ich denke, da kommt auch zum Tragen, dass antike Kriegsschiffe schnell zu bauen waren und ohnehin keine lange Lebensdauer hatten. Solange man genügend Geld und Ressourcen hatte, konnte man auch nach schweren Niederlagen einfach immer neue Schiffe bauen. Vermutlich war da für die Römer auch eher das Problem, dass man auch erfahrene Besatzungen benötigte.
Das dürfte für Rom eigentlich kein besonders großes Problem gewesen sein.
Der römische Machtbereich umfasste ja damals bereits mehr oder weniger ganz Mittel und Unteritalien. Also ein relativ dicht bevölkertes Gebiet, mit einer relativ langen Küstenlinie, entsprechend viele Einwohner dürfte es gehabt haben, die mit der Seefahrt grundsätzlich vertraut waren und die sich von zivilen Seefahrern zu Besatzungen der Kriegsschiffe umfunktionieren ließen.
Venezianer und Genuesen sowie später Portugiesen, Holländer und Engländer brauchten dagegen lange Zeiträume, um in der Seehierarchie an die Spitze vorzurücken.
Venedig, Genua, Pisa, Livorno und andere italienische Seestädte, waren Stadtstaaten mit zunächst sehr limitierten Ressourcen, weil sie zunächst, wenn überhaupt nur ein sehr kleines Hinterland kontrollierten.
Mit ein paar tausend Einwohnern und eigentlich ohne im großen Stil absolut notwendige Ressourcen wie Holz für den Schiffsbau zur Verfügung zu haben, baut man keine gewaltigen Kriegs- oder Handelsflotten auf.
Um das aufbauen zu können, mussten erstmal entsprechend Ressourcen erschlossen werden. Genua schaffte es sukzessive Ligurien unter Kontrolle zu bringen und sich auf Korsika festzusetzen, was eine gewisse Basis schuf, Venedig konnte sich am Anfang des 13. Jahrhunderts zunächst in Albanien und auf Kreta festsetzen und damit die ressourcentechnischen Grundlagen des "stato da mar" schaffen, die dann weitere Expansion ermöglichten.
Hinzu kommt, dass sich beide Akteure zunächst auch aus dem Schatten anderer Akteure heraus entwickeln mussten.
Neben lokaler Konkurrenz (toskanische Seestädte, Krichenstaat, Neapel-Sizilien) hatten sich diese beiden Akteure natrülich auch mit den Machtansprüchen der Römisch-Deutschen Kaiser und vor allem im Fall Venedigs auch des Byzantinischen Reiches in der Adria auseinander zu setzen.
Mit der zunehmenden Schwächung der Macht der Römisch-Deutschen Könige und Kaiser am Ende der Stauferzeit und danach, so wie dem weitgehenden Zusammenbruch des byzantinischen Machtbereichs im Zusammenhang mit dem 4. Kreuzzug und dem "Mongolensturm", der Mitte des 13. Jahrhunderts das Königreich Ungarn und Teile Kroatiens verwüstete, ergab sich ein Machtvakuum in Italien, der Adria und der Ägäis, dass diese beiden Akkteure, vor allem aber Venedig ausnutzen konnten und Venedig schafft es dann auch zu Beginn des 15. Jahrhunderts mehr oder weniger in Rekordzeit sich eine massive territoriale Basis in Oberitalien zu schaffen, die das ressourcentechnische Rückgrad der venezianischen Seemacht nochmal massiv stärkte.
Die Niederländer unterschätzt du brutal.
De facto erlebt der niederländische Schiffsbau bereits im Spätmittelalter einen massivenn Aufschwung und in kürzester Zeit dominieren niederländische Reeder das gesamte Transportgeschäft zwischen der Ostsee und Westeuropa.
Ein Großteil des Handels in diesem Gebiet bleibt im Spätmittelalter zwar noch in der Hand niederdeutscher/hansicher Kaufleute, die das Kapital stellen, aber der Transport wird schon im ausgehenden Mittelalter überwiegend von Schiffsraum aus den Niederlanden bestritten.
In Sachen Handelsdominanz fingen die niederländischen Provinzen bereits an eine massive Rolle zu spielen, bevor sie sich vereinigen und von Habsburg lossagen konnten, nicht unbedingt als genuin militärische Macht, die sich irgendwo ein überseeisches Imperium oder exklusive Handelskolonien aufgebaut hätte, aber als wirtschaftliche Akteure.
Auch danach legten die Niederländer, was Schiffbau und Handelsentwicklung angeht eine ziemlich erstaunliche Entwicklung hin, wenn man bedenkt, wie enorm Reich dieses Gebiet dadurch im Laufe des 17. Jahrhunderts wird, trotz Dauerauseinandersetzung , mit den größeren Nachbarn und trotz der internen Rivalität der einzelnen Admiralitäten.
Die wirtschaftliche Machtstellung die die Niederlande sukzessive vor allem in Ceylon und im indonesischen Archipel erreichten, so wie auch das absolute Monopol im Handel mit Japan, seit dem Begin des Tokugawa-Bakufus, sind durschaus eine äußerst beeindruckkende Leistung für ein Land mit einer relativ schmalen Ressourcenbasis und das in relativ kurzer Zeit.
Portugal brauchte vor allem deswegen einige Zeit um sich zu einer veritablen Seemacht zu entwickeln, weil es sich auf die Indien-Route um Afrika herum konzentrierte, anstatt zu versuchen auf den etablierten Handelsrouten mitzumischen. Das war der Versuch sich durch Konkurrenzvermeidung ein eigenes Geschäftsfeld zu schaffen.
Rein von seinen maritimen Kapazitäten her wäre Portugal sicherlich im 15. Jahrhundert in der Lage gewesen einen Teil des Handels auf den etablierten Routen an sich zu ziehen, aber das wurde nicht forciert.
Die Konzentration auf die außereuropäischen Gebiete hingegen war ein Unterfangen, dass zunächst erstmal teuer war und zu beginn wenig einbrachte.
Trotzdem schaffen es die Portugiesen allerdings im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert relativ zügig sich zwischen Ostafrika und Indien festzusetzen und für annähernd 100 Jahre den Handel auf dem indischen Ozean zu dominieren.
England (oder jedenfalls große Teile davon) hat in Sachen Entwicklung einer Seemacht im Grunde genommen 2 große Hindernisse auf seinem Weg gehabt:
1. Sein Dauerkonflikt mit Frankreich und dem notorisch mit Frankreich alliierten Schottland.
2. Seine geographische Lage und ein mindestens zum Teil nicht besonders gut entwickeltes Gewerbe.
Der notorische Konflikt zwischen den englischen und französischen Königen wegen der Besitzungen der englischen Krone in der Normandie, in Aquitanien und der Guyenne musste den englischen Handel auf dem Kanal immer wieder beeinträchtigen und ein massives Hindernis darstellen.
Wir betrachten Großbritannien heute vor allem als Inselreich, dass als solches zur Seemacht prädestiniert war, dabei darf man allerdings nicht vergessen dass es das nicht immer schon war, sondern erst wurde, als im 15 und 16 Jahrhundert der Festlandbesitz der britischen Krone verloren ging.
Vorher war das englische Königreich durchaus auch eine festländische Macht und es wurden erhebliche Ressourcen aufgewendet um die Territorien auf dem Festland zu verteidigen und sich auf der britischen Hauptinsel selbst mit den Schotten auseinander zu setzen. Die Notwendigkeit die Landmacht auszubauen, band natürlich aber in gewissem Maße Ressourcen, die demeentsprechend nicht wie anderswo in den Ausbau maritimer Kapazitäten fließen konnten.
Das 2. Problem ist, das große Teile Englands, so wie Wales vor der Entdeckung Amerikas und bevor damit die Atlantikrouten relevant wurden, platt gesagt am A...... der Welt liegen, was den Handel betrifft.
Der europäische Handel lief vor allem entlang der kontinentalen Küste. Die südlichen Regionen Englands, Kent, Sussex, London, Teile von East Anglia, Essex, Hampshire, Dorset, Devon, Cornwall, vielleicht noch Gloucestershire und die Südküste von Wales lagen da vielleicht noch einigermaßen nah drann, aber der gesamte Norden Englands lag ein gutes Stück abseits der Europäischen Haupthandelsrouten, was für den Aufbau einer prosperierenden Wirtschaft nicht unbedingt besonders von Vorteil war.
Hinzu kommt, dass das englische Gewerbe in Sachen Produktionstechniken nicht unbedingt führend war. England übernimmt ab der FNZ eine starke Position im Textilgewerbe, aber im Mittelalter ist das Zentrum dieser Produktion zunächst vor allem in der Champagne (Champagne-Messen) und später in Flandern und Brabant und zunhemend Holland beheimatet.
England hängt da lange Zeit hinterher. Nordengalnd als Region war zwar ein wichtiger Produzent von Wolle (Schafszucht gehörte zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen dieser Region), konnte aber in Sachen Verarbeitung zunächst nicht besonders gut konkurrieren und lieferte von dem her vor allem Rohstoffe.
Das kann man in dieser Form nicht völlig generalisieren, in Südengland mögen die Dinge etwas anders ausgesehen haben, aber vor allem Nordengland ist lange Zeit ein technisch nicht besonders gut entwickelter Rohstofflieferant, mit eher prekären Verkehrsverbindungen.
Und diese Kombination ist nicht besonders gut, wenn man Seemacht werden will, was erstmal ein massives Grundkapital benötigt, dass man aber, wenn man größtenteils Rohstoffe produziert nicht hat, weil die Gewinne zu großen Teilen beim veredelnden Gewerbe hängen bleiben.
Und wenn dann das, was an Gewinnen hängen bleibt, zunehemend noch abgeschöpft wird, weil davon irgendwelche Konflikte finanziert werden müssen, hilft das nicht unbedingt.
In dem Moment, in dem Englands Verwicklungen auf dem europäischen Festland ein Ende haben, und England verkehrstechnisch durch die Entdeckung Amerikas wegen der Atlantikrouten und auch der nordatlantischen Westwindzone auf einmal verkehrstechnisch massiv an Relevanz gewinnt, geht es mit der englischen Seemacht massiv bergauf.
Betrachtet man das von dieser Warte her, ist eigentlich durchaus nicht verwunderlich, dass Rom realtiv schnell eine Seemacht entwickeln konnte.
Das Reich hatte mit der Kontrolle über Mittel- und Süditalien eine ansehnliche Ressourcenbasis, es lag im Mittelmeer zentral, was verkehrstechnisch vorteihaft sein musste.
Es hatte zwar nicht unbedingt Zugang zu Luxuswaren aus dem Orient, aber Landwirtschaft und Handwerk waren doch immerhin so entwickelt, dass römische Produkte nach Norden, im westlichen mittelmeer und auch im adiratischen Raum Absatz fanden.
Da war eine gewisse Basis für eine Seemacht vor den punischen Kriegen bereits geschaffen.