Köbis17
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Mit dem Bau dieses Panzerschiffes leitete die französische Marine ein neues Zeitalter im Kriegsschiffbau ein.
Vorangegangen war ein scharfes Wettrüsten zur See in der Zeit nach der Neuordnung Europas in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts zwischen England und Frankreich. Dieses Wettrüsten resultierte aus der neuen Situation, das technologische Neuerungen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die Ausnahme darstellten, sondern zum „Alltagsgeschäft“ übergingen. Das Industriezeitalter ergab die neue strategische Möglichkeit, durch technische Überlegenheit der Waffen einen Krieg zu gewinnen, anstatt der überlegenen Feldherrnkunst.
England hatte mit der Royal Navy nach den napoleonischen Kriegen einen sehr hohen quantitativen Vorsprung, der es als Seemacht Nr. 1 befähigte. Diesen Umstand in der Rivalität zwischen England und Frankreich um das Seemachtstreben ließ schon bald Stimmen in Frankreich laut werden, die technischen Neuerungen im Kriegsschiffbau aufzugreifen, um so die zahlenmäßige Überlegenheit der Royal Navy zu kompensieren.
Bereits 1822 prüfte Henri-Joseph Paixhans den damaligen Stand der maritimen Technologie, um hier spürbare Verbesserungen der militärischen Fähigkeiten für Frankreich aufzugreifen. Auch wenn es mögliche Steigerungen in der Bedienung der Ausrüstung und Ausbildung des Personals gab, war schnell klar, daß die Qualitätssteigerung nicht zum gewünschten Ziel, der entscheidenden Überlegenheit, führen würden. Nur neue Technologien, wie die Sprenggranate und der Dampfantrieb, versprachen Aussicht auf Erfolg. Paixhans glaubte damals schon daran, daß kleine, billige und stark bewaffnete Schiffe das Schlachtschiff/Linienschiff (ship-of-the-line) „hinwegfegen“ würden, so wies später die Anhänger der Jeune Ecole darstellten.
In den 1840iger Jahren wird die Thematik der technologischen Vorsprungs durch dampfgetriebene Kriegsschiffe vom Befehlshaber der Flotte, dem Prinzen de Joinville aufgegriffen. Er behauptete zum Schrecken der britischen Öffentlichkeit, mit den dampfgetriebenen Einheiten einen verwegenen Aggressionskrieg führen zu können und schon 1846 stimmte die französische Kammer für eine erhebliche Steigerung des Marinehaushaltes.
In der Zeit ab 1850 befand sich der französische Schiffbau an der Spitze der technologischen Entwicklung, vor allem mit dem 1857 zum Direktor der Schiffsbauten ernannten Dupuy de Lôme.
Dennoch konnte der französische Panzerschiffbau das Streben nach der technologischen Spitzenstellung nicht hervorbringen, so schien die Flotte im Vergleich mit dem Rivalen Großbritannien schon 1865 zur Unterlegenheit verdammt zu sein.
In der Zeit von 1860 bis1880 wurde dennoch eine Panzerschiffflotte mit Schiffen 1. und 2. Ranges aufgebaut, die nur durch die Royal Navy, als direkten Konkurrenten einen Gegner hatte.
Betrachtet man dabei die Typologie der einzelnen Panzerschiffe und ihre strategische Konzeption, so waren die 1860iger Jahre noch von massiven Einheits-Klassen geprägt, wie z.B. der Provence – Klasse mit 10 Einheiten, während es mit der weiteren Entwicklung in den 70igern bis zu den 80igern immer mehr einzelne Prototypen waren, die nicht nur bei der französischen Flotte das Groß der Geschwader bildeten.
Zudem wurde die Taktik und Strategie für den Einsatz dieser Panzerschiffe immer komplizierter und von verschiedensten Faktoren getrieben, die meist jeglicher Grundlagen entbehrten, meist aus Unkenntnis.
Dieser Umstand wiederum führte dazu, daß der Panzerschiffbau zu einer äußerst materiellen und finanziellen Belastung wurde, vor allem für Frankreich. Hinzu kamen noch die politischen Veränderungen in den 80iger und 90iger Jahren, sowie das Aufstreben neuer Seenationen, wie z.B. gerade im Mittelmeer mit Italien.
Von 1880 bis 1890 tendierte deshalb die französische Admiralität auch dazu, neue Seekriegsdoktrin bis zur letzten Konsequenz zu befolgen, allen voran der Jeune Ecole, was letztlich zum massiven Aufbau in der Flotte mit Torpedobooten und dem Kreuzer als Handelszerstörer führte, während sich mit der Bildung des Einheitsschlachtschiffes bzw. Einheitslinienschiffes gerade durch die Royal Navy der Trend zum Kern großer homogener Geschwader herauskristallisierte. Die Seemacht errungen durch die alles entscheidende Seeschlacht, dokumentiert durch den damaligen Bestseller des Alfred Thayer Mahan, The Influence of Sea Power upon History.
War diese falsche Interpretation von See-Strategie der einzige Grund, für das Scheitern der französischen Seemacht zum Anfang des 20. Jahrhunderts?
Quelle:
Großkampfschiffe des Ersten Weltkrieges 1972/ A. Preston
Maritimer Imperialismus 2004 / R. Hobson
Die Brandenburg-Klasse 2002 / D. Nottelmann
Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte 1881 / J.F. von Kronenfels
Vorangegangen war ein scharfes Wettrüsten zur See in der Zeit nach der Neuordnung Europas in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts zwischen England und Frankreich. Dieses Wettrüsten resultierte aus der neuen Situation, das technologische Neuerungen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die Ausnahme darstellten, sondern zum „Alltagsgeschäft“ übergingen. Das Industriezeitalter ergab die neue strategische Möglichkeit, durch technische Überlegenheit der Waffen einen Krieg zu gewinnen, anstatt der überlegenen Feldherrnkunst.
England hatte mit der Royal Navy nach den napoleonischen Kriegen einen sehr hohen quantitativen Vorsprung, der es als Seemacht Nr. 1 befähigte. Diesen Umstand in der Rivalität zwischen England und Frankreich um das Seemachtstreben ließ schon bald Stimmen in Frankreich laut werden, die technischen Neuerungen im Kriegsschiffbau aufzugreifen, um so die zahlenmäßige Überlegenheit der Royal Navy zu kompensieren.
Bereits 1822 prüfte Henri-Joseph Paixhans den damaligen Stand der maritimen Technologie, um hier spürbare Verbesserungen der militärischen Fähigkeiten für Frankreich aufzugreifen. Auch wenn es mögliche Steigerungen in der Bedienung der Ausrüstung und Ausbildung des Personals gab, war schnell klar, daß die Qualitätssteigerung nicht zum gewünschten Ziel, der entscheidenden Überlegenheit, führen würden. Nur neue Technologien, wie die Sprenggranate und der Dampfantrieb, versprachen Aussicht auf Erfolg. Paixhans glaubte damals schon daran, daß kleine, billige und stark bewaffnete Schiffe das Schlachtschiff/Linienschiff (ship-of-the-line) „hinwegfegen“ würden, so wies später die Anhänger der Jeune Ecole darstellten.
In den 1840iger Jahren wird die Thematik der technologischen Vorsprungs durch dampfgetriebene Kriegsschiffe vom Befehlshaber der Flotte, dem Prinzen de Joinville aufgegriffen. Er behauptete zum Schrecken der britischen Öffentlichkeit, mit den dampfgetriebenen Einheiten einen verwegenen Aggressionskrieg führen zu können und schon 1846 stimmte die französische Kammer für eine erhebliche Steigerung des Marinehaushaltes.
In der Zeit ab 1850 befand sich der französische Schiffbau an der Spitze der technologischen Entwicklung, vor allem mit dem 1857 zum Direktor der Schiffsbauten ernannten Dupuy de Lôme.
Dennoch konnte der französische Panzerschiffbau das Streben nach der technologischen Spitzenstellung nicht hervorbringen, so schien die Flotte im Vergleich mit dem Rivalen Großbritannien schon 1865 zur Unterlegenheit verdammt zu sein.
In der Zeit von 1860 bis1880 wurde dennoch eine Panzerschiffflotte mit Schiffen 1. und 2. Ranges aufgebaut, die nur durch die Royal Navy, als direkten Konkurrenten einen Gegner hatte.
Betrachtet man dabei die Typologie der einzelnen Panzerschiffe und ihre strategische Konzeption, so waren die 1860iger Jahre noch von massiven Einheits-Klassen geprägt, wie z.B. der Provence – Klasse mit 10 Einheiten, während es mit der weiteren Entwicklung in den 70igern bis zu den 80igern immer mehr einzelne Prototypen waren, die nicht nur bei der französischen Flotte das Groß der Geschwader bildeten.
Zudem wurde die Taktik und Strategie für den Einsatz dieser Panzerschiffe immer komplizierter und von verschiedensten Faktoren getrieben, die meist jeglicher Grundlagen entbehrten, meist aus Unkenntnis.
Dieser Umstand wiederum führte dazu, daß der Panzerschiffbau zu einer äußerst materiellen und finanziellen Belastung wurde, vor allem für Frankreich. Hinzu kamen noch die politischen Veränderungen in den 80iger und 90iger Jahren, sowie das Aufstreben neuer Seenationen, wie z.B. gerade im Mittelmeer mit Italien.
Von 1880 bis 1890 tendierte deshalb die französische Admiralität auch dazu, neue Seekriegsdoktrin bis zur letzten Konsequenz zu befolgen, allen voran der Jeune Ecole, was letztlich zum massiven Aufbau in der Flotte mit Torpedobooten und dem Kreuzer als Handelszerstörer führte, während sich mit der Bildung des Einheitsschlachtschiffes bzw. Einheitslinienschiffes gerade durch die Royal Navy der Trend zum Kern großer homogener Geschwader herauskristallisierte. Die Seemacht errungen durch die alles entscheidende Seeschlacht, dokumentiert durch den damaligen Bestseller des Alfred Thayer Mahan, The Influence of Sea Power upon History.
War diese falsche Interpretation von See-Strategie der einzige Grund, für das Scheitern der französischen Seemacht zum Anfang des 20. Jahrhunderts?
Quelle:
Großkampfschiffe des Ersten Weltkrieges 1972/ A. Preston
Maritimer Imperialismus 2004 / R. Hobson
Die Brandenburg-Klasse 2002 / D. Nottelmann
Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte 1881 / J.F. von Kronenfels
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