Warum, sollte man versuchen ein feindliches Schiff zu entern , wenn die Erfolgsaussichten nicht 100% waren . Schnell konnte so ein Enterversuch ins Gegenteil ausarten wenn die feindliche Mannschaft (Seesoldaten so wie Matrosen) nicht geschwächt wären ?
Sorry, aber ich mag mich mit dem Versenken vor dem Entern nicht wirklich anfreunden. Gerade die Viertageschlacht zeigt, dass es zeitlich ausgedehnter Artillerieduelle bedurfte, um einigermaßen Wirkung zu zeigen. Am Ende wurden zusammengeschossene Gegner immer mit überlegenen Kräften geentert. Außer, sie waren aus irgendeinen Grund am Sinken. In dieser Schlacht verloren die Niederländer 2000 Mann und 4 Schiffe. Die Engländer 5000 Tote, 3000 Gefangene und 17 Schiffe. Dagegen die Schlacht bei Trafalgar, wo die spanisch-französische Flotte 22 Schiffe und 2600 Mann verlor, die Engländer dagegen kein Schiff und 449 Mann verloren. Ein britischer Teilnehmer schrieb: "Von unseren Schiffen allein wurden jeden Augenblick 40 bis 50 Kanonen abgefeuert. Fast die gleiche Anzahl schoß das französische Schiff zu unserer Linken und das spanische zu unserer Rechten. Da wir Bord an Bord auf Pistolenschußweite lagen, wurden in einem Quadrat von höchtens 500 Schritt Seitenlänge jede Minute über 100 Kanonen abgefeuert. In der ganzen Schlachtlinie war es ein unausgesetztes Feuern von mehr als 1000 Geschützen." Ein anderer Bericht von der französischen Seite: "Es war ein entsetzliches Gewitter, dessen ohrenbetäubender Donner von unaufhörlichen Blitzen begleitet wurde, von denen jeder den Tod bringen konnte und das Deck mit Trümmern übersäte. Die Szene wurde noch furchtbarer durch die Ströme von Blut, die sich über unser Deck ergossen. Ich nahm Pulver, als ich plötzlich Blut aus dem Arm eines Mannes an unserem Geschütz spritzen sah. Ich wußte nicht, was ihn getroffen hatte. Der 3. Leutnant band sein Tuch um dessen Arm und schickte ihn zum Arzt. Die Schreie der Verwundeten erfüllten alle Decks des Schiffes, sie wurden, so schnell es ging, zum Verbandsraum gebracht. Die Glücklicheren, die gleich tot waren, wurden außenbords geworfen. Einem Mann zerriß eine Kugel in schrecklicher Weise das Gedärm, zwei oder drei Mann fingen ihn mit ihren Armen auf, und da er nicht überleben konnte, warfen sie ihn über Bord."
Bei dem Gefecht zwischen der amerikanischen "Constitution" und der englischen "Guerriere", im August 1812, fanden 15 Engländer den Tod und 63 waren verwundet, die Amerikaner hatten jeweils 7 Tote und Verwundete. Die "Guerriere" war ihrer Takelage beraubt und der Rumpf von dreißig Kugeln durchlöchert. Diese Tatsache bewog den englischen Kommandanten zu kapitulieren. Es bedurfte also keiner Versenkung.
Im 17. Jahrhundert kam es immer wieder vor, das bei Gefechten Schiffe explodierten. Ab dem 18. Jahrhundert ist kaum noch davon etwas zu lesen. Ich vermute, dass dann um 1700 herum die Pulverkammer unter die Wasserlinie "wanderte".