss man sich fragen, wieso die Altkanarier so eg verwandt gewesen sein sollen mit den Leuten, die vor 5000 Jahren in Marokko lebten, der römische Impakt müsste doch viel höher sein. man war doch im römischen Reich hochmobil.

Zwinge oder überrede, mit römischem Charme, einige der autochthonen Stämme in Marokko, sich mit Sack und Pack auf fruchtbare Inseln im Atlantik umsiedeln zu lassen. Dann hast Du dort die selben Gene wie bei ihren daheimgebliebenen Cousins und Cousinen.

Im Periplus des Hanno ist doch genau so etwas zur Zeit der Phönizier beschrieben.
 
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Sehr erstaunlich ist ja auch, dass die Römer, die rund um die Zeitwenden auf Los Lobos Murexvorkommen ausgebeutet haben sollen, auf keiner anderen Insel gewesen sein sollen, nicht einmal auf Fuerteventura und Lanzarote - oder sollen die etwa vor den Altkanariern die Inseln besucht haben? Es wird ja im Text als frühestes Datum das 3. Jhdt. n. Chr. angesprochen. Aber dann muss man sich fragen, wieso die Altkanarier so eg verwandt gewesen sein sollen mit den Leuten, die vor 5000 Jahren in Marokko lebten, der römische Impakt müsste doch viel höher sein. man war doch im römischen Reich hochmobil. Syrische und mauretanische Auxiliarverbände standen an Rhein und Donau, kaledonische und germanische Einheiten in der Sahara etc.


Das mit dem 3. Jhdt nach Chr. hat mich auch irritiert. Ich dachte, das wäre evtl. ein Übertragungsfehler und das 3. Jhdt. vor Chr. wäre gemeint: aber im spanischen Originalartikel ist auch vom Siglo III die Rede, und in der Studie (Nature) * steht:

As the first permanent settlement of the Canary Islands has been estimated to have happened around the third century CE17,​

Die Fußnote 17 im Artikel gibt zwar einen Literaturhinweis (eine weitere Arbeit in einer Zeitschrift), spart aber die Seitenzahl aus:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ajpa.24220

Aber hier wird auch das dritte Jahrhundert nach Christus angegeben. Ich hatte von anderen Diskussionen hier im Forum in Erinnerung, dass man auch die Phönizier oder Karthager mit der Besiedlung der Kanaren in Verbindung brachte.

Zur alt-kanarischen Bevölkerung haben wir auch diesen Thread hier: Guanchen (Vielleicht könnte man die Threads zusammenführen)

* Link siehe hier:
Neue archäologische Entdeckungen
 
Es gibt ja verschiedene Ansätze für die Datierung der Besiedelung der kanarischen Inseln:
  • Historische Berichte. Hier sind mir natürlich die römischen Schriftsteller mit ihren Angaben z.B. zur Expedition von Juba II. (also zur Zeitenwende) sehr glaubhaft und mit vielen Details nachvollziehbar.
  • Datierung von Amphoren anhand der Dressel-Klassifikation. Da gibt es schöne ältere Arbeiten aus dem Jahre 2001.
  • Keramische Datierung anhand der Gefäßtypen. Sehr schön, auch in ihrer Chronologie, auf La Palma.
  • DNA-Analysen an menschlichen Knochen, und deren Vergleich mit dem Genom auf dem nordafrikanischen und spanischen Festland. Da gibt's nichts an diesen kanarischen Knochenfunden, in der C14-Datierung, was älter als das 3. Jahrhundert n. Chr. ist.
  • C14-Datierungen an ganz unterschiedlichen Materialien. Diese gibt es in einer sehr guten, und wenn man sich es genau anschaut, bitterbösen Analyse und Übersichtsarbeit der Universität von La Laguna.
  • Neuere C14-Datierungen an Getreidekörnern, im archäologischen Kontext. Denn das ist nun einmal nicht endemische Flora, und keine zufällige Verunreinigung.
  • C14-Analysen von Holzkohle oder Asche. Das war bei den Funden von P. Atoche und in seiner Datierung der ersten Besiedelung von Lanzarote im 10. Jahrhundert vor Chr. kritisiert worden.
  • Vernichtende Bewertung älterer C14-Analysen und ihrer Methodik u.a. in einem japanischen Labor.
  • Libysch-berberische Schriftzeichen. Die haben allerdings ein sehr großes Zeitfenster bis weit nach der römischen Eroberung der Provinz Africa. Es wäre sogar möglich dass einige Schriftzeichen von als Hirten verschleppten Berbern in der Frühzeit der spanischen Eroberung stammen.
  • C14-Datierungen von Schnecken- und Muschelfunden. Die "Concheros" (Muschelhaufen an der Küste) sind natürlich Hinweis auf menschliche Aktivität, aber schwer zu datieren.
  • Kulturelle Parallelen, gerade in den Wandmalereien auf Gran Canaria und auf dem marokkanischen Festland. Aber, wie immer, zeitlich schwer festzulegen.
  • Archäologisch gut datierte und dokumentierte Befunde auf der Isla de Los Lobos: Keramik, Gebäudereste, Metall, Murex, Holz, und das alles im Kontext.
In allen Arbeiten zeigt sich ein Paradigmenwechsel: Späte Besiedlung.
Dennoch, ich finde niemanden mehr der sagt oder erwägt, dass die Ureinwohner hier selber hingepaddelt oder -gesegelt sind.

Ich hatte von anderen Diskussionen hier im Forum in Erinnerung, dass man auch die Phönizier oder Karthager mit der Besiedlung der Kanaren in Verbindung brachte.
Tue ich immer noch, halte ich für absolut plausibel. Es gibt aber, hélas, gar kein archäologisches Substrat dafür. Auch wenn ich selber beim Schnorcheln in jedem Felsblock ein kathargisches Rostrum zu erkennen meine, und dann einen begeisterten Bericht schreiben werde, sollte ich fündig werden...
 
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Dennoch, ich finde niemanden mehr der sagt oder erwägt, dass die Ureinwohner hier selber hingepaddelt oder -gesegelt sind.

Es bleibt das Rätsel, wie die Guanchen von Nordafrika auf die Kanaren gekommen sein mögen:

Von der Strömung abgetriebene und schiffbrüchige Fischer, die es auf die Kanaren verschlagen haben könnte, erscheint mir unwahrscheinlich. Zum einen müßten auch noch Fischerinnnen an Bord gewesen sein, zum anderen müßten regelmäßig Schiffbrüchige an Land kommen, damit eine gewisse Populationsgröße erreicht wird. Darüber hinaus müßten auch alle bewohnten Inseln von Schiffbrüchigen erreicht worden sein.

Eine planmäßige Kolonisation erscheint mir auch unwahrscheinlich. Zum einen wäre die Frage, was man da so weit im Atlantik überhaupt wollte. Gab es da irgendwelche sinnvollen ökonomischen Ziele, die man dort verfolgen konnte? Bisher ist nur eine temporäre Anlage aus der Zeitenwende für die Ausbeutung von Purpurschnecken bekannt (Los Lobos). Aber diese war wohl auch nur saisonweise in Betrieb, also keine permanente Siedlung.

Zum anderen hätten die Kolonisatoren (seien es Römer oder Phönizier) auch eine gewisse Infrastruktur gebildet. Zunächst einen Hafen, dann dort eine Siedlung. So etwas ist nirgendwo bekannt.
 
  • Einen Hafen braucht man nicht auf den Kanaren. Auch zur Zeit des spanischen Weltreichs, als Santa Cruz de La Palma einer der wichtigsten Häfen für den Südamerikahandel war, gab es einen Naturhafen (in einem vom Meer halb weggespülten Vulkankrater) und das Anlanden direkt am kiesigen Strand, direkt vor den jeweiligen Handelshäusern. Schiffe konnten oft an Land gezogen werden. Und es gibt geschützte Naturhäfen zwischen zwei Lavazungen, genau wie bei den nicht-vulkanischen Caletas bzw. Calas an der Costa Brava.
  • Alle die genannten vorgelagerten Inseln haben zur Hauptinsel hin einen geschützten, Atlantik-abgewandten Anlandungsbereich.
Zum einen wäre die Frage, was man da so weit im Atlantik überhaupt wollte.
  • Purpur. Teurer als Gold.
  • Garum und getrockneter Fisch,
  • außerdem Salzgewinnung in natürlichen Salinen (z.B. im Nordwesten Lanzarotes, gegenüber der Insel La Graciosa).
Dafür fuhren die Gaditanos weit übers Meer, es war ihre traditionelle Produktionsweise.
  • Aber: auf den Kanaren fehlt geeigneter Töpferlehm für Amphoren. Es gibt keine Gefäße von dort für Handelsgüter die von den Kanaren hätten exportiert werden können, nur Körbe.
  • Man kennt keine eingetauschten Handelsgüter mit denen die Ureinwohner bezahlt wurden. Die einzige Ausnahme die ich kenne: vor Jahren eine Mumie, die in teures Hirschleder gewickelt war. Bei Entdeckung eine Sensation: es gibt keine Hirsche auf den Kanaren...
Zum einen müßten auch noch Fischerinnnen an Bord gewesen sein, zum anderen müßten regelmäßig Schiffbrüchige an Land kommen, damit eine gewisse Populationsgröße erreicht wird.

  • Es gab bei den Ureinwohnern Fischer, aber keine Boote.
  • Also Fischfang in natürlichen Becken und kleinen Buchten, mit Ausschütten von Wolfsmilch-Extrakten, mit denen Fische betäubt wurden.
  • Es gibt viele unscheinbare (und kaum als solche erkannte) Gewichte aus Kieseln bzw. Lavasteinen mit Löchern, zum Beschweren der Netze.
  • Viele gut gearbeitete Netze und Körbe.
  • Harpunen aus Holz und Knochen.
  • In einem Museum sah ich mal etwas das auf mich wie ein Atalatl wirkte.
  • Jede Menge Angelhaken, aus Knochen geschnitzt.
Nicht planmäßige Besiedlung?
  • Es wurde innerhalb sehr kurzer Zeit eine hohe Bevölkerungsdichte erreicht.
  • Und dies mit hoher Gendiversität, also mit vielen genetisch verschiedenen Individuen.
  • Es gab Hunde, Katzen, Kaninchen, Ziegen, Schafe, Schweine. Die gab's vorher nicht auf den Kanaren, und die nimmt der Fischer nicht mit aufs Meer, wenn er mal gerade fischen geht. Auch nicht Fischers Fru...
  • Es gab Erbsen, Weizen, Roggen, Hafer (aber Fischer hatten oft Getreide dabei!).
  • Wenn schon Hanno der Seefahrer 470 v. Chr. planmäßige Kolonisation mit mehr oder weniger freiwilligen Bewohnern der marokkanischen Küste schildert, gibt's keinen Grund das nicht auch bei den Römern für übliche Praxis zu halten.
  • Zumal die Römer auch Strafumsiedelungen kannten. Wie kamen eigentlich die Vorfahren der Kölner nach Köln?
 
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Nicht planmäßige Besiedlung?
  • Es wurde innerhalb sehr kurzer Zeit eine hohe Bevölkerungsdichte erreicht.
  • Und dies mit hoher Gendiversität, also mit vielen genetisch verschiedenen Individuen.
  • Es gab Hunde, Katzen, Kaninchen, Ziegen, Schafe, Schweine. Die gab's vorher nicht auf den Kanaren, und die nimmt der Fischer nicht mit aufs Meer, wenn er mal gerade fischen geht. Auch nicht Fischers Fru...
  • Es gab Erbsen, Weizen, Roggen, Hafer (aber Fischer hatten oft Getreide dabei!).

Mit planmäßiger Besiedlung meinte ich so etwas wie es von Phönizieren, Griechen und Römern überliefert ist, also zunächst einmal eine Art Brückenkopf (Hafen, auch ein Naturhafen). Dann hätte man Landgüter zur Lebensmittelversorgung angelegt.

Aber bei einer Kolonisation einer der Mächte würde ich dann auch entsprechende archäologische Befunde erwarten.

Für mich wirkt das ganze so, als hätte irgendwann irgendjemand eine große Gruppe von Einheimischen aus dem heutigen Marokko mit Kind & Kegel (sowie Tieren, Saatgut) auf die Kanaren verfrachtet, tschüss gesagt und die Gruppen sich selbst überlassen.

Wie ist denn das eigentlich mit den Nutztieren und -pflanzen? Gibt es da Untersuchungen, woher diese ursprünglich stammen?
 
Aber bei einer Kolonisation einer der Mächte würde ich dann auch entsprechende archäologische Befunde erwarten.

Ja, ich stimme Dir völlig zu. Zumal auf den kanarischen Inseln eine enorme Dichte an archäologischen Befunden ist. Du gehst im Wald spazieren und findest Felsinschriften, Reste von Cabanas (vertieften Hütten der Hirten), Schalensteine und Blutrinnen. Da könnte doch auch ein klitzekleiner Jupitertempel stehen... Tut's nicht.

Es gab auf den Kanaren auch keinen Kalk, also auch keinen Mörtel.

So oder so hätte jeder Handel Importgüter als archäologischen Befund gehabt. Terra sigillata wäre bei kanarischen Hausfrauen der absolute Renner gewesen, oder bei den Männern das Triklinium... Oder Metalle.
 
  • Wenn schon Hanno der Seefahrer 470 v. Chr. planmäßige Kolonisation mit mehr oder weniger freiwilligen Bewohnern der marokkanischen Küste schildert, gibt's keinen Grund das nicht auch bei den Römern für übliche Praxis zu halten.
  • Zumal die Römer auch Strafumsiedelungen kannten. Wie kamen eigentlich die Vorfahren der Kölner nach Köln?
Einmal abgesehen vom Fehlen entsprechender Berichte in den Quellen:
Die Römer waren stadt-fixiert. Wenn sie ein bisher unerschlossenes Gebiet planmäßig besiedelten, errichteten sie üblicherweise mindestens eine Stadt als Zentralort; andernfalls bauten sie eine vorhandene größere Siedlung zur Stadt aus. Ein Teil der Siedler wurde in der Stadt angesiedelt, der Rest im Umland. (Das hielten sie auch so bei der Ansiedlung von Menschen ohne städtischer Tradition.) Dass sie auf den Kanaren eine größere Zahl Menschen als Kolonisten planlos, ohne nennenswerte gezielt errichtete Infrastruktur, abgesetzt haben sollten, halte ich für wenig wahrscheinlich.
Also solange man nicht eine größere römisch geprägte Siedlung findet, kann ich nicht an eine planmäßige Besiedlung durch die Römer glauben.
 
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Für mich wirkt das ganze so, als hätte irgendwann irgendjemand eine große Gruppe von Einheimischen aus dem heutigen Marokko mit Kind & Kegel (sowie Tieren, Saatgut) auf die Kanaren verfrachtet, tschüss gesagt und die Gruppen sich selbst überlassen.

Schön beschrieben... So in etwa stelle ich mir eine Mars-Kolonisation mit nachfolgendem Serverausfall vor.

Wie ist denn das eigentlich mit den Nutztieren und -pflanzen? Gibt es da Untersuchungen, woher diese ursprünglich stammen?

Gibt's. Müsste ich mal nachschauen. Für die Hunde, z.B. den "Pastor Garafiano", eine Hütehunderasse, gibt's so etwas.

Für El Hierro wird eine Verwandschaft der dortigen Hunderasse, "Lobito herreño" ("kleiner Wolf von El Hierro") mit dem arabischen Wolf diskutiert:
El lobito herreño, ¿perro prehispánico canario? - Pellagofio

Kanarische Ziegen:
El ADN de las cabras canarias pervive en el ganado de los Andes

Canarias, islas de cabras con un patrimonio genético único


Dass sie auf den Kanaren eine größere Zahl Menschen planlos, ohne jede nennenswerte gezielt errichtete Infrastruktur, abgesetzt haben sollten, halte ich für wenig wahrscheinlich.

Das ist das Schöne an einer Insel: da kommt keiner runter, wenn er nicht Boote bauen kann.
"Also, erst einmal alles Gute. Und bis nächstes Frühjahr. Bis dahin bitte Schnecken putzen und Flechten sammeln..."
 
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Die Römer legten Städte nicht rein altruistisch zur Bequemlichkeit ihrer Bewohner an, sondern auch als Anknüpfungspunkt für die eigene Herrschaftsausübung. Die Bevölkerung ließ sich in einer Stadt leichter kontrollieren als wenn sie sich im offenen Land in alle Winde zerstreute.

Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: Ohne Stadt hätten die Römer jedes Frühjahr die ganze Insel durchkämmen müssen, um die (allenfalls unkooperativen) Putzer und Sammler wieder einzusammeln.
 
Die Bevölkerung ließ sich in einer Stadt leichter kontrollieren als wenn sie sich im offenen Land in alle Winde zerstreute.

Ganz sicher richtig. Bei Hirten und Kleinbauern auf Steinzeitniveau geht das mit der Stadt allerdings nicht so leicht...

Ohne Stadt hätten die Römer jedes Frühjahr die ganze Insel durchkämmen müssen, um die (allenfalls unkooperativen) Putzer und Sammler wieder einzusammeln.

Du unterschätzt die Langeweile auf den Inseln...
 
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Zumindest das heutige Marokko war zur Römerzeit nicht nur von "Hirten und Kleinbauern auf Steinzeitniveau" besiedelt. Dort bestand das mit den Römern verbündete Königreich Mauretanien, bis es unter Caligula/Claudius annektiert wurde. Aber auch schon zur Zeit seiner Unabhängigkeit gab es dort Städte.
 
Zumindest das heutige Marokko war zur Römerzeit nicht nur von "Hirten und Kleinbauern auf Steinzeitniveau" besiedelt.
  • Man hat die Hirten und Kleinbauern allerdings dort auf den Kanaren materiell auf Steinzeitniveau gestellt: keine Metalle mehr...
  • Und die Hirten und Kleinbauern auf den Kanaren konnten sogar lesen und schreiben...
 
Also solange man nicht eine größere römisch geprägte Siedlung findet, kann ich nicht an eine planmäßige Besiedlung durch die Römer glauben.

Keiner von uns glaubt das.

Was wir aber auch nicht glauben:
Dass einheimische Hirten und Kleinbauern berberischer Abstammung (von denen nicht bekannt ist, dass sie Schiffe bauen konnten), mit Schriftkenntnis, eine planmäßige Kolonisation betrieben haben, mit hochseegängigen Schiffen, großer Zahl an Siedlern, kompletter Ausstattung an Tieren und Saatgut, um dann vor Ort (auf waldreichen Inseln!) den Schiffbau zu verlernen, selbst den Fischfang mit Booten.

Etwas anderes ist die beschriebene kathargische Expedition des Hanno 470 v. Chr. (eine extrem einleuchtende Schilderung einer Kolonisationsfahrt), die beschriebene Expedition von Juba II. zur Zeitenwende, und die in Einzelheiten sehr detailreichen Beschreibungen der Inseln (und auch die kenntnisreiche Betonung der Unterschiede der Inseln!) in der römischen Literatur der späteren Jahrhunderte.

Es kann sehr wohl sein, dass das mauretanische Königreich, evtl. in Abstimmung mit den Römern, eine Ansiedlung von Bauern und Hirten durchführte.
Und natürlich halte ich eine Zwangsumsiedelung durch die Römer für möglich.

Eine Anmerkung noch: auch das Vorhandensein von Ratten, zeitgleich mit der Besiedlung, spricht für eine Überfahrt mit größeren Schiffen. Ratten hast Du nicht an Bord eines kleinen Fischerbootes...
 
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Schon im Jahr 2015 war ein Bericht über die anderen Prospektionsstätten der Archäologen auf der Isla de los Lobos. Dieser Bericht ist über einen vermuteten befestigten Landeplatz, auf der dem Atlantik abgewandten Seite der Insel:

Hallados nuevos restos romanos en la Isla de Lobos

Wenn man sich das schöne Foto von der Insel Lobos anschaut, mit Blickrichtung auf die Hauptinsel Fuerteventura: Genau das ist die Lage eines Emporion, eines Handelsstützpunktes, vorzugsweise auf einer vorgelagerten Insel gegenüber dem Festland, wie sie Phönizier/ Punier, Gaditanos, Griechen und Römer liebten. Hier ist man vor unliebsamen Überraschungen sicher.

Aber noch etwas anderes: es sind dies die ältesten im archäologischen Kontext sicher datierbaren Funde auf den kanarischen Inseln!
Alle bisherigen Datierungen einer Besiedlung der kanarischen Inseln deutlich vor der Zeitenwende haben sich nicht bestätigen lassen.

El yacimiento de Lobos, una factoría romana de púrpura del siglo I a.C. - EFEverde

Man kann die Bedeutung dieses Fundortes gar nicht unterschätzen:
Es ist das einzige archäologische Substrat für antike Handelsverbindungen zu und auf den Kanaren, und hat eine Befunddichte, die z.B. El Essaouira / Mogador im südlichen Marokko deutlich übertrifft, und das in ungestörtem Fundzusammenhang.

Im Jahr 2012 schon war die Begeisterung groß: Es wurde betont dass dies der erste Nachweis einer Purpurmanufaktur, egal ob kathargisch oder römisch, südlich des antiken Lixos ist:

Encuentran restos arqueológicos romanos en la Isla de Lobos
 
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