Lager der Römer in Thüringen

Die Prämisse war ja eine allfällige Beziehung zwischen Hachelbich-Lager und Harzhorn-Ereignis. Aber da Du Mühlhausen erwähnst frage ich mich, welchen Typs wohl die Schuhnägel sind, die Grote in Ulfen gefunden hat. Weiß hier jemand mehr?



Allerdings führte am Staufenbüttel keine Straße in Richtung Hachelbich entlang.
Und wie weit ist der nächste Fluss/Bach?
 
Seit wann wäre das für Dich ein Problem?

"Roads? Where we're going we don't need... roads!" (Dr. Emmett Brown)

Aber Spass beiseite. Es ging mir ja darum, einmal die topografische Verbindung zwischen Hachelbich und Harzhorn näher zu beleuchten, und hier verlief nun einmal eine Altstraße, die die Römer nicht ignoriert haben werden.

Noch weiter in Richtung Harzhorn als Pöhlde lag an eben dieser Straße der Hüttenstandort Düna; ich zitiere den damaligen Ausgrabungsleiter:

"Düna liegt unmittelbar an der frühmittelalterlichen Fernstraße vom Leinetal über Pöhlde in das thüringische Gebiet, etwa 2 km nordöstlich des in der Kaiserzeit nachgewiesenen Siedlungsgebietes im Bereich des heutigen Naturschutzgebietes Hainholz." [1 ]

"- Im 1. Jahrhundert vor Christi beginnt die Besiedlung südlich der Domäne; Verhüttung Iberger und Lerbacher Eisenerze.
- Bis zum 10. Jahrhundert mehrere Gehöfte, an denen u.a. seit ca. 300 aus Oberharzer Erzen Silber und aus Rammelsberger Erzen Kupfer gewonnen wurde. In spätrömischer Zeit deutlicher römischer Fundniederschlag. [...]
Erze aus allen wichtigen Lagerstätten des Oberharzes wurden bereits in der Römischen Kaiserzeit nach Düna transportiert und dort verhüttet."
[2]

[1] Klappauf, Lothar : Die Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Herrensitzes in Düna/Osterode. – Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 2, Heft 4, 1982 [PDF]

[2] Klappauf, Lothar : Die Geschichte Dünas begann in der Steinzeit

Im spätantiken Industrieort Düna ging es nach der Harzhornschlacht also richtig bergauf. Auf einmal wurde nicht nur Eisen gewonnen, sondern auch Kupfer und vor allem Silber – in einem technologisch aufwändigen mehrschrittigen Verfahren. Zudem mussten die Erze aus einiger Entfernung herangeschafft werden. All das spricht für geordnete Machtstrukturen und stabile Verhältnisse. Zerstörungshorizonte findet man erst wieder, als die Sachsen und Franken ins Spiel kommen.

[Im Anhang eine Übersicht über die diskutierten Orte]
 

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... und hier verlief nun einmal eine Altstraße, die die Römer nicht ignoriert haben werden.

Noch weiter in Richtung Harzhorn als Pöhlde lag an eben dieser Straße der Hüttenstandort Düna; ich zitiere den damaligen Ausgrabungsleiter:

"Düna liegt unmittelbar an der frühmittelalterlichen Fernstraße vom Leinetal über Pöhlde ...

Dass die Römer die frühmittelalterliche Fernstraße nicht ignoriert haben, versteht sich von selbst.
 
Gibt es entlang dieses Weges römische Funde?

(Danke für den Link.)
Am Heidenstieg, im Tal der Zorge, will man "Viereckschanzen" entdeckt haben, die möglicherweise karolingisch wären. Der Begriff "Viereckschanze" macht stutzig, denn so bezeichnet man keltische Verschanzungen, und die Kelten kamen nicht bis hierher. Man sollte die Dinger mal näher untersuchen! Eine Lage unmittelbar am Fluss war typisch für römische Marschlager.
 
Dass die Römer die frühmittelalterliche Fernstraße nicht ignoriert haben, versteht sich von selbst.

Scherzkeks ;)

Klappauf schreibt hier von einer "frühmittelalterlichen Fernstraße", weil das Hauptthema seines Berichts die Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Herrensitzes ist.

Wenn an dieser Straße aber Orte liegen, die bereits spätestens im 3. Jh. besiedelt und etwa noch wichtige Industriestandorte gewesen sind oder auch als Lagerplätze für römische Legionen genutzt wurden, dann sollte man doch annehmen dürfen, dass dieser Weg schon lange vor dem Frühmittelalter bestand, das nebenbei so gar nicht für bedeutende Straßenbauprojekte bekannt ist — vom blauzähnigen Dänenkönig einmal abgesehen.
 
Wenn an dieser Straße aber Orte liegen, die bereits spätestens im 3. Jh. besiedelt und etwa noch wichtige Industriestandorte gewesen sind oder auch als Lagerplätze für römische Legionen genutzt wurden, dann sollte man doch annehmen dürfen,
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär... Bedingungssätze sind immer ein Problem!

dem Frühmittelalter bestand, das nebenbei so gar nicht für bedeutende Straßenbauprojekte bekannt ist
Ich will jetzt keine große Straßenbautätigkeit für das FMA behaupten, jedoch sollte man sich nicht davon täuschen lassen, dass die Römer Profis im Selbstmarketing waren, wohingegen die Fähigkeit des Eigenmarketings im Mittelalter ein wenig verloren ging. Will sagen: Jeder römische Bauherr hat sich selbst bei kleinen Reparaturarbeiten mit hochtrabenden Bauinschriften verewigt. Wege wurden auch im FMA gebraucht und es gab sie auch schon vor den Römern. Seit der Erfindung des Scheibenrades sind ausgebaute Wege nachweisbar.
 
Im spätantiken Industrieort Düna ging es nach der Harzhornschlacht also richtig bergauf. Auf einmal wurde nicht nur Eisen gewonnen, sondern auch Kupfer und vor allem Silber – in einem technologisch aufwändigen mehrschrittigen Verfahren. Zudem mussten die Erze aus einiger Entfernung herangeschafft werden. All das spricht für geordnete Machtstrukturen und stabile Verhältnisse.
Eisen, Kupfer und Silber wurden nicht nur in Düna und nicht erst ab der Harzhorngeschlacht gewonnen.

"Die technogene Schwermetallanreicherung befindet sich im Bereich zwischen 352 cm (interpoliertes Alter 22 +/- 85,5 v. Chr.) und etwa 333 cm. Die stärkste Bleiakkumulation wurde in 342 cm Tiefe (103 +/- 85,5 n. Chr.) gemessen und datiert damit in die Römische Kaiserzeit. Der Beginn der technogenen Anreicherungen bei 352 cm datiert jedoch in die ausgehende Spätlatènezeit (interpoliertes Alter 22 +/- 85,5 v. Chr.). Die technogenen Metallanreicherungen decken sich demnach zeitlich nicht genau mit den frühesten Verhüttungsaktivitäten der Lokalität Düna, die im 3. Jh. n. Chr. einsetzten (DEICKE 2003). Der bisher unbekannte Verhüttungsort könnte möglicherweise südöstlich des Sudberges in ca. 1 km Entfernung zum Aschenhütter Teich liegen. Dort wurden Keramik, Hüttenlehm und Schlacken in einem als vorchristlich eingestuften Lesefund lokalisiert.
...
Mit Beginn der Römischen Kaiserzeit wurde erstmals in der Nähe des Mooslochs Verhüttung betrieben. Es wurden bleihaltige Erze zur Silbergewinnung verarbeitet. Ein etwa 2 km östlich des Mooslochs lokalisierter
Fundplatz der Oder/Warthe-Gruppe (Späte Latène- /Frühe Kaiserzeit) könnte der konstatierte Siedlungs- und Verhüttungsplatz sein."

Metallverhüttung wurde also vor und nach der Harzhornschlacht in verschiedenen Siedlungen und je nach Ort mal mehr, mal weniger.
Informationen über Lager der Römer in Thüringen sind daraus wohl kaum zu gewinnen.
 

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Wozu eigentlich? Den Befunden nach zu schließen, sind die römischen Einheiten, die sich am Harzhorn den Weg nach Süden freigekämpft haben, weder direkt von Hachelbich hergekommen noch waren sie unterwegs nach Hachelbich.

Rekonstruktion der Harzhornschlacht – Römerschlacht am Harzhorn
Aber möglicherweise benutzten sie stellenweise die gleichen Wege.
"Die Bedeutung des Weges muss bis ins Frühe Mittelalter sehr hoch gewesen sein. Die
Wallanlage „König Heinrichs Vogelherd“ bei Pöhlde, deren Nutzung im 10. Jh. endet, lag
direkt auf dem Fahrweg. Entlang des gesamten Weges wurden darüber hinaus zahlreiche
vorgeschichtliche Grabhügel lokalisiert. Da sie in direkter Beziehung zum Straßenverlauf
angelegt wurden, erscheint eine sehr frühe Benutzung des Weges wahrscheinlich " Quelle siehe oben.
 
Aber möglicherweise benutzten sie stellenweise die gleichen Wege.
Ganz sicher benutzten sie stellenweise die gleichen Wege. Und stellenweise dann auch wieder andere Wege. Wenn es ihnen strategisch sinnvoll schien, hauten sie Schneisen in Wälder und überbrückten breite Flüsse und riesige Sümpfe.

Was hat das aber nach meiner Frage zu tun? Ich fragte, wozu wir uns eine "topografische Verbindung zwischen Hachelbich und Harzhorn" anschauen sollten.
 
@Divico

"Germanische Besiedlung Während der Römischen Kaiserzeit schien das Harzvorland, aufgrund der geringen Zahl von archäologischen Befunden nur dünn besiedelt gewesen zu sein (CLAUS 1978). Neuere Untersuchungen hingegen weisen diesen „Siedlungsrückgang“, der von der Römischen Kaiserzeit bis zur Karolinger Zeit anzuhalten schien, als das Resultat einer Forschungslücke aus (KLAPPAUF 1986). Die interdisziplinär untersuchte Siedlung bei Düna lässt eine Siedlungkontinuität von der Römischen Kaiserzeit bis ins späte Mittelalter erkennen (siehe unten). Am Zusammenlauf zweier Bäche wurde eine kleine kaiserzeitliche Gehöftgruppe ergraben. In den zur Siedlung gehörenden Rennfeueröfen konnte die Verhüttung von Erzen aus dem Rammelsberg bei Goslar im Harz seit dem ersten Jahrhundert nachgewiesen werden. Das Fundgut lässt sich der rheinwesergermanischen Kulturgruppe zuordnen, die im nordwestlichen Thüringen bis etwa 200 n. Chr. sehr häufig nachweisbar ist (KLAPPAUF & LINKE 1990; KLAPPAUF & LINKE 1996). In Kontrast zu dem eher fundarmen Harzvorland stehen sowohl das benachbarte Leinetal als auch die Helme- und Unstrutniederung, wo sich die Befunde germanischer Siedlungen und Gräber häufen. Am südlichen Stadtrand von Nordhausen, am Beginn der Helmeniederung, wurde das bisher größte Brandgräberfeld der weserrheingermanischen Kulturgruppe ergraben. Die beigabenarmen Bestattungsriten dieser Kultur lassen jedoch nur wenige Rückschlüsse auf die Lebensumstände der Menschen zu (PESCHEL 1994). Nordwestlich von Nordhausen, östlich von Kleinwechsungen, liegt ein Fundplatz der Oder/Warthe Gruppe, der ebenfalls in die Späte Latène-, bzw. Frühe Kaiserzeit datiert. Etwa am Übergang vom 2. zum 3. Jh. n. Chr. veränderten sich diese Bestattungsriten im westlichen Thüringen und im Harzgebiet drastisch. Körpergräber mit zum Teil sehr reicher Beigabenausstattung lassen sich aus dieser Zeit finden. Sie gehören dem Formenkreis der elbgermanischen Kultur an. Ein solches reich ausgestattetes Körpergrab konnte ebenfalls bei Nordhausen, in unmittelbarer Nähe des oben erwähnten Brandgräberfeldes, nachgewiesen werden (Tab. 5). Die aus dieser Zeit reichlich überlieferten Grabbeigaben lassen intensive Beziehungen zum römischen Reich bis hin zu einer Übernahme römischer Alltagsgewohnheiten erkennen (PESCHEL 1994)."

Quelle: https://ediss.uni-goettingen.de/bit...1735-0000-0006-B6B7-9/begemann.pdf?sequence=1

Das deckt sich auch mit den archäologischen Ergebnissen im Saale-Unstrut-Gebiet. Die rhein-weser-germanische Kultur wurde durch die eingewanderten Quaden (Juthungen) in Thüringen abgelöst.

Grüße
 
Ganz sicher benutzten sie stellenweise die gleichen Wege. Und stellenweise dann auch wieder andere Wege. Wenn es ihnen strategisch sinnvoll schien, hauten sie Schneisen in Wälder und überbrückten breite Flüsse und riesige Sümpfe.

Was hat das aber nach meiner Frage zu tun? Ich fragte, wozu wir uns eine "topografische Verbindung zwischen Hachelbich und Harzhorn" anschauen sollten.
Es ist dasselbe Stochern im Nebel, welches auch bei der x-ten Analyse der Klassiker betrieben wird.
 
@Divico

"Germanische Besiedlung Während der Römischen Kaiserzeit schien das Harzvorland, aufgrund der geringen Zahl von archäologischen Befunden nur dünn besiedelt gewesen zu sein (CLAUS 1978). Neuere Untersuchungen hingegen weisen diesen „Siedlungsrückgang“, der von der Römischen Kaiserzeit bis zur Karolinger Zeit anzuhalten schien, als das Resultat einer Forschungslücke aus (KLAPPAUF 1986). Die interdisziplinär untersuchte Siedlung bei Düna lässt eine Siedlungkontinuität von der Römischen Kaiserzeit bis ins späte Mittelalter erkennen (siehe unten). Am Zusammenlauf zweier Bäche wurde eine kleine kaiserzeitliche Gehöftgruppe ergraben. In den zur Siedlung gehörenden Rennfeueröfen konnte die Verhüttung von Erzen aus dem Rammelsberg bei Goslar im Harz seit dem ersten Jahrhundert nachgewiesen werden. Das Fundgut lässt sich der rheinwesergermanischen Kulturgruppe zuordnen, die im nordwestlichen Thüringen bis etwa 200 n. Chr. sehr häufig nachweisbar ist (KLAPPAUF & LINKE 1990; KLAPPAUF & LINKE 1996). In Kontrast zu dem eher fundarmen Harzvorland stehen sowohl das benachbarte Leinetal als auch die Helme- und Unstrutniederung, wo sich die Befunde germanischer Siedlungen und Gräber häufen. Am südlichen Stadtrand von Nordhausen, am Beginn der Helmeniederung, wurde das bisher größte Brandgräberfeld der weserrheingermanischen Kulturgruppe ergraben. Die beigabenarmen Bestattungsriten dieser Kultur lassen jedoch nur wenige Rückschlüsse auf die Lebensumstände der Menschen zu (PESCHEL 1994). Nordwestlich von Nordhausen, östlich von Kleinwechsungen, liegt ein Fundplatz der Oder/Warthe Gruppe, der ebenfalls in die Späte Latène-, bzw. Frühe Kaiserzeit datiert. Etwa am Übergang vom 2. zum 3. Jh. n. Chr. veränderten sich diese Bestattungsriten im westlichen Thüringen und im Harzgebiet drastisch. Körpergräber mit zum Teil sehr reicher Beigabenausstattung lassen sich aus dieser Zeit finden. Sie gehören dem Formenkreis der elbgermanischen Kultur an. Ein solches reich ausgestattetes Körpergrab konnte ebenfalls bei Nordhausen, in unmittelbarer Nähe des oben erwähnten Brandgräberfeldes, nachgewiesen werden (Tab. 5). Die aus dieser Zeit reichlich überlieferten Grabbeigaben lassen intensive Beziehungen zum römischen Reich bis hin zu einer Übernahme römischer Alltagsgewohnheiten erkennen (PESCHEL 1994)."

Quelle: https://ediss.uni-goettingen.de/bit...1735-0000-0006-B6B7-9/begemann.pdf?sequence=1

Das deckt sich auch mit den archäologischen Ergebnissen im Saale-Unstrut-Gebiet. Die rhein-weser-germanische Kultur wurde durch die eingewanderten Quaden (Juthungen) in Thüringen abgelöst.

Grüße
Es müsste sich doch auch im Befund (römische Artikel) ein klarer Unterschied zwischen dem Gebiet zeitweise römerfreundlicher Hermunduren und sonstiger Germanen feststellen lassen. Ist denn das für den betreffenden Zeitraum nachweisbar? Als Gegensatz zum heute oft vertretenen Beutegut?
 
Es müsste sich doch auch im Befund (römische Artikel) ein klarer Unterschied zwischen dem Gebiet zeitweise römerfreundlicher Hermunduren und sonstiger Germanen feststellen lassen. Ist denn das für den betreffenden Zeitraum nachweisbar? Als Gegensatz zum heute oft vertretenen Beutegut?
Du erwartest Grabungsergebnisse nach dem kossinna'schen Kulturprovinzenmodell. Das ist seit 60 Jahren überholt. Eigentlich sogar schon seit 90 Jahren, mit der Publikation von Vere Gordon Childe. Aber vor 60 Jahren hat man das dann auch im deutschen akademischen Betrieb gemerkt.
 
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