Mir geht es hier um die sogenannten "Linien" - langgezogene Verteidigungslinien, welche an vielen Orten insbesondere um 1700 zur Abwehr v.a. der Franzosengefahr angelegt wurden.
Dieses Jahr habe ich das Vergnügen gehabt einen Vortrag von Dr. Andreas Haasis-Berner zum Thema "Die barockzeitlichen Befestigungen im Schwarzwald" zu hören.
Hierin analysierte Dr. Haasis-Berner v.a. die Befunde der sogenannten Vorderen und Hinteren Linie, die 1696 bzw. 1679 entstanden. 90% dieser Linien aus dem Schwarzwald waren einfache Verhaue, die Schanzen nehmen nur einen kleinen Teil der Befestigungslinie ein, sind aber natürlich der Teil, den man archäologisch besonders gut erkennen kann. Im Grunde sind die Linien noch heute v.a. gemessen an der kurzen Dauer der Existenz sehr gut erkennbar. Schanzen wie die Prechtaler Schanzen wurden an bestimmten neuralgischen Punkten wie oben auf Pässen oder auch im Tal angelegt, wo der Verhack nicht durch natürliche Hindernisse wie einem Abhang zusätzlich gesichert war. Haasis-Berner stellte verschiedene Abschnitte der gewaltigen mehrere hundert Kilometer langen Anlage vor wie die teilweise noch erhaltene Steinmauer der hinteren Kinzigtallinie oder Erdanlagen bei St. Märgen sowie Überbleibsel von Redons und Redouten auf dem Roßkopf bei Freiburg. Die Prechtaler Schanzen allein erstreckten sich auf über 20km.
Ich warf in der Fragerunde die Frage nach dem Nutzen auf. Immerhin war der Aufwand zur Errichtung der Anlagen enorm. Eine Gemeinde - den Namen hab ich leider vergessen - hat sogar in Basel einen Kredit für den Bau einer Schanze aufgenommen. Auch mussten die Signalfeuer, die auf zeitgenössischen Karten eingezeichnet waren, auch besetzt sein, damit das Ganze überhaupt Sinn ergab. Die Redouten von denen es anders als bei den größeren Schanzen unzählige gab erforderten immerhin eine Besatzung von 10-15 Mann. Wer sollte nun diese Schanzen besetzen? Die Landesdefension. Dessen militärischer Wert erwies sich eigentlich in fast allen Kriegen als marginal.
Im Spanischen Erbfolgekrieg, dem Konflikt der direkt auf die Erbauung der Vorderen Linie bspw. folgte, haben die Linien auf dem Schwarzwald offenbar keine Rolle gespielt. Trotz ihnen drangen die Franzosen ziemlich ungehindert an die Donau vor, wo sie in der Schlacht bei Höchstätt entscheidend geschlagen wurden.
Also eine sinnlose Einrichtung?
Es wäre interessant Vergleichsobjekte heran zu ziehen.
Ein mir bekanntes Beispiel ist auch die Ettlinger Linie. Sie stellte 1734/35 genauso wie schon im Spanischen Erbfolgekrieg letztlich keinerlei nennenswertes Hindernis dar. Daher wurde sie danach auch endlich aufgegeben. Siehe auch: Ettlinger Linie – Wikipedia
Ein anderes Beispiel wäre auch der Durchbruch des Duke of Marlborough durch die Brabanter Linien - bekannt auch als die Schlacht bei Elixheim. Siehe: Battle of Elixheim - Wikipedia Michael McNally hat schon in seinem guten Buch zur Schlacht bei Ramilies darauf hingewiesen, dass die Brabanter Linien nie so substantielle Befestigungen gewesen sind wie sie in zeitgenössischen Stichen bspw. dargestellt wurden.
Es stellt sich die Frage nicht nur nach dem Wert der Linien in der Landesverteidigung sondern auch nach der Praktikabilität. Wie sollten solche umfangreichen Befestigungen, wo sie nicht hinter einem Fluss postiert waren*, in ein Verteidigungskonzept integriert werden in einer Zeit mit eher langsam beweglichen Heeren, die schwer auf Angriffe in der richtigen Art reagieren konnten?
* Ein Beispiel einer gelungenen Verteidigung eines Flusses mit Unterstützung durch Milizen wäre die Verteidigung des Elsass durch die Franzosen 1743 gegen Prinz Karl von Lothringen.
Dieses Jahr habe ich das Vergnügen gehabt einen Vortrag von Dr. Andreas Haasis-Berner zum Thema "Die barockzeitlichen Befestigungen im Schwarzwald" zu hören.
Hierin analysierte Dr. Haasis-Berner v.a. die Befunde der sogenannten Vorderen und Hinteren Linie, die 1696 bzw. 1679 entstanden. 90% dieser Linien aus dem Schwarzwald waren einfache Verhaue, die Schanzen nehmen nur einen kleinen Teil der Befestigungslinie ein, sind aber natürlich der Teil, den man archäologisch besonders gut erkennen kann. Im Grunde sind die Linien noch heute v.a. gemessen an der kurzen Dauer der Existenz sehr gut erkennbar. Schanzen wie die Prechtaler Schanzen wurden an bestimmten neuralgischen Punkten wie oben auf Pässen oder auch im Tal angelegt, wo der Verhack nicht durch natürliche Hindernisse wie einem Abhang zusätzlich gesichert war. Haasis-Berner stellte verschiedene Abschnitte der gewaltigen mehrere hundert Kilometer langen Anlage vor wie die teilweise noch erhaltene Steinmauer der hinteren Kinzigtallinie oder Erdanlagen bei St. Märgen sowie Überbleibsel von Redons und Redouten auf dem Roßkopf bei Freiburg. Die Prechtaler Schanzen allein erstreckten sich auf über 20km.
Ich warf in der Fragerunde die Frage nach dem Nutzen auf. Immerhin war der Aufwand zur Errichtung der Anlagen enorm. Eine Gemeinde - den Namen hab ich leider vergessen - hat sogar in Basel einen Kredit für den Bau einer Schanze aufgenommen. Auch mussten die Signalfeuer, die auf zeitgenössischen Karten eingezeichnet waren, auch besetzt sein, damit das Ganze überhaupt Sinn ergab. Die Redouten von denen es anders als bei den größeren Schanzen unzählige gab erforderten immerhin eine Besatzung von 10-15 Mann. Wer sollte nun diese Schanzen besetzen? Die Landesdefension. Dessen militärischer Wert erwies sich eigentlich in fast allen Kriegen als marginal.
Im Spanischen Erbfolgekrieg, dem Konflikt der direkt auf die Erbauung der Vorderen Linie bspw. folgte, haben die Linien auf dem Schwarzwald offenbar keine Rolle gespielt. Trotz ihnen drangen die Franzosen ziemlich ungehindert an die Donau vor, wo sie in der Schlacht bei Höchstätt entscheidend geschlagen wurden.
Also eine sinnlose Einrichtung?
Es wäre interessant Vergleichsobjekte heran zu ziehen.
Ein mir bekanntes Beispiel ist auch die Ettlinger Linie. Sie stellte 1734/35 genauso wie schon im Spanischen Erbfolgekrieg letztlich keinerlei nennenswertes Hindernis dar. Daher wurde sie danach auch endlich aufgegeben. Siehe auch: Ettlinger Linie – Wikipedia
Ein anderes Beispiel wäre auch der Durchbruch des Duke of Marlborough durch die Brabanter Linien - bekannt auch als die Schlacht bei Elixheim. Siehe: Battle of Elixheim - Wikipedia Michael McNally hat schon in seinem guten Buch zur Schlacht bei Ramilies darauf hingewiesen, dass die Brabanter Linien nie so substantielle Befestigungen gewesen sind wie sie in zeitgenössischen Stichen bspw. dargestellt wurden.
Es stellt sich die Frage nicht nur nach dem Wert der Linien in der Landesverteidigung sondern auch nach der Praktikabilität. Wie sollten solche umfangreichen Befestigungen, wo sie nicht hinter einem Fluss postiert waren*, in ein Verteidigungskonzept integriert werden in einer Zeit mit eher langsam beweglichen Heeren, die schwer auf Angriffe in der richtigen Art reagieren konnten?
* Ein Beispiel einer gelungenen Verteidigung eines Flusses mit Unterstützung durch Milizen wäre die Verteidigung des Elsass durch die Franzosen 1743 gegen Prinz Karl von Lothringen.