Danke für die Recherche, Repo. In der Tat war Berlin ungleich "geteilt" und das Stadtzentrum lag im Osten. Da kann man keine Gedenkstätten vom Zaun brechen.
Interessant in diesem Kontext ist jedoch, dass in Frankfurt a. M. – wo es ebenfalls zu Straßenschlachten kam – die Paulskirche nachgerade gepflastert ist mit Plaketten früh-bundesrepublikanischer Gedenkkultur; jede offizielle Nase hat dort irgendwas in Bronze oder Marmor hinterlassen, sodass die Mauer des ersten Sitzes eines deutschen Parlaments aussieht wie die Votivecke einer baierischen Wallfahrtskirche. An der Hauptwache, Symbol des dem Parlamentarismus zugrunde liegenden bürgerlichen Ungehorsams und der Auflehnung, sucht man lange nach einer Erläuterungstafel (dafür gibt es Eis im dort ansässigen Café, auch nicht schlecht).
Unsere Erinnerungskultur "kommt von oben" und orientiert sich immernoch an der Kultur der Erinnerung (das meine ich hier differenzierend zum ersten Begriff, das ganze deutsche Kaiserreich war ein einziges Schwelgen in historisierenden Versatzstücken, von der Architektur über die Zeremonie bis hin zur Verknüpfung von Kirche und Staat) der autoritären Herrschaftsformen. Erst in allerletzter Zeit gibt es hier eine als deutlich dissonant empfundene Gegenströmung: die "Stolpersteine" des Gunter Demnig z. B., die in manchen Städten regelrecht verboten sind, oder die Initiative zur Umbenennung eines Teils der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße. Dissonant: denn die populäre Hauptströmung geht in Richtung Rekonstruktion. Dass diese nur unvollständig und unter Einbezug kommerzieller Nutzung möglich ist (siehe das Braunschweiger Einkaufszentrum) macht sie zur Parodie ihrer selbst, einem Konstrukt, das schleunigst ein paar Jahre auf dem Buckel braucht, bevor man es überhaupt ansehen kann – so wie die ganzen pseudogotischen und pseudoromanischen Bürgerhäuser von 1900 heute als "schöne Altbauwohnungen" durchgehen, zu ihrer Erbauungszeit aber peinliche Anachronismen waren (und heute wieder sein können, wenn sie renoviert werden …)