So weit ich weiß, macht David Irving schon seit den frühen 1960ern mit revisionistischen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam. Sollte doch Ende der 80er schon für eine Diskreditierung seiner Glaubwürdigkeit gereicht haben.
Sollte und zwar eigentlich schon ab 1977/78 als Irving behauptete, Hitler sei am Ausbruch des 2. WK unschuldig gewesen und sich Irving für seine Behauptung, die Tagebücher von Anne Frank seien eine Fälschung, entschuldigen musste. Das alles hinderte den Spiegel nicht daran, noch Anfang der 80er Irvings Buch über den "Aufstand in Ungarn" vorab zu veröffentlichen. 1992 veröffentlichte der Spiegel die "Neuen Goebbels-Tagebücher". Es war Irving, der die Texte aus Moskau besorgt und Goebbels Handschrift entziffert hatte. Für die Veröffentlichung der Tagebücher floss reichlich Geld in die Kassen des zwielichtigen Schweizer Francois Genoud, der sich nach dem Krieg die Urheberrechte an den Texten von Goebbels gesichert hatte. Man sieht: über Irving konnte man als Verlag gut Geld verdienen und umgekehrt gilt es auch. Irving & alte Nazis konnten ebenso gutes Geld verdienen über Sunday Times, Spiegel etc.
Und es gab auch merkwürdige Querverbindungen, beispielsweise Folgende:
Winfried von Oven war vermutlich als "Winfried van Oven" 1933 in den Reichstagsbrand verwickelt und wurde 1943 Pressereferent für Goebbels.
1950 druckte der Spiegel einen Leserbrief Ovens mit Bild ab. Dabei wurde Oven den Lesern als Goebbels ehemaliger Pressereferent vorgestellt.
1951 reiste Winfried von Oven in Argentinien als Korrespondent des Spiegel ein mit Presseausweis und Empfehlungsschreiben, die von Augstein unterschrieben waren. Von Oven soll Spiegel-Redakteuren ausgiebig über Goebbels erzählt haben. Der Spiegel wiederum förderte 1959/60 mit seiner Serie zum Reichstagsbrand die Einzeltäterthese.
Als 1992 die Sache mit dem Presseausweis und dem Empfehlungsschreiben herauskam, behauptete Augstein nicht gewusst zu haben, um wen es sich bei von Oven gehandelt haben soll. Doch wie passt das zur Veröffentlichung des Leserbriefes im Jahr 1950? Warum stritt Augstein ab, gewusst zu haben, um wen es sich bei Oven handelte?
Nun ja. Mit der der Veröffentlichung der "Neuen Goebbels-Tagebücher" (1992) bekam die Einzeltäterthese nochmals Auftrieb: "Hitler in Rage - Reichstagsbrand: Die Nazis waren überrascht" (Der Spiegel, 27.07.1992) - wenn man unkritisch glaubt, was Goebbels schrieb.