Hallo zusammen,
ich habe jetzt eine Weile gesucht, aber leider nichts gefunden. Warum wurde ausgerechnet der König von Böhmen Kurfürst? Gerade unter dem Aspekt, dass er wie vom Sachsenspiel dargestellt "kein Deutscher sei"
Theoretisch entstand bereits mit dem Aufstieg Böhmens zum eigenen Königreich (1198) das staatsrechtliche Problem, ob der König von Böhmen an der Wahl des deutschen Königs teilnehmen kann. Hiergegen sprach, dass Böhmen als eigenes Königreich dem regnum alemaniae nicht mehr angehören und somit sein König kein Recht haben konnte, an der Wahl des deutschen Königs teilzunehmen.
In der Praxis spielte dieses (theoretische) Problem zunächst keine Rolle. So nahm der König von Böhmen 1211 auf Einladung des Papstes an der Königswahl teil und war als Elector akzeptiert. Der mächtige König von Böhmen wurde wohl auch benötigt, um ggf. die Rechte des gewählten deutschen Königs (Friedrich II.) durchzusetzen.
Im "Sachsenspiegel" verneint Eike von Repgow das Wahlrecht des Böhmen, da dieser (staatrechtlich betrachtet) nicht deutsch sei. Es wurde 1220 bis 1236 geschrieben. Ob sein Kurfürstenparagraph von Anfang an (1236) oder erst nach den Vorkomnissen der Wahl von 1273 den Ausschluss des Böhmen von Kür und Wahl enthält, ist umstritten.
Schon vor der Königswahl 1273 einigten sich die Kurfürsten ohne Einbeziehung des inzwischen übermächtig gewordenen König Ottokar von Böhmen auf Rudolph von Habsburg als neuen deutschen König. Für Ottokar nahm der Bischof von Bamberg an der Wahlversammlung teil. Seitens der übrigen Kurfürsten wurde das Wahlrecht des Böhmen nicht bestritten. Nachdem Ottokars Gesandter wegen der bevorstehenden Wahl von Rudolph von Habsburg das freiwillige Verlassen der Wahlversammlung angekündigt hatte, bewarb sich der Gesandte von Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern um Zulassung zum Wahlkollegium, um die wohl schon damals als verbindlich angesehene Siebenzahl voll zu machen. Der Bayer wurde als Ersatz zugelassen. Damit war aber nicht entschieden, dass der Böhme künftig von der Wahl ausgeschlossen sei,.
Erst 1275 wurde die Frage diskutiert, ob der Böhme oder der Bayer eine Kurstimme habe, womit es Rudolph in dem sich anbahnenden Konflikt mit Ottokar, gelang einen ersten Keil zwischen Ottokar und dem Bayern zu treiben. Nach dem Tod von Ottokar (1278) einigte sich Rudolph mit Wenzel II. und bestätigte dabei die böhmische Kur.
Zusammenfassend läßt sich sagen, dass folgende Faktoren geholfen haben, die böhmische Kur zu konsilidieren:
1. Mit dem König von Böhmen als siebter Kurfürst konnte Stimmengleichheit vermieden und Wahlen entschieden werden.
2. Der König von Böhmen war ein wichtiger Machtfaktor in Mitteleuropa und konnte dem künftigen deutschen König helfen, seine Rechte im Reich durchzusetzen.
3. Der König von Böhmen hatte das Reichsschenkenamt inne. Wenn die anderen Reichs(erz-)beamten, Kurfürsten waren, dann sollte dies auch für den Reichs(erz-)schenk gelten.
4. Der König von Böhmen hatte ein fundamentales Eigeninteresse daran, die Geschicke des benachbarten regnum alemaniae mitzubestimmen, zumal der deutsche König der künftige Kaiser des Reiches war, dem auch der König von Böhmen angehörte.