Schwesterschiff der Wilhelm Gustloff?

Zweifellos war die Wadai bei den Transporten der Flüchtlinge aus Ostpreußen beteiligt. Wenn der Großvater sagte, er war auf der Wadai, dann wird das so gewesen sein.

Möglicherweise ist die Wadai 1-2 Tage vor der Gustloff ausgelaufen. Einen Hinweis dafür gibt es im Forum Danzig: Hotel Reichsadler in Südstrasse +Foto?

Wenn man als Schwesterschiff das Schiff meint, welches eigentlich zusammen mit der Gustloff reisen sollte, wegen Maschinenschaden aber erst einen Tag später unbehelligt nach Kiel fuhr und in etwa die gleiche Größe hatte, dann war es die Albert Ballin (Schiff) – Wikipedia , die zu diesem Zeitpunkt "Hansa" hieß. Sie lag wie die Gustloff als Wohnschiff in Gotenhafen, war aber mW vorher kein KdF Schiff.
Gemälde "Hansa" in Gotenhafen

Am Tag nach dem Untergang der Gustloff fuhren jedoch viele andere Schiffe ähnlicher Größe aus Gotenhafen ab und erreichten ihre Ziele. Darunter das ehemalige KdF-Schiff "Oceana". Wolfgang K. Reich | Maritime Photographie
Bereits am 25.1. war zusammen mit der "Robert Ley" auch das ehemalige KdF Schiff Sierra Morena (Schiff) – Wikipedia aus Pillau ausgelaufen. Es hieß zu dem Zeitpunkt "Der Deutsche".
 
Ich grätsche mal nicht zu sehr dazwischen, weil mich die Geschichte interessiert. Grundsätzlich aber gehen hier einige Dinge durcheinander. @Scorpio fragte nach einem Schwesternschiff. Unter einem Schwesternschiff verstehen wir normalerweise Schiffe derselben Baureihe. Wir sollten nun @Scorpios Oma, wenn sich nicht gerade Seefahrerin war, da als mittelbarer Zeitzeugin (als unmittlbare Zeitzeugin zwar, aber bzgl. des Sachverhalts nur mittelbar) da nicht allzu große Präzision unterstellen und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Die Schiffe waren halt gemeinsam eingesetzt, um eigentlich Soldaten aus dem Kessel Danzig über die Ostsee zu evakuieren und sie nahmen auch Zivilisten mit. Die Frage ist nun, welche Schiffe da außer der Gustloff im Einsatz waren und welches am fraglichen Datum Passagiere aufnehmen konnte, die ansonsten mit der Gustloff gefahren wären.
Es könnte z.B. die Duala gewesen sein. (Dass so viele Schiffe nach afrikanischen Völkern heißen - Duala, Wahehe, Wangoni etc. - überrascht mich ein wenig, aber nicht zu viel.)

Ich kann aber nicht umhin zu bemerken, dass ich mich dieser Feststellung anschließen muss:


Dennoch würden mich die Details mal besser aufgeschlüsselt erfahren: Was hat Schlesien damit zu tun? War dein Großvater evtl. Schlesier? Ist er als Soldat oder als HJler im Volkssturm nach Danzig verschlagen worden? Etc.
 
Mein Großvater hat Haus und Hof wie viele andere, vor der Flucht vor dem Russen mit seiner Familie verlassen müssen! Wie schon im Chat bekannt wurde, konnte er über die Seebrücke nach Deutschland fliehen! Seine erste Frau und Tochter kamen aber im Feuersturm von Dresden ums Leben, was er auch nie so wirklich verkraftet hat!
 
Mein Großvater hat Haus und Hof wie viele andere, vor der Flucht vor dem Russen mit seiner Familie verlassen müssen! Wie schon im Chat bekannt wurde, konnte er über die Seebrücke nach Deutschland fliehen! Seine erste Frau und Tochter kamen aber im Feuersturm von Dresden ums Leben, was er auch nie so wirklich verkraftet hat!

Entschuldige bitte, aber das erklärt gar nichts. Ich versuche mal das Problem, welches einige angesprochen haben, zu skizzieren:

Sląska - Gdynia.png


Die logische Fluchtroute deines Großvaters wäre die nach Westen gewesen, entweder über Sachsen oder über Böhmen. Stattdessen flieht er aber nach Gdynia/Gdingen von den Nazis fälschlich zu Gotenhafen re-etymologisiert. Eine solche Fluchtroute wäre mehr als ungewöhnlich. Also entweder, etwas stimmt an deiner Geschichte nicht (z.B. weil du dich falsch erinnerst) oder aber, du hast unterschlagen, dass dein Großvater gar nicht aus Schlesien floh (wo er vielleicht wohnte), sondern tatsächlich im Rahmen seines Einsatzes als Soldat Teil der in Danzig eingekesselten Truppen war. Die Auslassung hätte dann Irritationen hervor gerufen.
 
Die logische Fluchtroute deines Großvaters wäre die nach Westen gewesen, entweder über Sachsen oder über Böhmen. Stattdessen flieht er aber nach Gdynia/Gdingen von den Nazis fälschlich zu Gotenhafen re-etymologisiert.

Ergänzend:

Auch Gdynia als Hafen um heraus zu kommen, machte für jemanden, der aus südlicher Richtung flüchtete wenig Sinn, weil das bedeutet hätte an Danzig als potentiellem Punkt für eine Evakuierung vorbei zu laufen.

Es sei denn Danzig wäre nicht mehr erreichbar gewesen, weil es bereits vollständig von der Außenwelt abgeschnitten war und es von der Roten Armee angegriffen wurde.
Das war erst ab dem 23. März '45 der Fall (Gdynia kapitulierte am 28., Danzig am 30. ).

Von Süden her nach Danzig zu gehen, hätte eigentlich nur dann Sinn ergeben, wenn der Hafen von Danzig bereits nicht mehr nutzbar gewesen wäre, der von Gdynia aber noch erreichbar gewesen wäre.

Nach Gdynia als Hafen zur Ausschiffung zu flüchten, hätte eigentlich vor allem dann Sinn ergeben, wenn sich die entsprechende Person irgendwo in Ostpommern oder in der Tucheler Heide befunden hätte.


So weit zumindest die Theorie.
 
Warum und weshalb es so gelaufen ist, kann ich nicht weiter erläutern, meinen Großvater väterlicher Seit's konnte ich auch nie persönlich kennenlernen, meine Aussagen beruhen nur auf die Erzählungen meines Vaters!

Aber es freut mich doch sehr, wie diese Runde sich nach Jahren bemüht, Hutab! hier etwas Schwung in die Geschichte rein zu bringen! Hut ab, meine Herren!
 
Warum und weshalb es so gelaufen ist, kann ich nicht weiter erläutern, meinen Großvater väterlicher Seit's konnte ich auch nie persönlich kennenlernen, meine Aussagen beruhen nur auf die Erzählungen meines Vaters!

So wie du es beschrieben hast, wird es nicht gelaufen sein.
Möglicherweise hast du da deinen Vater falsch verstanden oder er hat das schon von deinem Großvater nicht richtig verstanden.
Das diese Fluchtgeschichten mitunter etwas verwirrend sein können und nicht immer alle Episoden zu einander passen, dass kenne ich aus der eigenen Familie, da mag sicherlich verklärte Erinnerung eine Rolle spielen.

Eine meiner beiden Großmütter ist Anfang 1945 als Kind mit ihrer Familie von deren Hof in der Danziger Niederung in Richtung Häfen geflüchtet.

Die Familie hatte mit der Flucht wohl ziemlich lange gewartet, weil sie noch auf Nachrichten von Angehörigen wartete (unter anderem mein Urgroßvater war im Krieg und zu dem bestand schon längere Zeit kein Kontakt mehr) und ist dann ziemlich auf den letzten Drücker los.

Wenn man der Erzählung meiner Großmutter glauben darf, ist die Familie nach Gdynia durchgekommen und von da aus zunächst mit einem kleineren Schiff nach Hela übergesetzt worden um dort auf einen größeren Transporter umzusteigen, der sie dann in das deutsch besetzte Dänemark brachte, wo sie und ihre Angehörigen das Kriegsende verbracht haben (und danach erstmal festsaßen, weil sie nach Polen nicht zurück konnten und sich zunächst in den Besatzungszonen wohl auch niemand so wirklich zuständig dafür fühlte, jedenfalls haben sie in Dänemark längere Zeit in einem Flüchtlingslager verbracht).

Wenn meine Großmutter das früher erzählt hat, hat sie Stein und Bein geschworen, dass ihre Mutter, als sie in Gdynia waren, noch mal nach Hause auf den Hof zurück wäre um zu sehen ob vielleicht noch irgendwelche Zeichen von ihrem Mann zu vernehmen gewesen wären und das sie als die Älteste von 4 Geschwistern auf die anderen drei hätte aufpassen müssen, dabei eingeschlafen wäre und annschließend dafür den Ärger ihres Lebens bezogen hätte, weil sie dadurch das Schiff, für dass sie eigentlich vorgesehen gewesen wären, verpasst hätten.

Diese Geschichte ist (jedenfalls im groben Rahmen) so erzählt worden, sie kann in der Form aber nicht stimmen.

- Die Familie hat von Danzig aus einige dutzend Km Weichselaufwärts in der Niederung gewohnt, das heißt der logische Evakuierungspunkt für sie wäre Danzig gewesen, nicht Gdynia.
- Nach Gdynia zu gehen kann für sie nur dann Sinn ergeben haben, wenn Danzig nicht mehr erreichbar war, weil es bereits eingeschlossen war oder der Hafen unter sowjetischem Bombardement oder Artilleriefeuer lag.
- Wenn sie aber nach Gdynia ausweichen mussten, weil Danzig bereits von den Sowjets eingeschlossen war, wird meine Urgroßmutter auf gar keinen Fall noch versucht haben zum Hof zurück zu kommen um zu sehen, ob ihr Mann noch irgendwo aufgetaucht ist, dazu hätte sie dann nähmlich sehr wahrscheinlich mitten durch die sowjetischen Linien gemust
- Davon abgesehen, von Danzig aus, wäre der Hof, den die Familie hatte möglicherweise binnen 1-2 Tagen erreichbar gewesen, mit dem Fahrrad (wenn man da auf den Straßen durchgekommen wäre, was bei den Flüchtlingen und dem militärischen Verkehr zu bezweifeln ist, wäre dass vielleicht an einem Tag hin und rück möglich gewesen, von Gdynia aus wäre das schon ambitionierter gewesen, zumal, wenn man die Witterungsverhältnisse bedenkt).

So wenig ich meiner Großmutter zutraue, dass sie uns hier einen Bären aufbinden wollte, diese Geschichte passt nicht, sie hat hier ganz offensichtlich Dinge durchheinander gebracht.

Und das wird bei anderen nicht anders sein.


Die Vorstellung dass dein Großvater von Schlesien aus in Richtung Ostsee geflüchtet wäre, ist wie @El Quijote schreibt sicherlich eher abwegig.
Der Weg von Schlesien aus an die Danziger Bucht wäre mitunter weiter gewesen, als geradewegs bis an die Elbe und je nachdem, wo aus Schlesien er hergekommen wäre, wäre er damit der Roten Armee geradewegs entgegengelaufen.

Natürlich kann es sein, dass er entweder bei denn Truppen und deswegen in der Gegend war oder aber beruflich oder Privat irgendwo im Norden der Provinz Posen, in Ostpommern, Ost- der Westpreußen etwas zu erledigen hatte (Berufliche Verpflichtung, Versucht dort annsässige Verwandte zur Flucht zu bewegen oder herauszuholen oder whatever, kann ja sein) und von da aus, als die Sowjets begannen Ostpreußen zu überrennen, die Beine in die Hand genommen hat um weg zu kommen.
Das wäre durchaus plausibel.
Aber wenn er irgndwo aus Richtung Süden kam, wird er versucht haben zuerst nach Danzig zu kommen und nur dann auf Gdynia ausgewichen sein, wenn das nicht mehr möglich war.

Wenn ich der Geschichte meiner Großmutter glauben darf (und ich neige dazu jedenfalls diese Stelle zu glauben) und sie zunächst mit einem kleineren Schiff nach Hela übersetzen mussten um dort umsteigen zu können, wird in denn letzten Tagen vor der Kapitulation der Seeverkehr von Gdynia aus stark beeinträchtigt gewesen sein.

Wahrscheinlich wollte oder konnte man in den letzten Tagen möglichst wenig große Schiffe an die Stadt heranbringen.
Vielleicht, weil man nicht wusste, ob der Hafen ggf. schon in Artilleriereichweite liegt und große Schiffe, relativ einfache Ziele abgegeben hätten, möglicherweise warenn Teile des Hafens bereits durch Wracks blockiert, so dass man damit so einfach gar nicht mehr herein kam.

An überlasteten Kapazitäten allein wird es nicht gelegen haben, dann hätte man die Leeute direkt auf kleineren Schiffen herausbringen können, Boote/schiffe, die seetüchtig genug für die Dannziger Bucht und eine Passage nach Hela sind, hätten es sicherlich auch zu den dänischen Inseln geschafft, wo man die Flüchtlinge erstmal in Sicherheit gehabt hätte.
Die Flüchtlinge zunächst nach Hela zu verschiffen, deutet für mich darauf hin, dass der Hafen von Gdynia in diesen Tagen nur noch eingeschränkt nutzbar war und man es für praktikabler/Sicherer hielt, die Flüchtlinge anderswo auf die großen Schiffe zu verladen.



Das voraussgesetzt hätte dein Großvater wenn er aus südlicher Richtung gekommen wäre, logischer Weise als erstes versucht nach Danzig zu kommen, weil dass der am schnellsten erreichbare Hafen gewesen wäre um möglichst schnell weg zu kommen.
Anlass auszuweichen hätte er wahrscheinlich nur gehabt, wenn es nicht mehr möglich gewesen wäre sich dahin durchzuschlagen, weil die Sowjets Danzig bereits eingekreist hatten oder gerade im Begriff waren das zu tun.

Setzt man voraus dass er, in dem Moment, in dem er merkte, dass es nach Danzig nicht mehr herein ging oder der Hafen nicht mehr gut behfahrbar war , sich auf Gdynia umorienntierte vorraus, dass er bei dem ganzen Chaos und den vrstopften Straßen wahrscheinlich noch einen Tag gebraucht hätte um sich dahin durchzuschlagen (an dem auch die Sowjets näherrückten) und sich dann durch die Flüchtlingsmassen in der Stadt zu kämpfen, die schon vor ihm da waren und um eine Passage kämpften, wäre der Hafen wahrscheinlich ebenfalls nicht mehr gut nutzbar gewesen, jedenfalls wäre zu bezweifeln, ob dann noch größere Schiffe herein geholt wurden.

Die Annnekdote mit dem Freund und der Gustloff passt überhaupt nicht dazu.


Die Gustloff legte am 30. Januar in Gdynia ab.
Heißt, damit die Wahl Gustloff oder Wadai überhaupt in Betracht gekommen wäre, hätten dein Großvater und sein Freund bereits in den letzten Januartagen 1945 im Gdynia sein müssen.

Aber warum?
Selbst wenn sie aus Ost- oder Westpreußen oder angrenzenden Provinzen dahin geflüchtet wären, hätten sie wahrscheinlich tedenziell Mitte Januar 1945 aufbrechenn müssen, um zum entsprechenden Zeitpunkt da annzukommen.
Das wäre 2 Monate gewesen, bevor Danzig als der für den Süden und Südosten logische Evakuierungshafen abgeschnitten wurde.
Die Vorstellung, dass sie zu diesem Zeitpunkt von Süden aus nach Gdynia nicht nach Danzig gingen ergibt, wie gesagt wenig Sinn.

Wenn dein Großvater über Gdynia flüchtete dann kam er entweder aus Richtung Westen (Ostpommern oder Tucheler Heide, so dass Gdynia gegenüber Danzig, oder Stolpmünde (Pommern) die günstigere Route darstellte.

Oder aber er kam in den letzten Tagen vor der sowjetischen Besatzung aus dem Süden nach Gdynia, weil es über Danzig nicht mehr ging, dann kommt allerdings die Gustloff/Wadai-Annekdote nicht hin, weil ein Ausweichen von Danzig nach Gdynia wahrscheinlich erst Mitte März 1945 Sinn gemacht hätte, da war die Gustloff aber schon seit anderthalb Monaten versenkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt zwei Ereignisse in meinem Leben, von denen ich weiß, dass ich mich falsch an sie erinnere. Bei dem einen weiß ich es, weil es entsprechende Fotos und anderweitige Erinnerungen gibt, die der falschen Erinnerung widersprechen, das andere hat sich durch nachrechnen als falsch herausgestellt. Das eine war, als ich 12, das andere, als ich 25/26 war.
Wir wissen, dass die Erinnerung von Zeitzeugen leicht manipuliert werden kann, also unzuverlässig ist (das hört natürlich kein Zeitzeuge gerne). Da kann etwas in der Zeitung Gelesenes oder etwas im Fernsehen Gesehenes in die eigene Erinnerung eingebaut werden, außerdem sind wir im Allgemeinen recht intolerant gegenüber gebrochenen Geschichten und so werden eben Erinnerungen geglättet, um eben möglichst bruchlose Geschichten erzählen zu können. Zu alldem können dann noch absichtliche bzw. interessegeleitete Verbiegungen historischer Sachverhalte kommen.

Edit: Kongruenzfehler, Ausdruck
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ein wichtiger Punkt, wie ich meine. Yogi, es möchte sicherlich niemand die Erinnerungen Deiner Familie in Zweifel ziehen, die Ihr miteinander geteilt habt. Man merkt aber ja schon an der Unsicherheit in Bezug auf den Namen des Schiffes, dass das menschliche Gedächtnis nicht wie eine Kamera funktioniert, sondern Lücken oder Unstimmigkeiten manchmal mit Dingen ergänzt, die man andernorts aufgeschnappt hat oder die sich zu einem anderen Zeitpunkt zugetragen haben. Dazu kommt in Deinem Fall, dass die Erinnerungen über eine weitere Person (Deinen Vater) an Dich weitergegeben wurden und Dein Großvater über eine Zeit sprach, die ihn sehr mitgenommen hat (Du sprichst sogar davon, dass er das Ganze nie wirklich verkraftete). Da ist es doch sehr gut möglich, dass man den Grund, weshalb er an der Ostsse war, einfach nicht mehr genau kennt?
 
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