Muspilli
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Ganz herzlichen Dank für den Link für die Darlegung des Verständnisses der Stele 31 aus Tikal mit Bezug auf Teotihuacan! In dem einen oder anderen Artikel, den ich in letzter Zeit gelesen hatten, war der eine Teotihuacano-Führer öfter mal immer nebenbei erwähnt wurden; jetzt wurde mir der Zusammenhang dank Grubes Verständnis deutlich. Ich hatte selbst schon an einen revidierenden Nachtrag hier zur Teotihuacan-Schrift gedacht, aber den dann verworfen, weil ich nichts weiter nennenswertes dazu zu sagen hätte. Ich habe mittlerweile eine Studie (Diskussions- oder Resüme-Papier) zu den verschiedenen Schriftsystemen gefunden (Alejandro Garay, Origen, evolución & caracterisación de los systems de escrituras prehispánicos del sureste de Mesoamérica. Nueva Guatemala de la Asunción, 26 de noviembre de 2014): Dort wird zwischen geschlossenen und offenen Schriftsystemen unterschieden. Zu den „sistemas abiertos“ zählt neben der sog. escritura Teotihuacana auch die „mexikanische Bilderschrift“ im Gegensatz eben zu den eigentlichen Schriftsystemen der Maya u. wahrscheinlich auch der Epi-Olmeken.Soweit ich die aktuellen Kenntnisse habe, geht man jedenfalls bei den Maya (Stand von vor zwei Jahren), wie Du ja auch schreibst, tatsächlich von einer Schrift aus. Die Entzifferung ist allerdings etwas schwierig, weil die Maya sich bemühten, gleiche Begriffe mit unterschiedlichen Zeichen wieder zu geben. Das können dann sowohl "Schriftbilder" als auch "Wortsilben" sein, die zusammen gesetzt dann den gleichen phonetischen Sprachlaut wie das Logogramm ergeben.
Und was für die Maya gilt, könnte für die benachbarte zeitgleiche Kultur von Teotihuacan wohl ähnlich zu unterstellen sein.
Ich weiß, dass ich mich damit im Widerspruch zu älteren Forschungen stelle. Danach hätte die Kultur von Tiahuanaco keine Schrift gehabt.
Eine so zentrale Kultur mit weit gefächerten (Handels-)Beziehungen kommt nämlich m.E. kaum ohne Schrift aus. Teotihuacan muss also auch über ein Schriftsystem verfügt haben, auch wenn man davon zunächst nichts gefunden hat. Und warum sollte eine solche Schrift dann nicht von Vorbildern aus der Nachbarschaft abgeleitet, beeinflusst bzw. übernommen sein?
Nun ist die ältere Meinung inzwischen obsolet. Tatsächlich findet sich in Copan eine "Bilinguale Darstellung", die auch Schriftzeichen im Stil von Teotihuacan aufweist:
Teotihuacan – Nachhall eines verschollenen Volkes - wissenschaft.de
Und warum sollte sich dieses System diametral von dem der benachbarten Maya unterscheiden?
(...) das müsste jemand mit mehr Zeit als ich eruieren.
In dem Abschnitt über die Teotihuácan-Schrift (mit Literaturhinweisen auf verschiedene Forscher: Taube, Boot, Chinchilla, Davletshin) wird wiedergegeben: Sofern keine Kalenderangaben, handelt es sich um einfache, kondensierte „emblematische“ Einheiten, die vor allem Toponyme, Titel o. Namen wiedergeben.
Wie gesagt, das wäre nicht neu. Was die vermeintliche Bilingue angeht: Es wäre natürlich interessant, ob es dazu mittlerweile Stellungnahmen anderer Forscher zu gibt. Interessant wäre außerdem die Verwandtschaft der Teotihuacan-Schrift noch mit einer bisher wohl auch noch unverstandenen Schrift von Cotzumalguapa (sic.).
Die Frage, ob Laurette Séjourné dazu etwas zu sagen gehabt hatte, war eher eine an mich selbst, aber ich habe in den Büchern, die ich von ihr habe, einfach nichts finden können (zudem ich ja beim Spanischen immer noch viele Verständnisschwierigkeiten habe)!