Das kannst Du sicherlich besser beurteilen als ich. Ich frage mich aber, ob die Regeln der Linguistik für einen angenommenen Überlieferungsweg
--> für einen Römer unaussprechliches indogermanisches Substrat
Auch das Lateinische gehört zu den indoeuropäischen Sprachen. Aber das nur am Rande. Wenn ein Römer das germanische Etymon in der im vorliegenden Graphie nicht so wiedergeben kann, wie es sein müsste, dann ist das eine Sache (obwohl die Römer da Lösungen gefunden haben, man denke nur an das griechische θ und das germanische þ welches die Römer in ihrer Graphie regelmäßig mit -th- wiedergegeben haben, obwohl dieser Laut im eigentlichen Latein nicht existierte). Auch aus einem defektiv transliteralisierten
ask (wobei das schon dem tatsächlichen Lautwert entsprochen haben dürfte) wird kein
Skyth und auch kein
Teut.
--> Übername als provinzialrömische Bezeichnung
--> Überlieferung und Niederschrift eines griechischen Fernhändlers
--> weitere Niederschrift durch einen nicht sehr weitgereisten ägyptischen Bibliothekar
noch anwendbar sind? Das was am Ende dort gelesen wurde war doch mit Sicherheit nicht das, was der Germane vor Ort gesprochen hat.
Ein Beispiel. Die Griechen kannten ein Instrument, welches sie
kithara nannten. Die Römer übernahmen dieses und nannten das Instrument zunächst ebenfalls
kithara, da sie aber einen Lautwandel des Graphems <c> vor i und e von /k/ zu /ts/ vollzogen, wurde aus der
kithara ein
tsithara o.ä. In dieser Form wurde das Wort dann auch ins Deutsche entlehnt: Zither.
Dasselbe griechische Wort fand aber auch Eingang in die semitischen Sprachen (vermutlich zunächst ins Aramäische) und kam, mit einigen Veränderungen des ursprünglichen Instruments als arabisches qi
tara (in der semitischen Transkription entspricht
t dem griechischen θ bzw. lateinisch-englischem <th>) in Westeuropa wieder an, wo es im Spanischen die Grundlage für die
guitara und damit die Ableitungen der Gitarre in den europäischen Sprachen wurde. Trotz der mehrfachen Entlehnung über 2000 Jahre auch über nicht miteinander verwandte Sprachen hinweg ist der Begriff nur sehr unwesentlich verändert worden, alle Veränderungen sind leicht nachvollziehbar. Und, nicht vergessen, und damit fällt die These ja eigentlich schon: der germanische Name Asciburg (vermutlich zu übertragen mit Eschenburg) ist als Asciburgium in lateinischen Quellen belegt. Welchen Grund sollte es haben, dass Tacitus, statt seine Informationen von zeitgenössischen Legionären zu beziehen, aus 200 Jahre alten griechischen Quellen bezöge (ja, es gibt solche Bezüge bei Tacitus, aber die beziehen sich kaum auf geographische Gegebenheiten sondern eher auf den Barbarenmythos, ob Tacitus hier direkt auf Griechen zugriff oder über den Umweg Caesar, den er ja in seiner Schrift ebenfalls nicht nennt aber nachgewiesenermaßen als Quelle verwendet, ist eine weitere Frage).
Die Herleitung über die Skythen in diesem
Artikel ist Deiner Meinung nach also falsch, oder habe ich das nur falsch verstanden?
Dass die mittelalterlichen Juden am Rhein, die dann im Laufe der Zeit nach Osten wanderten und das aschkenasische Judentum bildeten sich dabei auf eine Erinnerung an die Skythen beriefen, ist zeimlich sicher falsch. Noch einmal die Erinnerung: Aschkenas steht in der Genesis.
Nicht ausschließen (aber auch nicht bestätigen) würde ich, dass der Name Aschkenas von den Skythen abgeleitet ist, als nämlich die in der babylonischen Gefangenschaft sitzenden Juden den Pentateuch verfassten, können sie durchaus aus babylonischen Quellen deren Ethnonym für die Skythen als Volk im Norden übernommen und ätiologisiert haben. Ob dem so ist, weiß ich nicht, die Datenbasis ist auch extrem dünn, denn sie würde auf dem Nexus zweier Konsonanten nämlich -sk- bzw. -šk- basieren. Das ist nicht sehr tragfähig und würde Studien in den altorientalischen Sprachen über deren Kontakte mit den Völkern im Norden erfordern (die sicherlich schon im 19. Jhdt. geleistet worden sind). Aber selbst wenn der biblische Name Aškenas über babylonische Vermittlung vom Ethnonym der Skythen abgeleitet ist, würde das die Hypothese einer "Skythenburg" nicht stützen. Desweiteren wäre es verwunderlich, dass der Grundname, nämlich Burg, erhalten geblieben wäre und der spezifizierende Name, als Asci, übersetzt worden wäre. Normalerweise passiert dies, wenn Ortsnamen übersetzt und dabei hybridisiert werden genau andersrum: Die Spezifikation bleibt erhalten und der Grundname wird durch den zielsprachlichen Begriff ersetzt. Z.B. Guadalupe (Wolfsfluss, aus lat. lupus und arab. Wadi) oder Guadiana (aus Anas flumen und Wadi). Bei einer hybridisierenden Übersetzung wäre also
wenn *asci castrum zu erwarten, nicht ein lateinischer Begriff der dann den lateinischen Grundnamen Burg integrierte.
In diesem Zusammenhang habe ich auch noch die Bezeichnung Askomannen gefunden. Allerdings in einer späteren Sagen-
Überlieferung.
Dies ist wahrscheinlich sogar als Speerleute (Männer mit (Eschen)Speer) zu übersetzen.
Verblüffend finde ich aber, dass die drei Toponyme Asciburgium, Asciburgium(Gebirge) und Ascalingion ein Dreieck bezeichnen könnten das, identifiziert mit Diusburg, Teutoburger Wald und Lingen(Ems), ziemlich genau die Westfälische Bucht beschreibt.
Nun, wie gesagt, Asciburgium-Asberg mag man ja noch mit Duisburg, was ja lediglich auf der anderen Seite des Rheines liegt, identifizieren. Wie man aber den in Schlesien an der Weichsel verorteten Ἀσκιβουργίου ὂρους mit dem Teutoburger Wald identifizieren möchte, ist mir ähnlich schleierhaft, wie das an der Weser liegende Ascalingion mit Lingen an der Ems. Ich nehme an, diese hypothetische Gleichsetzung fusst auf dem -ling- in Ascalingion?