Genau das ist die Lage eines Emporion, eines Handelsstützpunktes, vorzugsweise auf einer vorgelagerten Insel gegenüber dem Festland, wie sie Phönizier/ Punier, Gaditanos, Griechen und Römer liebten. Hier ist man vor unliebsamen Überraschungen sicher.
Vor allem die Phönizier suchten sich solche Plätze.

Aber noch etwas anderes: es sind dies die ältesten im archäologischen Kontext sicher datierbaren Funde auf den kanarischen Inseln!
Alle bisherigen Datierungen einer Besiedlung der kanarischen Inseln deutlich vor der Zeitenwende haben sich nicht bestätigen lassen.
Aber das ist doch ein Widerspruch. Wenn es keine Besiedlung gab, war auch kein Emporion notwendig. Mit wem hätte man handeln sollen, wenn es keine Urbevölkerung gab?
 
Kein Widerspruch, denke ich. Es ist der älteste sicher nachgewiesene Fundkontext der Kanaren. Ein Platz der dem Suchschema und dem Sicherheitsdenken der Seefahrer entsprach.
Die berberische "Urbevölkerung", so denke ich, arbeitete brav auf der Insel Fuerteventura selbst.

In einem archäologischen Bildband aus den 1990er Jahren hatte ich Farbfotos aus dem Anfang der 1960er Jahre gesehen, von damals noch sehr großen Concheros auf Fuerteventura, nahe der Wasserfront. Wobei ich nicht mehr weiß ob es Concheros mit Murex-Arten (d.h. für Purpur) waren oder Reste der Nahrungssuche der zahlenmäßig dort ja eher geringen einheimischen Bevölkerung.

La excavación del conchero de El Cotillo descubre la importancia de la pesca en los mahos

Hier beschrieben die Muschelhaufen der Nahrungssuche auf Lapas (Napfschnecken, die immer noch für die Restaurants gesammelt werden) und Mejillones (Miesmuscheln):
El conchero de El Cotillo fue un lugar para el procesado de marisco desde el siglo IV

So oder so beherrschten auf Fuerteventura etliche Einheimische zumindest rudimentär die libysch-berberische Schrift.
 
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Neue römische Funde auf Lanzarote:
Los romanos llegaron a Lanzarote en el siglo I antes de Cristo


Es gibt ja die immer beeindruckenderen römischen Befunde auf der Robbeninsel, Isla de Los Lobos, im Nordosten vor Fuerteventura: Amphoren, Geschirr, Werkzeug aus Metall, spezielle Gefäße aus Blei: eine Manfaktur zur Gewinnung von Purpur.
Ein klarer Fall von Emporión, eine sichere Insel, vor der jeweiligen Hauptinsel.
Ein Handelskontakt mit den Guanchen ist dort zwar wahrscheinlich, nicht aber sicher nachgewiesen.

Jetzt aber im Nordwesten Lanzarotes, 500 m entfernt vom berühmten Surferstrand von Farmara, 2 neue/alte Fundstellen, El Bebedero ("Wasserspender") und Buenavista ("Schönblick"), beide nur 500 m entfernt.
Hier der übersetzte Text:

"Die Römer oder romanisierten Völker, die ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeerraum stammten, kamen im 1. Jahrhundert v. Chr. nach Lanzarote. Dies hat Pablo Atoche, Archäologe und Professor an der Universität von Las Palmas de Gran Canaria, gegenüber dieser Zeitung bestätigt. Bei den letzten Ausgrabungen, die im vergangenen Sommer an der Fundstätte El Bebedero (westlich von Lanzarote) durchgeführt wurden, fanden Atoche und sein Team zahlreiche Keramikreste, die zweifellos römischen Ursprungs sind", sowie Ziegen- und Schafsknochen. Der spektakulärste Fund in El Bebedero war eine vollständige Amphore mit einem veränderten Ausguss, um sie "für einen anderen Zweck zu verwenden".
Bisher gab es nur auf der Insel Lobos einen wissenschaftlichen Beweis für die Anwesenheit der Römer auf den Kanarischen Inseln.
Professor Atoche erforscht seit mehr als dreißig Jahren die Präsenz der mediterranen Kulturen auf Lanzarote. Die Ergebnisse der jüngsten Ausgrabung in El Bebedero, die im Juli 2022 durchgeführt wurde, bestätigten frühere Forschungen an diesem Ort und in Buenavista, und er stellte sie im vergangenen April bei der Sociedad Económica Amigos del País de Las Palmas in einer Konferenz mit dem Titel La colonización protohistórica del archipiélago canario a la luz de los hallazgos de Lanzarote (Die protohistorische Besiedlung des kanarischen Archipels im Lichte der Funde von Lanzarote) vor.
Bislang verfügt Atoche über "27 Kohlenstoff-14-Daten von Tier- und Pflanzenresten", die in der Ausgrabungsstätte El Bebedero gefunden wurden. Diese Überreste wurden "in sechs klar definierten stratigraphischen Ebenen" ausgegraben, mit einem chronologischen Rahmen, sagt der Forscher, der vom "1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 14. Jahrhundert n. Chr. reicht, also genau in das Jahrhundert vor der Eroberung der Kanarischen Inseln, also praktisch das ganze 15. [Jahrhundert]. Die Archäologen haben "römische Keramik, Steinmühlen zum Mahlen von Getreide, steinernes Material zur Bearbeitung von Häuten und viele Überreste der Fauna - "90 Prozent sind Knochen von Ziegen und Schafen" -, der Tiere und des Meeres, vor allem Mollusken" gefunden.

Der Archäologe ordnet die römischen Materialien zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. [Jahrhundert ein.]
"Es handelt sich um Schalen und Gefäße, die denen sehr ähnlich sind, die wir an der Fundstelle Buenavista gefunden haben", die nur etwas mehr als 500 Meter von El Bebedero entfernt liegt. Beide Fundstellen befinden sich in derselben Region von Lanzarote, in der Nähe des Strandes von Famara, einem Gebiet, in dem man während der Monate auf offenem Meer ankern konnte, wenn die Bedingungen für die Seefahrt günstig waren.
Thunfisch-Amphore
Pablo Atoche beschreibt die Funde der letzten Kampagne vom letzten Sommer als "spektakulär". "Wir haben sechs Gruppen von verschiedenen Arten von Keramikpasten, die sechs Arten von Amphoren entsprechen, in einigen Fällen haben wir Ränder, Wülste, etc."
2022 "war spektakulär in Bezug auf die Anzahl der Fragmente von Amphoren und anderen Elementen römischen Ursprungs."

Die Analyse des Materials gibt Aufschluss über die Herkunft: "Die glockenförmigen Amphoren stammen aus Italien, aber es gibt auch Überreste aus dem antiken Gebiet von Karthago oder Baetica", im Süden der Iberischen Halbinsel. Neben den Keramikfragmenten wurden auch "metallische Elemente, Feuerstein aus Nordafrika, Perlen..." ausgegraben. Die Amphorengefäße, so der Forscher weiter, "enthielten Wein, Öl und gesalzenen Fisch".

Die herausragendste Entdeckung wurde jedoch bei der Reinigung eines neuen Profils im östlichen Teil der Baustelle El Bebedero gemacht. "Wir haben ein Objekt gefunden, von dem wir zuerst dachten, es sei ein Abwasserrohr, aber als wir es reinigten, verwandelte sich das Rohr in ein Gefäß". Der erste Zweifel besteht darin, dass es keine Contera, den Boden des Gefäßes, gab", so der Archäologe. Das Gefäß wurde auf einer Töpferscheibe hergestellt, d. h. es handelt sich nicht um eine einheimische Produktion, und es wurde in Schicht vier gefunden, "die wir auf die Zeitenwende datiert haben". Schließlich kommt das letzte Stück zum Vorschein: "Es handelt sich um eine vollständige Amphore römischen Ursprungs, die auf die Zeit um die Zeitenwende datiert wird".
Die Typologie, erklärt Atoche, "ist ziemlich merkwürdig, selten im Mittelmeerraum". Der Archäologe hebt die Veränderung hervor, "die sie an der Öffnung vorgenommen haben, sie haben sie vergrößert, um sie offensichtlich wieder zu verwenden". In der Tat, so der Forscher weiter, "deutet die Analyse des Inhalts darauf hin, dass er einen ursprünglichen Inhalt hatte" - diese Information bleibt bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Zeitschrift vorbehalten - "und später einen anderen, der mit der indigenen Welt zu tun hatte, mit Bräuchen, die wir in der indigenen Umgebung auf Lanzarote und Fuerteventura entdeckt haben".

Atoche gibt an, dass es sich um "die erste vollständige Amphore handelt, die in einem indigenen Kontext auftaucht". Während der Konferenz lieferte der Archäologe jedoch keine Beweise dafür, dass der Ursprung des Fundortes indigen ist und dass später, wie er behauptet, die Römer kamen. Der Professor von der Universität Las Palmas stellte klar, dass er die Ergebnisse noch in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen muss, weshalb er uns die Fotos der Amphore und anderer Keramikfragmente, die bei den Ausgrabungen im letzten Sommer in El Bebedero gefunden wurden, nicht zur Verfügung stellte. "Ich möchte sie erst in einer Fachzeitschrift veröffentlichen", erklärte er gegenüber Canarias Ahora- elDiario.es.

Was das Team von Pablo Atoche in den rund dreißig Jahren der Forschung an den Fundorten Buenavista und El Bebedero nicht gefunden hat, sind menschliche Überreste, was andere Archäologen zu der Annahme veranlasst, dass diese Siedlungen im Westen von Lanzarote, in der Gemeinde Teguise, nicht von Dauer waren, da sie von jenen Seefahrern errichtet wurden, die auf die Kanarischen Inseln kamen, als Rom den nordafrikanischen Küstenstreifen kontrollierte. Diese beiden Stätten waren nicht vom Ausbruch des Timanfaya-Vulkans (1730-1736) betroffen, der mehrere Dörfer und andere archäologische Stätten der Majos, wie die ersten Siedler der Inseln Lanzarote und Fuerteventura genannt wurden, verschüttete.

Die bisher ältesten menschlichen Überreste auf dem Archipel werden auf die Zeit zwischen 207 und 260 n. Chr. datiert, d. h. auf den Beginn des 3. Sie wurden 1968 auf Lanzarote in La Chifletera, einer Vulkanröhre in der Gemeinde Yaiza, gefunden. Die Archäologin Verónica Alberto koordinierte eine Untersuchung aller menschlichen Überreste, die an Fundorten auf Lanzarote gefunden wurden. Sie wurde im Herbst 2021 im Anuario de Estudios Atlánticos mit dem Titel Sobre el tiempo de los majos veröffentlicht. Neue Daten für das Wissen über die Besiedlung Lanzarotes durch die Ureinwohner, ein Werk, das von sieben Spezialisten erstellt wurde.

Die ersten Seefahrten zur Erforschung des Atlantiks südlich der Säulen des Herkules, südlich der Straße von Gibraltar, sind urkundlich belegt. Juba II. (52 oder 50 v. Chr. - 23 n. Chr.), der nordafrikanische König der römischen Provinzen Numidien und Mauretanien, finanzierte mehrere Expeditionen, die um 20 v. Chr. stattfanden. Die Ergebnisse dieser Reisen wurden von Plinius dem Älteren in seiner berühmten Enzyklopädie der Naturgeschichte festgehalten, die 77 n. Chr. im ersten Jahrhundert veröffentlicht wurde.
Obwohl die Fundstätten von El Bebedero und Buenavista vor der von Lobos - einer kleinen Insel nördlich von Fuerteventura - gefunden wurden, die 2013 entdeckt wurde, als ein Tourist Fragmente antiker Keramik fand, während die Ausgrabungen auf Lanzarote Ende des 20. Jahrhunderts begannen, war die Siedlung von Lobos die erste, in der die römische Präsenz auf den Kanarischen Inseln unwiderlegbar nachgewiesen wurde. Sie ist gleichaltrig mit den bereits erwähnten Fundstätten auf Lanzarote.

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Übersetzt mit DeepL, und das Programm ist wirklich, wirklich gut. Ich habe leider alles häppchenweise hier eingefügt, ellenlang, weil das Lesen des spanischen Textes doch sehr lang ist.
 
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Folgendes erscheint mir sehr wichtig:
  • Es gibt keine sicher datierten menschlichen Knochenbefunde auf den Kanaren vor 207 n. Chr.
  • Das passt allerdings nicht zu den Expeditionsberichten von Juba II (und von dem ist auch nicht der erste urkundliche Bericht über Fahrten südlich der Säulen des Herkules, das war Hanno der Seefahrer)
  • Die neuen Fundorte sind damit in etwa gleichaltrig wie die Fundstelle von Los Lobos.
  • Schaut Euch im Originalartikel die Gebäudereste an: das ist keine Architektur der Guanchen, es wirkt auf mich mit dem Kuppelbau und dem langen Gang eher wie nordafrikanisch oder von der iberischen Halbinsel. Man sieht auch 1-2 Kochstellen.
  • Es ist keineswegs gesagt dass hier Römer waren, es können auch Leute aus der Baetica oder aus Cadiz gewesen sein, die auch unter römischer Kontrolle viel (unternehmerische) Freiheit und traditionelle seefahrerische Expertise hatten.
  • Die Fundorte sind am Südwesthang des 600 m hohen Famara-Gebirges, hier gibt es Wasser.
  • Direkt in der Nähe sind bedeutende Salinen, auch früher schon, als natürliche, abgetrennte, tiefer gelegene Becken.
  • Ich hätte mit einem solchen Fundort eher auf der anderen und sicheren Seite des "Rio" gerechnet, des beeindruckenden Sundes: auf der Insel La Graciosa.
  • Erst waren hier Seefahrer bzw. Händler/Handwerker, dann erst Guanchen.
  • Und die Guanchen nutzten die Amphoren in Zweitverwendung.
  • Der Ort ist bemerkenswert ungeschützt, auf den Hängen gelegen.
  • Und als Ankerplatz ist dieser Surferstrand bei Farmara mit ständig roter Flagge saugefährlich, auch wegen der Fallwinde.
  • So oder so: eine Schnittstelle, ein Berührungspunkt am westlichsten Rand des Imperiums
OpenStreetMap
 
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Atoche gibt an, dass es sich um "die erste vollständige Amphore handelt, die in einem indigenen Kontext auftaucht". Während der Konferenz lieferte der Archäologe jedoch keine Beweise dafür, dass der Ursprung des Fundortes indigen ist und dass später, wie er behauptet, die Römer kamen.
Im Originaltext steht an dieser Stelle sostener. Nun kann man sagen, sostener ist 'behaupten', das wird man in Wörterbüchern auch so finden. Ich meine aber, dass das deutsche behaupten im Sinne davon, einen Sachverhalt darzulegen, negativ konnotiert ist. Das spanische sostener hat diese negative Konnotation nicht: Las columnas sostienen el techo - die Säulen stützen/tragen das Dach.
Nun kann man auch im Deutschen sagen: Er/sie behauptete den ersten Platz. Da ist behaupten auch nicht negativ konnotiert. Aber ich würde meinen, dass 'behaupten' hier eine suboptimale ÜS ist und man besser schreiben würde, ...wie er vertritt, die Römer kamen.
 
Pablo Atoche, auf den östlichen Inseln, und Jorge País País (La Palma) sind die beiden Leitwölfe der Archäologie dort.
Natürlich lieben alle den sehr besonnenen und sympathischen Jorge País País, mit seiner ruhigen und leisen Art Dinge zu erläutern.

Es ist fast 30 Jahre her, dass ich in einem Inselmagazin oder in einem alternativen Reiseführer, auf deutsch, eine verhaltene Kritik an Pablo Atoche gelesen habe. Er wurde damals als geheimnistuerisch und verschlossen geschildert, der seine Fundstellen verbergen und der Nachprüfung entziehen wollte, dafür aber manchmal mit steilen Thesen und scharfen Kontern provozierte.
Er hat ja noch vor kurzem die Besiedelung Lanzarotes auf das X. Jahrhundert vor Christus festgelegt:
Lanzarote: Archäologische Funde aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. | Lanzarote Nachrichten

Aber das sind methodische Mängel, ein zu großes Vertrauen auf die (externe) Analytik. Bedauerlich, aber entschuldbar.
Ich habe ihn auch kritisiert, ohne seine Leistung zu würdigen.

Und die Pressevertreter sind etwas skeptisch, weil ja ganze Arbeitsgruppen in den letzten Jahren umfangreiche genetische und C14-Untersuchungen durchgeführt und ältere Untersuchungen methodenkritisch hinterfragt haben.

Man muss nur sehen welchen Vorstellungen, welchem Vandalismus, welchen esoterischen Theorien, welcher Unterfinanzierung und welchen Anfeindungen sich beide Archäologen vor 30 Jahren gegenüber sahen.

Das ganze Panoptikum der Atlantis-Phantasien, der Cromagnons, Wikinger, blonden Hügelgrabriesen, Megalith-Erbauer, Transatlantiker, Pyramidenausrichter, Däniken- und Thor Heyerdahl-Fans, Steinkreis-Setzer (an den schützenswerten Orten!) findet sich auch hier noch in den älteren Forumsbeiträgen.
 
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Ein sehr schöner archäologischer Bericht über die Archäobotanik der Kanarischen Inseln:


Besiedlung durch Berber und Nutzpflanzen aus semiariden Zonen Nordafrikas.

- Es gibt keine archäobotanischen Funde von kultivierten Nutzpflanzen vor dem 3. Jahrhundert nach Chr.

- Es wird vor allem eine Verarmung der biologischen Vielfalt beschrieben, das heißt keine Neuimporte nach der ursprünglichen Besiedlung.

- Besonders interessant der Anbau von Feigen auf Gran Canaria: dort gab es Bewässerung! Feigen sind die einzige importierte Fruchtpflanze auf den Kanaren. Feigenkerne wurden im kariösen Zahnschmelz von Verstorbenen aus dem 7. Jahrhundert nachgewiesen. Und Karies war bei den Einwohnern von Gran Canaria ein Problem, das mit Getreide und Feigen verbunden war. Wobei ich nicht weiß ob Datteln nicht genau so etwas bewirken würden.

- Kein Anbau von Getreideweizen, nur Anbau von Hartweizen.
 
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Wobei ich nicht weiß ob Datteln nicht genau so etwas bewirken würden.
Dazu müsste man wissen, ob die Früchte der kanarischen Dattelpalme (Phoenix canariensis) damals von Menschen gegessen worden sind (und nicht nur als Viehfutter genutzt wurden). Die Echte Dattelpalme (Phoenix dactylifera) dürfte damals nicht angebaut worden sein, sondern wäre es neben der Feige die zweite importierte Fruchtpflanze.
 
Noch ein spanischer Zeitungsartikel, der eine in der Zeitschrift Nature erschienene Publikation über die Genetik der Ureinwohner der kanarischen Inseln vorstellt und interpretiert:


Einige der Kernaussagen:
  • die Besiedlung der kanarischen Inseln erfolgte planmäßig,
  • sie war in kurzer Zeit abgeschlossen,
  • der Anteil "europäischer" Gene war hoch, dennoch überwiegend nordafrikanisch.
  • Nur auf den 3 Inseln mit großen natürlichen Ressourcen blieb die anfänglich hohe genetische Vielfalt bestehen,
  • was erklärt, dass die kargeren und kleineren Inseln im Osten des Archipels, die ja nahe an der afrikanischen Küste liegen, genetisch scheinbar "europäischer" sind als die größeren Inseln La Palma, Gran Canaria und Teneriffa.
 
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Der Artikel ist frei zugänglich im Open Access:


Es gibt ja, wie immer, das Problem des Selection Bias.
Es wurden Genome kanarischer Individuen vom 3. bis zum 16. Jahrhundert analysiert und mit Proben des nordafrikanischen Festlands verglichen.

Das Genom der kanarischen Bevölkerung ist näher verwandt mit dem Genom der nordafrikanischen Bevölkerung vor der islamischen Eroberung Nordafrikas als mit dem Genom der jetzigen nordafrikanischen Bevölkerung.
 
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Die Methodik erlaubt ja nicht eine zeitliche Festlegung, sondern stellt nur Verwandtschaftsbeziehungen dar.

Besonders interessant sind die Anteile von "Steppengenen", wie sie auch in Gräbern Mitteleuropas vorkommen.

Deren Vorkommen im kanarischen Genom wird auf punischen oder römischen Geneintrag in das Genom der nordafrikanischen Bevölkerung zurückgeführt, und bestand nicht im neolithischem Genom der nordafrikanischen Bevölkerung.
 
Hier ein alter Artikel aus dem Jahr 1997, noch vor den späteren Funden, über den Fundort El Bebedero im Nordwesten Lanzarotes, der römisch-berberische Kontakte belegt.
Auch damals schon die Einschätzung, dass es nicht unbedingt Römer sondern vielleicht auch Händler / Seefahrer aus der iberischen Provinz Baetica waren:


Zu bedenken: es gab keine Metalle auf den Kanaren.
 
Auch damals schon die Einschätzung, dass es nicht unbedingt Römer sondern vielleicht auch Händler / Seefahrer aus der iberischen Provinz Baetica waren:
Die Baetica war recht schnell romanisiert, Bewohner der Baetica in der Kaiserzeit nicht als Römer zu betrachten - natürlich waren sie keine „Stadtrömer“ - kommt mir seltsam vor. Waren die Senecae/Lucan keine Römer?
 
Sicher, aber waren sie auch iberischer Herkunft oder nicht doch eher Nachfahren von Kolonisten aus Italien?

Wie romanisiert die indigene Bevölkerung, vor allem außerhalb der Städte, war, ist eine andere Frage. Ob man Provinzialen, solange sie kein römisches Bürgerrecht hatten, als "Römer" bezeichnen sollte, noch einmal eine andere.
 
Schiffahrt, seemännische Expertise, Handelsverbindungen, Salzgewinnung, Garum, Purpurgewinnung, Fernhandel: das gab es ja schon vor den Römern. Mit der römischen Eroberung und Herrschaft war dies nicht vorbei.

Was ich nicht weiß: inwieweit war die punische Schrift in Marokko, Mauretanien und auf der iberischen Halbinsel auch noch unter römischem Einfluss vorhanden? Auf den Kanaren sind ja in den letzten Jahren jede Menge an libysch-berberischen Schriftzeichen nachgewiesen worden.

Welche wirtschaftlichen Verbindungen und welche Handelsfreiheit hatten die Städte im römischen Spanien am Atlantik?

Salz, Fisch und Purpur waren m.E. kein Ziel systematischer römischer Erschließung.
 
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