Die eigentlich spannende Frage ist meiner Meinung die nach der Kultur. Mit Kultur meine ich jetzt nicht die Mundflora.
feif:
Zum Nachweis der Ernährung ist die Naturwissenschaft natürlich gefragt, aber sie kann nicht das Verhalten der Menschen erklären.
Die Wissenschaftler und Journalisten scheinen dem Neandertaler durch und durch rationale begründete Ernährungsgewohnheiten zu unterstellen. Sie ernähren sich, von dem, was ihre Umwelt hergibt und essen - anders als moderne Menschen - genau das, was für sie gesund ist.
Von der Salizylsäure und dem Penicilin wusste der Neandertaler sicherlich nichts. Dass er sich der Wirkung von Heilpflanzen überhaupt bewusst war, ist bereits eine Unterstellung. Genauso gut könnte man behaupten, die Neandertaler von El Sidrón hätten versucht sich durch ihre Pinienkerndiät zu entschlacken.
Was sich der Neandertaler dabei gedacht hat, werden wir nie herausfinden. So ergibt sich ein weites Spielfeld aktuelle Deutungsmuster in diese Vorgeschichte zu übertragen. Vielleicht wollten alle Neandertaler auch einfach nur gluten- und laktosefrei leben, denn das ist der kleinste gemeinsame Nenner zwischen Fleisch-, Fisch- und Pinienkerndiät.:rofl:
Von
homo sapiens wissen wir aber ganz genau, dass seine Ernährungsgewohnheiten völlig irrational begründet sind, häufig sogar esoterisch begründet. Totem und Tabu bestimmen die Speisekarte der Menschen. Warum sollte das bei Neandertalern anders gewesen sein. Vielleicht war das Nashorn für die Neandertaler in Spanien einfach ein Tabu - ähnlich wie Hundefleisch bei rezenten Deutschen.
Ebenso kann die Fixierung auf Großwildjagd bei anderen Neandertalergruppen kulturelle Gründe. Bei
homo sapiens ist die Jagd auf möglichst große und gefährliche Tiere das ideale Spielfeld die eigene Männlichkeit zu profilieren. Wahrscheinlich jagten die Neandertaler die Wollnashörner auch nur wegen der potenzfördernden Hornsubstanz und der Nashornbraten war nur ein willkommenes Nebenprodukt. Der ethnologische Vergleich mit rezenten Nashornjägern spricht jedenfalls dafür.:fs: