So viel ich weiß, spielte es auch eine Rolle, da die kleineren Reichsritter meist die Erzbischöfe von Mainz und Trier und damit zwei der Kurfürsten stellten. Köln war in der frühen Neuzeit größtenteils von einem Wittelsbacher besetzt. Dadurch konnten die kleinen Reichsterritorien, Druck aus über vor allem gegenüber dem Kaiser. Die Habsburger sahen sie aber größtenteils als Verbündete. Sie gaben den Habsburgern ihre Stimme bei der Wahl eines Kaisers und der Kaiser garantierte die unverletzheit ihrer Ansprüche und Territorien.
Da überschätzt du die politische Macht der Kurfürsten recht deutlich vor allem in der Zeit zwischen dem 30-Jährigen Krieg und dem Ende des Reiches.
Zum einen sollte man gerade was die Bischöfe unter den Kurfürsten angeht auf dem Schirm haben, dass diese schon deshalb nicht völlig frei waren im Intrersse der eigenen Familien mit der Kaiserwahl eigene Hauspolitik zu betreiben, weil sie sich als Bischöfe Rom gegenüber verantworten mussten.
Hätten die Bischöfe dementsprechend auch nur offen erwogen einen protestantischen Kandidaten für die Wahl zum Kaiser zu unterstützeen, hätte ihnen das seitens Rom die Absetzung als Bischof, wenn nicht gar die Exkommunikation einbringen können und hätte Rom einen Erzbischof von Mainz, Köln oder Trier tatsächlich abgesetzt, so dass er des geistlichen Amtes, dass er innehatte verlustig gegangen wäre, hätte sich das mit der Kurstimme dieses Ex-Bischofs auch schnell erledigt gehabt.
Die Wahl eines protestantischen Kandidaten als Druckmittel schied also aus.
Die Wahl eines mindermächten kleinen katholischen Fürsten zum Kaiser wäre auch kaum eine Option gewesen, da grade die kleineren Herrschaften im Süden und im Westen des Reiches, mitunter auf kaiserlichen Schutz und kaiserliche Fürsprache angewiesen waren um nicht von ihren größeren Nachbarn geschluckt zu werden.
Das diverse Amtsinhaber da von Haus aus schon etwas mehr waren als "kleine Reichsritter" waren ist ja von anderer Seite bereits angesprochen worden nur waren dass als relativ kleine Fürstenhäuser keine Militärmächte, die ihre eigenen Territorien ohne kaiserliche Protektion hätten schützen können.
Bei den kleinen Territorien im Süd-Westen kommt erschwerend die Randlage im Reich, gegenüber einem immer expansiver auftretenden Frankreich hinzu, die einen starken Kaiser um so nötiger machte.
Hinzu kommt, dass völlig unkalkulierbar gewesen wäre, wie Habsburg auf eine offene Drohung in Sachen Kaiserwahl reagiert hätte.
Eine ähnliche Situation hatte es ja gegeben, als sich Friedrich V. von der Pfalz am Vorabend des 30-Jährigen Krieges zum König von Böhmen wählen ließ und damit, wenn das durchgegangen wäre Habsburg der Verlust der Kaiserwürde gedroht hätte.
Die Folge ist bekannt, Habsburg antwortete mit Krieg.
Dieses Risiko hätten die Erzbischöfe auf sich genommen, wenn sie offen versucht hätten den Kaiser über die Wahl des Nachfolgers zu erpressen, wobei sie mit Rücksicht auf Rom keinen Protestantischen Kandidaten ins Auge hätten fassen und somit auf keine Unterstützung aus dem protestantischen Lager hätten rechnen können (sofern man von "Lager" überhaupt sprechen kann, denn Sachsen verhielt sich ja immer sehr kaisertreu und mit der Konversion Augusts des Starken zum Katholizismus um die polnische Krone erwerben zu können, ist auch fraglich ob man von Sachsen als protstantischer Macht (wenngleich der Großteil der Bevölkerung protestantisch blieb) noch sprechen kann).
Die einzige alternative zu Habsburg, die für die Erzbischöfe gangbar gewesen wäre, insofern dass ein Katholischer Fürst sein musste um Rom keinen Anlass zur Intervention zu bieten und er mächtig genug sein musste um die kleineren Reichsstände effektiv schützen zu können, wäre Wittelsbach gewesen.
Das hätte allerdings vorausgesetzt, dass die Bayerischen Wittelsbacher selbst bereit gewesen wären das Risiko einzugehen, sich mit dem mächtigen Nachbarn anzulegen, was nicht ohne weiteres vorausgesetz werden konnte.
Das war in Situationen denkbar in denen Bayern-Wittelsbach über starke Partner außerhalb des Reiches verfügte, was durch verschidene Verbindungen mit Frankreich seit dem Spanischen Erbfolgekrieg bis in die Napoléonik immer mal wieder vorkam, allerdings zeigte sich dabei auch immeer wieder, dass Wittelsbach allein Habsburg nicht gewachsen war und es im Konflikt mit Habsburg immer wieder militärisch in Not geriet, wenn Hilfe von anderer Seite ausblieb.
Den tatsächlichen Versuch Habsburg abzusetzen hat es ja seit dem 30-Jährigenn Krieg bis zum Ende des Reiches nur ein einzuges mal gegeben und dass war, als sich im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges Karl Albrecht von Wittelsbach kurzfristig zum Kaiser wählen lassen konnte.
Das funktionierte in dieser Form aber nur, weil Habsburg gerade keinen männlichen Prätendenten für den Kaiserthron aufzubieten hatte und die Erzbischöfe spielten dabei keine herausgehobene Rolle.
Zudem war auch das Gewicht der drei geistlichen Kurfürsten im Laufe des 17. jahrhunderts dadurch gemindert worden, dass das Kurfürstenkollegium um zwei weitere weltliche Kurstimmen (Bayern und Braunschweig-Lüneburg) erweitert wurde, womit nunmehr 3 geistliche Kurfürsten 6 Weltlichen gegenübeerstanden.
Insofern Kur-Köln seit 1583 bis zum Ende des Reiches nur zwei Erzbischöfe hatte, die nicht entder selbst Wittelsbacher oder Habsburger waren, ergab sich hier auch relativ wenig Spielraum um das Kurfüstentum als Basis für die Hausmachtspolitik kleinerer Dynastien zu instrumentalisieren.