Mythenbildung um die Externsteine

Sepiola

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Mir ist natürlich klar, was du meinst, aber nur weil irgendwelche völkischen Spinner im 19. Jhdt. einen Gegenstand des Kreuzabnahmereliephs der Externsteine zur Irminsûl erklärt haben, ist das mitnichten plausibel. Ein Mythos, der aus mir unerfindlichen Gründen nicht tot zu kriegen ist, obwohl er so dämlich ist, wie er nur eben sein kann.

Je dämlicher ein Mythos, desto hartnäckiger sind seine Verteidiger. Ich bin gerade dabei, in dem 608-seitigen Buch Die Externsteine - Zwischen wissenschaftlicher und völkischer Deutung (Hrsg. Larissa Eikermann, Stefanie Haupt, Roland Linde, Michael Zelle), Münster 2018 zu schmökern.

Als Mythos muss bereits die Idee, in den Externsteinen einen vorgeschichtliches bzw. germanisches Heiligtum zu sehen, angesehen werden. Im Zuge der frühneuzeitlichen Germanienbegeisterung (Wiederentdeckung der taciteischen "Germania", erste Arminius-Biographie 1535* etc.) kam es zu fantasievollen Lokalisierungen germanischer Kultstätten, siehe z. B. den Tanfana-Tempel bei Ortelius (in der Nähe von Almelo NL):

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https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4e/Ortelius_Belgii_Veteris_(2).png

1564 wird erstmals bei Hermann Hamelmann im Zusammenhang mit den Externsteinen die Behauptung fassbar, Karl der Große habe aus einem heidnischen Götzenbild einen gottgeweihten Altar gemacht. Im 18. Jahrhundert tauchen immer mehr krause Hypothesen auf. Christian Gottlieb Clostermeier veröffentlichte 1824 ein Büchlein, in dem er sich mit einem Wust an "fabulös-mythischen Sagen-Aufschlüssen", "Phantasien" und "romantisch-historische Gemählden" auseinandersetzt – dazu rechnet er auch Hamelmanns Mitteilung aus einer dubiosen Quelle –, von denen ich hier nur diejenigen aufzähle, die auf Biegen und Brechen die Externsteine mit Ereignissen zu verbinden suchen, die bei den römischen Geschichtsschreibern zu lesen sind:
  • Bei den Externsteinen soll Arbalo zu suchen sein, wo Drusus eingekesselt und beinahe besiegt worden wäre.
  • Die Externsteine sollen die Altäre sein, auf denen Arminius nach der Varusschlacht die gefangenen römischen Offiziere den Göttern geopfert hat.
  • Der Turm der Veleda soll in den Externsteinen zu suchen sein.
Ebenso wie Clostermeiers klarsichtige etymologischen Bemerkungen ist auch dieses Fazit aus wissenschaftlicher Sicht (knapp 200 Jahre später!) uneingeschränkt gültig:

"Was demnach von der Verehrung heidnischer Gottheiten an, oder auf dem Eggestersteine vorgebracht wird, gründet sich nur auf Hypothesen, welche in keiner Weise gerechtfertiget werden können."​

Nun zum oben erwähnten Band. Burkhard Beyer, Wissenschaft als Herausforderung, resümiert zu diesem Thema:

"Mit zunehmendem zeitlichem Abstand wird die Klärung manchmal erleichtert, manchmal aber auch erschwert. Die Historiker können dann meist kein definitives Urteil mehr fällen, aber sie bleiben aufgerufen, bei sorgfältiger Abwägung aller Argumente die wahrscheinlichste Erklärung, die der Wahrheit vermutlich am nächsten kommt, als solche auch zu benennen. Wir können keine Zeitreise zu den Externsteinen des Jahres 772 unternehmen und nachsehen, ob sich dort nun ein germanisches Zentralheiligtum mit Himmelsobservatorium und Irminsul befand oder nicht. Dennoch müssen Historiker am Ende des Tages Farbe bekennen. Und unter Berücksichtigung aller belastbaren Belege und unter Ausschluss aller Spekulationen lautet die aktuelle Schlussfolgerung, dass die Anlagen an den Externsteinen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Relikte vorchristlich-heidnischer Kulte sind, sondern durchgehend dem christlichen Mittelalter entstammen. Die Felsen selbst können durchaus schon früher ein Ort religiöser Praktiken gewesen sein, doch haben die hier ausgeführten Riten und Rituale keinerlei greifbare Spuren hinterlassen."​

Auch Karl der Große bleibt nach wissenschaftlichem Stand außen vor.

Roland Linde und Ulrich Meier, Wann und in wessen Auftrag wurden die Externsteine-Anlagen und das Kreuzabnahmerelief geschaffen?

Die Anlagen an den Externsteinen sind nach allem wissenschaftlichen Ermessen Schöpfungen der Romanik zwischen der Mitte des 11. und der Mitte des 13. Jahrhunderts. Das kann auf dem heutigen Stand der Forschung mit größerer Sicherheit formuliert werden als je zuvor. Vier Disziplinen kommen mit je eigener Methodik unabhängig voneinander zu weitgehend übereinstimmenden Datierungen, deren gemeinsame Schnittmenge eben dieser Zeitraum ist. Dabei lassen sich zwei Bauphasen unterscheiden: Grottenanlage und Arkosolgrab entstanden wahrscheinlich Ende des 11., Anfang des 12. Jahrhunderts, die Höhenkammer mit der Altarnische und das monumentale Kreuzabnahmerelief als kunstgeschichtlich bedeutendster Teil der Anlagen ungefähr 100 Jahre später.​



* Die Irminsul wird hier als "Arminius-Säule" gedeutet; für die Lokalisierung derselben werden zwei Hypothesen angeboten: Marsberg oder Merseburg. Dagegen ist die Lokalisierung des Saltus Teutoburgensis klar und eindeutig!
 
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Die Externsteine sind Steinwerkzeuge, die die Frostriesen zurückgelassen haben. Oder waren es versteinerte Blitze des Zeus? Oder gar der durch Bonifatius zerbrochene Hammer des Thor?

Jedenfalls kein Hitlertempel.

In der Regel sind Mythen nicht blöd, aber oft unverstanden. Wenn es denn wirklich Mythen sind und kein Blödsinn.
 
Das neuheidnische Blabla aus finsteren Zeiten verdient den Begriff Mythos nicht, und die armen Externsteine können nichts dafür, dass sie von Spinnern heimgesucht wurden und werden.
 
In der Regel sind Mythen nicht blöd, aber oft unverstanden. Wenn es denn wirklich Mythen sind und kein Blödsinn.
Ich verstehe Mythos hier im weiteren Sinn (der auch Dir geläufig ist), sehr bewusst habe ich das Thema in die Rubrik Neuzeit gesetzt.

Prägend für den modernen Externsteine-Mythos wurden die völkischen Thesen des Hobbyforschers Wilhelm Teudt. Dieser verfocht ab den 1920er Jahren die These einer mehrere Jahrtausende alten germanischen Hochkultur, deren religiös-kulturell-wissenschaftliches Zentrum er in der Gegend um die Externsteine zu sehen glaubte. Diese Hochkultur sei dann leider von Karl dem Großen um 800 plattgemacht worden, das Wissen um sie seither von Kirche und Wissenschaft unterdrückt worden. O-Ton Teudt:

"Das deutsche Volk hat sich im römischen Reiche deutscher Nation fremder Geistesherrschaft unterwerfen lassen, zu deren Rüstzeug die Geschichtslüge vom germanischen Barbarentum gehörte. Sie fraß sich ein als Lehre der Kirche und der Wissenschaft. Sie wuchs sich aus zu einem sakrosankten Bestandteile der Weltanschauung. Sie wurde mit schützenden Flügeln bedeckt und gepflegt von allen undeutschen Mächten und Strömungen, die zu irgendwelchen Zeiten am Werk waren, sich über das deutsche Volk zu erheben, sei es daß diese Mächte von außen herüberfluteten oder als Neidingsmächte aus Niederungen des eigenen Volkes emportauchten."​

Solche Thesen waren in völkisch-esoterischen Kreisen populär, ich erinnere nur an Guido List. Auch die meisten Thesen zu den Externsteinen, die Teudt zusammenmontierte (Standort des Veleda-Turms, Standort der Irminsul etc.) waren nicht neu. Was Teudt beisteuerte, waren phantasievolle Deutungen natürlicher und menschengemachter Landschaftsmerkmale der Umgebung; so glaubte Teudt in der Umhegung eines neuzeitlichen Gutshofes "astronomische Linien" zu erkennen, woraus er auf die Existenz einer astronomischen "Gelehrtenschule" bereits im Jahr 1850 vor Christus schloss. Traf sein Blick in die Landschaft auf Erhebungen, dann musste es sich um "Bergheiligtümer" handeln, eine ebene Fläche hingegen entpuppte sich als Rennbahn für Pferde- oder Wagenrennen etc.

Teudts Thesen wurden von den Fachwissenschaftlern einhellig abgelehnt, doch Teudt war gut vernetzt und versammelte in der "Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte" einen Fanclub, der für Publicity und politische Kontakte sorgte. Seit Februar 1933 hatte Teudt die Unterstützung der neuen nationalsozialistischen lippischen Landesregierung sowie des Gauleiters. Schnell reiften Pläne, die Externsteine als Kulturdenkmal einer überlegenen Rasse propagandistisch aufzumotzen; so wurde im Frühjahr 1934 die Externsteine-Stiftung gegründet: "Zum Ehrenvorsitzenden wurde Gauleiter Meyer bestimmt, die Interessen der Lippischen Landesregierung wurden durch Oberregierungsrat Oppermann vertreten, der der Vorsitzende es Vorstandes war, der Bürgermeister von Horn saß mit im Vorstand, und für die 'Vereinigung' waren Wilhelm Teudt und der Landeskonservator Vollpracht in den Beirat des Vorstandes berufen."* Und wer saß noch im Vorstand der Stiftung? Heinrich Himmler, der bekanntlich auf jeden pseudowissenschaftlichen Unfug abfuhr.

Teudt erging es ähnlich wie vielen anderen Hobbywissenschaftlern, die von Himmler hofiert wurden. Er stieg im "SS-Ahnenerbe" zum Leiter der "Pflegestätte für Germanenkunde auf", Hitler verlieh ihm im April 1936 den Professorentitel, doch bereits im Frühjahr 1938 wurde er von Himmler wieder abgesägt, "indem er Teudt wegen 'Unsachlichkeit und der krankhaften Art, Streit zu suchen', aus seiner Wissenscahftsorganisation ausschloss. Eine 'vollständige Lösung oder Trennung von Teudt' strebte das 'Ahnenerbe' dabei allerdings nicht an, unter anderem, da Himmler persönlich sowohl die Inhalte als auch die Methodik Teudts schätzte."**

1934/35 wurden Ausgrabungen an den Externsteinen durchgeführt, die allerdings fachlich eklatante Mängel aufwiesen; die Grabung war unsystematisch, die Dokumentation unzureichend. "Teilweise sind die Angaben zum Ausgrabungsbefund in den Fotos, Zeichnungen und Veröffentlichungen so widersprüchlich, dass diese selbst von archäologischen Laien [...] wahrgenommen und kritisiert wurde." ***

Grabungsleiter war Julius Andree, der zwar keine einzige einwandfrei germanische Spur feststellen konnte, aber opportunistisch genug war, dennoch gewagte spekulative Deutungen im Sinne Teudts vorzulegen. Da wurde es auch den überzeugten Nazis unter den Fachkollegen unwohl, doch wagte niemand einen frontalen Angriff. "So zeigt die Entwicklung zwischen Herbst 1934 und Frühjahr 1935, dass mittlerweile zwei nationalsozialistische wissenschaftliche Lager entstanden waren: Eine Gruppe um Reinerth, die öffentlich eine Annäherung an Teudt durchführte, andererseits aber bei den politischen Stellen versuchte gegen Teudt zu arbeiten. Die zweite Gruppe um Tackenberg, Wiegers und von Richthofen, die eine Widerlegung der Andreeschen Grabungsinterpretationen anstrebte und die sich bemühte, dies unbemerkt vom Amt Rosenberg zurchzuführen. Ideen- und Impulsgeber war hierbei der konservative Detmolder Gymnasiallehrer Emil Altfeld."****

Immerhin kam es zu einer Überprüfung der bisherigen Untersuchungen vor Ort durch den Archäologen Fritz Wiegers im März 1935. In einer internen Besprechung teilte Wiegers mit, "dass Andree in seinem Grabungsbericht so gut wie nichts Germanisches bewiesen hätte."***** Es wurde aber dafür gesorgt, dass davon nichts an die Öffentlichkeit drang.
Für die Öffentlichkeit wurden die Externsteine albald "germanisch" hergerichtet, Juden wurde der Zutritt verboten, die erste Sonnwendfeier wurde am 21. Juni 1935 abgehalten.


* Uta Halle, "Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch" – Prähistorische Archäologie im Dritten Reich, Bielefeld 2002, S. 180
** Julia Schafmeister, Wilhelm Teudts völkische Deutung der Externsteine, in: Die Externsteine - Zwischen wissenschaftlicher und völkischer Deutung, S. 320
*** Halle, S. 195
**** Halle, S. 248
***** Halle, S. 255
 
Ich habe im Zitat auf den weiteren Sinn angespielt. Anscheinend wird der zweite Satz heute nicht mehr verstanden.

Er bedeutet u.a., dass auch Blödsinn zusammen mit richtigen Mythen als Mythen bezeichnet wird.
 
Ich bin gerade dabei, in dem 608-seitigen Buch Die Externsteine - Zwischen wissenschaftlicher und völkischer Deutung
Ich habe mir gerade das Digitalsat "Die Externsteine als Tummelplatz der Schwarmgeister" von Erich Kittel aus Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 1965 angetan. Das Werk ist sicher nicht gerade neu aber bietet einen guten Überblick zu (Miss)Deutungen bis ins Jahr 1965. S. (27) 25
Gänzlich neu war mir, dass es im Jahr 1955 eine Schändung an dem Kreuzabnahmerelief gegeben haben muss:
"Von unbekannt gebliebenen Tätern wurden in der Nacht zum 12. Januar die Gestalten der Kreuzabnahme geschwärzt, die angeblich geknickte Irminsul versilbert, neben die von der Schwärzung verschonte Drachendarstellung das Wort "Siegfried!!!" geschrieben und an anderer Stelle noch "Deutschland erwacht" neben einem aufgerichteten "Irminsul"-Symbol angebracht."
Lippische Landesbibliothek / 33 (1964) [7]

Das neuheidnische Blabla aus finsteren Zeiten verdient den Begriff Mythos nicht, und die armen Externsteine können nichts dafür, dass sie von Spinnern heimgesucht wurden und werden.
offtopic:
Ich habe mich in den 90ern dort auch öfter zur Walpurgnisnacht und Sommersonnenwende rumgetrieben. Anlass war jedoch nicht ein irgendwie geartetes religiöses Interesse oder Germanentümelei, sondern dass man dort zwangslos viele Menschen treffen konnte, die gerne trommelten oder Didgeridoo spielten. Neben Musik spielte auch der Rausch in schöner Landschaft, Feuerspucker und das Übernachten im Freien eine Rolle - und das ohne Eintrittsgeld.
Aber es stimmt schon man konnte dort die unterschiedlichsten Spinner sehen, vom Neuheiden bis zu - leider auch - Neonazis. Zunehmende politische Gewalt und der schwere Unfall* eines feiernden Handwerksgeselle auf der Walz und auch die zunehmende Vermüllung in einem Naturschutzgebiet veranlassten mich, den "Partys" dort fern zu bleiben.

*Der betrunkene Geselle war vorher in eine lautstarke Auseinandersetzung mit offenbar Rechtsextremen geraten. Als ich mit Freunden Richtung "obere Kapelle" die Steine emporstieg (das war damals auch nachts möglich), konnte man auf der Feierwiese abgewandten Seite das Blaulicht und die Notfallscheinwerfer von Rettungsfahrzeugen sehen, die sich um jemanden kümmerten, der offenbar die Felsen heruntergestürzt war. Man konnte an der "Kluft" erkennen, dass der "Verunfallte" der Geselle auf der Walz war. Ich weiß nicht, ob er überlebt hat, ob es tatsächlich ein Unfall war oder ihn jemand mit Absicht runtergeschubst hat.
 
Ich habe im Zitat auf den weiteren Sinn angespielt. Anscheinend wird der zweite Satz heute nicht mehr verstanden.

Er bedeutet u.a., dass auch Blödsinn zusammen mit richtigen Mythen als Mythen bezeichnet wird.

Was ich in der Tat nicht verstehe: Wem meinst Du das erklären zu müssen?
Aber ich muss nicht alles verstehen.

Wenn wir von neuzeitlichen Mythen sprechen, schätze ich den Blödsinn-Anteil als ziemlich hoch ein. Ich vermute, die meisten neuzeitlichen Mythen würdest Du folglich nicht als "richtige" Mythen bezeichnen. Von ihren Anhängern werden sie gleichwohl heißen Herzens geglaubt.
 
Nun, dir, weil du mir erklären wolltest, das es die weitere Bedeutung gibt. Daraus ist zu schließen, dass du meine Aussage nicht verstanden hast. Unerwartez, aber schließlich haben wir alle unsere schlechten 5 Minuten.
 
Ich habe mir gerade das Digitalsat "Die Externsteine als Tummelplatz der Schwarmgeister" von Erich Kittel aus Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 1965 angetan. Das Werk ist sicher nicht gerade neu aber bietet einen guten Überblick zu (Miss)Deutungen bis ins Jahr 1965.

Vielen Dank, dann kann ich die völkischen (Mathilde Ludendorff, Herman Wirth etc.) und anthroposophischen (Hans Gsänger) Schwarmgeister der Nachkriegsjahre überspringen und gleich mit den 1960er Jahren weitermachen. 1963 trat der Volksschullehrer Walther Machalett erstmals mit einem Vortrag "Die Externsteine – das Zentrum des Keltentums, ein Wendepunkt in der Vor- und Frühgeschichte des Altertums" in Erscheinung. Siehe Stefanie Haupt, Walther Machalett und die Entstehung des „Forschungskreises Externsteine“:
http://www.rosenland-lippe.de/wp-content/uploads/2017/12/Rosenland-15.pdf

Machaletts (unvollendet gebliebenes) "opus magnum" umfasst 6 Bände mit jeweils ca. 400 Seiten; der vielsagende Titel lautet "Die Externsteine – Das Zentrum des Abendlandes. Die Geschichte der weißen Rasse." Nun waren es also die Kelten, die an Stelle der etwas anrüchig gewordenen Germanen die Hochkultur der weißen Rasse repräsentierten.
Machaletts bahnbrechende Entdeckung ereignete sich, als er über einer Landkarte saß und "wie von Druidenhand geführt" eine gerade Linie von der Cheopspyramide zu den Externsteinen zog. Und als er nun eine zweite und eine dritte Linie zog, siehe, so erschien auf der Landkarte ein Dreieck! Also eine zweidimensionale Abbildung der Cheopspyramide!! Der dritte Punkt lag im Atlantik, in der Gegend der Islas Selvagens. Das konnte nur eines bedeuten: Der Wegweiser nach Atlantis war gefunden!!! Wenn man nun die Linien absucht, findet man allerhand bewohnte wie auch unbewohnte Örtlichkeiten. Es gibt auch nicht wenige Berge, die sich auf dieser Linie befinden, und zweifellos muss es sich bei diesen Bergen um hochbedeutende prähistorische Kultorte gehandelt haben. Ein Dreieck lässt sich in unendlich viele weitere Dreiecke unterteilen, dadurch ergeben sich zahllose weitere Linien, und auch auf diesen Linien wurde Machalett fündig. Weitere Beweise lieferten Untersuchungen mit Hilfe der Wünschelrute, die penible Auswertung der von der Schulwissenschaft sträflich vernachlässigten "Quellen" – neben Platons Atlantis auch plumpe Fälschungen wie die "Ura-Linda-Chronik" oder die "Chronicles of Eri". Auch die Welteislehre fand in diesem Gedankengebäude ihren gebührenden Platz.

Auch um Machalett sammelte sich rasch eine Fangemeinde in Gestalt eines "Forschungskreises"; im Mai 1967 wurde eine erste Tagung veranstaltet. Die Tagungen finden seither jährlich statt, die letzte war gerade vor einer Woche. Dem Text zu den Exkursionen nach zu schließen, ist man inzwischen wieder eher germanentümelnd orientiert:
Es gibt etliche Indizien, welche dafür sprechen, dass das mythische “Idafeld” als der zentrale Versammlungs- und Beratungsplatz der Asengötter auf diesem ovalen Höhenplateau des Stemberges zu verorten ist. Hier, auf diesem lippischen “Olymp”, lag einst der geistesgeschichtlich-sakrale Schauplatz der mündlich tradierten Uredda. In dieser spirituellen Tradition stehend, ist deshalb auch die sächsische Irminsul-Anlage als die zentrale Thingstätte der Sachsenstämme auf dem ovalen Höhenplateau des Stemberges zu verorten.
Im Fokus unserer Quellenwanderung steht der trigonale Ostabhang des Stemberges mit seinen sehr besonderen hydrologischen Qualitäten. Im germanischen Altertum befand sich hier ein Heiliger Hain, welcher - analog der Pyramidenseite des Ostabhanges - einen dreieckigen Grundriß besaß. [...] An der oberen Spitze des dreieckigen Heiligen Hains stand um die Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. jener heilige Weltenbaum, welcher später in der nordischen Mythologie der Edda einging als die berühmte „Weltesche Yggdrasil“. Und darum wurde seit dem 4. Jahrhundert nach Chr. dieser prädestinierte Ort zu jenem Kultplatz auserwählt, wo im Rahmen einer Naturtempelanlage die legendäre „Weltsäule der Irminonen“ stand, heute besser bekannt unter dem Namen „Irminsul“.
Allerdings legte Machalett von Anfang an Wert darauf, seine Forschungsgemeinschaft ideologisch nicht zu binden, abgesehen von der Abgrenzung gegenüber der etablierten Wissenschaft, deren Verschwinden er prophezeite: "Es entsteht eine freie und nach keiner Seite hin gebundene Forschung, die eines Tages veraltete und erstarrte Institutionen abzulösen hat." Völkische, neuheidnische, esoterische Beiträge jeglicher Couleur waren also willkommen. Auch Erich von Däniken wurde mal zu einem Gastvortrag eingetragen. Machalett starb 1982, die Themenfelder "Strahlen, Ruten und Pendeln", Atlantis, Pyramiden, Gralsmythos, Runenokkultismus, Edda, Arminius und Irminsul wurden beibehalten. Der Machalett-Forschungskreis trägt heute den Namen Forschungskreis Externsteine e.V., das Vorstandsmitglied Matthias Wenger bemüht sich um Distanz zu Neonazismus und Rassismus und will auch einen beträchtlichen Teil der Kernthesen Machaletts heute nicht mehr gelten lassen.
http://forschungskreis-externsteine...r_Machalett_Spurensuche_Gesamttext_Online.pdf
(Dieses pdf konnte ich gestern noch einsehen, heute lässt es sich leider nicht mehr öffnen, egal welchen Browser ich verwende.)

Dass die Externsteine ein uralter Kultplatz und "Kraftort" seien, bleibt allerdings ein unhinterfragbares Dogma.
 
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Merkwürdig: Safari und Android13 schaffen es bei mir momentan nicht, das zu öffnen.
Keine Ahnung, woran das liegt, wenn Ihr andere PDFs öffnen könnt,(ansonsten Adobe Reader downloaden) die Datei (5,1 MB) ist jedenfalls i.O. Sie wurde 2016 oder zuvor erstellt, ist also softwaremässig nicht der allerletzte Schrei. Vielleicht zu Hause auf dem Desktop versuchen?
 
Hatte jetzt mit Chrome keine Probleme. Ansonsten kann man PDFs gleichzeitig downloaden und dann beim Rechtsklick das Programm auswählen, das es öffnen soll.(Reader bspw.)
Bei mir scheitert schon der Download, auch mit Chrome. Egal ob PC oder Smartphone. Nach ca. 1,5 MB ist Schluss. Und wie gesagt gestern abend hat es noch funktioniert.
 
Bei mir scheitert schon der Download, auch mit Chrome. Egal ob PC oder Smartphone. Nach ca. 1,5 MB ist Schluss. Und wie gesagt gestern abend hat es noch funktioniert.
Gut, hier noch ein Tipp (da es bei Euch gestern noch funktioniert hat): Programmierer begrenzen manchmal den Zugriff auf Downloads (jedenfalls bei Bildern und vielleicht auch bei PDFs) auf eine bestimmte Dateigröße. Gespeichert wird die heruntergeladene Menge meist userseitig in den Cookies. Löscht man diese (oder je nach Browser: leert den Cache Speicher oder löscht die Browserdaten), wird die Menge wieder auf Null gesetzt. :cool:
 
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dito.
An der Dateigröße kann es nicht liegen, denn ich verwende nicht nur gelegentlich sehr viel größere pdfs als die 5,1MB - Safari bleibt beim öffnen hängen, Android13 5.1 will auch nicht.
Doch kann es u.U., da jede Website ihre eigene Menge festlegen, und dies sogar auch von der Download-Geschw. abhängig machen kann. 6–7 MB wären allerdings extrem knauserig…
 
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