Monarchie Caesars

tela

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Wie sich Caesar seine Stellung im Staate wirklich vorgestellt hat, ist ja ein sehr umstrittenes Thema in der Forschung.

Zur Zeit lese ich: Manfred Fuhrmann, Cicero und die römische Republik.

Und darin begegnet mir eine für mich komplett neue Variante. So soll Caesar für die Untertanengebiete den Königstitel, für Rom und Italien die dauerhafte Diktatur beansprucht haben. Bei der Sitzung am 15.03.44 sollte wegen des außeritalischen Königstums vom Senat ein entsprechender Beschluss gefasst werden.

Gibts zu dieser Version irgendwelche Quellen? Leider gibt Fuhrmann da nichts dazu an?

Bei Ulrich Gotter, Der Diktator ist tot! habe ich dagegen gelesen, es sollte in der Sitzung um die Stellung von Dolabella als Konsul 44 v. Chr. gehen?

Worum sollte es wirklich in der Sitzung vom 15.03.44 gehen? Was war geplant?
 
Im 64. Kapitel steht, dass am Morgen des 15.3.44 Decimus Iunius Brutus den Caesar zuhause abholt und in den Senat bringen will, der sich auf Caesars Befehl versammelt habe, um den Beschluss zu fassen, dass er in den außeritalischen Provinzen den Königstitel führen dürfe und überall ein Diadem tragen.

Der Hintergrund war wohl der, dass gerüchteweise laut einem Spruch der Sibyllinischen Bücher die Römer das Partherreich nur erobern könnten, wenn sie von einem König geführt würden. Zumindest war ein derartiges Gerücht von denjenigen unter Caesars Anhängern, die ihn zum König erheben wollten, im Volk verbreitet worden, und bekanntlich plante Caesar einen Partherfeldzug. (Plutarch, Caesar 60; ebenso Appian, Bürgerkriege 3,110, Sueton, Caesar 79 und Cassius Dio 44,15)

Sueton (Caesar 79) schreibt, dass es ein Gerücht gegeben habe, dass Lucius Cotta in der Senatssitzung beantragen würde, Caesar den Königstitel zu verleihen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde hier nicht nur in die Richtung denken, dass die Königsgerüchte von Caesars Seite ausgestreut wurden, sondern eher umgekehrt von senatorischer Seite, die oppositionell eingestellt war und blieb. Die hatten allen Grund dazu.
 
Ja, da hast Du recht, das kam wohl von beiden Seiten. Cassius Dio schreibt sogar ausdrücklich, dass anfangs Caesars Gegner die Königsgerüchte verbreiteten, um Caesar unbeliebt zu machen. Auch hinter dem Vorfall mit den Caesar-Statuen sollen Caesar-Gegner gesteckt haben: Caesar-Statuen wurden mit Diademen bekränzt. Zwei Volkstribunen (Lucius Caesetius Flavus und Gaius Epidius Marullus) entfernten sie aber wieder. Caesars Verhalten war aber auch recht zweideutig: Bei einer Rückkehr von Alba nach Rom wurde Caesar von Anhängern als König begrüßt, was beim anwesenden Volk aber so schlecht ankam, dass Caesar rief, er heiße Caesar, nicht König. Als aber die beiden Volkstribunen den, der als erster den Königsnamen benutzt hatte, verhafteten und anklagten, ließ Caesar sie absetzen und aus dem Senat ausschließen. Noch bekannter ist der Vorfall bei den Lupercalien, als Marcus Antonius den Caesar als König begrüßte und ihm ein Diadem überreichen wollte, was Caesar aber zurückwies. Auch hier war das anwesende Volk eindeutig dagegen.
Es war also offenbar wirklich so, dass die Caesar-Gegner die im Raum stehende Königsproklamation nutzten, um gegen Caesar Stimmung zu machen. Ganz aus der Luft gegriffen können die Vorwürfe aber nicht gewesen sein: Die Begrüßung als König beim Einzug in die Stadt kann man noch als spontane Reaktion fanatischer Anhänger abtun. Aber dass der Konsul Marcus Antonius auf eigene Faust, ohne Rücksprache mit Caesar, gehandelt haben soll, ist nicht sehr wahrscheinlich. Es gab also auch von Seiten Caesars bzw. zumindest Teilen seiner Anhängerschaft entsprechende Tendenzen. Lucius Aurelius Cotta, der in der Sitzung am 15.3.44 anscheinend den Antrag stellen wollte, war auch nicht irgendjemand, sondern ein ehemaliger Konsul und ehemaliger Censor und als Quindecimvir sacris faciundis auch eine religiöse Autorität für den Umgang mit den Sibyllinischen Büchern. Dass er seinen Antrag stellen wollte, war im Voraus bekannt, und Caesar hat zumindest nichts dagegen unternommen.
Günstigstenfalls wird man also zum Ergebnis kommen können, dass Caesar zwar nicht selbst die treibende Kraft war, aber die Königsproklamationspläne einiger seiner Anhänger zumindest nicht unterband. Oder aber er steckte selbst dahinter und zauderte nur wegen der ablehnenden Haltung weiter Bevölkerungsteile. Insofern sah er in der Senatssitzung möglicherweise einen Ausweg: Ein Senatsbeschluss hätte seiner Königserhebung Legitimation verliehen und so eventuell manche Kritiker im Volk beschwichtigt, und dass sein Königstitel nur für außerhalb Italiens gelten sollte, hätte die Sache den Römern auch erträglicher gemacht.
 
Wie sich Caesar seine Stellung im Staate wirklich vorgestellt hat, ist ja ein sehr umstrittenes Thema in der Forschung.

Zur Zeit lese ich: Manfred Fuhrmann, Cicero und die römische Republik.

Und darin begegnet mir eine für mich komplett neue Variante. So soll Caesar für die Untertanengebiete den Königstitel, für Rom und Italien die dauerhafte Diktatur beansprucht haben. Bei der Sitzung am 15.03.44 sollte wegen des außeritalischen Königstums vom Senat ein entsprechender Beschluss gefasst werden.
Die "dauerhafte Diktatur" war bereits Realität: Caesar hatte sie vom Senat bereits erhalten.
 
Es spricht in der Tat einiges dafür, daß Caesar die Königswürde anstrebte, auch wenn er selbst sich öffentlich zurückhielt. Ich frage mich nur warum? Daß er glaubte, nur so die Parther besiegen zu können, glaube ich weniger. Das war wohl eher ein lancierter Vorwand. Und welche Vorteile hätte die Königswürde sonst gegenüber dem permanenten Dikator gehabt? Was hätte er nicht ohnehin per erzwungenem Senatsbeschluß bewirken können?

Diktatur zu vererben, wäre ihm angesichts seines Einflusses und riesigen Vermögens sicher gelungen. Ist es ja de facto auch; auch wenn das Prinzipat des Augustus eine sehr viel subtilere Konstruktion war. Der hatte gelernt, daß Titel nicht wichtig sind, sondern man das Gleiche erreichen kann, wenn man einfach nur die Kompetenzen ohne Titel hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt da eine ganze Reihe von Fragen, die gestellt werden müssen. Was ist ein König? Ein Alleinherrscher! Im Gegensatz zu einem Tyrannen ein Herrscher, dessen Macht gesetzlich sanktioniert ist und auf einer rechtlichen Grundlage besteht. Wenn also die Gegner Caesars und auch seine Anhänger mit dem Begriff der Königswürde spielten, ist beides angelegt. So sehr sich die Anhänger Caesars bewußt waren, daß eine Alleinherrschaft die Probleme der Republik besser lösen würden und sich wünschten, diese in einem sicheren Rahmen verankert zu sehen, so sehr waren sich die Gegner bewußt, wie diskreditiert der Begriff war und damit als Waffe nutzbar gemacht werden konnte. Der begriff konnte also im Umlauf sein als Schlagwort, ohne daß Caesar ihn selbst forciert hatte.
Hätte er aber dazu einen Grund gehabt? Cui bono? Wie schon gesagt, die Machtkompetenzen hatte er mit der dauerhaften Diktatur bereits und nutzte sie auch ausführlich. Die Maßnahmen Caesars zeigen aber, daß es sich um eine bewußte Formung des Staatswesens handelte und nicht um eine temporäre Einrichtung eines bestimmten Status Quo. Das heißt, er mußte sich mit dem Gedanken tragen, seinen Maßnahmen eine Zukunftssicherung zu gewähren, und dies konnte natürlich nur gehen, wenn er einen Einfluß auf seine Nachfolge, und zwar in einem langfristigen Rahmen, ausüben konnte. Die Vererbung von Macht ist aber ein Grundgedanke des Königtums (unabhängig von der Frage, daß es Wahlmonarchien gibt), und somit wäre es dem gedanklichen Konzept Caesars durchaus zuzutrauen, daß er den alten Königsbegriff reaktivieren wollte, im Vertrauen darauf, daß der negative Eindruck sich aus uralten historischen Gründen ergab und durch eine neue, von ihm als positiv dargestellte Konnotation neutralisieren könnte.

Es scheint mir aber sinnvoll, noch einen weiteren Aspekt anzusprechen, und das ist eben das Verhältnis Roms zu den Provinzen. Die Erfahrung hatte gezeigt, daß sich die Loyalität gerade der östlichen Provinzen eher auf eine einzelne Person als auf ein abstraktes Staatsgebilde bezog, von einer einzelnen Person erhoffte man sich mehr Schutz gegen Willkür als gegen Beamte eines nicht greifbaren Machtapparates, wie es der Senat ja für die östlichen Provinzen in der Segel war. Die von gottgleichen Königen regierten griechischen Könige waren empfänglicher für einen Herrscherkult, was sich dann sehr schnell beim augusteischen System zeigte, aus dem dann der Kaiserkult als alle Ebenen verbindenes Element herauskristallisierte.
Hatte also Caesar schon ähnliche Gedanken, warum er in den Provinzen als König in der Rechtsnachfolge der Diadochen auftreten wollte? Unwahrscheinlich ist es nicht.
 
Was Du im zweiten Absatz schreibst, vermute ich auch. Beim ersten habe ich allerdings Bedenken:

Es gibt da eine ganze Reihe von Fragen, die gestellt werden müssen. Was ist ein König? Ein Alleinherrscher! Im Gegensatz zu einem Tyrannen ein Herrscher, dessen Macht gesetzlich sanktioniert ist und auf einer rechtlichen Grundlage besteht.
In Caesars Fall wäre aber eher das Gegenteil der Fall gewesen: Die verschiedenen Kompetenzen und die Machtfülle, die Caesar zur Zeit seines Todes hatte, verstießen zwar in mancherlei Hinsicht gegen die Verfassung (z. B. die Dauer der Dictatur), bewegten sich aber doch noch einigermaßen im Rahmen des Herkömmlichen (Konsulat, Dictatur etc.). Die Verleihung der Königswürde aber hätte, sofern sie auch für Rom selbst gegolten hätte, die Verfassung endgültig umgestürzt, insbesondere dann, wenn Caesar die Proklamation durch Teile des Volkes oder seinen Mitkonsul angenommen hätte. Aber auch eine Verleihung durch den Senat ging weit über das hinaus, was mit Recht und Gewohnheit zu vereinbaren war. Es stand also Caesars Dictatur/Tyrannis eher auf einer rechtlichen Grundlage als sein Königtum. Das Königtum war vielen Römern außerdem von Alters her absolut verhasst und wäre von ihnen als viel schlimmer empfunden worden als eine bloß faktische Alleinherrschaft (Tyrannis).

Hätte er aber dazu einen Grund gehabt? Cui bono? Wie schon gesagt, die Machtkompetenzen hatte er mit der dauerhaften Diktatur bereits und nutzte sie auch ausführlich. Die Maßnahmen Caesars zeigen aber, daß es sich um eine bewußte Formung des Staatswesens handelte und nicht um eine temporäre Einrichtung eines bestimmten Status Quo. Das heißt, er mußte sich mit dem Gedanken tragen, seinen Maßnahmen eine Zukunftssicherung zu gewähren, und dies konnte natürlich nur gehen, wenn er einen Einfluß auf seine Nachfolge, und zwar in einem langfristigen Rahmen, ausüben konnte. Die Vererbung von Macht ist aber ein Grundgedanke des Königtums (unabhängig von der Frage, daß es Wahlmonarchien gibt), und somit wäre es dem gedanklichen Konzept Caesars durchaus zuzutrauen, daß er den alten Königsbegriff reaktivieren wollte, im Vertrauen darauf, daß der negative Eindruck sich aus uralten historischen Gründen ergab und durch eine neue, von ihm als positiv dargestellte Konnotation neutralisieren könnte.
Genau das ist für mich aber die Frage, ob Caesar wirklich so langfristig dachte und ein System schaffen wollte, das über seinen Tod hinaus Bestand haben würde.
Sehen wir uns einmal den Punkt mit der Vererbung an: Dafür braucht man einen Erben. Damit beeilte sich Caesar aber nicht übermäßig: Zwar setzte er seinen Großneffen Octavius als Haupterben ein, aber er adoptierte ihn erst testamentarisch und gab sich auch sonst zu seinen Lebzeiten noch keine allzu große Mühe, ihn zum Nachfolger aufzubauen. Das ist schon etwas seltsam, zumal Caesar weder der jüngste noch der gesündeste noch der ungefährdetste war. Stattdessen förderte er potentielle Rivalen Octavius' wie Antonius, Lepidus oder Dolabella, denen er wichtige Positionen und Kommandos anvertraute - dem Dolabella verschaffte er sogar unter Verstoß gegen mehrere gesetzliche Vorschriften (zu jung, keine Praetur) das Konsulat. Da hätte er den Octavius zumindest schon mal zum Quaestor machen können. Grundsätzlich ist es für einen Alleinherrscher zwar gefährlich, jemanden allzu eindeutig zum Nachfolger aufzubauen, aber vom 18-jährigen, zwar intelligenten, aber eher unscheinbaren Octavius hatte er wohl auf absehbare Zeit nichts zu befürchten. Ich bin daher nicht überzeugt, ob Caesar in Octavius wirklich den Erben seiner politischen Stellung sah. Das wirft wieder die Frage auf, ob er seine Stellung wirklich vererben wollte oder aber nicht doch nur Reformen durchführen und (im Unterschied zu Sulla) auf Lebenszeit im Amt bleiben.
Außerdem bringt der Königstitel allein noch nicht viel, er ist nur ein Titel, der erst mit Kompetenzen ausgefüllt werden muss. Der Senat sollte am 15.3.44 aber anscheinend nur beschließen, dass Caesar in den Provinzen den Titel führen durfte. Seine Macht hätte aber weiterhin auf seinen sonstigen Kompetenzen basiert, nicht auf dem Titel. Zur Vererbung seiner Stellung wäre der Königstitel nur tauglich gewesen, wenn er auch in Rom gegolten hätte und die Kompetenzen unmittelbar an den Titel geknüpft worden wären, also zumindest ein Gesetz erlassen worden wäre, das die Kompetenzen eines Dictators unmittelbar und dauerhaft auf den König überträgt. Ob so etwas für die Zukunft noch geplant war, muss Spekulation bleiben.
Alles in allem scheint es mir daher am wahrscheinlichsten zu sein, dass Caesar den Königstitel tatsächlich nur in Hinblick auf seine östlichen Untertanen und Klientelfürsten anstrebte, schon hinsichtlich des Partherfeldzuges.
 
In Caesars Fall wäre aber eher das Gegenteil der Fall gewesen: Die verschiedenen Kompetenzen und die Machtfülle, die Caesar zur Zeit seines Todes hatte, verstießen zwar in mancherlei Hinsicht gegen die Verfassung (z. B. die Dauer der Dictatur), bewegten sich aber doch noch einigermaßen im Rahmen des Herkömmlichen (Konsulat, Dictatur etc.).

Die Kompetenzen vielleicht, aber all die sich steigernden Ehrungen, die Caesar bekam, waren mit republikanisch nicht mehr zu vereinbaren.
Die Verleihung der Königswürde aber hätte, sofern sie auch für Rom selbst gegolten hätte, die Verfassung endgültig umgestürzt, insbesondere dann, wenn Caesar die Proklamation durch Teile des Volkes oder seinen Mitkonsul angenommen hätte.

Stellt sich dennoch die Frage, wie man den Lupercalienvorfall deuten muss. Hat Antonius im Auftrag Caesars gehandelt - wollte man die Stimmung testen? Oder hat er eigenmächtig gehandelt?


Sehen wir uns einmal den Punkt mit der Vererbung an: Dafür braucht man einen Erben. Damit beeilte sich Caesar aber nicht übermäßig: Zwar setzte er seinen Großneffen Octavius als Haupterben ein, aber er adoptierte ihn erst testamentarisch und gab sich auch sonst zu seinen Lebzeiten noch keine allzu große Mühe, ihn zum Nachfolger aufzubauen.

Er wurde aber doch von Caesar sehr früh gefördert: Schon als Zwölfjähriger hielt er auf dem Forum die Leichenrede für Caesars Schwester, er wurde durch Caesar Mitglied im Priesterkollegium der Pontifices, er nahm am Feldzug in Spanien teil und sollte als Reiterführer auch gegen die Parther mit von der Partie sein.
Das ist schon etwas seltsam, zumal Caesar weder der jüngste noch der gesündeste noch der ungefährdetste war. Stattdessen förderte er potentielle Rivalen Octavius' wie Antonius, Lepidus oder Dolabella, denen er wichtige Positionen und Kommandos anvertraute - dem Dolabella verschaffte er sogar unter Verstoß gegen mehrere gesetzliche Vorschriften (zu jung, keine Praetur) das Konsulat.

Ist nur die Frage, ob Caesar Antonius und co als Rivalen Oktavians angesehen hat. Vielleicht waren die aufgrund ihres Alters und ihrer bisherigen Verdienste besser geeignet für Führungspositionen als Oktavian - wobei das nicht für Dolabella passt. Was Caesar ihn ihm gesehen hat, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.
Da hätte er den Octavius zumindest schon mal zum Quaestor machen können.

Vielleicht war das ja für ca. 40 v. Chr. geplant? Wer weiß?
Ich bin daher nicht überzeugt, ob Caesar in Octavius wirklich den Erben seiner politischen Stellung sah.

Zum Erben der politischen Stellung wurde er einfach durch das Testament und die überragende Stellung Caesars.

Zur Vererbung seiner Stellung wäre der Königstitel nur tauglich gewesen, wenn er auch in Rom gegolten hätte und die Kompetenzen unmittelbar an den Titel geknüpft worden wären, also zumindest ein Gesetz erlassen worden wäre, das die Kompetenzen eines Dictators unmittelbar und dauerhaft auf den König überträgt. Ob so etwas für die Zukunft noch geplant war, muss Spekulation bleiben.

Vielleicht war eben auch die Königsstellung in Rom geplant - siehe Lupercalien und die anderen Vorkommnisse. Und erst durch die deutliche Ablehnung im Volke wurde daraus die Idee eines Königstums in den Provinzen. Vielleicht wollte Caesar die Römer so an einen König Caesar gewöhnen, so dass er später auch in Rom akzeptiert worden wäre - vielleicht nach einem erfolgreichen Partherfeldzug? Sehr viele vielleichts - ist eben vieles Spekulation.
 
Stellt sich dennoch die Frage, wie man den Lupercalienvorfall deuten muss. Hat Antonius im Auftrag Caesars gehandelt - wollte man die Stimmung testen? Oder hat er eigenmächtig gehandelt?
Wir werden's nie erfahren ...

Er wurde aber doch von Caesar sehr früh gefördert: Schon als Zwölfjähriger hielt er auf dem Forum die Leichenrede für Caesars Schwester, er wurde durch Caesar Mitglied im Priesterkollegium der Pontifices, er nahm am Feldzug in Spanien teil und sollte als Reiterführer auch gegen die Parther mit von der Partie sein.
Das mit der Priesterschaft sollte man nicht überbewerten. Für einen vornehmen Römer war es nichts Ungewöhnliches, Mitglied eines der zahlreichen Priesterkollegien zu sein. Caesar selbst war auch bereits als Teenager Flamen worden, und Cicero und Antonius waren Augurn. In Octavius' Fall wäre es vermutlich sogar als Zurücksetzung erschienen, wenn ihm sein mächtiger Großonkel keinen Priesterposten verschafft hätte.
Gewichtiger ist da schon die Sache mit der Designierung zum Magister equitum. Allerdings hätte er mit diesem Posten auch erst mit Lepidus und Antonius gleichgezogen, die beide schon als Magistri equitum amtiert hatten.

Zum Erben der politischen Stellung wurde er einfach durch das Testament und die überragende Stellung Caesars.
Das mit dem Testament ist auch so eine Sache: Caesar hatte es erst am 13.9.45 verfasst und bei den Vestalinnen deponiert. Das macht es wohl nicht gerade wahrscheinlich, dass er den Octavius schon länger fix als (zumindest familien- und vermögensrechtlichen) Erben sah, denn sonst hätte er wohl schon früher vorgesorgt. Caesar scheint ohnehin erst kurz davor in Spanien näheres Interesse für Octavius entwickelt zu haben.

Ist nur die Frage, ob Caesar Antonius und co als Rivalen Oktavians angesehen hat. Vielleicht waren die aufgrund ihres Alters und ihrer bisherigen Verdienste besser geeignet für Führungspositionen als Oktavian
Das natürlich. Aber Caesar musste wohl klar sein, dass im Fall seines vorzeitigen Todes Octavius es schwer haben würde, sich gegen diese Männer durchzusetzen, falls sie selbst nach der Macht greifen würden.

- wobei das nicht für Dolabella passt. Was Caesar ihn ihm gesehen hat, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass er ihn als Gegengewicht zu Antonius aufzubauen versuchte, damit es also in der zweiten Reihe hinter ihm mehrere etwa gleich mächtige Männer geben würde, die sich gegenseitig die Waage halten würden, sodass keiner davon zu einer Bedrohung für ihn werden könnte. Dazu würde auch passen, dass sich Antonius und Dolabella nicht ausstehen konnten, also nicht zu befürchten war, dass sie sich gegen Caesar zusammentun würden. Aber letztlich kann man nur spekulieren.
 
Vielleicht hielt Caesar auch Octavian nur für zu jung für die sofortige Übernahme der Macht? In Rom galten alte Männer mehr als junge. Zudem hatte Octavian noch keinen cursus honorum bestritten, und Antonius und Co. dürften auch über wesentlich mehr Einfluss verfügt haben. Es ist anzunehmen, dass Octavian langsam aufgebaut werden sollte. Mit seinem plötzlichen Ableben hat Caesar sicher nicht gerechnet. Sonst hätte er keinen Feldzug geplant. Das Testament war möglicherweise nur für den Fall der Fälle gedacht, der auf einem Feldzug durchaus eintreten kann.
 
Christian Meier schreibt in seiner Caesar Biographie, dass Caesar noch keine klaren in Stein gegossenen Vorstellungen hatte wie seine Alleinherrschaft staatsrechtlich aussehen sollte. Er experimentierte mit verschiedenen Modellen und prüfte ob diese für die Adeligen Römer annehmbar wären, wurde aber ermordet bevor es zu einer finalen Version kam.
 
Dem Eindruck, dass Caesar kein klares Konzept hatte, kann man sich nicht verschließen. Aber dass er mit verschiedenen Modellen experimentiert hätte, kann ich den Quellen nicht entnehmen. Er scheint eher ausprobiert zu haben, wie weit er gehen konnte, indem er sukzessive seine Titel, Kompetenzen und Ehren erweiterte, wobei er allerdings weniger auf den Senatsadel (bei dem ihm wohl klar war, dass ihm Teile davon so oder so feindlich gegenüber standen), sondern mehr auf die Stimmung im Volk Rücksicht genommen zu haben scheint. Für einen Teil des Senatsadels wäre ohnehin nichts annehmbar gewesen, was auf Dauer evident der republikanischen Ordnung widersprach, da dadurch seine eigene Macht eingeschränkt wurde. Für das Volk aber, das der Wirren müde war und ohnehin nur begrenzt an der Macht partizipierte, war eine neue Ordnung eher akzeptabel.
 
Ja, da hast Du recht, das kam wohl von beiden Seiten. Cassius Dio schreibt sogar ausdrücklich, dass anfangs Caesars Gegner die Königsgerüchte verbreiteten, um Caesar unbeliebt zu machen. Auch hinter dem Vorfall mit den Caesar-Statuen sollen Caesar-Gegner gesteckt haben: Caesar-Statuen wurden mit Diademen bekränzt. Zwei Volkstribunen (Lucius Caesetius Flavus und Gaius Epidius Marullus) entfernten sie aber wieder. Caesars Verhalten war aber auch recht zweideutig: Bei einer Rückkehr von Alba nach Rom wurde Caesar von Anhängern als König begrüßt, was beim anwesenden Volk aber so schlecht ankam, dass Caesar rief, er heiße Caesar, nicht König. Als aber die beiden Volkstribunen den, der als erster den Königsnamen benutzt hatte, verhafteten und anklagten, ließ Caesar sie absetzen und aus dem Senat ausschließen. Noch bekannter ist der Vorfall bei den Lupercalien, als Marcus Antonius den Caesar als König begrüßte und ihm ein Diadem überreichen wollte, was Caesar aber zurückwies. Auch hier war das anwesende Volk eindeutig dagegen.
Es war also offenbar wirklich so, dass die Caesar-Gegner die im Raum stehende Königsproklamation nutzten, um gegen Caesar Stimmung zu machen. Ganz aus der Luft gegriffen können die Vorwürfe aber nicht gewesen sein: Die Begrüßung als König beim Einzug in die Stadt kann man noch als spontane Reaktion fanatischer Anhänger abtun. Aber dass der Konsul Marcus Antonius auf eigene Faust, ohne Rücksprache mit Caesar, gehandelt haben soll, ist nicht sehr wahrscheinlich. Es gab also auch von Seiten Caesars bzw. zumindest Teilen seiner Anhängerschaft entsprechende Tendenzen. Lucius Aurelius Cotta, der in der Sitzung am 15.3.44 anscheinend den Antrag stellen wollte, war auch nicht irgendjemand, sondern ein ehemaliger Konsul und ehemaliger Censor und als Quindecimvir sacris faciundis auch eine religiöse Autorität für den Umgang mit den Sibyllinischen Büchern. Dass er seinen Antrag stellen wollte, war im Voraus bekannt, und Caesar hat zumindest nichts dagegen unternommen.
Günstigstenfalls wird man also zum Ergebnis kommen können, dass Caesar zwar nicht selbst die treibende Kraft war, aber die Königsproklamationspläne einiger seiner Anhänger zumindest nicht unterband. Oder aber er steckte selbst dahinter und zauderte nur wegen der ablehnenden Haltung weiter Bevölkerungsteile. Insofern sah er in der Senatssitzung möglicherweise einen Ausweg: Ein Senatsbeschluss hätte seiner Königserhebung Legitimation verliehen und so eventuell manche Kritiker im Volk beschwichtigt, und dass sein Königstitel nur für außerhalb Italiens gelten sollte, hätte die Sache den Römern auch erträglicher gemacht.
Könnte nicht der Auftritt des Markus Antonius und die Reaktion Caesars ein bewustes Zeichen an das Volk gewesen sein , dass Caesar eben nicht König werden wollte ?
 
Wenn, dann ist die Inszenierung aber ordentlich schief gegangen. Bemerkt wurde vor allem, dass Caesar beim Ablehnen eher zögerlich war; es entstand der Eindruck, dass er nur ablehnte, weil das Publikum auf die Krönungsversuche negativ reagierte. Daher glaube ich auch nicht, dass das eine inszenierte Show mit der von Dir vermuteten Intention war. Immerhin wurde durch sie vielen Bürgern vermutlich erst richtig bewusst, dass Caesar König werden könnte, denn die Sache mit den bekränzten Statuen und der Königsbegrüßung bei der Rückkehr aus Alba waren noch vergleichsweise harmlose Vorfälle, aber der Vorfall bei den Lupercalien sprach sich bestimmt in ganz Rom herum.
 
hmm , wenn das volk nach seiner ablehnung jubelte , hat die sache doch ihren zweck erfüllt ? die lebenslange diktatur hat doch auch alle vorteile des königtums , und caesar wusste doch auch dass auf dieses der tod stand !
 
Dem Eindruck, dass Caesar kein klares Konzept hatte, kann man sich nicht verschließen. Aber dass er mit verschiedenen Modellen experimentiert hätte, kann ich den Quellen nicht entnehmen. Er scheint eher ausprobiert zu haben, wie weit er gehen konnte, indem er sukzessive seine Titel, Kompetenzen und Ehren erweiterte, wobei er allerdings weniger auf den Senatsadel (bei dem ihm wohl klar war, dass ihm Teile davon so oder so feindlich gegenüber standen), sondern mehr auf die Stimmung im Volk Rücksicht genommen zu haben scheint. Für einen Teil des Senatsadels wäre ohnehin nichts annehmbar gewesen, was auf Dauer evident der republikanischen Ordnung widersprach, da dadurch seine eigene Macht eingeschränkt wurde. Für das Volk aber, das der Wirren müde war und ohnehin nur begrenzt an der Macht partizipierte, war eine neue Ordnung eher akzeptabel.
ich denke auch , dass er keine lösung für die propleme der repuplik hatte , und auch darum in den patherfeldzug abgehen wollte .
 
Also, ich bin das erste mal hier und ich brauche Hilfe :(
ich finde nichts zum Thema >der Ständekampf zwischen Patriziern und Plebejern<
Also schickt mir bitte einen Link oder was auch immer :)
Danke
 
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