Ein großer Unterschied ist natürlich, dass römische Legionäre und Auxiliare ein erheblich umfangreicheres Spektrum an Aufgaben hatten, als spätere Soldaten. Der römische Staatsapparat kam mit erheblich geringerem Personal aus als moderne Staaten. Dies wurde teilweise dadurch ausgeglichen, dass man das Militär in Friedenszeiten für alles Mögliche verwendete. Wie von Riothamus bereits beschrieben, fiel darunter der Straßenbau. Aber auch der Bau von öffentlichen Gebäuden und die Arbeiten im Steinbruch gehörten dazu. Wenn man Morgen einen Panzergrenadier der Bundeswehr zum Steinebrechen abkommandieren würde, stände sofort der Wehrbeauftragte und wer noch vorm Kasernentor.
Vollkommen richtig, allerdings halte ich die Bundeswehr (aus eigener Erfahrung) nur bedingt für einen geeigneten Maßstab. Und letztlich wird auch von modernen Armeen Straßen-, Brunnen-, Brückenbau sowie der Bau von Schulen u.ä. geleistet, das sieht man in all den Gebieten, in denen aktuell westliche Armeen eingesetzt werden (Afghanistan, Irak, Mali usw.).
Letztlich wollte ich darauf hinaus, dass sich weder die Menschen damals, noch ihre Lebensweise so extrem von heute unterschieden haben, wie das teilweise suggeriert wird. Das waren schließlich alles keine außerirdischen Lebensformen auf einem fremden Planeten. Und ich wage auch zu behaupten, dass nicht wenige Menschen heutzutage immernoch unter ähnlichen einfachen Bedingungen leben, wie damals (und viele sind damit auch zufrieden und leben deswegen auch nicht kürzer). Wir sollten unsere westliche Großstadt-Wohlfühlgesellschaft nicht als grundlegenden Maßstab nehmen.
Um zum Thema zurückzukommen, wir haben hier drei verschiedene Fragestellungen:
1. Wie alt konnte ein römischer Legionär in germanischer Gefangenschaft werden?
2. Wie alt konnte ein römischer Legionär unter langjährigen Feldzugbedingungen werden?
3. Wie alt konnte ein römischer Legionär in längeren Friedenszeiten werden?
Schon anhand dessen dürfte man, selbst wenn man einige verlässliche Anhaltspunkte hätte, auf völlig unterschiedliche Ergebnisse kommen, die sich nicht pauschalisieren und verallgemeinern lassen. Und alle drei Fragen kann man sogar noch in Unterfragen aufgliedern, da nicht jeder Gefangene gleich behandelt wurde und auch nicht jeder Legionär im Feldzug die gleichen gefährlichen Aufgaben hatte. Selbst in Friedenszeiten waren Legionäre vielfach mit unterschiedlichen Aufgaben betraut (wie hier bereits verschiedentlich erwähnt wurde). Man denke nur an die Immunes. Daraus ergeben sich völlig unterschiedliche Lebensrisiken, die Einfluss auf die Lebenserswartung hatten.
Ist es also wahrscheinlich, dass römische Kriegsgefangene aus der Varusschlacht nach vierzig Jahren noch lebten? Ja na klar, es wird ja davon berichtet. Daraus allerdings ableiten zu wollen, wieviele Legionäre oder auch Zivilisten in Gefangenschaft gerieten, ist, denke ich, nicht möglich, da es zuviele unbekannte Variablen gibt.