Ergänzend zur Spätantike zu dem Beitrag von Secundus:
Zuerst einmal muss man sich von fast allen Vorstellungen über römisches Militär aus Filmen, Asterix und sogar aus der Kaiserzeit verabschieden. Legionen gab es noch, aber es waren keine derart großen Truppenkörper mehr wie sie einst Caesar kommandiert hatte. Statt das Heer in Legionen, Auxilien und lokale Truppen einzuteilen, gab es nun das mit regionalen Aufgaben betraute Grenzheer: Die Limitanei und das mobile Feldheer, welches dort einzugreifen hatte wo ein aktiver Krieg tobte. Das Feldheer, die Comtatensis, war nicht unbedingt grundlegend anders bewaffnet und ausgebildet als die Limitatenei, sie bildeten eben eine Eingreiftruppe. Oft unterstützt von Abordnungen aus Verbänden der Limitanei die mal als Vexillationes oder als Pseudocomitatenses bezeichnet wurden. Die Grenztruppen selbst zogen bei Bedarf lokale Aufgebote heran und wurden auch sonst von Milizen unterstützt.
Die Kaiser der Spätantike werden ab und an auch als Heerkaiser angesprochen. Sie residierten nicht mehr wie einst Augustus in Rom und starben gewöhnlich auch nicht im Bett. Wo sich der Kaiser befand, fand man auch zumindest einen Teil der Armee! Dieser Teil der Armee bestand immer aus der Garde und Teilen des Feldheeres. Der Kaiser war oberster Befehlshaber aller bewaffneten Streitkräfte.
Um das Verhältnis zwischen Dux und Comes zu verstehen muss man auch den übrigen Verwaltungsapparat der Spätantike verstehen. Die alten Provinzen waren aufgeteilt worden, die ihrerseits zu Diozösen zusammen gefasst worden waren. War früher der Statthalter einer Provinz (zu Zeiten des Augustus) auch militärischer Befehlshaber über die dortigen Truppen gewesen, brachte die Spätantike eine Teilung in zivile- und militärische Verwaltung.
Militärischer Befehlshaber einer der verkleinerten Provinzen war der Dux. Ihm unterstanden die Limitaei.
Das Feldheer, die Comitatensis unterstanden einem Comes. Seine Truppen standen wie einst die Legionen des Augustus meist weiter im Landesinneren. Ein Comes war üblicherweise für mehr als eine Provinz zuständig. Im Kriegsfalle war er weisungsberechtigt auch Truppen der Duces zu kommandieren oder dem Dux Befehle zu geben. Der Comes kommandierte somit kleinere Feldheere.
Viele Diozösen hatten einen eigenen Heermeister, etwa seit 350 den magister equitum per Gallias. Dieser Heermeister war für alle Provinzen der Diozöse zuständig, also gegenüber den Duces wie den Comites weisungsbefugt. Ursprünglich war es mit den Heermeistern noch etwas komplizierter, da es jeweils einen für die Kavallerie und einen für die Infanterie gab (magister equitum und magister peditum). Hier galt meist das der Heermeister der Fußtruppen oberster Kommandeur der Limitanei - und der Heermeister der Reiterei oberster Kommandeur der Comitatenis waren: Zu Kompliziert auf Dauer, weshalb es später nur noch einen Heermeister für Beides gab.
Über den regionalen Heermeistern standen die kaiserlichen Heermeister, die als enge Gefolgschaft der Kaiser angesehen werden können. Auch hier gab es ursprünglich für equitum und peditum zwei Heermeister, was sich auf Dauer nicht durchsetzen konnte. Diese kaiserlichen Heermeister kommandierten als unmittelbare Stellvertreter des Kaisers unmittelbar große römische Heere. Im Westlichen Römischen Reich errangen sie auf Dauer sogar so großen Einfluß, dass sie zu Kaisermachern und wirkliche Machthaber im Reich wurden, während im Oströmische Reich allzu eifrige Heermeister oft genug gestürzt wurden.
Um die oberste Militärstruktur der Spätantike noch unübersichtlicher zu machen gab es noch die Könige der römischen Föderaten auf Reichsboden wie vor allem der gotischen Völkerschaften und Andere... Um sie in die römische Ordnung einzubinden galten sie als Heermeister - meist regionale Heermeister und standen in der Hierarchie mit diesen Gleichauf - und umgekehrt!
Wer eine ähnlich klare und übersichtliche Gliederung der Militärspitze wie zur Zeit des Augustus erwartet hat ist bei diesem Wirrwar sicherlich enttäuscht. Vielleicht hilft es sich bei Lesen dieses Textes vor Augen zu halten, dass die spätrömischen Kaiser ihre Macht fast Ausschließlich durch ihr Militär ausüben konnten, denn die Macht des Senats und anderer Institutionen war zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Es ist logisch das die Kaiser niemals allzu viel Macht in eine Hand geben wollten und durch die Konkurrenz zwischen den Hierarchien bei Grenzheer und Feldheer besser auf gefährliche Entwicklungen Einfluss nehmen konnten. Man darf auch nicht die gar nicht so seltenen innerrömischen Konflikte zwischen diversen Kaiseranwärtern vergessen! Kein Wunder, dass bei solchen Bürgerkriegen gerne jede Partei durch Abschließen eines Foedus mit einem "Barbarischen Volk" sich dessen Armee persönlich zu unterstellen bestrebt waren. Innerhalb des römischen Reiches hatten diese Foederierten keine anderen Loyalitäten als nur gegenüber ihrem persönlichen Vertragspartner: Dem Kaiser in eigener Person!
Mit dem Tode eines Kaisers erlosch auch der Foedus, also der Vertrag zwischen dem Reich und dem fremden Volke. Reichsangehörige Foederaten wie die Goten hatten seit sie auf römischem Boden lebten dabei mehr zu verlieren oder zu gewinnen als "reichsfremde Foederaten", deren Völker außerhalb der Grenzen des Reiches lebten und nur mit einem Heer dort standen...
..sorry, schon wieder ein sehr langer Beitrag der über das Ziel hinaus geht.