Vielleicht von der Französischen Revolution mal wieder in das Zeitalter der Höfe und Allianzen. Eine durchaus interessante Produktion war auch der UFA Film Münchhausen von 1942/43. Neben Hans Albers in der Titelrolle spielten Brigitte Horney (Zarin Katherina II.) Ilse Werner, Ferdinand Marian (Graf Cagliostro) und andere namhafte Schauspieler mit. Erstaunlich, was für ein Budget und wie viele Komparsen das Reichspropagandaministerium kurz nach dem Debakel von Stalingrad auszugeben bereit war. Natürlich war der Film als Massenunterhaltung und Ablenkung gedacht, in prächtig barocken Bildern beschwört er den Hof Katherinas II. die Festung Otschakow, das Topkapiserrail und schließlich Venedig herauf. Der Film enthält keine Durchhalteparolen es ist ein unpolitischer Unterhaltungsfilm, Drehbuchautor war der verfemte Erich Kästner, und es ist erstaunlich, was ihm gelang, an Zitaten an der Zensur vorbeizumogeln: "Krieg, Abenteuer, schöne Frauen, ich brauche das alles, Sie aber, Graf Cagliostro, mißbrauchen es!" Das wird noch deutlicher in dem Gespräch zwischen dem Konstrukteur eines Fesselballons und dem Dogen: "Ich diene nur der Wissenschaft!" "Lassen Sie sich diese Illusion nicht rauben, es ist die Kunst des Staatsmanns, ein Ding zu tun, und zweierlei zu bezwecken!" Am deutlichsten aber in Cassanovas Rat, sich vor der Inquisition in Venedig in Acht zu nehmen: "Seien Sie vorsichtig, Baron, die Staatsinquisition hat tausend Augen und Ohren und die Macht, Recht und Unrecht zu tun, ganz wie es ihr beliebt."
Ferdinand Marian hatte ich bereits erwähnt, er ist vor allem auch bekannt geworden durch seine Titelrolle in dem Film "Jud Süß" von Veit Harlan. Er wurde von Goebbels förmlich gezwungen, diese Rolle zu übernehmen. Jud Süß ist natürlich ein ganz anderes Kaliber, als "Münchhausen". Neben "der Ewige Jude" ist es der Propaganda- und Hetzfilm des Dritten Reichs. Er liegt heute in den "Giftschränken" und man kann ihn sich bestenfalls im Rahmen von Seminaren und Projekten ansehen. Technisch ist er durchaus gut gemacht, und mit Ferdinand Marian, Werner Krauß, ´Heinrich George und Kristina Söderbaum nahmen einige der namhaftesten Schauspieler daran teil. Harlan hat im Ghetto von Warschau jüdische Komparsen rekrutieren lassen. Harlan schrieb:"hier zeige sich das Urjudentum, wie es damals war und wie es sich heute noch in Polen erhalten hat. Im Gegensatz zu diesem Urjudentum steht nun der "Jud Süß, der schlaue Politiker, der elegante Finanzberater des Hofes, kurz der getarnte Jude".
Der Film zog alle register antisemitischer Hetze, in einigen Städten kam es nach Aufführung des Films zu antisemitischen Demonstrationen. SD Akten berichten, daß der Film alle Erwartungen der Nazis erfüllte, unter den Szenen, die von der Bevölkerung besonders beachtet wurden, war der Einzug der Juden mit Sack und Pack nach Stuttgart. Harlan mußte sich nach dem Krieg für den Film verantworten, wurde aber freigesprochen. Wir hatten das auch schon mal in einem Fernsehtipp: "Jud Süß, ein Film als Verbrechen"