Doch wir können nicht ewig dafür bezahlen was einst unsere Vorfahren entschieden (Frage nach der Verantwortung für eine oder auch folgende Generationen) Wir müssen nach vorne sehen und der Welt die neue Nation als starke politische Instanz im Sinne der Sozialstaaterei zeigen.
Eigentlich ist von "bezahlen" bei RvW ja nicht die Rede. Aber bleiben wir mal bei diesem Punkt: Ich habe nicht den Eindruck, dass Dtld. eine Nation ist, die in Sack und Asche geht. Im Gegenteil, Dtld. ist seit Jahrzehnten, trotz der Schwierigkeiten nach der Wiedervereinigung, eine der führenden Wirtschaftsnationen, unsere Kanzlerin gilt nach BrExit und Trump mittlerweile als wichtigste Politikerin der freien Welt (ob das tatsächlich so ist und oder wünschenswert, sind Fragen, die hier zu diskutieren nicht der Raum ist), Westdtld. hat sogar vom Kalten Krieg profitiert (Marshall-Plan). Also von "ewig bezahlen" kann kaum die Rede sein.
Auf der anderen Seite aber haben wir die Opfer. Nehmen wir die NS-Zwangsarbeiter. 1985 war von denen keine Rede, war ja auch eine andere Zeit, die überwiegende Mehrheit waren Ostarbeiter und der Osten, das war der politische Gegner. Entschädigungszahlungen?! Erst 2001 ging man das Problem ernsthaft an. Da waren natürlich von den 11 Millionen NS-Zwangsarbeitern - sofern sie nicht bereits während des Krieges gestorben oder ermordet worden waren - bereits etliche den Weg alles Irdischen gegangen. Profitiert von diesen billigen Arbeitskräften hatten deutsche Betriebe, vom Kleinbauernhof bis zum Weltkonzern. Neben der häufig schlechten Behandlung und der unbezahlten Sklavenarbeit, welche die Zwangsarbeiter zu erdulden bzw. zu leisten hatten, kamen die Folgeschäden hinzu, gesundheitlicher wie auch, in der UdSSR unter Stalin sozialer Art: galten die Zwangsarbeiter doch als Kollaboteure, worunter dann auch Familien und Nachkommen litten. Nach dem Verursacherprinzip ist Dtld. diesen Leuten, sofern sie noch leben bzw. auch ihren Nachkommen für etwaige soziale und ökonomische Folgeschäden natürlich Kompensation schuldig. Nur lässt sich das alles nicht in Zahlen beziffern. Manche Dinge kann man errechnen: Stundenlohn, Rente, medizinische Folgekosten. Aber wie berechnet man verlorene Freiheit? Wie berechnet man soziale Ächtung? Wie berechnet man ein verlorenes Kind?
Bevor man sich also davon verabschiedet zu bezahlen, wenn man
bezahlen denn monetär versteht, sollte man zunächst einmal schauen, ob da nicht noch Opfer mit berechtigten Ansprüchen sind.