Warum keine bahnbrechenden Erfindungen wie in der Renaissance?

Renard schrieb:
Das liegt mit Sicherheit auch am Wirtschaftssystem. Wenn ich kostengünstig eine riesige Anzahl von Sklaven, deren Leben einen z.T. nur geringen Wert hat, die alle unangenehmen und schweren Arbeiten erledigen, dann brauche ich mir keine Gedanken machen, wie ich bestimmte Arbeitsabläufe effizienter gestalte oder bestimmte Kräfte oder Energien besser nutze. Was hätten die Römer mit einer Dampfmaschine machen sollen? Es gab keinen Bedarf dafür!
Diese Erklärung scheint auch für die griechische Antike zu passen. Alle geistigen Leistungen für die wir sie achten, stammen aus Bereichen, die nicht von Sklaven übernommen wurden, sondern "Bürgermetier" waren: Theater, Philosophie, Mathematik, Politik und Architektur. Hingegen wurden Wirtschaftszweige, in denen Sklaven die entscheidende Rolle spielten kaum vorangebracht oder zumindest nicht in dem Maße. Wichtigster Einsatz von Sklaven sind mWn. Landwirtschaft und Bergbau. In ersterem hat zwar das ach so rückständige Mittelalter zahlreiche Innovationen eingeführt (Pflüge, Anschirrmethoden). Wie es im Bergbau aussah weiß ich leider nicht.
Ähnlich war es mit Römern: ihre Talente waren zum Beispiel Militär und Recht. Bauer war zwar ein Ideal, aber der Anteil von Sklaven und Kolonnenarbeitern (zählt man die noch zu Sklaven?) war alles andere als Gering.
Eine Zwischenstellung nehmen die Handwerke ein: Bei den Griechen waren beide Schichten in diesem Bereich tätig, über die Römer kann ich keine Aussage treffen. An einer Verbesserung des technischen Standart bestand also ein Interesse. Lässt sich das im Aufkommen neuer Schmiedetechniken, Töpfermethoden und ähnlichem erkennen? Wer war auf einem römischen Bau tätig?
Eine letzte Frage: Erfindungen wedern bei praktischer Tätigkeit gemacht. Welchen Stellenwert hatte Arbeit in Rom? Aristoteles sah in ihr nochetwas, das Tugend automatisch ausschließt. Lag den Römern mehr daran?
 
Interessante Punkte Themistokles. Im Hellenismus, dem Sklaven in großem Maße zur Verfügung standen und später im römischen Reich gab es auch quasi so etwas wie Manufakturen mit starker Arbeitsteilung. Die Manufakturen des europäischen Absolutismus werden ja oft gerne mit vorweggenommener, späterer Industrialisierung verbunden. An dem was wir heute Industrie nennen fehlt eigentlich nur die Maschinenkraft. Oder fällt das als organisatorisch/verbessernde Maßnahme nicht mehr unter Innovation?


Bei Themistokles fallen mir übrigens die letztens häufig gelobten seemännischen Erfindungen in China ein, die diesen eine Handels- und Entdeckungsflotte bescherten die zwischen Indien und China kreuzte. Sogar die Entdeckung Amerikas wird für Möglich gehalten. Im damaligen China war Arbeitskraft keine Mangelware. Es waren Kaufleute mit Visionen und zeitweiligem finanziellen und administrativem Rückhalt beim Kaiser die das Unternehmen auf die Beine stellten. Spätere Kaiser erachteten die Innovationen für gering, ließen den Handel verbieten und die Schiffe verbrennen. Einige Generationen später drangen europäische Segelschiffe in den indischen Ozean ein..
 
tejason schrieb:
IIm Hellenismus, dem Sklaven in großem Maße zur Verfügung standen und später im römischen Reich gab es auch quasi so etwas wie Manufakturen mit starker Arbeitsteilung. Die Manufakturen des europäischen Absolutismus werden ja oft gerne mit vorweggenommener, späterer Industrialisierung verbunden. An dem was wir heute Industrie nennen fehlt eigentlich nur die Maschinenkraft. Oder fällt das als organisatorisch/verbessernde Maßnahme nicht mehr unter Innovation?
Maschinen sind geradezu das klassische Beispiel für Innovationen, neben Werkzeugen. Ich verstehe leider deinen Post nicht ganz:ichdoof:Willst du sagen, dass die Manufakturen der Antike ein Gegenbeispiel für die Sklaven statt Fortschritt These sind, weil neue Formen der Arbeitsteilung auftraten oder als Beleg, weil man durch bessere Organisation der einzelnen Schritte Entwicklung neuer Methoden und Hilfsmittel aus dem Weg ging?

Deine Überlegung zur fehlenden Konkurrenz, die ebenfalls die Sicherheit gab sich auf getanem auszuruhen finde ich auch sehr einleuchtend. Rom war praktisch die Wirtschaftsmacht. Es gab keinen Ansporn jemanden zu überflügeln. Angemessene Gegner waren entweder praktisch unbekannt (China) oder besiegt. Eine Ausnahme bildeten Reiche in Osten, aber deren kulturelles und technishces Niveau vermag ich nicht einzuschätzen.
 
tejason schrieb:
Die Heere des 'Alten Fritz' aus dem 7-jährigen Krieg waren in der Bewaffnung nicht nennenswert anders als die Heere Napoleons. Es war ihre Art zu Fechten die sie unterschied und ersteres zum leichten Opfer von Jena/Auerstedt werden ließ.


Ich will mich hier gar nicht auf einer gegenteiligen Seite an dieser Diskussion beteilige, in vielen Punkten folge ich eurer Argumentation. tejasons Beispiel ist hier allerdings ziemlich unglücklich formuliert! Der entscheidende Unterschied zwischen den napoleonischen Heeren und denen Preussens ist nicht auf die "Art zu fechten" zu reduzieren, es sei denn es ist als Metapher zu verstehen. Das gehört allerdings nicht wirklich hierher und sollte an anderer Stelle fortgeführt werden, sollte dabei Bedarf bestehen.
Daher nur eine Verständnisfrage an tejason: Sollte man deine Aussage als Metapher verstehen?
 
Themistokles schrieb:
Ich verstehe leider deinen Post nicht ganz:ichdoof:Willst du sagen, dass die Manufakturen der Antike ein Gegenbeispiel für die Sklaven statt Fortschritt These sind, weil neue Formen der Arbeitsteilung auftraten oder als Beleg, weil man durch bessere Organisation der einzelnen Schritte Entwicklung neuer Methoden und Hilfsmittel aus dem Weg ging?
Sorry, unglückliche Formulierungen. Ich sollte meine Posts nicht mehr so schnell schreiben. Natürlich bist du nicht doof. Ich meine es im Sinne deines letzten Satzes.

Innovation wird in diesem Thread nur im klassischen Sinne benutzt, als Erfindung technischer Art. Dabei entfaltet eine solche Erfindung seine Wirkung doch erst in einem entsprechenden Umfeld, also einer angepassten Struktur und Organisation. Diese relative Geringschätzung wundert mich doch in unserer Zeit, wo die Optimierung des Nutzwertes eine der hauptsächlichen Maximen in der Wirtschaft geworden ist. Das will ich hier besonders betonen. Eine neue Erfindung ist ohne den abgestimmten, richtigen Einsatz wertlos wie eine Pistole ohne Munition. Ab Bau der ägyptischen Pyramiden ist nicht nur die technische Meisterleistung so beachtlich, sondern auch die Organisationsleistung.

@Marbod:
Beide Seiten hatten ziemlich genau die gleiche 'Hardware'. Den Ausschlag gab etwas Anderes. Da sind die Parallelen dieser Metapher mit meinem letzten Absatz.
 
Zuletzt bearbeitet:
tejason schrieb:
@Marbod:
Beide Seiten hatten ziemlich genau die gleiche 'Hardware'. Den Ausschlag gab etwas Anderes. Da sind die Parallelen dieser Metapher mit meinem letzten Absatz.

Ok, hatte ich mir schon gedacht, dass du das so meintest. Vielleicht wäre es für die Zukunft besser, wenn du Metaphern in Anführungszeichen setzt? So wie die 'Hardware'?
 
Hallo Leute,

um nochmal auf dieses Thema zurück zu kommen:

Alles in allem denke ich, dass in der Hochzeit Roms der Bedarf solcher Innovationen nicht da war. Schließlich hatte man etwas zu dieser Zeit im Überfluss, woran es in den nachfolgenden Epochen eher mangeln sollte.

Wir würden heute vom sogenannten "Human Kapital" oder "Man Power"
sprechen. Diese war da in Form von Sklaven.
Wenn man z.B. bedenkt, wieviele Sklaven sich um die Sonnensegel des flavischen Theaters gekümmert haben oder wieviele Sklaven in den Bädern für die Temperatur der Fußbodenheizung sorgten...

Deswegen ist die Stadt Rom im frügen Mittelalter so unaufhaltsam verfallen,
da die Restbevölkerung dermaßen zusammen geschrumpft war und mit den wenigen noch vorhandenen Dienerschaften diese große Stadt nicht mehr unterhalten konnten...

Oder? :grübel::winke:
 
Als technische Leistungen der Zeit der "Pax Romana" kommen mir nach kurzem Nachdenken in den Sinn:

- Grundlegende Verbesserungen der Pressentechnik bei der Wein- und Ölgewinnung durch die Schraubenpresse, deren Technik bis ins 19. Jhdrt. Bestand hatte
- Völlige technologische Umstellung der Mahltechnik durch Übergang von der hin- und hergehenden Bewegung zur Rotationsbewegung. Damit war die Möglichkeit gegeben, Tiere für das Mahlen des Getreides zu nutzen.
- Technische Neuerungen in der Bergbautechnik, die den Abbau in zahlreichen Bergwerken erst möglich machten, wie eine Wasserhebetechnik, die die Ableitung großer Wassermengen aus den Bergwerken mit Hebehöhen bis gegen 30 m gestatteten,
- Für die Textilherstellung von großer Bedeutung war die Einführung der Schafschur mittels einer neu erfundenen speziellen Schere, die es ermöglichte, ein zusammenhängendes Vlies zu gewinnen sowie die Einführung des Tuchbaums beim Webstuhl, wodurch die Kette nicht mehr durch Gewichte straff gehalten werden musste. Weben war dadurch mit sehr viel weniger Kraftaufwand möglich und konnte im Sitzen ausgeübt werden. Nur durch diese Neuerung konnte die Textilbedarf der späteren Zeit gedeckt werden.
- Die Erfindung der Bügelschere ermöglichte es, in den Walkereien, die die gewebten Stoffe weiter verarbeiteten, den Gewebeflor zu entferen. Die in der Landwirtschaft eingesetzte Schraubenpressentechnik fand auch hier Anwendung in der Tuchpresse. Das neue Maschinenelement wurde bald universell eingesetzt.
- In Gallien, wo der Landtransport eine viel größere Rolle spielte als in den Mittelmeerländern, wurde ein Geschirr entwickelt, das es zum ersten Mal ermöglichte, mehr als zwei Pferde paarweise hintereinander zu spannen, was den Landtrasport bedeutend beschleunigte.
- Bahnbrechend war auch die Entwicklung des Einspänners um 50 - 60 n. Chr., des Speichenrades und der drehbaren Vorderachse.
- Im Schiffbau ist zu erwähnen die Entwicklung und der häufige Einsatz des Zweimasters und, in geringerem Umfang, des Dreimasters. Ohne diese Neuerungen wäre es wohl kaum möglich gewesen, pro Jahr 80000 to Getreide von Ägypten nach Rom zu verschiffen.
- In der Rheinschifffahrt wurde erstmals das Hecksteuerruder, das fest mit dem Achtersteven verbunden ist, verwendet, das das Steuern massiv erleichterte.
- In der Vermessungstechnik ermöglichte erst die Erfindung des Chorobaten den Bau von Wasserleitungen mit extrem niedrigen Gefällen.
- In der Wasserversorgung war es notwendig, leistungsfähige Druckleitungsstrecken zu bauen, für die riesige Bleimengen gebraucht wurden (Gier-Leitung bei Lyon 10000 to Blei), sodass diese Technik nur durch die Verbindung von innovativer Bergbautechnik mit innovativer Metallverarbeitungs- und Bautechnik möglich war.
- Die Römer bauten die ersten Talsperren, wie etwa die beiden Staudämme bei Emerita Augusta im Westen Spaniens.
-Zwar haben die Römer nicht den Buchdruck erfunden, aber immerhin das Buch, den "Codex", der die Buchrolle ablöste. Damit nahm das ganze Bibliotheks- und Archivwesen eine neue Richtung

Es würde zu weit führen, jetzt noch auf die Bedeutung der Erfindung des "Opus mixtum" und des "Opus testaceum" auf die Bautechnik dieser Zeit im einzelnen einzugehen.

Meiner Meinung nach war die kontinuierliche technische Entwicklung und der Einsatz einer Vielzahl von neuen Erfindungen eine Grundlage dafür, dass die Pax Romana überhaupt funktionieren konnte. Eine Versorgung der Bevölkerung mit allen Dingen des täglichen Bedarfs war die Grundlage der inneren "Pax Romana". Sie war nur möglich durch die Hervorbrigung und den ständigen Einsatz technischer Neuerungen
 
Demnach haben die Römer doch allerhand neues geschaffen. Bezog sich dies allerdings vor allem auf die Erleichterung alltäglicher Arbeiten (die zwar zumeist von Sklaven ausgeführt wurde), wurde die Effizienz gefördet. Auch dein Beispiel mit dem Handel nach Ägypten ist gut. Vielleicht fallen viele Erfindungen der Römer nicht auf, weil sie eben über einen derart langen Zeitraum verteilt stattgefunden haben, während im ausgehenden Mittelalter und danach innerhalb relativ kurzer Zeit eine Fülle an neuen Entwicklungen einhergingen...:grübel:

s.d.caes.
 
- Bahnbrechend war auch die Entwicklung des Einspänners um 50 - 60 n. Chr., des Speichenrades und der drehbaren Vorderachse.
Das Speichenrad brachten bereits die Ägypter des neuen Reiches an ihre Streitwagen an. Zumindest diese Lorbeeren müssen die Römer wohl abgeben.
Ansonsten Hochachtung vor diesr äußerst informativen Liste.
 
Sehr interessanter Beitrag, kwschaefer. Darf ich nach den Quellen fragen, weil der Nachweis der Existenz einiger dieser Erfindungen bereits zur roemischen Zeit die herrschende Lehrmeinung in der Technikgeschichte wirklich revolutionieren wuerde. Ich denke an die Buegelschere und vor allem an das festmontierte Hecksteuerruder, fuer das es erst einen Nachweis im Hochmittelalter gibt (oder frueher, aber in ganz anderer Form bei den Arabern und Chinesen).

Mich wuerde auch Material zum gallischen Mehrspanner, zu den Bleileitungen, den Talpserren (was ist der Unterschied zu einem Damm, wie er schon z.Z. der Koenigin von Saba im Yemen existierte?). Eigentlich bin ich an Nachweisen zu all deinen Erfindungen interessiert

Meinerseits bin ich gerne bereit, diverse wissenschaftliche Artikel zur antiken Technikgeschichte an Interessierte zu verschicken.
 
Sehr interessanter Beitrag, kwschaefer. Darf ich nach den Quellen fragen, weil der Nachweis der Existenz einiger dieser Erfindungen bereits zur roemischen Zeit die herrschende Lehrmeinung in der Technikgeschichte wirklich revolutionieren wuerde. Ich denke an die Buegelschere und vor allem an das festmontierte Hecksteuerruder, fuer das es erst einen Nachweis im Hochmittelalter gibt (oder frueher, aber in ganz anderer Form bei den Arabern und Chinesen).

Mich wuerde auch Material zum gallischen Mehrspanner, zu den Bleileitungen, den Talpserren (was ist der Unterschied zu einem Damm, wie er schon z.Z. der Koenigin von Saba im Yemen existierte?). Eigentlich bin ich an Nachweisen zu all deinen Erfindungen interessiert

Meinerseits bin ich gerne bereit, diverse wissenschaftliche Artikel zur antiken Technikgeschichte an Interessierte zu verschicken.

Ich weiß jetzt nicht, wo gerade die einzelnen Nachweise stehen, aber ich habe meine Weisheiten im wesentlichen aus folgenden Quellen.

1. Helmut Schneider Die Gaben des Prometheus - Technik im Antiken Mittelmeerraum zwischen 750 v.Chr. und 500 n.Chr. in Propyläen Technikgeschichte Bd 1 Berlin 1991

2. James E. III McClellan, Harold Dorn Science and Technology in World History: An Introduction The Johns Hopkins University Press Baltimore 1999

3. George Basalla The Evolution of Technology Cambridge University Press Cambridge 1988

4.Naturwissenschaft und Technik in der Geschichte. 25 Jahre Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik am Historischen Institut der Universität Stuttgart Stuttgart 1993

Bügelschere, Hecksteuerruder und Talsperren sind aus 1., das weiß ich sicher.
Die Technik der Druckleitungen aus Blei ist ja nun wirklich etwas allgemein bekanntes, ich habe die von Gier nur deshalb besonders hervorgehoben, weil dort so besonders viel Blei verbraucht wurde. Die 10000 to sind dabei eine konventionelle Schätzung, manche Autoren nehmen 40000 to an.

Zur Wasserversorgung gibt es auch gute links, die über druckleitungen aus Blei berichten:
http://www.iath.virginia.edu/waters/
Zu Gier:
http://de.structurae.de/projects/data/index.cfm?ID=p00254
 
Beim Lesen dieses Threads fiel mir zu der von Octavianus gestellten Frage etwas ein
Da wäre es doch sinnvoll gewesen, im späten 2./frühen 3. Jahrhundert
bei steigenden Kosten für die Legionäre Innovationen im militärischen
Bereich voranzutreiben.

Innovationen gab es ja im römischen Militärwesen. Taktiken wurden entwickelt und neue Waffen, so soll zum Beispiel Marius den Speer entwickelt haben, dessen Spitze beim Aufprall abbricht, da es vorher oft geschah, dass der Feind den schon geworfenen Speer vom Boden nahm und zurückschleuderte.
Ich würde sagen, das zum Beispiel die neuen Ideen im Militärwesen einfach auf ihren Bereich beschränkt blieben. Im Gegensatz dazu steht ja heute zum Beispiel das Internet, das auch zu nicht militärischen Zwecken eingesetzt werden kann.
 
Beim Lesen dieses Threads fiel mir zu der von Octavianus gestellten Frage etwas ein


Innovationen gab es ja im römischen Militärwesen. Taktiken wurden entwickelt und neue Waffen, so soll zum Beispiel Marius den Speer entwickelt haben, dessen Spitze beim Aufprall abbricht, da es vorher oft geschah, dass der Feind den schon geworfenen Speer vom Boden nahm und zurückschleuderte.
Ich würde sagen, das zum Beispiel die neuen Ideen im Militärwesen einfach auf ihren Bereich beschränkt blieben. Im Gegensatz dazu steht ja heute zum Beispiel das Internet, das auch zu nicht militärischen Zwecken eingesetzt werden kann.

Das sind auf jeden Fall Innovationen, keine Frage.
Jedoch in meinen Augen keine bahnbrechenden. Bahnbrechend wären
für mich das Schwarzpulver, Buchdruck, der Dampfantrieb, etc. gewesen.
Es hat irgendwie dieser Entwicklungssprung gefehlt.
Dieser kam dann erst viel später.
 
Jedoch in meinen Augen keine bahnbrechenden. Bahnbrechend wären
für mich das Schwarzpulver, Buchdruck, der Dampfantrieb, etc. gewesen.

Offensichtlich nehmen deine Augen schon sehr, sehr viel für selbstverständlich, was in der Antike absolut bahnbrechend war. Allein die ganze Wasserbautechnik ist so bahnbrechend, dass sie mit Mühe und über ein paar Jahrhunderte hinweg wieder entdeckt werden musste.
 
Wie soll man bahnbrechend von bahnbrechend unterscheiden? Was soll so bahnbrechend am Schießpulver sein? Erst im 19. Jh. wurde die Wirkung eines Pfeilhagels von den Gewehren der Neuzeit eingeholt.
Wer das Wasser beherschte war durchaus jemand mit einem großen Vorteil und Vorsprung. Die Wichtigkeit der Fortschritte in der Wasserbautechnik für die Zivilisation sind für mich von dem alten Mesopotanien bis zum antiken Rom ganz entscheidende Indizien für Know-How. Die Kenngrößen waren in der Antike andere, die Anforderungen ebenso, was nicht heißen soll dass der Buchdruck nicht auch dem römischen Reich genutzt hätte.
Das weltumspannende Reich der Römer brachte auch Wissen zusammen. Die Römer waren in den Kriegen dazu gezwungen Erfahrungen zu sammeln im Friedlichen wie im Kriegerischen. Mit Wasserdampf wurde in der griechischen Antike durchaus schon experimentiert, nur die Ergebnisse nicht bis zur Konsequenz nachvollzogen und nutzbar gemacht. Was blieb waren Spielereien für die Salons.
 
Ja ich denke auch, dass wir hier das Problem haben, welche Erfindung als bahnbrechend beurteilt werden soll.
Öfters hier im Thread genannt sind die Aquädukte. In meinen Augen ist das wahrlich eine bahnbrechende Erfindung, da man nun auch da Siedlungsgebiete aus dem Boden stampfen konnte, wo es eigentlich nicht genügend Trinkwasser gab. Das Wasser wurde ja nicht nur über die Aquädukte geleitet - was über so weite Strecken beachtlich ist -, sondern auch reguliert und abgezweigt.
Bezüglich der Architektur ist auch ganz wichtig die Erfindung des Mörtels, durch die wieder neue Bauformen möglich wurden. Im Bezug darauf hier eine interessante Aussage:
Der "römische Beton" ist eine der bedeutendsten Erfindungen der
Baugeschichte und ein genialer Beitrag zum rationellen Bauen.
http://www.beton.de/Baugeschichte/b-geschichte.htm

Wir müssen sehen, dass wir von der Antike reden und deshalb nicht im Maßstab von Internet und Co. urteilen können. Doch ehrlich gesagt, ist doch so einiges wirklich beachtlich, was die Römer geschafft und geschaffen haben.
 
Offensichtlich nehmen deine Augen schon sehr, sehr viel für selbstverständlich, was in der Antike absolut bahnbrechend war. Allein die ganze Wasserbautechnik ist so bahnbrechend, dass sie mit Mühe und über ein paar Jahrhunderte hinweg wieder entdeckt werden musste.

Ja, da gebe ich Dir Recht, man muss sich natürlich immer die Sachen im Detail angucken.

Rafael schrieb:
Doch ehrlich gesagt, ist doch so einiges wirklich beachtlich, was die Römer geschafft und geschaffen haben.

Da gebe ich Dir 100 % Recht!

Es ist schon interessant, dass in der ausgehenden Spätantike soviel
Know How verloren gegangen ist bzw. dieses von ganz wenigen jahrhundertelang gewahrt wurde und es ca. 1000 Jahre gedauert hat, wieder dieses Niveau zu erreichen.
Von der Ausgangssituation vor der Renaisance her war das Niveau allgemein
niedriger, gerade bezogen auf die Infrastruktur, als während der Hochzeit Roms.
Wer weiß, wäre die Geschichte Roms anders verlaufen...aber das ist reine Spekulation...
 
Ja ich denke auch, dass wir hier das Problem haben, welche Erfindung als bahnbrechend beurteilt werden soll.

Jetzt weiß ich nicht , ob das Thema schon hier angesprochen war, aber bahnbrechend dies sicherlich:

Nicht da Vinci, nicht Kopernikus, nicht Kepler, und schon gar nicht Descartes, sondern der Architekt und
Bildhauer Filippo Brunelleschi, der im frühen 15. Jahrhundert die Gesetze der Zentralperspektive
entdeckte, ist nach Schmeiser der eigentliche Initiator eines neuen radikalen Denkens, fasst der
Rezensent die zentrale These von Schmeisers Buch zusammen. Erstmals werden geometrische Gesetzte zu
"wissenschaftlichen" Zwecken verwendet, erklärt der Rezensent, "das neue Sehen ist zugleich ein
objektives Messen".


In der Renaissance wurde die Zentralperspektive (im Zusammenhang mit der Camera Obscura) (wieder-)
entdeckt, die in etwa dem Sehen mit einem Auge oder einer verzerrungsfreien fotografischen Abbildung
entspricht. Malerarchitekten wie Filippo Brunelleschi, Leon Battista Alberti und Giotto schufen Werke,
die Motive der christlichen Ikonographie in räumlich korrekt konstruierten Architekturkulissen zeigten.
In einem Buch aus dem Jahre 1436 erläuterte Leon Battista Alberti die mathematischen Methoden, mit denen
auf Gemälden eine perspektivische Wirkung zu erzielen sei. Albrecht Dürer veröffentlichte 1525 sein Buch
Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt, das die erste Zusammenfassung der
mathematisch-geometrischen Verfahren der Zentralperspektive darstellte und damit auch die Grundlagen der
Darstellenden Geometrie bildet.


http://de.wikipedia.org/wiki/Perspektive
 
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