Du hast Askan vor einiger Zeit mal versprochen, etwas über die Kara-Kitai zu schreiben. Es würde mich freuen, wenn Du das gelegentlich nachholen würdest.
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Ja, ich hätte dann auch ein paar digitale Bilder von den Resten von Burana, ihrer Hauptstadt.
So, zurück aus dem Urlaub und ans Werk, also die Kara Kithai:
Prinzipiell bedeutet der Name selbst, Kare = Schwarz, Kithan/Kithai = Kitan die Schwarzen Kitan. Die Kitan waren ein Nomadenvolk aus dem Gebiet der Mandschurei/Inneren Mongolei die sich im 8 und 9 Jahrhundert erstmals geschichtlich bemerkbar machten. Nach der Niederlage des Tang Reiches 751 am Talas gegen die Muslime begann der Abstieg dieses Weltreiches, der aber einige Zeit dauerte. Es kam zu zahlreichen Erhebungen unterworfener Völker und zu Militärrevolten und unter den Aufständischen finden wir auch die Uiguren, die Tanguten, die Thai und die Kitai/Kitan Völker. 790 fiel der Westen des Tang Reiches an das von Tibet aus expandierende Tufan Reich mit seinem Mittelpunkt Lhasa. Die Kitan wiederum wurden von den sich im Nordenwesten und bis in die Innere Mongolei ausbreitenden Uiguren in die Mandschurei verdrängt.
Zwischen 907 und 960, zur Zeit der 5 Dynastien gelang dann zwar noch einmal die Reichserneuerung aber das Reiche teilte sich unter der Sung Dynastie dann in zwei Teilreiche auf, die nördlichen Sung und die südlichen Sung. Ab dem Jahr 917 errichteten die Kitan in der Mandschurei ein zunehmend stärker werdendes Reich, das Reich von Liao. Die nördliche Sung Dynastie war gezwungen, an dieses Reich hohe Tribute zu entrichten, um vor Angriffen verschont zu werden. Obwohl die Kitan von ihrer Herkunft her ein Reiter und Nomadenvolk waren, zivilisierten sie sich im Austausch mit den Nord Sung und bildeten einen regulären Staat mit allen Institutionen aus.
Nach dem Zerfall des Tufan Reiches entstand zudem im heutigen Nordwest China das von Tangutischen Stämmen gebildete Reich der Hisa Hsia das ebenfalls halbnomadisch aber auch mit einer eigenen Stadtkultur auf die Nord Sung Druck ausübte. Nördlich des Liao Reiches aber, vom Fluß Amur kommend wanderten die Stämme der Juchen nach Süden und bedrängten die Kitan wiederum vom Norden her. Um das Jahr 1000 erstarkten die Juchen ganz wesentlich und trotz der Verwaltungsreformen von Shen Tsung 1068 bis 1085 eroberten die Juchen in ununterbrochenem Kampf Stück um Stück ganz Nordchina und unterwarfen sowohl die Nord Sung als auch die Kitan vollständig. Die Stämme der Juchen begründeten dann in der Folge selber ein Großreich, das Reich von Chin im Jahre 1125.
Die Südliche Sung Dynastie konnte sich mit großer Mühe gerade so ihre Selbstständigkeit gegen die Chin bewahren, indem sie die unruhigen und zersplitterten Mongolenstämme auf die Chin hetzte und indem sie hohe Tribute entrichtete. Trotz der völligen politischen Ohnmacht Chinas in dieser Zeit war das Die große Blüte der Chinesischen Kultur, Wirtschaft und Technologie.
Beim Einfall der Juchen nun floh ein Teil der noch halbnomdischen Stämme der Kitan nach Westen und siedelte sich dort südlich des Balkasch See und im Gebiet des Flusses Ili an. Diese Kitan begründeten dort ein neues Reich und wurden dann die Schwarzen Kitan, also die Kara Kithai genannt. Ihre Hauptstadt hieß Balasagun, weitere wichtige Städte wurden Kaschgar und Khotan. Das Reich der Kara Kithai entstand so um 1130 herum und dehnte sich dann ebenfalls aus, bis an die Grenze der Äußeren Mongolei und in das Altai hinein, wegen seiner Lage kontrollierten die Kara Kithai den Handel nach Westen auf der Seidenstraße was ihnen Reichtum und Feinde einbrachte. Sie hatten viel mit den Hsia Hsia, den Kirgisen und den zersplitterten Mongolen zu kämpfen. Im Westen geriet ihr Reich unter den Einfluß des Choswarem Reiches von Samarkand und Buchara aus gingen gewisse Gebiete an den Shah verloren. Dafür unterwarfen die Kara Kithai das Volk der Uiguren vollständig unter ihre Herrschaft und zerstörten seine Kultur.
Und dann kam Chinggis Khan. Als er sich daran machte, die extrem kriegerischen Stämme der Mongolen zu vereinen, führte er auch Krieg gegen den Stamm der Naimanen der von Tayang Khan beherscht wurde. Ein alter Feind von Chinggis, Dschamukha hatte die Naimanen und die Mongolen unter Chinggis Herrschaft in den Krieg gegeneinander getrieben. Die Naimanen wurden in einem kurzen, sehr heftigen Angriff vernichtend geschlagen, allein Dschamukha und dem Sohn von Tayang, Guchuluk Khan gelang es mit wenigen Kriegern zu fliehen. Guchuluk Khan selbst floh nun mit den Resten der Naimanischen Truppen in das Reich der Kara Kithai und wurde dort freundlich aufgenommen. Zu dieser Zeit realisierten die Kara Kithai erstmals, dass in der Steppe eine neue gewaltige Macht im Entstehen begriffen war. Das spielte sich alles wahrscheinlich im Jahr 1204 nach ab.
In der Folge des Vereinigung der Stämme der Mongolen unter seiner Herrschaft rebellierten nun einige Jahre später die Uiguren gegen ihre Herren die Kara Kithai und schlossen sich Chinggis an. In Kara Kithai kam es darauf hin zu Spannungen zwischen verschiedenen Machtfraktionen zu denen auch die Flüchtigen Naimanen unter Guchuluk gehörten. Guchuluk Khan hatte in der Zwischenzeit die Enkelin des Herrschers der Kara Kithai, Gur Khan geheiratet vergalt aber dann dieses Bündnis mit Verrat. Im Jahre 1211 stürzte er seinen Wohltäter vom Thron und ergriff im Reich der Kara Kithai die Macht. Er war nicht nur ein Ursupator sondern auch ein Tyrann und vor allem verfolgte er die in seinem Herrschaftsgebiet lebenden Muslime. Die Muslime und die Kitan selbst riefen darauf hin Chinggis zur Hilfe herbei und so kam es zum Krieg zwischen den Kara Kithai und den Mongolen. Chinggis hatte ja schon den Vater von Guchuluk besiegt und getötet und daher war dieser als echter Mongole ohnehin auf Krieg und Rache aus. Chinggis rief Dschebe Noyon und die mongolischen Armeen, die gerade zur Eroberung von Korea ansetzten aus Korea ab und warf ungefähr
100 000 mongolische Krieger nach Westen. Er stellte auch einige seiner besten Generäle für den Feldzug ab, beteiligte sich aber wahrscheinlich nicht selbst daran.
Die offizielle Begründung für den Feldzug war die Unterdrückung der Muslime und der Verstoß gegen die in der Yasa festgelegte Religionsfreiheit, in Wahrheit ging es um die Kontrolle über den Handel nach Westen und die Seidenstraße und um Guchuluk und die letzten Naimanen endlich auszuschalten. Chinggis befahl für diesen Feldzug persönlich und nachdrücklich, dass jede Plünderung und Vergewaltigung zu unterlassen sei und auch kein Vieh requiriert werden dürfe, die inzwischen schon extrem gefürchteten Mongolen hielten sich daran und gewannen daher schnell das Vertrauen der Kitan unter Guchuluks Herrschaft, in der Folge öffneten viele Städte ihre Tore kampflos und die Mongolen gewannen vor allem auch deshalb so schnell, weil die Kitan schlicht und einfach desertierten und zu ihnen überliefen. Es kam zu keinerlei Zerstörungen und auch zu keinerlei Massenschlachtungen die sonst für mongolische Kriegszüge so typisch waren. Guchuluk mußte daher in der Folge bald fliehen und versuchte auf den Höhen des Pamir seinen mongolischen Verfolgern zu entkommen. Im Tal von Sary-Kol wurde er von den Mongolen eingeholt und im Kampf getötet. Sein Kopf wurde konserviert und an den Onon gesandt zusammen mit den 1000 besten Pferden der Kara Kithai, die diese ihrem neuen Herrn zum Geschenk machten.
Zum raschen Erfolg der Mongolen gehörten sicher auch die vielen Ost Kitan im Gefolge der Mongolen. Auch der berühmte Berater von Chinggis, Yelui war ein Kitan. Die Kitan unter der Knechtschaft der Chin im Osten hofften auf die Mongolen, um Rache an ihren verhassten Unterdrückern zu nehmen und flohen daher schon früh aus dem Gebiet der Chin in die Mongolei und unterstellten sich der Herrschaft der Mongolen. Chinggis erkannte wohl das Potential dieser Konstellation als er als Söldner einige Jahre früher für die Chin gegen andere Mongolenstämme gekämpft hatte und ermunterte die Kitan in ihren Bestrebungen. Im Jahre 1211/1212 kam es dann zu Auseinandersetzungen zwischen den Kitan und den Chin, die Kitan Fürsten versuchten, manipuliert von den Mongolen, die Liao Dynastie wieder zu errichten.
In den Kampf zwischen den Truppen der Chin und den aufständischen Kitan griff dann Chinggis ein und nicht zuletzt dadurch konnte er die Heere der Chin so schnell vernichten. Die Armeen der Chin gerieten in diesem Frühjahr zwischen das mongolische Heer und die Aufständischen Kitan die ihnen den Nachschub kappten und wurden dann zwischen den beiden aufgerieben. Trotzdem waren das sehr schwere Kämpfe, bei denen die Mongolen sich zum Teil sehr schwer taten, bei Shangli mußte sogar Chinggis selbst sei langem wieder einmal in den Kampf eingreifen und wurde dabei durch einen Pfeil verwundet.
In der Folge der Siege der Mongolen erklärten sich die Ost Kitan zu einem eigenen Staat Liao und gleichzeitig zu Vasallen von Chinggis. In der Folge waren die West Kitan, also die Kara Kithai dann eher den Mongolen als ihren Naimanischen Zwingherrn zugeneigt und so viel auch das Kara Kithai Reich kurz darauf an Chinggis.
http://de.wikipedia.org/wiki/Naimanen
Im gegensatz zu dem hier genannten ist es nicht so klar, ob die Naimanen nun ein türkisch-mongolisches Mischvolk oder Teil des mongolischen Volkes waren, die heutigen Kasachen gehen aber vermutlich auch auf die Naimanen zurück.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kitan
http://de.wikipedia.org/wiki/Kara_Kitai