H
hyokkose
Gast
SamnuSupay schrieb:Aber denoch fällt es mir sehr schwer das zu Glauben.
Wie gesagt, eine verständliche Reaktion. Aber hier geht es nicht um Glaubensfragen, sondern darum, eine Rechnung wenigstens im Prinzip logisch nachzuvollziehen und mit den bekannten historischen Fakten zu vergleichen.
Abgesehen von den Konfessionsgrenzen seit dem 16. Jahrhundert, die mit politischen Grenzen (!) haarscharf identisch waren ("cuius regio, eius religio") wüßte ich nicht, worin diese Undurchlässigkeit hätte bestehen sollen.SamnuSupay schrieb:Immerhin waren einige Grenzen, Kulturgrenzen und Sprachgrenzen zwischen diesen Völkern, die früher wesentlich undurchlässiger waren als heute.
Dazu kommt, daß sich diese Grenzen beständig verschoben haben; nur wenige hatten überhaupt einige Jahrhunderte Bestand.
Die einzigen Grenzen, die über die Jahrtausende bestanden, sind geographischer Art, und diese sind in der Rechnung nicht nur angemessen berücksichtigt, sondern sogar unrealistisch hoch angesetzt:
DIE ZEIT schrieb:Dann nahmen sie einen Austausch zwischen diesen Subpopulationen von lediglich einem Migrantenpaar pro Generation und eine Generationsdauer von 30 Jahren an.
Und in ländlichen Bereichen wurde oft über jahrhunderte hinweg nur in einem sehr kleinen radius nach ehepartnern geworben.
Dazu ist erstens zu sagen, daß sich der Radius mit jeder Generation vergrößert, wie ich bereits ausgeführt habe.
Zweitens war die Bevölkerung auch schon vor der Erfindung moderner Verkehrsmittel viel mobiler, als sich das der kleine Moritz heute vorstellt. In den Gegenden, wo keine Realteilung üblich war, erbte i. d. R. nur der älteste Sohn den Grund und Boden; die anderen Geschwister mußten sehen, wo sie blieben, und zerstreuten sich oft in alle Winde.
Auch bestand die Bevölkerung bei weitem nicht nur aus grundbesitzenden Bauern. Handwerksgesellen zogen nach lange geübter Tradition Hunderte von Kilometern weit.
Darüber hinaus würfelten Mißernten, Kriege und Seuchen die Bevölkerung immer wieder durcheinander.
Die heile Welt vom Bauernvolk, der über Jahrtausende seiner Scholle treu bleibt, ist ein Mythos.